! Aktualisiert am 27. Juli 2020
Zugegeben: Seit 2002 ist er nicht mehr der allergrößte Buddha der Welt. Aber mit seinen 120 Metern ragt der Ushiku Daibutsu nahe Tsuruga, nur eine Stunde von Tokio entfernt, doch sehr eindrucksvoll aus der Landschaft. Wir konnten nicht widerstehen und haben ihm einen Besuch abgestattet.
Eigentlich hatten wir einen straffen Plan gehabt: Start mit dem Campervan in Narita, Großeinkauf im Supermarkt und dann Abfahrt nach Norden, in Richtung Nikko. Dort wollten wir noch vor der Abenddämmerung ankommen, um einen schönen Stellplatz für unsere erste Übernachtung im Campervan zu finden.
Tatsächlich schraubten wir uns dann in dichtem Abendnebel die zig Serpentinen hinauf zum Tempelort Nikko und parkten in vollständiger Dunkelheit am Ufer des Lake Chuzenji ein – dessen Schönheit wir erst am nächsten Morgen bewundern konnten.
Denn: Wir hatten uns ganz klassisch spontan entschieden, einen Zwischenstopp auf unserem Japan-Roadtrip einzulegen, kaum 30 Minuten, nachdem wir in Narita bei JapanCampers gestartet waren.
Ushiku Daibutsu: ein Gigant am Straßenrand
Beim Begriff “Giant Buddha” oder “Daibutsu” (was dasselbe bedeutet) denken die meisten Japan-Reisenden an den dicken, sitzenden Buddha in Kamakura oder an den noch größeren Buddha, der in Nara im ältesten Holzgebäude Japans, dem Todai-ji, sitzt.
Beide sind ordentlich groß – der Kamakura-Buddha misst 13 Meter, sein Kollege in Nara knapp 15 Meter. Aber jetzt stellt euch mal einen Buddha vor, der soooo groß ist, dass der Buddha in Kamakura in seine geöffnete Hand passen würde! Die Freiheitsstatue in New York würde ihm etwa bis zur Hüfte reichen. Wahnsinn!
So einen gigantischen Buddha erblickten wir also, als wir auf dem Joban Highway von Narita in Richtung Nikko fuhren. Die nächste Abfahrt, Ushiku, nahmen wir unverzüglich, um diese Statue aus der Nähe anzuschauen.
Der Ushiku-Daibutsu, der auch Amitabha (in Sanskrit) oder Amida Nyorai (in Japanisch) heißt und den Buddha des Ewigen Lichts repräsentiert, ist wahrlich riesig – 1100 Meter ragt er in den Himmel hinauf, und das begehbare, mehrstöckige Podest, auf dem er steht, addiert noch einmal 20 Meter dazu.
So clever die Architekten des alten Japan waren; eine Statue dieser Ausmaße hätten sie nicht aufstellen können (sie wiegt mehr als 4.000 Tonnen, allein der Zeigefinger ist sieben Meter lang). Während der Amida Buddha in Kamakura seit dem Jahr 1252 da sitzt und der Buddha in Nara schon ganze 2.000 Jahre alt ist, feiert der Ushiku Daibutsu im Jahr 2017 gerade mal seinen 25. Geburtstag.
Aufgestellt hat ihn die japanische buddhistische Sekte Pure Land, um die Geburt ihres Gründers Shinran zu ehren. Anfangs gefeiert als die größte Statue der Welt, musste er diesen Titel im Jahr 2002 wieder abgeben – die Ehre gebührt nun dem goldenen Spring Temple Buddha im chinesischen Lushan. Auch vom 2. Platz rutschte er im Jahr 2008, abgelöst vom Laykyun Setkar Buddha in Myanmar.
Aber die größte Buddha-Statue in Japan ist der Ushiku Daibutsu noch immer. Und das finden die Japaner so spannend, dass sie in Scharen hierherströmen, um… was eigentlich zu tun?
Was kann man am Ushiku Daibutsu bei Tokio machen?
Ja, er ist groß. Da kann man schon einige bewundernde Fotos machen. Aber die Besucher sollen doch noch mehr Erlebnis geboten kommen, und vor allem wollen sie Geld ausgeben und Souvenirs kaufen – was zu einem gelungenen Ausflug in Japan eben dazugehört.
Am Ushiku Daibutsu kann man also zuerst nach Herzenslust auf einer kleinen Einkaufsstraße Omiyage (Souvenirs, die typisch für die Region und die besuchte Attraktion sind) erwerben, Eis essen und einen kleinen Imbiss zu sich nehmen. Man kann Stempelbücher kaufen und sie mit Stempelbildern füllen. Man kann hölzerne “emo”-Plaketten kaufen, einen Wunsch draufschreiben und die Plakette dann an ein Gestell hängen, wo die Geister der Ahnen hoffentlich für eine Stippvisite vorbeischauen und ein, zwei Wünsche erfüllen.
Man kann Räucherstäbchen kaufen und anzünden, und man kann in dem kleinen Park am Fuß der Statue am Rand eines Teiches flanieren und riesige, hungrige Karpfen füttern. Einen (sehr) kleinen Tierpark mit Spielplatz und großem Picknickplatz gibt es auch.
Und, die Krönung: Man kann den Ushiku Daibutsu, der nämlich hohl ist, von innen besteigen! Das kostet läppische 800 Yen und war unser erstes touristisches Ereignis auf dieser Japan-Reise, also gönnten wir uns das.
Begrüßt von einem langen, (ausschließlich) japanischen Sermon, der wahrscheinlich von der Bedeutung des Daibutsu erzählte, gelangten wir durch eine stimmungsvolle Lichtshow und einige Ausstellungsräume im Podest (zu sehen unter anderem: eine Nachbildung der mannshohen Zehe des Buddhas, interessante Fotos vom Bau der Statue und natürlich das Zertifikat aus dem Guinness-Buch der Rekorde) zu einem Fahrstuhl, der uns auf Brusthöhe des Buddhas (85 Meter) brachte.
Hier war leider Schluss – wir konnten nicht, wie erhofft, vom Kopf der Statue schauen, sondern nur durch zwei schießschartenähnliche Löcher in Brust und Rücken. Da die Region Ibaraki landschaftlich leider nicht allzuviel zu bieten hat, hielt sich die Spektakularität in Grenzen. Angeblich kann man von hier oben an klaren Tagen den Tokyo Skytree sehen.
Auf dem Weg nach unten wurden wir dann noch durch die drei darunterliegenden Etagen geführt (typisch Japan: Man folgt einem mit Pfeilen markierten Rundgang, von dem nicht abgewichen werden darf; dafür sorgen an strategischen Punkten sehr freundliche Damen, die den Weg weisen) und durften unter anderem eine Wand mit 3.000 goldenen Buddha-Statuen bewundern.
Die japanischen Besucher widmeten sich anschließend noch der Kalligrafie; wer am schönsten den Satz “Namu Amida Butsa” (übersetzt: “Ich finde Zuflucht im Amida Buddha”) nachmalen kann, hat gewonnen.
Lohnt sich ein Besuch des Ushiku Daibutsu?
Die Ausmaße der Buddha-Statue sind unglaublich und den Abstecher vom Highway haben wir nicht bereut. Auch den Eintritt in den Park um den Daibutsu herum haben wir gern bezahlt, es hat Spaß gemacht, den Buddha von allen Seiten zu bewundern, Räucherstäbchen in Japans größter Räucherschale anzuzünden und den großen Gong zu läuten – was man in einem buddhistischen Tempel eben so macht.
In das Innere der Statue zu gehen, ist aber unseres Erachtens ziemlich überflüssig. Erstens muss man hier an Wochenenden und Feiertagen wohl ziemlich lange anstehen und zweitens wird man – wenigstens als Nicht-Buddhist und Nicht-Japaner – hier drinnen wenig Erleuchtung finden. Die Aussicht von oben ist lange nicht so toll wie die von unten.
Seht ihr also auf eurer Fahrt von Tokio nach Norden einen riesigen Buddha am Straßenrand aufragen, dann nehmt die Abfahrt Ushiku und schaut ihn euch an! Danach könnt ihr stolz sagen, dass ihr den größten Buddha Japans und die drittgrößte Statue der Welt gesehen habt.
Und da der Buddha in vielen (älteren) Reiseführern noch gar nicht erwähnt wird, habt ihr sogar einen echten Geheimtipp entdeckt. Check!
Ushiku Daibutsu: Anfahrt und Kosten
Öffnungszeiten: 9.30-16.30 Uhr an Wochentagen, bis 17 Uhr an Wochenenden (Oktober bis Februar nur bis 16 Uhr)
Am 15. August findet am Fuß des Buddha ein Feuerwerk statt – das lohnt sich bestimmt!
Eintritt: 500 Yen (300 Yen für Kinder ab Vorschulalter) nur für den Park, 800 Yen/400 Yen für Park und Buddha-Inneres
Ohne Eintritt könnt ihr über die weitläufigen Friedhofsanlagen rund um den Park spazieren und den Buddha aus etwas weiterer Entfernung sehen. Im Winter ist der Eintritt 100 Yen niedriger.
Anfahrt:
Mit dem Auto über den Joban Expressway, Ausfahrt Ushiku oder Tsuchiura; wenn ihr ein japanisches GPS-Gerät habt, könnt ihr als Ziel die Telefonnummer 029-889-2931 eingeben.
Mit dem Zug: von Tokio Ueno Station mit JR Joban Line Tsuchiura Station, dann 10 Minuten weiter nach Ushiku, von dort etwa 30 Minuten per Bus (Achtung, der letzte Bus fährt schon gg. 16 Uhr zurück)
Viel Spaß!
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Der Buddhe ist wirklich groß, ok sehr groß, naja, mega ;-)
Ich dachte bisher nur die Chinesen sind so auf Souvenirs aus, aber scheint wohl ganz Asien zu betreffen?!
Den Park finde ich auch sehr nett. Danke für diese Infos
Ob das andere asiatische Länder auch so praktizieren, weiß ich nicht, in Japan ist das aber wirklich extrem. Oft hatten wir den Eindruck, dass die Japaner nur irgendwohin fahren, um dort Omiyage zu kaufen ;-)
Wow, ich muss sagen, schon dein erstes Bild hat mich wirklich staunen lassen. Die Dimension des Buddhas ist ja unglaublich und enorm.
Einer der spannendsten Artikel, die ich in den letzten Tagen hier im Internet gesehen und gelesen habe.
Liebe Grüße, Clara
Also auch wenn die Aussicht “schmal” war, ich muss schon sagen, für mich ganz schön hoch! Danke für den informativen Beitrag. Man lernt einfach nie aus. :)
Viele Grüße
Charnette
Ja, das ist wohl die beste Erkenntnis am Reisen :-)
Na das ist ja mal ein Buddha! Danke für deinen Bericht, interessant und unterhaltsam! Also wenn wir ihn mal irgendwann sehen halten wir an. Glaube nicht das das in nächster Zeit passiert, aber irgendwann dann mal.
Wir sind neulich in Polen an einer Riesenchristurs Statur vorbei gekommen,da wollte ich auch noch mal schauen was das genau war, fällt mir da gerade ein!
Lg von da wo die Sonne zuerst in Deutschland aufgeht
Ina
Da würde Japan als Land der aufgehenden Sonne ja gut in eure Reise-Liste passen ;-) Mit Zug und Fähre könnt ihr übrigens prima nach Japan reisen, ihr Bahn-Fans!
Liebe Grüße
Jenny