! Aktualisiert am 25. November 2023
Die meisten stellen sich vor einer Neuseeland-Reise die Frage: Campervan oder Mietwagen? Michaela und ihre Familie hatten eine andere Idee: Sie haben das Zugfahren in Neuseeland ausprobiert. Hier erzählen sie uns im Interview, wie das Bahnfahren am anderen Ende der Welt funktioniert hat.
Inhalt
Zugfahren in Neuseeland: ein Erlebnisbericht
Weltwunderer: Liebe Michaela, stell uns zuerst bitte kurz deine Familie vor: Wer seid ihr und warum seid ihr nach Neuseeland gereist?
Michaela: Wir sind Karel, Emilia (6), Filip (2) und ich. Mein Cousin ist vor acht Jahren nach Christchurch ausgewandert. Wir waren 2018 zu seiner Hochzeit eingeladen, nur war Filip damals zu klein. Ein Jahr später wollten wir eigentlich noch einmal nach Australien reisen, bevor Emilia in die Schule kam. Für eine Woche wären wir nach Neuseeland hinübergeflogen, um meinen Cousin zu besuchen.
WW: Eine Woche Neuseeland – waaas? Offenbar habt ihr euch doch noch umentschieden?
Michaela: Wir sind dann gar nicht nach Australien gefahren, sondern nur nach Neuseeland! Und das eigentlich nur aufgrund der Einreisegebühr für Australien. Und weil wir dachten, da können wir irgendwann noch mal in den Sommerferien hinfahren. Wir waren also gar nicht so richtige Neuseeland-Fans vor unserer Reise – das hat sich dann schnell geändert 😉
WW: Was habt ihr denn in Neuseeland alles gesehen?
Michaela: Wir waren zuerst ein paar Tage in Christchurch, dann im Abel Tasman National Park in einem Hostel in Motueka. Dann ging es zur Westcoast, vorbei an der Buller River Swing Brigde (auf der Brücke fiel mir ein, dass ich ja Höhenangst habe – nicht lustig!). Über den Arthurs Pass fuhren wir zurück nach Christchurch und auf die Banks Peninsula, wo das Delfinschwimmen leider wegen starkem Wind abgesagt wurde.
Mit dem Zug fuhren wir von Christchurch nach Wellington und weiter nach Hamilton. Von dort sind wir nach einem Abstecher zu den Waitomo Caves zum Lake Taupo und kurz in den Tongariro National Park gefahren, es hat aber leider viel geregnet. Über Rotorua (das Wai-o-Tapu Thermal Wonderland war der Wahnsinn!) kamen wir auf die Coromandel Peninsula, wo wir in Tairua den schönsten Stopp unserer ganzen Reise hatten: eine Hütte mit Außenbadewanne, umrankt vom Dschungel. Zum Schluss waren wir noch für eine Nacht in Auckland.
WW: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, in Neuseeland eine Bahnreise zu machen?
Michaela: In unserer kleinen Stadtbibliothek gab es einen großen Bildband über Zugfahren in Neuseeland. Ab da war ich Feuer und Flamme. Ich wollte unbedingt mit dem Zug an der Ostküste entlangfahren und durch den Tongariro National Park. In dem Buch waren noch mehr Strecken beschrieben, die haben wir nur leider nicht gefunden. Oder es gibt sie nicht mehr?
Ein weiterer Grund für uns war die Nachhaltigkeit. Bei uns daheim versuchen wir auch, viel Zug zu fahren.
WW: Wart ihr in Neuseeland die ganze Zeit mit der Bahn unterwegs?
Michaela: Nein, meistens mit dem Auto. Auf der Südinsel bekamen wir ein Auto kostenlos von meinem Cousin. Auf der Nordinsel sollte ein Campervan für zehn Tage 2.700 Euro kosten, was uns viel zu teuer war. Das Auto hat nur 50 Euro pro Tag gekostet, dazu haben wir zwischen 75 und 100 Euro für die Unterkünfte bezahlt.
Wir sind nur von Christchurch nach Picton und von Wellington nach Hamilton mit dem Zug gefahren. Wir wären gerne noch mehr Zugstrecken in Neuseeland gefahren, aber wir konnten von Deutschland aus einfach nicht herausfinden, ob es noch weitere Zugverbindungen gibt.
-> Hier könnt ihr auf der Website von Rail New Zealand selbst recherchieren
Eigentlich wollten wir auch noch mit dem TranzAlpine von Christchurch über den Arthurs Pass nach Greymouth* fahren. Aber das Ticket war absurd teuer im Vergleich zu den anderen Zugtickets – und die sind auch schon teurer als bei uns in Deutschland.
Zugfahren in Neuseeland, wie ist das so?
WW: Ist das Zugfahren in Neuseeland anders als in Deutschland? Was muss man da wissen?
Michaela: Es ist völlig anders! In Christchurch war es total entspannt beim Einsteigen. Man checkt erst am Schalter ein und bringt dann sein Gepäck zum Gepäckwagen. Am Ziel muss man es wieder abholen. In den Sitzwagen darf man nur das Handgepäck mitnehmen.
In Wellington mussten wir recht lange in der Schlange stehen fürs Einchecken, etwa 30 Minuten.
Bahnreisen durch Neuseeland: die schönsten Strecken
WW: Ist Zugfahren in Neuseeland eher ein Touristending, oder wart ihr mit Einheimischen unterwegs?
Michaela: Ich würde sagen, es ist eher ein Touristending. Man ist ja auch recht lange unterwegs, wenn man in Neuseeland mit dem Zug fährt. Ich denke aber auch, dass einige Kiwis mit uns unterwegs waren. Man bekommt lustigerweise während der Fahrt viel vom Zugpersonal erzählt. Es gibt auch Kopfhörer, wo man mithören kann.
Als wir an der Ostküste entlangfuhren, hielt der Zug absichtlich an, damit wir Delfine gucken konnten. Die Züge haben auch eine Art Balkon-Waggon, also einen Wagen mit offenen Fenstern, in dem man nur stehen kann.
WW: Seid ihr denn mit dem Northern Explorer durch den Tongariro National Park gefahren? Wie war das?
Michaela: Man sieht schon etwas von den Vulkanen, aber man ist jetzt nicht mitten drin. Die Berge ziehen eher im Hintergrund vorbei. Spannend war, als der Zug einen Berg hinunterfuhr, indem er praktisch mehrere Runden um den Berg herum machte (die Raurimu Spiral ist weltberühmt bei Eisenbahnfans).
Mit dem Zug Neuseeland bereisen: Was muss man darüber wissen?
WW: Wie, wann und wo habt ihr die Zugtickets gebucht? War das aufwendig, schwierig oder kompliziert?
Michaela: Grundsätzlich ist es nicht kompliziert, nur halt teuer. Man kann wohl auch so eine Art Pass kaufen, der dann noch billiger ist. Wir hatten gelesen, dass die Tickets günstiger sind, wenn man sie über einen neuseeländischen Server bucht. Da wir ja in der Hauptsaison in Neuseeland waren, haben wir die Tickets von meinem Cousin buchen lassen. Ich denke aber, dass es auch telefonisch möglich ist.
WW: Was kostet denn so eine Fahrt, und wie lange fährt man von Christchurch nach Picton oder von Wellington nach Hamilton?
Michaela: Von Christchurch nach Picton fährt man von 7 bis 13:15 Uhr. Dieser Zug kam sogar eine halbe Stunde früher an, das kennt man bei uns nicht! Von Wellington nach Hamilton fuhr er von 7:55 bis 16:30 Uhr.
Die Zugstrecke Christchurch – Picton kostete 139 NZ$ pro Erwachsenen und 97 NZ$ pro Kind.
Die Zugfahrt Wellington – Hamilton kostete 159 NZ$ pro Erwachsenen und 111 NZ$ für ein Kind. Unser günstiger Ticket-Typ hieß „Starter“ und war nicht umtauschbar.
Mit dem Zug durch Neuseeland fahren: ist das empfehlenswert für Familien?
Michaela: Wir fanden das Zugfahren in Neuseeland toll! Man sitzt einfach entspannt da und genießt die tolle Sicht aus den Panoramafenstern. Das Essen an Bord ist recht günstig und gar nicht mal schlecht. Die Landschaft war einfach herrlich. Und unsere Kinder fanden es auch super.
WW: Könnt ihr das Zugfahren in Neuseeland mit dem Auto-/Camper fahren vergleichen?
Michaela: Die Bahnreisen in Neuseeland waren eine tolle Erfahrung. Aber wir waren doch froh, als wir in Hamilton unseren Mietwagen abholen konnten. Wir hatten nämlich recht viel Gepäck und waren auf unsere Beine angewiesen. In Wellington mussten wir, als wir um 23:30 Uhr mit der Fähre ankamen, noch einen Hügel zu unserem Hotel hinauflaufen. Unsere Tochter hat dabei nur geschrien und geweint.
Ein Taxi war keine Option. Das wäre zu kompliziert mit unserem Gepäck gewesen und hätte sicher keine Kindersitze gehabt. In Hamilton brauchten wir einen Zahnarzt. Der war aber zwei Kilometer von unserer Unterkunft entfernt. Wir mussten also erst warten, bis wir am nächsten Morgen unser Mietauto bekamen.
Weltwunderer: Vielen Dank für das Interview, liebe Michaela!
Buchtipp: Zugfahren in Neuseeland und weltweit
Wollt ihr auch mit dem Zug durch Neuseeland fahren? Oder ist euch diese Idee noch gar nicht gekommen? Immerhin wird Zugfahren gerade total “in”, und Neuseeland hat immerhin einige der schönsten und spektakulärsten Zugstrecken der Welt.
Ein heißer Buchtipp dazu ist “500 Zugreisen” von Sarah Baxter* aus dem Knesebeck Verlag, wo man herrlich schmökern kann – und dann erscheint auch die Idee vom Zugfahren in Neuseeland gar nicht mehr so abwegig!
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Liebe Jenny,
also erst dachte ich, das ist garantiert nichts für mich. Neuseeland MUSS mit Campervan. Aber je mehr ich davon gelesen habem, desto neugieriger bin ich auf diese Erfahrung geworden. Diese Spiralzugstrecke ist ja schon spannnend. Mein Eisenbahn-begeisterter Junior wäre ohnehin hin und weg. Tolles Interview und toller Buchtipp!
Danke und liebe Grüße
Gela
Wow, ich finde das total spannend und würde es auch gerne machen. Es hört sich ein wenig an wie in den USA. Da darf man auch kein Gepäck mitnehmen, sondern muss es aufgeben und man checkt ein und hat Boarding-Zeiten. Das finde ich sehr viel entspannter als bei uns wo jeder drauf losstürmt und drängelt.
Anhalten um Delfine zu gucken ist auch herrlich, also ich würde sofort einsteigen und habe nun mega Lust auf Zugfahren!
Liebe Grüße
Wir auch ;-) Es scheitert halt oft daran, dass man ja den Camper schon an der Backe hat. Aber mit ein bisschen geschickter Planung sollte das beim nächsten Mal Neuseeland klappen!
LG
Jenny