! Aktualisiert am 5. Juni 2017
Das Schreckgespenst aller Asienreisenden ist nur sechs Millimeter groß: die Anopheles-Mücke. Rund um die Welt in tropischen und subtropischen Gebieten heimisch, ist sie nicht nur für fies juckende Stiche verantwortlich, sondern überträgt auch Malaria. Was tun verantwortungsvolle tropenreisende Eltern dagegen?
Wie hoch ist das Malaria Risiko in Vietnam?
Die Frage nach dem angemessenen Umgang mit der Malaria-Gefahr war die erste, die ich dem Arzt im Reisemedizinischen Zentrum gestellt habe. Schließlich hatte ich recherchiert: Das Robert Koch Institut (Achtung, pdf!) schätzt die Zahl der Malariakranken auf 500 Millionen.
Wikipedia beschreibt die Symptome von Malaria mit hohem, wiederkehrendem bis periodischem Fieber, Schüttelfrost, Beschwerden des Magen-Darm-Trakts und Krämpfen, wonach besonders Kinder schnell ins Koma fallen und sterben. Die Hälfte aller Malariatoten jeden Jahres ist unter fünf Jahren alt. Schluck.
Stellt euch mein Erstaunen vor, als meine Bedenken vom Doktor glatt abgebügelt wurden: „In Vietnam gibt es ja keine Malaria…“ Hä??
Das RKI klärt auf: Tatsächlich kamen im Jahr 2010 nur sechs Prozent aller in Deutschland gemeldeten Malaria-Fälle von einer Asien-Reise (das waren insgesamt 27 Fälle). Zwischen 2003 und 2008 haben sich drei deutsche Touristen in Vietnam mit Malaria infiziert.
Insgesamt, wohlgemerkt. Sechs kamen noch dazu, die in Kambodscha gewesen waren (Quelle: Malaria Journal 9/2010).
Um das einzuordnen: Im selben Zeitraum sind 8,3 Millionen Deutsche nach Südostasien gereist. Auch die deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin deklariert für Kambodscha ein „mittleres bis geringes Risiko im gesamten Land“ und erklärt die Hauptstadt Pnomh Penh und Angkor Wat für malariafrei.
Für Vietnam heißt es: „geringes Risiko im ganzen Land unter 1500 m, hauptsächlich in einigen zentralen und südlichen Provinzen (Gia Lai, Dak Lak, Kon Tum, Binh Phuoc, Dak Nong), im Westen der Provinzen von Khanh Hoah, Quang Tri, Ninh Thuan, Quang Nam, im Nordwesten (Lai Chau), minimales Risiko im Nordosten und Süden, malariafrei: große Stadtzentren, Delta des Roten Flusses, Küste nördlich von Nha Trang“.
Malaria in Vietnam: Standby oder Prophylaxe?
Und so ist es tatsächlich klüger, für den (unwahrscheinlichen) Fall einer Malaria-Infektion eine Standby-Medikation mitzunehmen, die man hier in Europa verschrieben bekommt und auch kauft.
Das ist gesünder, denn die Prophylaxe bringt immer Nebenwirkungen mit sich und wird aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso umsonst eingenommen, und auch klüger, denn im Zielland gekaufte Malaria-Medikation ist häufig gefälscht oder weniger wirksam.
Sehr häufig wird die Prophylaxe auch nach dem Auftreten unangenehmer Nebenwirkungen abgesetzt oder schlicht irgendwann vergessen, weil sie bis nach der Rückkehr nach Hause fleißig jeden Tag eingenommen werden muss – was dann auch noch zu Resistenzen der Erreger führt.
Der Nachteil soll nicht vergessen werden: Die Standby-Medikation wird beim ersten Verdacht eingenommen, also bei Auftreten von Fieber. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird das jedoch gar kein Symptom einer Malaria sein – das Geld für die Tabletten hat man somit zum Fenster rausgeschmissen.
Malaria Prophylaxe für Vietnam: Was kostet das?
Malaria-Medikamente sind nicht billig. Als Standby muss ich wenigstens nur eine Zwölferpackung Malarone im Rucksack haben; bekommt einer von uns Malaria-Symptome und können wir nicht innerhalb von 24 Stunden einen Arzt erreichen (was recht unwahrscheinlich scheint, da wir keine Einsiedler im Urwald besuchen wollen), dann nehmen wir die Dinger ein, und nur dann. Alle folgenden Medikamente bekommen wir im Krankenhaus und lassen uns auf Kosten unserer tollen Auslandskrankenversicherung nach Hause bringen.
Das scheint mir allemal günstiger, als mehrere Packungen Prophylaxe-Tabletten für jeden von uns zu kaufen.
Noch einmal günstiger wurde die Malarone-Packung, die wir als Privatrezept verschrieben bekamen und als Versicherte der AOK plus leider selbst zahlen müssen, durch unseren Schnäppchenkauf in einer niederländischen Internet-Apotheke. Zwar kommen für den Versand und die nachträglich aufgeschlagene deutsche Mehrwertsteuer noch einige Euros auf den Kampfpreis von 36,55 Euro dazu, insgesamt haben wir aber immerhin noch ein paar Euro im Vergleich zum deutschen Apothekenpreis von 49,90 Euro gespart.
Malaria in Vietnam: Vorbeugen ist besser als …
Am besten ist aber, und das musste ich dem Tropenarzt hoch und heilig versichern, einer Malaria-Infektion durch simplen Schutz vor Mückenstichen vorzubeugen: die sogenannte Expositionsprophylaxe.
Das tun überraschenderweise viele Reisende nicht bzw. nicht konsequent genug. In einer französischen Studie von 2006 hatten sich weniger als zehn Prozent der an Malaria erkrankten Patienten vor Insektenstichen geschützt.
Na denn – drückt uns die Daumen, dass keiner Fieber bekommt!
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Bei einer Wahrscheinlichkeit von drei zu acht Millionen stellt sich meiner Meinung nach sogar die Frage, ob man eine Prophylaxe mitnehmen muss. Ich habe in Südostasien nie Malariamedikamente dabei.
Ich trage ja in Vietnam auf der Strasse auch keine schusssichere Weste für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich ich in einer Strassenschiesserei angeschossen werde, keinen Helm für den unwahrscheinilchen Fall, dass von einem Neubau ein Ziegelstein herunterfällt, und ich habe auch keinen Ersatzsicherheitgurt dabei für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich in einem Auto mit defektem Sicherheitsgurt verunfalle.
Gruss,
Oliver
dito
Ich rate sogar aktiv von Malaria-Medikamenten ab.
Stell Dir vor Du hast Dengue und nimmst Malarone und denkst das reicht.
Bei Fieber immer zum Arzt gehen und nix selbst verschreiben, schon gar keine Antibiotika oder Malarone!
[…] hätte ich zuvor die Übersicht von Weltwunderfrau lesen sollen. Sie hat da eine hilfreiche Übersicht über Malaria Vorbeugung […]