! Aktualisiert am 4. Juli 2012
Wer die Headlines des „New Zealand Herald“ in den letzten Wochen verfolgt hat, dem dürfte es nicht entgangen sein: Nach Erdbeben, Öltanker-Fast-Katastrophe und Starkregen samt Erdrutschen entdecken die Kiwis nun überrascht, dass ihre Strände von Müll überschwemmt werden und das Wasser nicht mehr das sauberste ist. Wie konnte das passieren – oder vielmehr: Wieso bemerkt man das erst jetzt?
Anders als im vorbildlichen Deutschland, wo der ADAC alle Jahre wieder auch den kleinsten Badesee auf optimale Wasserqualität überprüft, scheint man in Neuseeland von seiner eigenen Imagekampagne „100 % pure“ so überzeugt zu sein, dass regelmäßige (oder gar behördliche) Kontrollen bisher offenbar schlicht nicht stattfanden.
Nun also die große Überraschung: An mehr als einem Drittel der 63 Strände um Auckland, die seit November 2011 getestet werden, war das Wasser mindestens einmal stark verschmutzt. Zehn Strände hätten sogar für öffentliches Baden gesperrt werden müssen – darunter Long Bay, Browns Bay und die einsame Schönheit Karekare.
Und das betrifft nur Auckland – in anderen Regionen von Neuseeland ist die Wasserqualität nach wie vor ein Geheimnis.
Als Auslöser für die überraschend schlechten Werte gelten die starken Regenfälle der letzten Wochen gesehen, welche die Abwasserkanäle zum Überfließen brachten. Aber Mutter Natur trägt nur einen kleinen Teil der Schuld – der Hauptteil der Verantwortung kann der Intensiv-Landwirtschaft und der Milchwirtschaft sowie generell der Industrie und der Abwasserwirtschaft zugeschoben werden, die nach wie vor ungeklärte Abwässer (welche dann Düngechemikalien und Fäkalien enthalten) direkt ins Meer leiten.
Dadurch wird das Wasser nicht nur einfach eklig zum Baden: Die vielen zusätzlichen Nährstoffe und das aufgeheizte Wasser bieten optimale Bedingungen für Nesselquallen, die aktuell an vielen Stränden Neuseelands Badende mit hässlichen Verbrennungen erschrecken. Die Körper der wenigen Orcas, die noch in Neuseelands Gewässern leben, enthalten nach wissenschaftlichen Erkenntnissen so viele Gifte wie nirgends sonst auf der Südhalbkugel. Muscheln und andere Meerestiere nehmen so viel Gift in ihren Körpern auf, dass in der gesamten Bay of Plenty zurzeit keine mehr gesammelt und gegessen werden können.
Ganz offensichtlich hässlich und – oh Schreck – peinlich für das Image als Umweltmekka sind aber die enormen Mengen an Müll, die immer mehr von Neuseelands Stränden zieren. Tatsächlich fiel uns der Dreck am Stadtstrand von Takapuna Beach nach Wochen an unberührten Stränden negativ auf, und Rangitoto Island direkt vor Aucklands Küste ertrank nach Meldungen des New Zealand Herald in den letzten Monaten regelrecht im Müll. Bei einer großen Reinigungsaktion im Dezember 2011 sammelten 1.200 freiwillige Helfer hier über 130.000 Stücke Müll auf, darunter:
28.945 Plastikstücke unbekannter Herkunft
18.376 Lebensmittelverpackungen und -behälter
18.170 Plastiktüten
5.394 Plastikhüllen
2.606 Schnüre
2.345 Trinkhalme
1.133 Zigarettenpäcken und -stummel
618 Parktickets und Knöllchen
540 Glasflaschen
Die nächsten Küstenreinigungsaktionen finden am 29. Januar in Matakana, vom 3. bis 5. März in Coromandel und am 22. März am North Shore statt. Organisator “Sustainable Coastlines” freut sich über jeden freiwilligen Helfer.
Als Reisende sind wir natürlich nicht unbedingt schuld an Neuseelands Dreck – aber Hand aufs Herz: Wir sind die Ersten, die sich über saubere Strände freuen und sich über Schmutz ärgern. Ein paar Stunden freiwilliges Müllsammeln können eine gute Art sein, um unserem Traum-Urlaubsziel Danke zu sagen und ein wenig von uns hierzulassen.
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[…] nachfragt, erzählen gern von ihren Aktivitäten und sind offen für helfende Hände. Aktionen wie Beach Busters geben euch auch als Touristen die Gelegenheit, etwas zum Umweltschutz beizutragen oder (aus einer […]
Bei Kaikoura gibt es Stellen, an denen man nicht mehr baden darf, zwischen Town Centre und Seal Colony – die Schilder stehen am Strand.
Bei Punakaiki haben wir spontan den Müll am Strand der Freedom Camper vor uns aufgesammelt und bei den Pancake Rocks entsorgt. Immerhin eine ganze Plastiktüte voll. Wir haben vor 8 Jahren an der gleichen Stelle am Strand mit unserem WoMo übernachtet und da war kein Müll vorher ( und natürlich auch nicht hinterher) da.
Ralf
Ja, manche Leute lernen es offenbar nie … Gut gemacht!
[…] über sein Reiseziel informiert sein. Meine Posts über Umweltprobleme in Godzone wie etwa die Verschmutzung der Strände oder das Aussterben endemischer Tierarten finden leider nicht allzu viele Leser […]
[…] beim Einkaufen zu verwenden und ihren Müll nicht einfach aus dem Autofenster zu werfen. Die Müllentsorgungs-Aktion vom letzten Sommer zeigte eindrücklich, wie normal dieses ekelhafte Verhalten noch immer […]
Das hört sich ja fies an! Ich wusste gar nicht, dass es schon so schlimm ist. Am meisten sorgt mich natürlich das Plastik. Das ist so gefährlich für Tiere und uns Menschen. Ich habe auch neulich eine erschreckende Doku gesehen, wo behauptet wurde, das schon 2030 es zu einem Kollaps der Weltmeere kommen wird.
Deshalb finde ich diese Aktion super! Ich hoffe, dass jetzt noch mehr Menschen dort mitmachen werden.
au ja, das mit dem Abwasser ins Meer leiten…
Am Muriwai Beach hats ganz links kurz bevor es zu den Tölpeln hochgeht so eine Art kleines Bächlein, ideal für nicht ganz wellenströmungstaugliche Kinder – denkste!
Als ich das Schild am oberen Ende gesehen habe, waren sie schnell wieder draussen: Abwasser, potentiell gesundheitsgefährdend! Aha, aber wenns ins Meer fliesst verdünnt es sich ja und ist kein Problem mehr, oder…?!