! Aktualisiert am 25. November 2023
Eine Sache sticht mir bei jedem Kopenhagen-Trips sofort ins Auge: Die dänische Hauptstadt ist unglaublich fahrradfreundlich. Die Stadt lässt sich perfekt mit dem Fahrrad entdecken. Hier entdeckt ihr 4 ungewöhnliche Radtouren in Kopenhagen und erfahrt, was ihr beim Radfahren in Kopenhagen beachten müsst.
Offenlegung: Dieser Blogbeitrag enthält einen bezahlten Link von feriepartner.de.
Inhalt
Kopenhagen: die Fahrradstadt!
Wer zu Hause gern und viel Fahrrad fährt, der hält seine eigene Heimatstadt vielleicht für fahrradfreundlich. Kommt nach Kopenhagen und ihr werdet eines Besseren belehrt (außer vielleicht, ihr seid Niederländer)! Wer sieht, wie sehr Radfahren hier im Zentrum des Verkehrskonzepts steht und wie selbstverständlich Fahrräder Teil des Großstadtverkehrs sind, der glaubt, in eine Zeitmaschine geraten zu sein.
In 50 Jahren sieht es auf den Straßen Deutschlands vielleicht endlich so aus wie heute in Kopenhagen.
Bis dahin haben wir noch viel nachzuholen. (Und müssen dafür erstens ganz dringend unseren Verkehrsminister schassen…)
Kopenhagen ist aber auch perfekt zum Radfahren geeignet: Das Stadtzentrum ist relativ kompakt, die Stadt am Øresund im äußersten Osten von Dänemark ist außerdem fast vollständig flach. So ist es kein Wunder, dass fast 50 % der Kopenhagener*innen mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zur Schule fahren, in der Innenstadt tun das sogar 63 % – obwohl das Wetter in Dänemark echt mies sein kann!
Nicht nur die Post fährt in Kopenhagen ausschließlich Fahrrad, auch die Polizei patroulliert oft auf Rädern. Auffällig im Stadtbild sind außerdem die vielen Familien-Lastenräder voller Kinder, jede Menge Fahrradanhänger und Fahrrad-Foodtrucks, aus denen Kaffee und Snacks verkauft werden.
Die Leute in Kopenhagen haben aber auch viel selbst dazu beigetragen, dass man in der Stadt super radeln kann:
- Viele Radwege verlaufen komplett getrennt von den Autostraßen, und an den meisten Straßen dürfen keine Autos parken.
- Viele Radwege sind sehr breit (bis zu 4 Meter), so dass man sich überholen oder nebeneinander radeln kann.
- Die großen Radwege haben eigene Ampelanlagen mit bevorzugter Schaltung.
- Viele Radwege werden fernab von den Autostraßen durch Parks und Grünanlagen geführt.
- Es gibt mehrere Brücken über stark befahrene Straßen, den Hafen und Kanäle nur für Fußgänger und Radfahrer.
- Es gibt sogar einen Fahrradschnellweg, der die Stadt mit dem angrenzenden Frederiksberg verbindet.
- Zum Abstellen der vielen Fahrräder gibt es riesige Fahrradparkhäuser im Zentrum, am Bahnhof, aber auch in allen Wohnsiedlungen.
- Fahrräder dürfen kostenfrei in die S-Bahn mitgenommen werden und an den Bahnhöfen gibt es Fahrradläden, in denen man sein Fahrrad fix reparieren lassen kann.
- Und jetzt haltet euch fest: Jedes Taxi in Kopenhagen kann blitzschnell einen Fahrradträger anmontieren, wenn ihr fahrradmüde seid!
Seit den 1970ern wird Kopenhagen – eigentlich ganz Dänemark – immer fahrradfreundlicher. Darum kümmert sich, tadaa, die Cycling Embassy of Denmark. Seit 2009 wird Kopenhagen immer wieder zur fahrradfreundlichsten Stadt der Welt gekürt; wenn nicht, liegt es hinter Amsterdam auf Platz 2. Schönen Gruß an Herrn Scheuer: So geht Verkehrswende!
So leiht man ein Fahrrad in Kopenhagen
Leihräder in Kopenhagen kann man spontan an jeder Ecke mitnehmen; dafür gibt es den Anbieter Bycyklen (eigentlich GoBike). Der Clou: Diese Fahrräder sind eigentlich Ebikes. Wollt ihr eins leihen, müsst ihr euch zuerst anmelden; ein Monatsabo kostet 70 DKK, das sind ca. 10 Euro. Dafür kosten die ersten 140 Minuten dann nichts, danach kostet eine Stunde läppische 0,35 DKK (ca. 5 Cent). Wenn ihr nur für ein paar Tage in Kopenhagen seid und kein Abo wollt, könnt ihr ein E-Bike für 30 DKK (ca. 4 €) pro Stunde mieten.
Ein weiteres Mietfahrrad-System, das per App funktioniert, ist Donkey Republic – das gibt es auch in anderen dänischen Städten wie etwa in Aarhus (Geheimtipp!).
Daneben kann man Fahrräder in Kopenhagen bei diversen Verleihern mieten; so haben wir es im Sommer 2019 gemacht. Gekostet hat uns der Spaß bei Copenhagen Bicycles direkt im Stadtzentrum 120 DKK pro Tag (2 Tage kosteten nur noch 180 DKK usw.) plus 40 DKK für den Helm, das sind umgerechnet etwa 16 Euro (plus 5 Euro für den Helm). Ist kein Superschnäppchen, aber auch nicht teuer.
Radfahren in Kopenhagen: diese Regeln gelten
Das Wichtigste zuerst: In Dänemark gibt es keine Helmpflicht für Radfahrer*innen. Gibt es einen Radweg, muss man ihn auch benutzen. Fußwege sind für Fahrräder verboten (wie in Deutschland).
Zusätzlich zu den üblichen Handzeichen beim Abbiegen kündigt man in Dänemark mit der flachen erhobenen Hand an, dass man bremst! Wer mit dem Fahrrad links abbiegen will, fährt nicht auf der Linksabbiegerspur mit den Autos hinüber, sondern am rechten Fahrbahnrand um die Kreuzung “herum”, das ist der sogenannte “hook turn”.
Wie schon weiter oben geschrieben: In der S-Bahn dürft ihr Fahrräder kostenlos mitnehmen (einzige Ausnahme: Im Berufsverkehr darf man am Bahnhof Norrebro keine Fahrräder ein- oder ausladen). Für die Metro, andere Nahverkehrszüge und Busse muss man ein Fahrradticket kaufen, während des Berufsverkehrs sind Fahrräder hier nicht erlaubt.
Nach Sonnenuntergang muss man in Dänemark mit Licht radeln, sonst droht ein Bußgeld von 700 DKK! Dasselbe passiert, wenn ihr mit defekten Bremsen erwischt werdet, freihändig fahrt, jemanden auf dem Gepäckträger oder auf dem Rahmenrohr mitnehmt… Ach ja, und wer beim Radeln das Handy am Ohr hat oder über eine rote Ampel fährt, der zahlt 1.000 DKK.
Viereinhalb coole Radtouren in Kopenhagen
Wie schon erwähnt: Kopenhagen eignet sich super zum Radfahren. Also warum nicht gleich das Fahrrad nutzen, um die Stadt zu erkunden? Während man beim Bummel durch die Innenstadt nicht unbedingt einen Drahtesel braucht, ist er doch praktisch, um schnell in die weiter draußen liegenden Stadtteile zu gelangen, etwa zum Strand nach Amager oder zum Arken Museum für moderne Kunst.
Der Vorteil: Beim Radeln seid ihr unterwegs “wie die Einheimischen”, lernt sozusagen direkt den Vibe der Stadt kennen. Außerdem seht ihr vom Fahrrad aus viel mehr als in der U-Bahn. Und – ihr strampelt die Kalorien wieder ab, die ihr unweigerlich beim Naschen der köstlichen Zimtschnecken aufgeladen habt!
Psst – die Radtouren, die wir in Kopenhagen gemacht haben, sind echte “Schönwettertouren”. Sie sind maximal 13 km lang und gar nicht anstrengend! Wenn ihr die sportliche Herausforderung sucht, solltet ihr von Kopenhagen aus lieber ins Umland fahren, da gibt es auch tolle Ziele (zum Beispiel Helsingör oder Humlebaek).
1) Kopenhagen-Radtour rund um den Hafen: Brücken, Brücken, Brücken!
Kopenhagens Hafen ist wirklich schön, sehr abwechslungsreich und sollte ganz oben auf eurer To-do-Liste stehen. Hier findet ihr tolle moderne und klassische Architektur, schmucke Hausboote und Segelyachten, hier könnt ihr bei schönem Wetter ins Wasser springen, cooles Streetfood und wildes Nachtleben genießen.
Einmal am Hafen entlang und wieder zurück – insgesamt etwa 10 km. Das schafft man zwar auch zu Fuß, aber mit dem Rad macht es mehr Spaß, denn hier gibt es so viele coole Brücken zum Überqueren!
Fangen wir im Südwesten an: Die Bryggebroen ist eine reine Radler- und Fußgängerbrücke, die über einen Teil des Hafenbeckens führt und den Stadtteil Amager Ost mit dem Zentrum verbindet. Der Gag: Regelmäßig wird diese Brücke gesperrt, damit Schiffe passieren können. Diese Prozedur, die mit viel Blinken und Winken verbunden ist, solltet ihr euch unbedingt anschauen!
Die wartenden Massen von Radfahrern zeigen außerdem sehr eindrucksvoll, wie viele Menschen in Kopenhagen Rad fahren. Weiter in Richtung Stadtmitte gelangt man über die Cycelslangen, eine weitere Fußgänger-Radweg-Brücke, die einen schönen Blick auf das Hafenbecken und die Skyline von Kopenhagen bietet.
Von hier aus kann man weiter am Hafenbecken entlang nach Osten fahren und dabei immer wieder die Seiten wechseln. Es geht über die Lille Langebro (eine weitere Radfahrerbrücke) vorbei am sehr schmucken Dansk Architecture Center DAC (ein Besuch lohnt sich!), oder am anderen Ufer über die vom isländischen Starkünstler Olafur Eliasson entworfene Cirkelbroen, die über den Christianshavn-Kanal führt.
Bleibt ihr auf dem nördlichen Ufer und fahrt über die “Insel”, auf der das Parlament im Schloss Christiansborg sitzt, geratet ihr dann unvermittelt ins touristische Zentrum am Nyhavn, wo sich entzückende alte Häuser aneinanderdrängen, die Masten kleiner Schiffe aufragen und ein Restaurant am nächsten liegt.
Auch hier gibt es eine coole Brücke zu überqueren: Die Inderhavnsbroen bewegt regelmäßig zur Seite, um Schiffe passieren zu lassen – das soll aussehen wie zwei sich Küssende, also trägt sie den Beinamen “Kyssebroen”.
Auf dem anderen Ufer wartet die “Broensgadekokken”, eine eine ellenlange Reihe von Streetfood-Buden – Achtung: Nicht mal das ist in Kopenhagen billig (dafür enorm stylish!). Habt ihr euch gestärkt, könnt ihr entscheiden, welchen der drei (!) Arme der Trangravsbroen (auch “Butterfly 3-Way Bridge”) ihr überqueren wollt. Deutlich ruhiger wird es weiter hinten an der äußerst coolen Staatsoper und auf der kleinen Insel Nyholm, wo sich ein Marinestützpunkt befindet und beeindruckende historische Schiffe vor Anker liegen.
Auch dort gibt’s noch mal lecker Essen: In einem abgerockten Containerdorf mit Kunstgalerie und Brauerei liegt der Streetfood-Markt “Reffen” in Kopenhagens jüngstem Künstlerviertel Refshaleøen. Noch ist das ein echter Geheimtipp!
Auf der gegenüberliegenden Hafenseite könntet ihr ebenfalls weiterfahren – dort wartet die Kleine Meerjungfrau am Ufer unter den Mauern des Kastells. (Nicht eben beeindruckend, muss ich enttäuscht sagen – die kleine Statue wird von so vielen Touristen belagert, dass man sie kaum zu Gesicht bekommt.)
Vergesst auf dieser Tour euer Handtuch nicht, ihr kommt an mehreren “Badeplätzen” vorbei, die von den Kopenhagener*innen im Sommer eifrig genutzt werden!
2) Radtour durch das geheime Kopenhagen: von Christiania zum Bibliotheksgarten
An eure Hafentour könnt ihr problemlos noch eine weitere Schleife anhängen: Gleich neben der Insel Nyholm liegt nämlich eine schmale, langgestreckte Landzunge, die Amager mit Christianshavn verbindet – der Norddyssen, eine ehemalige Wallanlage (von oben kann man die alten Bastionen noch erkennen, wo der Weg regelmäßig einen Knick macht).
Fahrt ihr von Norden immer auf dem schmalen Schotterweg entlang, von dem sich hin und wieder Blicke durch das Uferschilf auf den hohen Turm der Vor Frelsers Kirke erhaschen lassen, passiert ihr bald mehr und mehr kleine Bauernhäuser (und zwischendurch ein altes Gebäude, das als “Kopenhagens alter Hinrichtungsplatz” markiert ist – gruselig!).
Diese von Blumen überwucherten Häuschen liegen mitten in der Stadt, aber regelrecht idyllisch total im Grünen und eben auch am “Meer”. Und sie gehören zu – Christiania, der Aussteigerkommune mit Sonderrechten, die seit 1971 einen Status als Freistadt innerhalb Kopenhagens genießt. Die meisten Touristen schauen sich nur die “Vorderseite” von Christiania an, wo die cool-bedrohlichen Drogendealer auf der Pusher Street keine Fotos wollen, wo ungesund dünne Althippies am Straßenrand hocken und Joints rauchen und hippe Boutiquen überteuerte Wasserpfeifen und Batikklamotten verkaufen.
Aber die grüne Rückseite von Christiania, die entdeckt ihr am besten mit dem Fahrrad. Und dann versteht man auch besser, warum überhaupt normale Menschen in Christiania wohnen wollen. Hier gibt es nämlich gar keine Touristen.
-> Mehr über die Freistadt Christiania hat Bloggerin Miriam zu berichten
Zurück auf der “Vorderseite” von Christiania solltet ihr der von fern erspähten Vor Frelsers Kirke noch einen Besuch abstatten. Diese barocke Kirche sieht erstens von innen ganz nett aus, zweitens kann man ihren Turm besteigen – aber an der Außenseite! Ich hab ja normalerweise keine Höhenangst, aber auf den letzten Treppenstufen dieses 90 Meter hohen Turms, der an einen Korkenzieher oder das Horn einer Antilope erinnert, bekam ich doch arg schwitzige Hände… Der Eintritt kostet knapp 12 Euro, aber die lohnen sich!
Zum Schluss kommt ein Geheimtipp, der allerdings nicht so geheim ist, wie ihn einige Stadtführer verkaufen: Über die Lille Langebro überquert ihr noch einmal den Hafen und fahrt zur Königlichen Bibliothek – einer der größten Bibliotheken der Welt! Von der Hafenseite aus sieht ihr modernes Nebengebäude mit der schwarzen Fassade ziemlich bedrohlich aus und heißt offiziell “Den sorte Diamant” (der schwarze Diamant). Die Fassade des klassischen Backsteingebäudes sieht man erst richtig von innen.
Diese Bibliothek, die inzwischen drei Zweigstellen hat, ist so groß, dass einer der krassesten Diebstähle erst Jahre später bemerkt wurde: In den 1970er-Jahren wurden über 3.000 historische Bücher im Wert von fast 40 Millionen Euro hier geklaut. Der Dieb, ein Angestellter (natürlich), wurde erst nach seinem Tod überführt, als er schon mehr als die Hälfte der Bücher weiterverkauft hatte.
Ihr geht aber gar nicht in die Bibliothek hinein, sondern nur in den Innenhof. Der war früher ein Hafenbecken und grenzt direkt an das Schloss Christiansborg, den Sitz des dänischen Parlaments. In dem kleinen, von Rosenbüschen umrankten Garten sieht man öfters Abgeordnete des Parlaments und der Regierung, aber eigentlich genießt man die Ruhe. Die seltsame Fontäne im Brunnen spuckt nur zur vollen Stunde Wasser – wenn ihr Glück habt, seid ihr rechtzeitig da.
Einen Extra-Tipp von Reiseführer-Autor Hans Klüche gebe ich euch auch noch weiter: Vom Bibliotheksgarten aus gelangt man ins “Dansk Jødisk Museum”. Star-Architekt Daniel Libeskind schuf hier im Inneren des historischen Bibliotheksgebäudes ein ungewöhnliches Museum, in dem kein Gang eben oder gerade ist. Damit visualisiert das Museum die Rettung fast aller dänischen Juden vor den Nazis, die dank der Initiative des deutschen Diplomaten Duckwitz und großer Unterstützung der Bevölkerung buchstäblich in letzter Sekunde 1943 mit Booten über den Øresund fliehen konnten.
3) Kopenhagen Radtour nach Amager: Ostseebaden, Skifahren und moderne Architektur bewundern
Kopenhagen ist auch deshalb eine saucoole Stadt, weil sie direkt an der Ostsee liegt und einen eigenen Stadtstrand hat – und zwar einen richtig langen. Amager Beach ist zwar eine künstlich aufgeschüttete Strandinsel, aber bei diesem Badeparadies sagt man nicht nein!
Über drei Brücken gelangt ihr aus der Stadt ans Meer – das sind ca. 6 km. Am südlichen Ende der Insel liegt das superschicke Kastrup Søbad, wo man windgeschützt baden kann und einen Sprungturm hat. Am Nordende liegt die Helgoland Badeanstalt, wo man ebenfalls kostenfrei recht geschützt badet. Dazwischen erstreckt sich ein 2 km langer Sandstrand und Dünen, hinter denen noch eine flache, kleinkindgerechte Lagune liegt.
Kein Badewetter? Dann radelt ganz nach Süden und schaut dort im Riesenaquarium Den Blå Planet vorbei. Oder ihr strampelt in die andere Richtung am Strand entlang, vorbei an der Wasserskianlage zum Heizkraftwerk von Amager.
Auf dem Dach dieser ultramodernen Anlage, die ganz Kopenhagen per Verbrennung des städtischen Mülls mit Energie versorgt, kann man nämlich… tadaa, Ski fahren! Die Piste ist nicht etwa künstlich beschneit, sondern besteht aus Kunstrasen – sie soll aber, wenn man über die horrenden Preise für das Leih-Equipment und den Lift hinweg ist, echt cool sein. Ob das der nachhaltige Skiurlaub der Zukunft ist? Der Blick über die Ostsee vom Copenhill ist sicherlich einmalig.
Die kleine Runde von etwa 10 km reicht euch noch nicht? Dann macht vom Amager Strandpark doch noch einen Abstecher zum “Landesinneren” von Amager. In Amager Vest sind in den letzten Jahren ganze Wohnviertel aus dem Boden geschossen. Viele davon sind architektonische Schätzchen, die man auf einer Radtour entlang des Ørestads Boulevard bewundern kann – denn auch hier wurde natürlich an Radwege gedacht.
An der Endhaltestelle der selbstfahrenden Metro “Vestamager” geht es los – da reiht sich das 8 Tallet House (das von oben wie eine Acht aussieht) an das raumschiffartige Gebäude der Kalvebod Faelled Skole, die wie zersplittert aussehenden VM-Husene vom Architekturbüro Bjarke Ingels und das Bella Center, dessen Türme gleich umzufallen scheinen.
Und wenn euch Glas und Beton müde gemacht haben, wartet direkt daneben unberührte Natur – im Süden grenzt das Naturschutzgebiet Amager mit kleinen Seen und vielen Radwegen direkt an das 8 Tallet House an. Und nördlich des Bella Center liegt das weite, grüne Amager Faelled, durch das ihr bis zum Stadtgraven (wo Christiania angrenzt) fahren könnt, ohne ein Haus zu sehen.
4 und eine halbe Radtour durch das “andere” Kopenhagen: von Nørrebro nach Frederiksberg oder Østerbro
Wenn man schon ein Fahrrad hat, sollte man auch ein wenig damit fahren – dachten wir uns und fuhren nach Nørrebro, wo es deutlich schmuddeliger und “wilder” aussieht als in den Einkaufsstraßen rund um Kongens Nytorv.
Auf dieser Radtour geht es vom Stadtzentrum vorbei am Schloss Rosenborg, in dessen niedlichem kleinem Schlosspark man schon das erste Mal absteigt, an den Rosenbüschen schnuppert und das kleine Märchenschloss bewundert, in dem die dänischen Kronjuwelen besichtigt werden können. Danach passiert ihr den Botanischen Garten, in dem das eindrucksvolle Gebäude des Naturhistorischen Museums liegt – dreht ruhig eine Extrarunde durch die Parkanlagen!
-> Mehr Tipps zu wichtigen Sehenswürdigkeiten in Kopenhagen auf Nicolos Reiseblog
Über die Dronning Louises Bro gelangt ihr dann nach Norrebro, wo es sich sofort ziemlich wuselig anfühlt. Hier sind Gelegenheitsradfahrer herausgefordert, denn es wird eng – nicht wegen der vielen Autos, sondern wegen der vielen anderen Radler*innen!
Schon nach wenigen Querstraßen kommt die letzte große Herausforderung: links abbiegen zum Assistens Kirkegard, einem riesigen Friedhof. Hier muss man zwar absteigen und schieben, dafür ist es wunderschön grün und ruhig. Mit ein wenig Geduld entdeckt ihr die Gräber von Hans Christian Andersen oder Sören Kierkegaard, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit entdeckt ihr auch Menschen beim Picknick und beim Sonnenbaden (also im Sommer).
Seid ihr am Wochenende hier, ist es vor dem Friedhof besonders wuselig, dann findet auf der Nørrebrogade nämlich Kopenhagens größter Flohmarkt statt. Ihr seht – so richtig friedhofsmäßig geht es auf dem Assistens Kirkegard nicht zu. Ab 2020 wird ein Teil des Friedhofs regulär in einen Park umgewandelt; nur ein Fahrradweg mitten durch den Friedhof wurde bisher verweigert.
Vom besinnlichen Friedhof geht es nun noch ein Stück weiter, noch tiefer ins alternative Nørrebro. Am Superkilen Platz sieht es total anders aus, aber nicht minder cool. Drei verschiedene, farbig markierte Zonen, in denen man sich trifft, chillt, skatet oder spielt, sollen den mehr als 60 Nationen, die in Norrebro leben, ein gemeinsames Zentrum geben. Schaut euch um – es gibt eine japanische Tintenfisch-Skulptur, armenische Picknickbänke, eine marokkanische Fontäne im schwarzen Hof oder einen russischen Roten Platz mit Quarterpipe für die Skateboarder.
Zurück in die Stadt rollt ihr ganz idyllisch über einen durchgehend angelegten Grünstreifen, der sich zuerst als Nørrebro-Ruten und dann als Den Grønne Sti bis nach Frederiksberg zur Uni von Kopenhagen zieht. Von hier ist es dann nur noch ein Fahrrad-Katzensprung zum riesigen Park von Frederiksberg, wo auch der Zoo von Kopenhagen liegt. Hier seid ihr schon fast in Carlsberg, ja genau – die Brauerei. Noch ein Abstecher auf das ehemalige Produktionsgelände, das heute ein Stadtviertel ist, und schon geht es über den grünen Sønder Boulevard zurück ans Hafengelände und am Wasser entlang ins Stadtzentrum.
Eine andere Idee für den Rückweg von Nørrebro wäre der Weg über Vibekevang, ein niedliches Familien-Wohnviertel im Osten von Superkilen mit kleinen Häuschen, grünen Innenhöfen und einer Menge Instagram-Fotomotive für Vintage-Fans. Über den Faelledparken, eine weitere große Grünanlage voller Spiel- und Sportplätze, kommt ihr dann zu einem weiteren Vintage-Highlight, den alten Seefahrer-Häusern von Nyboder – stellt euch hier mal in die Türöffnungen und seid dankbar, dass euch eure Eltern so gut großfüttern konnten!
Ein Stück weiter östlich als bei eurem Start gelangt ihr am Ende wieder ans Hafenbecken.
Unterkunft in Kopenhagen
Am Ende unserer anstrengenden Radtouren in Kopenhagen wollen wir alle eines: schlafen. Welche Unterkunft in Kopenhagen kann ich euch dafür nun empfehlen?
Hotels in Kopenhagen sind leider ziemlich teuer. Das Gute: Man muss nicht direkt im Stadtzentrum wohnen. Vor allem nicht, wenn man ein Leih-Fahrrad hat. Aber auch mit der Metro kommt man bis spät in die Nacht gut in die Außenbezirke.
Wir haben als Sparfüchse und Fans der Shared Economy gute Erfahrungen mit Airbnb gemacht. Ähnlich wie in Schweden scheinen in Kopenhagen viele Airbnb-Wohnungen wirklich von echten Menschen bewohnt und nur gelegentlich vermietet zu werden. Einmal haben wir im 8 Tallet Building gewohnt und von unserer Vermieterin eine persönliche Führung durch dieses architektonische Wunder bekommen. Eine andere tolle Unterkunft war das Haus einer Familie direkt am Strand von Amager – wo sonst kann man bei einem Städtetrip direkt am Strand wohnen?
Wenn euch die Unterkünfte in Kopenhagen zu teuer oder im Sommer schlicht ausgebucht sind, haben wir noch eine andere Idee: Sucht euch ein Ferienhaus außerhalb der Stadt und fahrt mit dem Nahverkehrszug nach Kopenhagen rein. Die Verbindungen sind schnell, häufig und gut ausgebaut. So könnt ihr Badeurlaub an der “dänischen Riviera” machen und zwischendurch Kopenhagen auf einem Tagestrip besuchen.
Ein echter dänischer Ferienhaus-Vermieter ist Feriepartner.de, die haben zum Beispiel Unterkünfte in Gilleleje (nördlich von Kopenhagen) oder in Faxe (südlich von Kopenhagen). Aus beiden Richtungen kommt ihr mit dem Zug in etwa einer Stunde in die Hauptstadt.
Die besten Kopenhagen-Reiseführer
Zuguterletzt noch die obligatorischen Reiseführer-Tipps für Kopenhagen. Einen Reiseführer für Radtouren in Kopenhagen habe ich bisher nicht entdecken können. Ersatzweise habe ich einen anderen guten Tipp: geschrieben von meinem geschätzten Bekannten Hans Klüche, Dänemarkkenner und Neuseeland-Spezialist! Der DuMont direkt Kopenhagen* ist perfekt für einen kurzen Städtetrip:
- Klüche, Hans(Autor)
Voller Geheimtipps (angeblich…) steckt der 2020 erschienene Bruckmann Reiseführer 500 Hidden Secrets Kopenhagen*:
Ebenfalls ganz neu aufgelegt ist der CityTrip Kopenhagen von Reise Know-How*, dazu gibt es sogar eine Web-App.
- Dörenmeier, Lars(Autor)
* Diese Links sind Affiliate-Links: Klickt ihr darauf und kauft dann etwas bei Amazon, erhalten wir eine kleine Provision. Danke!
Viel Spaß bei euren Radtouren in Kopenhagen! Wir freuen uns, wenn ihr uns weitere coole Orte und Tipps gebt, was man in Kopenhagen mit dem Fahrrad entdecken kann.
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Guten Tag,
ein sehr guter Artikel. Die Bilder sprechen für sich.
Den Stand für das Fahrrad bekommen wir in Deutschland wohl erst in 100 Jahren oder es geschieht ein Wunder. :) Das Bewusstsein der Menschen scheint auch ein anderes zu sein.
Genau richtig, wenn ich mit dem Hundeanhänger unterwegs bin. Und Rastmöglichkeiten gibt es genug.
Weiterhin viel Spaß und immer genug Luft in den Reifen. :)
Viele Grüße
Jens
Danke für diese tollen Touren! Sie haben mir den Aufenthalt in dieser ohnehin tollen Stadt noch einmal viel schöner gemacht. Liebe Grüße
[…] Weltwunder: 4 ungewöhnliche Radtouren in Kopenhagen, die jeder schafft […]
Das hört sich richtig gut an. Man kann den Fahrradspaß ja förmlich durch die Zeilen spüren. Ich selber war noch nie in Kopenhagen, aber scheinbar muss ich das zeitnah mal nachholen.
Liebe Grüße, Julia
Ich freu mich, dass meine Begeisterung so gut zu lesen ist :-) Ja, Kopenhagen hat mich mit seinen Radwegen echt verzaubert.
Fairerweise muss man auch dazusagen, dass ich die Stadt zweimal bei eitel Sonnenschein erlebt habe; das ist ja in Dänemark nicht selbstverständlich ;-)
Oh, da werden Erinnerungen wach! Seit ich mit meiner Mama in Kopenhagen mit dem Rad unterwegs war, liegt die Latte hoch. Graz ist zwar auch fahrradfreundlich, aber zu Kopenhagen kommt einfach nichts hin. Wir sind übrigens über Christiania nach Amager geradelt :) Liebe Grüße, Barbara
Kopenhagens Messlatte ist so hoch, das kann einem echt den Spaß am Radeln in anderen Städten verderben :-) Graz kenne ich noch gar nicht. In Wien würde ich auch echt gern mal radfahren, da sind mir die vielen neuen Radwege im Sommer sehr positiv aufgefallen!
Toller Artikel, danke dafür! Ja, Kopenhagen ist die Fahrradstadt schlechthin, diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht :)