! Aktualisiert am 24. November 2023
Ist Waldbaden neumodischer Esoterik-Mist? Der neueste Wellness-Trend? Nein, einfach ein neuer Name für ein Vergnügen, das Eltern kleiner Kinder schon lange kennen: nach Herzenslust im Wald herumstreifen und die besondere Atmosphäre genießen. Wir machen Waldbaden mit Kindern am liebsten auf dem Abenteuerpfad im Tharandter Wald bei Dresden.
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Wie geht Waldbaden mit Kindern?
Eigentlich schlimm: Dem modernen Menschen muss man erklären, wie man den Aufenthalt im Wald “richtig” genießt. Dabei braucht man nur unseren Kindern zuzusehen, die wissen, wie es geht.
- den richtigen Wald aussuchen: Er sollte schön wild und nicht allzu gepflegt sein, aber auch nicht so urtümlich, dass man beim Verlaufen in Lebensgefahr kommen würde.
- Wanderwege vermeiden: Beim Waldbaden wollen wir nicht gezielt Strecken ablaufen, sondern eher im Gegenteil an einem Ort bleiben und die Umgebung genießen.
- Zeit nehmen: Nichts ist schlimmer als drängelnde Eltern, die “endlich weiterlaufen wollen”. Zum ausgiebigen Waldbaden braucht es Ruhe!
- alle Sinne einschalten: nicht nur im Wald herumlaufen und schauen, sondern auch bewusst lauschen, fühlen, spüren. Schuhe ausziehen ist eine gute Idee!
- abschalten: Handys aus, bitteschön. Im deutschen Wald normalerweise kein Problem, da ist ja eh kein Netz ;-)
Das braucht ihr zum Waldbaden mit Kindern
Die meisten Kinder halten nichts davon, im Wald zu meditieren, auf ihre innere Stimme zu lauschen oder Yoga-Übungen zu machen. Waldbaden mit Kindern ist eine etwas aktivere Angelegenheit – ganz wie normales Baden mit Kindern ;-)
- Schnitzmesser (zum Beispiel der Klassiker von Opinel*) und Schnur zum Floß- oder Schiffchenbauen
- Bestimmungsbuch* für Bäume, Wildpflanzen und/oder Insekten
- Becherlupe*
- Malblock oder Notizheft
- gern unser kostenloses Natur-Bingo und die Natur-Sammelbox
- Picknickdecke und Verpflegung
- ausreichend zu trinken
Was kann man im Tharandter Wald unternehmen?
Der Tharandter Wald bei Dresden eignet sich nicht nur hervorragend für ein erfrischendes Waldbad. Der amtlich anerkannte schönste Wald Sachsens (eingetragene Marke seit 1920!) liegt genau in der Mitte unseres Bundeslandes, zwischen den Gemeinden Dresden und Freiberg. Von Dresden aus ist man mit der S-Bahn-Linie 3 vom Hauptbahnhof in einer knappen halben Stunde in Tharandt.
In diesem ohnehin netten Städtchen, das überragt wird von einer sehr pittoresken Burgruine, liegt der empfehlenswerte Forstbotanische Garten. Er wurde schon 1811 von Heinrich Cotta, dem Erfinder der Forstwirtschaft, angelegt und ist heute ein wunderbares Ziel für einen Tagesausflug mit Kindern (in meinem -> Dresden-Reiseführer* lest ihr mehr darüber.)
Nach Grillenburg, das etwas weiter südlich mitten im Wald und an einem hübschen Badesee liegt, ist es für Öffi-Nutzer etwas umständlicher; wir steigen dafür dann doch mal in ein Auto. Von hier aus starten wir die meisten unserer Ausflüge in den Tharandter Wald; warum, verrate ich euch gleich.
Im Tharandter Wald kann man eine Menge spannender Sachen entdecken – was meine Eltern mir schändlicherweise während meiner gesamten Kindheit nicht verraten haben. Ich musste stattdessen hier jahrelang in aller Herrgottsfrühe durchs Unterholz stolpern und Pilze suchen! (bitte empörten Blick einfügen)
Dabei hätte ich im Tännichtgrund das sagenumwobene Versteck des Räubers Lips Tullian entdecken können, der jahrelang den Soldaten des sächsischen Kurfürsten davonlief und schließlich doch vor dem Schwarzen Tor in Dresden (etwa da, wo heute der Albertplatz ist) vor 20.000 begeisterten Zuschauern geköpft wurde.
Oder ich hätte die geologische Vielfalt dieses Gebiets bewundern können, denn hier trifft Sandstein auf vulkanischen Basalt (schaut euch mal den imposanten Porphyrfächer bei Mohorn an!) und die mit Quarzen und Halbedelsteinen gespickte Elbtalkreide bei Niederschöna. Dass der Tharandter Wald auf einer uralten eingestürzten Vulkan-Caldera steht, sieht man am Kugelpechstein in Spechtshausen nahe dem Kurort Hartha – genau dort, wo der geografische Mittelpunkt Sachsens liegt und der Räuber Tullian sich versteckte.
Man kann natürlich auch ganz normal wandern im Tharandter Wald; wahlweise auf den Spuren der Erdgeschichte, der Landesgeschichte oder einfach denen der Natur. Die Wanderplattform Outdooractive listet ganze -> 71 Wanderungen im Tharandter Wald auf.
Aber wir wollen ja nicht wandern, sondern waldbaden. Auch das geht im Tharandter Wald ganz hervorragend. Man hat dafür eigens einen Erlebnispfad eingerichtet – den Abenteuerpfad.
Der Abenteuerpfad im Tharandter Wald: waldbaden mit Kindern!
Gleich beim Örtchen Grillenburg geht es los (deshalb müssen wir irgendwie zu diesem Startpunkt gelangen). Vom Besucherparkplatz (Achtung, von Tharandt aus erst den zweiten nehmen!) laufen wir ein kurzes Stück entlang der Straße in Richtung Schloss, biegen dann aber gleich wieder ab und steigen hinab in den Wald. Entlang des Bächleins Triebisch führt der ausgebaute Grunder Weg, den ihr – sorry – doch noch ein Stückchen entlangwandern müsst. Aber dann geht es los, das Walderlebnis!
Der eigens ausgeschilderte Abenteuerpfad führt euch rechts ab vom Weg, durch dichtes Gebüsch mitten hinein unter die hohen Bäume. Von der „Tanzdiele“ über das „Kneippbecken“ und die „Balancierstrecke“ geht es lustig hin und her. Auf schmalen Trampfelpfaden hüpft ihr über Stock und Stein, entdeckt eine verwunschene Waldhütte (die „Hexenhütte“) und müsst zwischendurch sogar über riesige umgestürzte Baumstämme klettern, die quer über die Triebisch gefallen sind.
Ob ihr dem ausgeschilderten Pfad, der teilweise auf erhöhten Bohlen verläuft, folgt oder einfach querfeldein stromert, bleibt euch selbst überlassen. Die sanft dahinplätschernde Triebisch sorgt für reichlich Beschäftigung bei den Kids: Da wird gepritschelt und gekeschert, aus Zweigen bauen wir Flöße und Steine werden zu Wehren aufgeschichtet. Hineinfallen kann man natürlich auch ganz zünftig.
Selbst in der schlimmsten Sommerhitze ist es hier auf dem Abenteuerpfad noch ein paar köstliche Grad Celsius kühler, und die ansonsten schon bemitleidenswert welken Bäume des Waldes strahlen hier in sattem Grün. Wer es schafft, für ein paar Minuten leise zu sein, der hört hier Waldvögel zwitschern, Bienen summen und Fliegen surren. Und ohne Schuhe läuft es sich im Bachbett genauso spannend wie auf dem moosigen Waldboden mit ein paar herrlich matschigen Stellen.
Die meisten “richtigen” Wanderer laufen derweil einfach vorbei an diesem kleinen Areal. Beim Picknick auf dem Waldboden sind wir meistens mutterseelenallein, dabei ist die Zivilisation nur wenige hundert Meter entfernt.
Ihr habt genug vom Waldbaden? Dann folgt dem Abenteuerpfad einfach weiter, bis er wieder auf den asphaltierten Triebischweg trifft, der den Grunder Weg gekreuzt hat.
Je nachdem, ob ihr ganz vorn an der Kreuzung oder ein Stück weiter östlich aus dem Wald gekommen seid, könnt ihr euch jetzt direkt gegenüber auf der anderen Seite des Weges erneut ins Waldabenteuer stürzen – auf dem Sinnespfad mit sechs Stationen – oder ein Stück weiterlaufen und dem etwa 900 Meter langen “Holzweg” durch den Wald folgen und etwas über das Leben der Bäume und die Forstwirtschaft lernen.
Als Abschluss des Waldbads bietet sich im Sommer ein echtes Bad an – im kleinen, naturbelassenen Badeteich von Grillenburg (nicht zu verwechseln mit dem direkt angrenzenden Unteren Teich, auf dem gegondelt wird). Dort gibt es zwar keinen Bademeister, aber eine nette Liegewiese und sogar einen kleinen Spielplatz.
-> Auch das Waldabenteuer im Tharandter Wald habe ich in meinem Reiseführer “111 Orte für Kinder in Dresden” empfohlen. Wenn ihr das Buch mögt, freue ich mich sehr über eine nette Bewertung auf Amazon!
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Hallo Jenny,
dein Artikel motiviert sofort zum Wandern!
Ich bin gerade auf der Suche für einen Ferienausflug (am 14.08.23) für unsere Hortkinder. Bieten Sie auch Führungen durch den Tharandter Wald an?
Hallo Mandy, danke für deinen netten Kommentar! Der Tharandter Wald ist ein echt schönes Ziel für einen Ferienausflug. Ob es irgendjemanden gibt, der dort Führungen anbietet, weiß ich leider nicht – auf mich kannst du jedenfalls nicht zählen :-( Das schafft ihr aber bestimmt auch ohne Guide.
ich liebe es mit den Kids in den Wald zu gehen…. hier sind sie immer gut aufgehoben. unser ältester kommt deshalb ab Herbst auch in einen Waldkindergarten.
Hallo Jenny,
danke für den schönen Artikel. Wir haben dieses Jahr mit unserem Kleinen auch erst so richtig entdeckt, wie schön es ist, einfach im Wald für 2-3 Stunden an einem schönen Ort zu bleiben. Unser Sohn erkundet dann nach Herzens Lust. Wir machen es uns ein bisschen gemütlich, schauen ihm einfach zu oder unterstützen ihn, wenn er sich Hilfe wünscht.
Liebe Grüße aus Trier
Patrick
Genauso ist es richtig :-)