! Aktualisiert am 27. April 2022
Mit meiner besten Freundin nach New York – wie spannend! Fast noch spannender war die Anreise über Island. Nachdem schon der Hinflug krass war, wurde es auf dem Rückflug noch besser: Wegen eines verpassten Anschlussflugs waren wir plötzlich gestrandet: 24 Stunden in Reykjavik, bei 10° C in dünnen Sommersachen…
“Welcome to Iceland! Icelandair announces a change to your booking. You have been rebooked…” Ungläubig schaue ich auf das Display meines Smartphones. Die Freude, endlich wieder in der EU zu sein und kostenloses Roaming zu genießen, fühlt sich jetzt eher hohl an.
Auch wenn ich im Kopf noch mitten in der Nacht in New York bin, müsste es doch jetzt Freitag sein, kurz nach 10 Uhr morgens. Wieso soll unser Anschlussflug nach Berlin um 7:40 Uhr gehen?
So langsam sickert es ein: Wir haben unseren Anschlussflug um zehn Minuten verpasst und müssen nun einen ganzen Tag warten, bis der nächste Flieger dorthin startet.
Ich kann mir die Tränen nur mühsam verkneifen; in Gedanken hatte ich heute Mittag schon meinen Kids und meinem Mann in den Armen gelegen… Ein Seitenblick zu meiner starr blickenden Freundin zeigt, dass es ihr ganz ähnlich geht. Jetzt bloß nicht losheulen – positiv bleiben!!
Zwar sitzen wir jetzt also 24 Stunden in Reykjavik fest und haben für die hier herrschenden 10 °C nicht viel anzuziehen – immerhin kommen wir aus dem hochsommerlichen New York.
Aber: Icelandair bezahlt uns ein schickes Hotel samt Shuttlebus und drei Mahlzeiten im Restaurant. Eine satte Entschädigung wird auch fällig werden.
Und: Wir haben einen Tag auf Island geschenkt bekommen, wo wir noch nie waren!
Inhalt
Lektion 1: Der Flughafen Keflavik ist nicht in Reykjavik!
Erste Lektion: Der Flughafen Keflavik sowie die gleichnamige Kleinstadt liegen richtig weit außerhalb der Hauptstadt. Gut, dass wir, vor die Wahl gestellt, ein Hotel in Reykjavik genommen haben, sonst würden wir hier gnadenlos festsitzen! (Und nochmal: Danke, Icelandair!)
Mit dem Flybus, der voll besetzt ist mit jungen Backpackern, fahren wir unter einem wolkenverhangenen, tiefgrauen Himmel durch karge Lava-Landschaften in die Hauptstadt von Island. Am Busbahnhof heißt es umsteigen, wir werden nach unseren farbig markierten Tickets auf weitere Shuttlebusse verteilt – ist Reykjavik denn so weitläufig?
Der Transfer in die City dauert insgesamt fast eine ganze Stunde. Ganz ehrlich: So richtig vom Hocker haut uns die Insel an diesem trüben, wolkenverhangenen Morgen nicht. Auch Reykjavik selbst wirkt auf den ersten Blick grau, klein und ziemlich öde…
Erste Eindrücke von Reykjavik
Nachdem wir unsere Handgepäcks-Rucksäcke im Hotel abgestellt und quasi alle Kleidungsstücke darin übereinander angezogen haben, zwingen wir uns wieder hinaus. Der Jetlag winkt verführerisch, aber wir wollen durchhalten. Wir haben 24 Stunden in Reykjavik, die werden wir nutzen!
Zuerst geht es um die Ecke ins überraschend gute Restaurant “Isafold” auf der Þingholtsstræti (das erste Zeichen ist so etwas wie ein “th” im Englischen). Mit vollen Mägen und aufgewärmten Herzen (die Bedienung ist so freundlich, dass wir uns gar nicht mehr allzu “underdressed” vorkommen) wagen wir uns nun hinaus in den kalten Vormittag.
3 Reykjavik-Highlights für einen Tag
Durch die schmalen, kopfsteingepflasterten Straßen der Innenstadt weht ein eisiger Wind, ab und an mischen sich ein paar Regentropfen hinein. Wir sind wirklich gnadenlos falsch angezogen und hüpfen bibbernd von Ladentür zu Ladentür.
Dabei entdecken wir zwischen unglaublich vielen Souvenirshops mit unbezahlbaren Strickmützen und Norwegerpullovern auch richtig coole Shops und Cafés. Die größte Überraschung: der Gang auf die Toilette im “Babalu”. Probiert es mal aus!
Die Hallgrimskirkja
Am Ende der Skólavörðustígur (sprecht das mal korrekt aus…) ragt die unverkennbare Form der Hallgrimskirkja aus dem Nebel. Wir beäugen die Statue des Entdeckers Leif Eriksson, schauen uns scheu in dem schlichten Innenraum um, in dem gerade ein Chor singt, und beschließen dann, touristisch in die Vollen zu gehen: Ich kaufe zwei Tickets, mit denen wir den Fahrstuhl hinauf auf den Kirchturm besteigen dürfen.
(Als Budget-Blogger würde ich euch jetzt den Spartipp geben, dass ihr den Fahrstuhl auch ohne Ticket benutzen könnt, uns hat niemand kontrolliert. Aber das mache ich natürlich nicht!)
Die Aussicht vom 74,5 Meter hohen Turm der Hallgrimskirkja ist für 10 Euro ganz nett; das extrem unsommerliche Mistwetter hilft leider auch nicht. Immerhin stehen wir gerade auf dem höchsten Gebäude von ganz Island, da kann man schon mal stolz drauf sein.
Der Sommer 2018 ist in Island komplett ausgefallen; wir ärgern uns also nicht, sondern bemitleiden all die anderen Touristen, die uns in Reykjavik über den Weg laufen und trotz fescher Outdoor-Kleidung säuerlich aus der Wäsche blicken. Ob die Campingurlaub machen wollen…?
Der “Sun Voyager”
Den Weg zum Meeresufer haben wir von oben schon ausgemacht; ohne weitere Ablenkungen durch touristische Attraktionen laufen wir die kleine Frakkastigur hinunter zur Faxafloi-Bucht.
An der Uferpromenade sehen wir sie dann in einem verirrten Sonnenstrahl aufleuchten und sind verzaubert: Die Skulptur “Sun Voyager” passt wirklich gut in diese gigantische Landschaft, in der die Häuser von Reykjavik gar nicht anders können, als klein und schäbig zu wirken.
Die “Harpa” von Olafur Eliasson
Ein paar Meter weiter ragen zwei glänzende Würfel auf: Die Harpa, Islands Konzerthalle, ist 2011 von Designlegende Olafur Eliasson erbaut worden (auf dessen Spuren wir später in Aarhus waren) und beherbergt nicht nur das nationale Sinfonie-Orchester, sondern auch die Staatsoper.
Das dichroitische Glas, das den Doppelwürfel umhüllt, soll je nach Wetter- und Lichtstimmung seine Farbe ändern. Bei grauem Himmel sieht es ziemlich normal nach Glas aus. Trotzdem: Wir staunen uns durch die öffentlich zugängliche Haupthalle, machen Selfies vor der Glasfassade und genießen mal wieder die wohlige Wärme eines beheizten Raumes. Dabei kommen wir auch noch in den Genuss der Generalprobe eines Damenchors – for free, super!
Stadtrundfahrt Reykjavik: naja…
Unser letztes Reisegeld, nämlich 33 Euro, hauen wir für eine Stadtrundfahrt in einem gelben Doppeldeckerbus raus, weil: Im Bus ist es warm.
Die Route ist kurz und in ihrer Auswahl an Stops aussagekräftig: Von der Harpa geht es zum kleinen Wal-Museum und dann zum Busbahnhof (!), vorbei am Rathaus, einem Shopping-Center und schließlich hinauf auf den Berg zum “Perlan” – wo die Heizwärme der Stadt geothermisch gesammelt wird, was man (gegen weiteren Eintritt) beobachten kann. Plus Museum, plus Gourmetrestaurant und Cafeteria auf dem Dach.
Wir begnügen uns mit dem kostenlosen Rundblick, der von hier oben wirklich genial ist. Was es mit den seltsamen Skulpturen der Tänzer vor dem Perlan auf sich hat, konnte uns der Busfahrer nicht sagen; da er den letzten Bus des Tages fuhr, freuten wir uns trotzdem sehr, ihn zu sehen.
Tja, und dann saßen wir da, um 17.30 Uhr. Es war immer noch taghell und würde es für den Rest der Nacht bleiben, aber gleichzeitig sah es so grau und trübe aus, dass man auch ohne Jetlag am liebsten ins Bett gekrochen wäre. Der Jetlag erlaubte uns noch ein fürstliches Abendessen mit Cocktails (die von Icelandair leider nicht übernommen wurden…), dann kippten wir wehrlos in unsere Betten.
Schließlich hieß es am nächsten Morgen um 4.30 Uhr aufstehen – waaah! Die lange Anfahrt zum Flughafen Keflavik mussten wir nun unweigerlich wieder zurück mitmachen. An einem frühen Samstagmorgen in Reyjkjavik ist erstaunlich viel Leben auf den Straßen; keine Ahnung, wie viel die torkelnden jungen Isländer in so einer Partynacht ausgeben?
Wir schleppten uns schlaftrunken zur Bushaltestelle und dann über den brummend vollen Flughafen, rannten erschrocken zum “Last Call” unseres Fluges und warteten dann im Flieger unfassbarer Weise fast eine Stunde auf den verspäteten Anschlussflug – aus New York…
Leb wohl, Reykjavik! 24 Stunden unter deinem trüben Himmel haben uns genügt. Aber die Blicke auf das bleierne Wasser der Faxafloi-Bucht und die schneebedeckten Berge der Esja haben uns auch neugierig gemacht auf das Island außerhalb der Stadtgrenzen von Reykjavik.
Wir kommen sicher wieder, mit mehr Zeit und wärmeren Sachen!
Andere Reisende haben ihren Tag in Reykjavik cleverer genutzt als wir:
- 17 Sehenswürdigkeiten in Reykjavik stellen Daria und Thomas von Konpasu vor
- ein Tag in Reykjavik mit Susi von Blackdotswhitespots.com
- 10 Tipps für 24 Stunden in Reykjavik (im Winter!) von Moosearoundtheworld.de
- unglaublich, das geht auch: ganz Island an einem Tag mit der Family4travel
Habt ihr auch schon 24 Stunden in Reykjavik verbracht? Was haben wir verpasst, was hätten wir noch sehen können? Wir sammeln schon mal für den nächsten Stopover ;-)
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Als es hier so heiß war, habe ich Dich um den kühlen Tag in Reykjavik beneidet. Jetzt friere ich beim Lesen. Nach Island will ich auf jeden Fall mal, aber nur in warmen Klamotten. Danke für den wichtigen Kleidungshinweis auch für den Hochsommer.
Liebe Grüße, Ines
Oje, wirklich nicht die besten Voraussetzungen für einen Tag in Island! Aber ihn einfach mal so geschenkt zu kriegen, ist dann natürlich doch eine feine Sache.
Danke fürs Verlinken, und für die kleine Führung durch Reykjavik. Ich habe es damals schon ein bisschen bedauert, dass uns durch die Entscheidung für den Golden Circle die Hauptstadt selbst so völlig durch die Lappen gegangen ist. Nach deinem Bericht bin ich aber doch noch mal sehr glücklich über unsere Entscheidung. :)
Liebe Grüße,
Lena
Tja siehst du – so richtig sicher bin ich mir bis heute nicht, ob dieser Tag nun eine gute Sache war oder nicht. Und das sagt ja auch schon was, oder? Island sollte man wirklich nicht (nur) wegen seiner Hauptstadt besuchen ;-)