Unbemerkt von der Welt, hat sich Neuseeland in den letzten Jahren sehr verändert. Es ist nicht mehr das Abbild Englands, sondern gewinnt seine Identität als Heimat der Ureinwohner zurück. Wer heute nach Aotearoa reist, sollte zumindest ein paar Māori-Wörter kennen – auch als Pākehā.
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Nachdem die “Pākehā” (also die Einwanderer aus Europa) Neuseeland entdeckt, besiedelt und zum Teil des Commonwealth gemacht hatten, schien die Entwicklung klar: Ganz ähnlich wie in Australien und den USA waren die Ureinwohner und ihre Kultur dem langsamen Untergang geweiht. Die Nachkommen der Māori wurden zwar nicht in Reservate gesperrt und/oder systematisch ausgerottet – aber das Verbot, ihre Sprache zu sprechen und ihre Kultur zu pflegen, kommt einer Ausrottung doch ziemlich nahe.
Lange wurde in Neuseeland fast ausschließlich Englisch gesprochen (mit einem sehr eigenartigen Akzent). In den 1990er-Jahren sprachen nur noch 4 % der Māori ihre eigene Sprache fließend, in den Schulen wurde es nicht mehr gelehrt. Außer ein paar exotischen Ortsnamen blieb von Te Reo Māori nicht viel übrig – und ohne seine Sprache und damit Kultur stirbt ein Volk aus.
Die “Māori Renaissance” – Te Reo Māori kommt zurück nach Neuseeland
Das ändert sich seit einigen Jahren – Neuseeland hat sich die Rettung seiner Ureinwohner zum Ziel gesetzt, bis 2040 soll mindestens ein Fünftel der Bevölkerung Te Reo sprechen.
Nachdem das Waitangi Tribunal die Sprache der Māori als nationales Kulturerbe (“taonga”) definiert hatte, machte der Māori Language Act 1987 Te Reo Māori zur offiziellen Sprache. Immer mehr Māori-Wörter halten seitdem Einzug in die Alltagssprache der Neuseeländer, und die werden nicht immer übersetzt!
Die “Māori Language Revival”-Bewegung setzt sich dafür ein, dass Māori-Kinder (“tamariki”) die Sprache ihrer Vorfahren lernen. Weil die Generation ihrer Eltern Te Reo fast vollständig verlernt hat, brauchen sie dabei Hilfe. Seit 1989 gibt es daher Kindergärten und Schulen, in denen Te Reo als Hauptsprache gesprochen wird. Diese “Sprachnester” (“Kura Kaupapa”) übernehmen die Rolle der Familie (“whanau”) bei der Vermittlung von Sprache und Kultur – und damit der Identität.
Seit 2004 gibt es einen eigenen Māori-TV-Sender, aber auch in den anderen Programmen verwenden die Moderator*innen und Wetterfeen immer mehr Māori-Wörter. Auch auf den Websites von Behörden, die nun zweisprachige Namen wie “Waka Kotahi/NZ Transport Agency” tragen, auf Straßenschildern oder in Ortsnamen, die “rückübersetzt” werden – an Te Reo kommt man nicht mehr vorbei.
Bekannte Bücher gibt es natürlich in Māori-Übersetzung, die ehemalige Premierministerin Jacinda Ardern gab ihrer Tochter den Vornamen Aroha (Liebe) und setzte ein Zeichen, indem sie international zu offiziellen Auftritten im Māori-Federmantel erschien.
(Die 2023 gewählte rechtsliberale Koalition aus National Party, NZ First und ACT will viele dieser Errungenschaften und Entwicklungen wieder rückgängig machen; damit sehen sie sich als Sprachrohr einer Gruppe von Pākehā, die durch das Māori Language Revival ihre eigene kulturelle Identität als Neuseeländer*innen bedroht sehen. Stichwort “deutsche Leitkultur”…)
Für uns Besuchende heißt das: Wir sollten mindestens einige Māori-Wörter lernen, wenn wir in Aotearoa/Neuseeland zurechtkommen wollen. Damit euch das gut gelingt, haben wir eine Liste mit den 50 wichtigsten Māori-Wörtern und Redewendungen erstellt – und ein Te Reo Māori Quiz zum Üben!
Te Reo Māori: die Grundregeln
Wir wollen euch hier keinen kompletten Māori-Sprachkurs überhelfen, aber mit einigen Grundregeln lernt ihr Te Reo Māori bestimmt schneller:
- Für Deutsche super, für Engländer*innen schwierig: Alle fünf Vokale werden exakt so ausgesprochen, wie sie dastehen.
- Ist ein Strich über einem Vokal (ein Macron oder “tohut. Fehlt der Macron, wird aus “kēkē” (Achselhöhle) z. B. “keke” (Kuchen) oder “kekē” (krächzen). “), spricht man diesen lang aus
- Die Kombination “wh” spricht man als “f” (deshalb ist “whakapapa” so lustig, vor allem für English Natives…).
- Substantive sind nicht männlich oder weiblich (also “der” oder “die”), sondern entweder bestimmt (das – “te”) oder unbestimmt (ein – “he”), mein oder dein.
- Substantive werden auch nicht nach Einzahl oder Mehrzahl unterschieden. Statt Plural-S o. Ä. steht der Artikel “nga” (also: die) vor dem Substantiv.
- Es gibt keine Fälle!
- Es gibt auch kein Verb für “sein” oder “haben”.
- Es gibt nur zwei Zeitformen: Vergangenheit und Nicht-Vergangenheit (also Gegenwart und Zukunft). Kontext ist hier sehr wichtig, um die genaue Bedeutung zu erkennen.
- Verben werden nicht wie im Deutschen nach Personalpronomen dekliniert (ich, du, wir…), sondern z. B. danach, ob die Handlung gerade passiert oder vergangen ist.
- Es gibt ein kompliziertes Geflecht von Pronomen (je nachdem, ob man eine, zwei oder noch mehr Personen anspricht, ob man zu der Personengruppe, über die man spricht, selbst gehört etc.). Ein einfaches Hallo kann “Tēnā koe”, “Tēnā kōrua” (Hallo an 2 Personen), “Tēnā koutou” (Hallo an 3 oder mehr Personen) oder auch “Tēnā tatou katoa” (“Hallo an uns und euch alle”) heißen.
Die 50 wichtigsten Māori-Wörter für eure Neuseelandreise
Te Reo Maori | Deutsch |
---|---|
Aotearoa | Neuseeland ("Land der langen weißen Wolke") |
aroha | Liebe |
awa | Fluss |
hapu | Maori-Clan (Teil eines "iwi") |
iwi | Maori-Stamm |
hīkoi | Wanderung, Weg |
hui | Versammlung |
kai | Essen |
āwhina | Hilfe |
koha | Geschenk |
mahi | Arbeit, Tätigkeit |
mana | Prestige, Reputation |
manuhiri | Gäste, Besuchende |
maunga | Berg |
moana | Meer, Ozean |
motu | Insel |
nui | groß, viele |
pounamu | Jade |
puku | Bauch |
rangatira | Häuptling, Oberster |
tama/tamāhine/tamariki | Sohn/Tochter/Kinder |
tāne | Mann/Männer, Ehemann/-männer |
tipuna/tupuna | Vorfahre/-n |
wahine | Frau, Ehefrau |
wai | Wasser |
waka | Boot |
whakapapa | Stammeslinie (und diese rezitieren) |
whānau | Familie |
whenua | Heimatland |
Kia ora/Tēnā koe | (zu einer Person) |
Tēnā koutou | Hallo (zu mehr als 3 Personen) |
Ae | Ja |
Kao | Nein |
Ka pai | Gut gemacht |
Tino pai | Sehr gut |
Ka tika | Das ist richtig. |
Ko wai tō ingoa? | Wie heißt du? |
He aha tēnei? | Was ist das? |
Kei te pehea koe? | Wie geht es dir? |
Kei te pai ahau. | Mir geht es gut. |
Hāere rā | Tschüss (zu den Verlassenden) |
E noho rā | Tschüss (zu den Bleibenden) |
Whakarongo | Hör zu |
Kia tere | Beeil dich |
Taihoa | Warte |
Waiho | Lass das, fass es nicht an |
Tino wera | Es ist sehr warm. |
He ahūa makariri | Es ist ein wenig kalt. |
Titiro ki te aniwaniwa | Schau, ein Regenbogen! |
Zur Vertiefung eurer Māori-Kenntnisse würden wir euch gern noch einen Sprachführer oder ein Reisewörterbuch empfehlen. Leider ist das Māori-Wörterbuch der bekannten Kauderwelsch-Reihe nicht mehr verfügbar, und auch die anderen bekannten Verlage haben Māori nicht im Sortiment – sehr schade!
(Bevor ihr fragt: Nein, auch mit der Duolingo-App kann man kein Te Reo Māori lernen; Elbisch und Klingonisch sind da wohl wichtiger…)
- Saffer, Hans(Autor)
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toller Artikel! Vielen Dank dafür.. LG Nicole