! Aktualisiert am 27. Dezember 2024
Das hier ist ein sehr persönlicher Beitrag für uns. Es geht um die Gesundheit unserer Kinder und um die Gefahren durch schwere Allergien auf Reisen mit Kindern. Das kann euch nicht passieren, denkt ihr? Dachten wir auch…
… bis wir im Mai im Kinderkrankenhaus saßen und der Arzt uns ein Infoblatt zu Allergien über den Tisch schob. “Wir haben mehrere Allergien bei Ihrer Tochter festgestellt”, fing er an. Und die hatten in Kombination mit einem harmlosen Virus dazu geführt, dass wir mit Tatütata und Sauerstoffmaske vom Kinderarzt in die Notaufnahme gefahren waren, weil unsere Jüngste plötzlich nicht mehr genug Luft bekam.
Nach vier Tagen auf der Kinderstation, mit Sauerstoffschlauch und regelmäßiger Inhalation, ging es dem Töchterlein wieder blendend – aber wie lange bis zum nächsten Atemnot-Anfall?
Eine harmlose Erkältung kann aus dem fröhlichen Weltwunderbaby (das ja nun schon ein Kindergartenkind ist) binnen Stunden ein schlappes, um Luft ringendes Häufchen Elend machen, das sich die Lunge aus dem Leib hustet. Und wir können dagegen noch nichts unternehmen, weil sie für einen Lungenfunktionstest und andere Untersuchungen zu jung ist. Scheiße.
Bei der Diagnose “allergisches Asthma” sank etwas in mir zusammen. Ich hatte drei pumperlgesunde Kinder und war darüber wirklich unheimlich froh gewesen – bis jetzt.
Inhalt
Schwere Allergien auf Reisen mit Kind: Was tun?
Fernreisen mit Kindern sind nur dann ein Klacks, wenn man sich keine Sorgen um ihre Gesundheit machen muss. Die Reiseapotheke ist schnell gepackt, wenn man nur die üblichen Mittel gegen Fieber, Durchfall und Mückenstiche einpacken muss.
Wir packen jetzt noch eine zweite Medikamententasche, mit einem Notfallset. Das muss auf jeder Reise dabei sein, egal wie kurz der Familienurlaub ist. Denn wir wissen jetzt, wie schnell unsere Jüngste von Hundert auf Null rutschen kann.
Die meisten Eltern haben keine Ahnung vom Allergierisiko ihres Kindes, solange es bisher noch nicht allergisch reagiert hat. Woher soll man im Vorhinein auch wissen, ob das Kind zum Beispiel allergisch auf Wespenstiche reagiert? Oder ob es allergisch auf Erdnüsse, Erdbeeren oder Meeresfrüchte ist? Und ob es sich um eine leichte oder eine schwere Allergie handelt?
Wenn man so etwas erst im Urlaub herausfindet – und dann vielleicht noch in Neuseeland, wo ihr zum nächsten Arzt durchaus ein paar Stunden Fahrtzeit habt -, ist guter Rat teuer.
Anaphylaxie: Was kann passieren?
Als Anaphylaxie bezeichnet man eine sehr schwere akute allergische Reaktion auf einen bestimmten Auslöser. Bei einem anaphylaktischen Schock kann im schlimmsten Fall das komplette Kreislaufsystem versagen.
Auslöser für einen anaphylaktischen Schock sind meistens Nahrungsmittelallergien, aber auch Allergien auf Insektengifte, etwa von Bienen oder Wespen. Grundsätzlich kann sich aus jeder allergischen Reaktion eine Anaphylaxie deutlich erhöhen, zum Beispiel bei Nahrungsmittelallergikern, die zusätzlich an Asthma leiden.
- Sind Insektenstiche stark gerötet und geschwollen, auch länger als einen Tag nach dem Stich?
- Greifen Rötung und Schwellung von der Stichstelle auf an andere Körperteile über? Treten weitere Symptome auf?
- Hat euer Kind Atemprobleme, pfeift es beim Ausatmen?
- Bekommt euer Kind unmittelbar nach einem Insektenstich oder nach dem Essen Fieber, wird ihm übel oder schwindlig?
Habt ihr solche Reaktionen bereits einmal beobachtet, stellt euer Kind vor der nächsten Reise unbedingt einem Kinderarzt vor und erklärt ihm eure Sorgen. Er wird evtl. einen Risikotest machen und eurem Kind, wenn es nötig ist, ein Notfallset verschreiben.
Ist euer Kind Anaphylaxie-gefährdet, bekommt ihr ein Notfallset mit einem Adrenalin-Autoinjektor mit, der im Notfall bedenkenlos verwendet werden kann – und sollte! Parallel müsst ihr bei Verdacht auf einen anaphylaktischen Schock IMMER einen Notarzt rufen.
Das Video “Anaphylaxie – erkennen und handeln” informiert noch etwas ausführlicher darüber, was genau ein anaphylaktischer Schock ist.
Übrigens: Auch wenn ihr selbst eine Allergie auf Insektenstiche, Lebensmittel oder bestimmte Pollen habt, wird euer Kind das nicht automatisch erben. Kritisch ist es allerdings, wenn beide Elternteile schwere Allergien haben.
Allergie-Risiken in Neuseeland: So schützt ihr eure Kinder
Neuseeland ist ein tolles Reiseziel für Eltern mit kleinen Kindern, weil es hier keine gefährlichen Tiere gibt. Stimmt leider nicht ganz. Auch in Neuseeland leben Bienen und Wespen. Ob ihr aus Versehen auf eine Biene tretet (wie es mir in Glenorchy passiert ist, und da war ich nicht einmal barfuß!) oder im Wald zu nah an ein Wespennest geratet: Für Allergiker kann das ziemlich gefährlich enden.
Tragt also beim Wandern und Spazierengehen immer Schuhe, vor allem im Frühjahr, wenn die Wiesen in Blüte stehen. Wespen trifft man im Spätsommer und Herbst verstärkt an, wenn sie auf Futtersuche für die Nachkommen sind. Seid im Umgang mit Bienen und Wespen also sehr vorsichtig, aber nicht panisch – wildes Wedeln und Schlagen macht die Insekten aggressiver, als wenn ihr geduldig abwartet, bis sie von selbst wieder abziehen.Wurde euer Kind gestochen, findet heraus, ob es eine Biene oder eine Wespe war. Erstere lassen ihren Stachel in der Wunde, der schnellstmöglich entfernt werden sollte, letztere nicht. Übrigens: Die Wespen, vor denen ihr euch in Neuseeland in Acht nehmen müsst, heißen “German wasps” – sie wurden aus Europa eingeführt und gelten in Neuseeland als aggressive Schädlinge. Vielen Dank auch!
Die zahlreichen Lebensmittel und Inhaltsstoffe, auf die ein Kind zu Hause in Deutschland allergisch reagieren kann, gibt es in Neuseeland natürlich auch.
Seid ihr mit Baby oder Kleinkind in Neuseeland unterwegs, solltet ihr unbekannte Gerichte und Obstsorten genauso vorsichtig in den Speiseplan einführen wie daheim. Vor allem mit Nüssen, Meeresfrüchten und – besonders bei Babys – Kuhmilch und Soja seid bitte zurückhaltend. Verschreibt euch ein Arzt in Neuseeland ein Medikament, das euer Kind noch nie vorher bekommen hat, oder wollt ihr in der Apotheke ein rezeptfreies Medikament kaufen, dann lasst euch gründlich über die Inhaltsstoffe aufklären: Könnten sie eine allergische Reaktion auslösen? Noch wichtiger ist das natürlich, wenn euer Kind bereits einmal allergisch auf ein Medikament reagiert hat.Die Notrufnummer in Neuseeland ist 111 – sie funktioniert auch auf Mobiltelefonen ohne Guthaben.
Keine Angst vorm Reisen mit Kindern!
Klar, passieren kann immer etwas – das haben wir im Alltag mit drei Kindern gelernt. Aber hält uns das davon ab, zu reisen und mit unseren Kindern die Welt zu entdecken? Nein.
Mit einer gründlichen Reisevorbereitung und einer Beratung beim Kinderarzt könnt ihr guten Gewissens in die Ferne fahren, auch wenn euer Kind eine schwere Allergie hat – so wie wir auch. Wir sind heilfroh, dass es Notfallmittel wie den Adrenalin-Autoinjektor gibt!
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Liebe Jenny,
eure Sorgen sind mir nicht fremd. Mein Sohn hatte erst Neurodermitis und dann allergisches Asthma. Aber ich kann euch auch Hoffnung machen: Er ist über beides hinaus gewachsen – zumindest fast! Auf Reisen kommt trotzdem immer noch das Asthma-Spray und eine spezielle Hautpflegecreme mit und zuletzt haben wir auch wirklich beides mal wieder gebraucht. Toitoitoi für eure Kleine!
Liebe Grüße
Gela
Das macht mir Hoffnung! Das Notfallset nimmt zwar im Gepäck nicht viel Platz weg, aber im Kopf… :-/