! Aktualisiert am 25. November 2023
Dresden ist nicht nur ein Barock-Schmuckstück, sondern auch eine der grünsten Städte Deutschlands. Vor allem wegen der Dresdner Heide, einem der größten Stadtwälder Deutschlands. 3 kindertaugliche Wanderungen durch die Heide stellen wir euch vor – zum Appetitmachen!
Der Name ist ein wenig irreführend: Die 6.000 Hektar große Heide, die komplett unter Naturschutz steht, ist keine Heidelandschaft aus Sträuchern und Heidekraut, sondern ein normaler Wald (wenn auch mit ungewöhnlich sandigem Boden).
Im Dresdner Norden wächst die Heide bis an die Äußere Neustadt, die Albertstadt und den Weißen Hirsch heran. Für die Dresdner ist sie tägliche Gassi-, Lauf- und Mountainbike-Strecke. Wagt man sich aber weiter hinein in den Wald – auf Pfaden, die schon im 12. Jahrhundert angelegt wurden -, ist man schnell allein.
Über Jahrhunderte nutzten Sachsens Fürsten die Heide als Jagdgebiet. Das kann man heute noch erkennen: In den „Saugärten“ wurden Wildschweine für Treibjagden vorrätig gehalten, am „Wolfshügel“ warteten Wölfe darauf, bei Hetzjagden erschossen zu werden. Orte wie das Schwarze Kreuz, die Todmühle oder die Mordgrundbrücke erzählen Gruselgeschichten von Duellen zwischen sächsischen Offizieren, ermordeten Knaben und tragischen Liebespaaren.
Seitdem das Gebiet 1969 unter Naturschutz gestellt wurde, haben die Fichten-Monokulturen wildem Mischwald aus Buchen, Lärchen und Eichen Platz gemacht, tote Baumstämme dürfen liegenbleiben und verrotten, dazwischen strebt neues Grün zur Sonne. Sogar der Wolf hat sich wieder angesiedelt!
Dazwischen liegen kleine Stauseen und weite Wiesen, auf denen anno dazumal Gemüse für den kurfürstlichen Hof angebaut oder Pferde gezüchtet wurden. Heute bieten dort die „Hofewiese“, die „Heidemühle“ und das „Fischhaus“ Speis und Trank für müde Wanderer an.
Viele kurze und lange Wanderungen führen durch die Dresdner Heide, und wir stromern oft hier herum – manchmal zum Wandern, oft auch querfeldein zum Pilze suchen oder mal mit dem Mountainbike. Unsere 3 Lieblingsrouten durch die Dresdner Heide stellen wir euch hier vor.
Inhalt
1. Vom Alaunpark zum Prießnitzwasserfall
Ich spoilere gleich mal: Der „Wasserfall“, wo die Prießnitz von einer Bruchkante der Lausitzer Störung aus Granodioritstein stürzt, ist höchstens zwei Meter hoch. Bei Besuch von außerhalb sorgt der Höhepunkt dieser Wanderung daher regelmäßig für Enttäuschung – oder herzliches Lachen.
Trotzdem: Die kleine Schlucht, durch die sich der Bach einen Weg gebahnt hat, sieht wildromantisch aus und nicht nur unsere Kinder spielen hier gern stundenlang.
Vor allem im Sommer ist man hier selten allein, die Bachbiegung zwischen dem Wasserfall und einer kleinen Steinbrücke eignet sich nämlich hervorragend zum Pritscheln.
Start der Tour ist mitten in der Neustadt. Von der nordöstlichen Ecke des Alaunparks läuft man los, optional gestärkt mit einem Softeis aus dem Café Komisch. „An der Prießnitz“ geht es hinab zwischen immer höher aufragende bewaldete Steilwände. Der plätschernde Bach führt unter den 23 Meter hohen Bögen der Prießnitzbrücke hindurch, vorbei am wohl einzigen Sandbadestrand inmitten eines Waldes. Querliegende Baumstämme locken ans andere Ufer, wo man ebenfalls laufen kann.
Nach etwa 3 km führt der Weg mit dem gelben Kreis hinein in den richtig tiefen Wald. Nach der Küchenbrücke biegt man rechts ab auf den mit einem durchgestrichenen Z markierten Rennsteig.
Die mystischen Zeichen, mit denen die ältesten Wege in der Heide markiert sind, wurden schon im 16. Jahrhundert von sogenannten Wegschneidern in die Baumrinden eingeritzt.
Vom Rennsteig biegt man nach etwa 100 Metern nochmals links auf den Todweg ab, der mitten durch den Wald etwa 2 km leicht bergauf zum Gebauten Kannenhenkel führt, einem alten Forstweg.
Vorbei am Königsplatz geht es nun auf breiterem Pfad (markiert mit dem grünen Kreis) knapp 3 km zur Kannenhenkelbrücke, wo die Prießnitz und der gelbe Kreis wieder erscheinen – er führt nach links vorbei an Ludens Ruh, einem idyllischen Rastplatz auf einer Anhöhe. Jetzt ist es bald geschafft: Über einige kleinere Brücken noch (nicht den Abzweig nach links verpassen, der zur Andersbrücke führt!), dann hört man ihn schon donnern – den Prießnitzwasserfall!
Von hier geht es dann in etwa einer halben Stunde weiter auf dem Weg mit dem gelben und dann dem roten Kreis zum Kletterpark Klotzsche und schließlich zum Nesselgrundweg, wo man am Bahnhof Klotzsche in die Straßenbahnlinie 7 steigt, die zurück in die Neustadt (Haltestelle Bischofsweg) oder in die Innenstadt fährt.
Länge: ca. 11 km, keine nennenswerten Steigungen oder herausfordernde Wegstücke, keine besondere Kondition erforderlich; nicht durchgängig kinderwagentauglich!
2. Von Ullersdorf zum Haarweidenstausee
Einer unserer Favoriten in der Dresdner Heide ist die kurze Wanderung zum Haarweiden-Stausee. Diese Tour hat gleich mehrere Vorteile: Sie ist nicht allzu lang, sie führt über schmale und oft matschige Waldwege und sie endet an einem wunderschönen See (oder sie führt dort vorbei, man kann die Runde variabel verlängern).
Allzu groß ist der Haarweiden-Stausee nicht: Erst 1920 wurde hier der in die Prießnitz mündende Haarweidenbach angestaut, um einen Löschteich zu bilden. Der See lässt sich zu jeder Jahreszeit nutzen: Im Frühjahr tunken wir die Zehen hinein, im Sommer genügt er für ein schnelles Bad, im Herbst machen wir Kiefernzapfen-Zielwerfen auf die kleine Insel in seiner Mitte – und im Winter ist er flach genug, um zuzufrieren.
Ein kleines Holzhäuschen mit Tisch und Bänken bietet Gelegenheit für ein Picknick oder eine Biwak-Übernachtung – dafür muss man aber vor allem an Sommerwochenenden rechtzeitig da sein, der Stausee ist nämlich genau für solche Aktivitäten recht beliebt bei den Dresdnern.
Den Haarweidenstausee kann man gut in längere Wanderungen durch den Osten der Dresdner Heide einbauen. Der kürzeste Weg führt vom Gasthof „Ullersdorfer Mühle“ aus hin, wo man entweder mit dem Auto am Straßenrand parkt oder aus dem Bus steigt. Am Waldrand überquert man die kleine Brücke über die Prießnitz und biegt direkt danach in den Wald ein.
Lauft etwa 1,1 km auf dem schmalen “Zirkel”, haltet euch dann leicht links und biegt nach 400 m rechts auf den Weißiger Weg ein. Kurz danach geht es wieder nach links auf den “Reichsapfel” (die alten Wegmarkierungen sind in die Bäume geritzt). Am zweiten Abzweig nach rechts könnt ihr den Stausee schon fast sehen. Erst kurz vor dem See stehen Hinweisschilder!
Start der Wanderung: entweder an der Ullersdorfer Mühle oder am Ullersdorfer Platz in Bühlau
Länge: je nach Startpunkt 2,3 km/3 km einfache Strecke, variable Erweiterungen möglich
3. Geheimtipp: vom Fischhaus zur geheimen Sanddüne
Die Heide hat ihren Namen nicht von ungefähr – unter dem Waldboden liegt viel Sand herum. Die Düne, zu der wir gern wandern, ist bei weitem nicht die einzige im Wald. Sand wird in der Heide und auf den im Süden angrenzenden Hellerbergen sogar industriell abgebaut. Diese Sandgruben darf man nicht betreten, aber von ihrem Rand hat man einen schönen Blick über Dresden.
Der beste Startpunkt für unsere Geheimtipp-Wanderung ist das „Historische Fischhaus“ an der Fischhausstraße. Etwa 180 Meter oberhalb dieses Restaurants parkt man auf dem (kostenfreien) Wanderparkplatz und läuft dann in den Wald hinein auf dem „Doppel-E“ nach links. Kommt ihr mit der Bahn oder dem Fahrrad, ist das auch super: Dann startet ihr an der Haltestelle “Wilhelminenstraße” und lauft parallel zur Fischhausstraße auf einem Waldweg vorbei am “Albertpark”, wo in einem großen Gehege Mufflons leben und ein Abenteuerspielplatz für Verzögerung sorgt. (Guter Ansporn für “Wenn wir zurück sind”!)
Nach 1,2 km auf dem „Doppel-E“ haltet ihr euch an der Kreuzung mit dem „Hämmerchen“ wieder links und biegt nach weiteren 750 m links auf den „Diebsteig“ ab. Dieser schmale Weg überquert nach etwa 400 m die Radeberger Landstraße (Vorsicht beim Überqueren, die Autos fahren hier sehr schnell!). Den letzten Abzweig dürft ihr nicht verpassen, der nach wenigen Metern rechts in den Wald hineinführt; der schmale Pfad ist zwischen den Blaubeerbüschen kaum zu sehen.
Nach knapp 250 m sieht man sie aber schon zwischen den Kiefern leuchten: eine natürliche Sanddüne auf einer kleinen Waldlichtung. Vom oberen Rand kann man hier gewagte Stunt-Sprünge üben und etwa zehn Meter im weichen Sand zu Tal rollen. Was für ein Spaß, und den hat man mit ziemlicher Garantie ganz allein für sich!
Start der Wanderung: Wanderparkplatz an der Radeberger Landstraße nördlich vom „Historischen Fischhaus“, Fischhausstraße 14
Länge: 3 km einfache Richtung. Diese Wanderung führt mitten in die Heide hinein, eine Rundwanderung zu einem anderen Ausgang würde ziemlich lang!
Buch- und Kartentipps zum Wandern in der Dresdner Heide
In der Dresdner Heide gibt es vielerorts keinen Handy-Empfang. Es empfiehlt sich daher, eine Wanderkarte mitzunehmen, zum Beispiel „Dresdner Heide/Seifersdorfer Tal“ 1:15.000, von Sachsen Kartographie, erhältlich in vielen Dresdner Buchläden und an Tankstellen.
Alternativ könnt ihr euch eure Wunsch-Wanderstrecke vorher auf Mapy.cz zusammenstellen. Diese kostenlose App aus Tschechien verzeichnet – anders als Google Maps – auch die kleinsten Wanderwege in der Dresdner Heide und lässt sich bequem offline nutzen. Strecken können für Radler, Wanderer, Skilanglaufende und sogar für Kajaktouren angezeigt und geplant werden. Und anders als bei Komoot oder Outdooractive muss man sich nicht erst registrieren oder von Werbung nerven lassen! (Keine Angst, man muss kein Tschechisch können, die Website und die App sind auf Deutsch.)
-> mehr Wanderungen in der Dresdner Heide stellt die Heidemüllerin vor
-> eine Wanderung von der Marienallee zur Hofewiese ist auch eine gute Idee
-> und hier könnt ihr noch mehr Natur mitten in Dresden entdecken
- Wellington mit Kindern: die besten Tipps für 1, 2 oder mehr Tage - 21. Dezember 2024
- Neuseeland mit Kind Karte: mehr als 450 Tipps für Familien auf Google Maps! - 25. Oktober 2024
- DOC Campsite Pass in Neuseeland: Lohnt er sich für Familien? - 5. Oktober 2024
[…] Wanderrouten findet ihr ganz einfach im Internet oder direkt hier. […]
[…] wieder nach Hause gefahren! Wenn du noch mehr Zeit hast, lohnt sich übrigens auch ein Besuch der Dresdner Heide. Ein besonders schönes Ausflugsziel ist auch Schloss Moritzburg, in dem der Film Drei Haselnüsse […]
Todweg, Diebspfad, … bei euch gehts ja abenteuerlich zu. Aber so ein Stadtwald ist echt Gold wert, und von einem zugefrorenen Weiher zum Schlittschuhlaufen träume ich schon lange. Vielleicht klappt es ja diesen Winter wieder mal. Und ich staune: Ihr lauft echt 11 Kilometer? Davon träume ich mit meinem Präpubertier auch. ;-)
Liebe Grüße
Gela
Zu schaffen sind 11 km locker, auch für unsere Jüngste, das haben wir ausprobiert ;-) Man darf es ihnen nur vorher nicht sagen, das ist der Trick.
Hallo Jenny und Alex,
wow, die geheime Sanddüne ist ja echt klasse – leider ist sie von Trier nur viel zu weit weg. Aber vielleicht schaffen wir es ja bald noch mal nach Dresden!
Danke auch für den Tipp zu Mapy.cz. Das kannte ich ehrlich gesagt noch überhaupt nicht.
Liebe Grüße
Patrick