Hinter uns liegt die buchstäbliche Hölle einer Übernachtfahrt mit dem überall als einfach, schnell und günstig angepriesenen Sleeper Bus. Eine andere Möglichkeit, in absehbarer Zeit nach Hoi An zu kommen, gab es nicht, also bissen wir die Zähne zusammen. So schlimm wird es nicht werden, dachten wir …
aber dann wurden wir, immerhin bereits nach einer fünfstündigen Tagesfahrt von Mui Ne nach Nha Trang, ohne Pause für einen Toilettengang oder gar ein Abendessen, in einen heruntergekommenen und kaputten “Luxury VIP Bus” verfrachtet, dessen Liegesitze sich nicht mehr verstellen ließen, in dem es keine intakte Beleuchtung mehr gab und dessen kaputte Fenster teilweise durch Pappen ersetzt waren. Die Bordtoilette wurde zum Lagern von Gepäck benutzt und die Gänge zum Lagern zusätzlicher Passagiere. Das ist in Vietnam völlig normal und nur pimpelige Ausländer regen sich darüber auf, dass damit ja zum Beispiel kein Notausgang mehr gewährleistet ist.
Wir verbrachten die 12-stündige Nachtfahrt auf den hintersten Plätzen der unteren Etage, wo man sich wie in einem Sarg eingesperrt vorkommen kann, wenn man so blöd ist und sich darüber Gedanken macht. Wir freuten uns lieber, dass wir nebeneinander liegen konnten (ansonsten sind die Sitze nämlich einzeln) und ein kleines Schiebefenster hatten, durch das wir uns im Notfall hätten hinausquetschen können. Der schien durchaus wahrscheinlich, wenn man die wahnsinnigen Überhol- und Bremsmanöver des Fahrers beobachtete; der National Highway, der streckenweise mit einer deutschen Dorfstraße vergleichbar war (nur schlechter), tat sein Übriges dazu, dass wir uns eher wie auf einem Trampolin vorkamen und die Weltwundertochter ihr (zum Glück spärliches, denn es gab ja nichts) Abendessen wieder zutage beförderte. Auch hier kam die Frischluft durch unser Privatfensterchen sehr zustatten …
Nachdem wir im Morgengrauen den Horrorbus verlassen hatten, zerschlagen und übernächtigt in unser herrlich luxuriöses Hotel bzw. in dessen Pool gesunken waren und festgestellt hatten, dass unsere Waschtasche irgendwie im Bus aus dem Rucksack gefallen sein musste (seltsam, sie war eigentlich gut verpackt gewesen …), konnte eigentlich alles nur noch besser werden. Und das wurde es auch.
Hoi An ist die bisher schönste Stadt, die wir bisher gesehen haben – nicht nur, weil sie ein Weltkulturerbe-Schätzchen ist und streckenweise recht kitschig wirkt mit ihren pittoresken Gässchen und den vielen schnuckeligen kleinen Lädchen, sondern auch, weil alles viel angenehmer ist hier: Die Mopeds fahren nachts mit Licht, der Verkehr ist entspannt und (fast) keiner hupt, die Straßen sind sauber, die Häuser sehen normal aus und nicht wie “Hauptsache, ich hab ein Haus – dann kauf ich halt nur ein 10-qm-Grundstück und baue einfach hochkant”. Hier lässt es sich herrlich unbelästigt durch die Gassen flanieren, die Bürgersteige sind nicht mit Mopeds und Höckerchen verstellt und auch das Mopedfahren ist easy, alle nehmen irgendwie Rücksicht aufeinander. Eine Unerhörtheit in Vietnam!
Das schönste an Hoi An ist aber sein Strand – nicht Cua Dai Beach, wo alle Touristen hingekarrt werden, sondern das versteckte Juwel An Bang, das in spätestens einem Jahr schon keins mehr sein wird. Heute gibt es hier nur ein paar sehr chillige Seafood-Restaurants direkt am Strand und man lümmelt gar herrlich mit Cocktail auf Sofas unter Bast-Sonnenschirmen, während nebenan die Fischer ihre seltsamen Badewannenboote zum Squid-Fangen vorbereiten. Aber der vietnamesische Unternehmergeist wird die Ruhe hier in absehbarer Zeit garantiert mit ein paar Hotelburgen und den dazugehörigen Shops und Horden von nervigen “Lady, you wanna buy?”-Verkäufern verschandeln. Mann, sind wir froh, dass wir An Bang Beach noch in voller Schönheit genießen können …
PS: Nein, Mutti, das machen wir garantiert nicht noch einmal, für die nächste Strecke haben wir schon Zugtickets gebucht. Und ja, die Zähne putzen wir uns trotzdem noch bzw. wieder – Weltwundersohn ist glücklich, denn in Vietnam gibt es Spiderman-Zahnpasta!
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Also nach unserer heutigen Erfahrung müssen wir hier ein Update verfassen:)
Entgegen unserer hier geschürten Angst war die Fahrt im Nachtbus ein Traum. Entspannt konnten wir uns in der letzten Reihe auf einem 3er Sitz ausbreiten und die Fahrt genießen. Es gab eine Bordtoilette, klein, aber sauber, ähnich eines Flugzeuges.
Der Fahrer fuhr vernünftig. Es war seit 5 Wochen die beste Fahrt in SO Asien für uns.
Ihr Glücklichen! :-)
Hallo Hannes!
Wir fahren in 6 Wochen nach Vietnam und haben auch geplant einen Nachtbus zu nehmen.
Mit welchem Bus seid ihr gefahren und wo habt ihr diesen gebucht? Normalerweise machen wir solche Sachen eher spontan aber wir möchten vermeiden, dass wir auch so eine Horrofahrt erleben ;)
Danke für deine Hilfe!
Haha, dagegen war unser Sleeper ja der pure Luxus — und wir hatten auch Pipi-Pausen, :-). Hoi An hört sich sehr nett an, aber… für schnuckelige Gässchen und nahezu geordnete Ordnung könnte man ja eigentlich auch nach Salzburg fahren… :-). Aber nach der anstrengenden Reise war es sicher genau das richtige!
So long,
Corinna
saache ma, das kann ja keener aushalten! erholung habt ihr euch nun wohl verdient und ich hoffe, dass die zugstrecken für den nächsten großen abschnitt wesentlich komfortabler sind ;-) ?
… und tun sich die Weltwunderkinder noch wundern? Gute Weiterreise!
Tun sich? Ts… :-) Den beiden geht es gut, denn ihre Ferienfreunde sind ja wieder da, diesmal sogar im selben Hotel. Wir bleiben jetzt erst mal ein paar Tage hier und machen richtig Urlaub…
das ist doch nur zur betonung, du sprachgenie! “wundern sich die weltwunderkinder noch” klingt eben langweiliger …;-p
Himmel, Ihr Ärmsten. Ich habe den Trip mal 1999 gemacht. Allerdings ohne kids. 16 Stunden (ohne Pipi-Pause) von Hanoi nach Hoi An. Eingeklemmt zwischen zig Backpackern und Gepäck zwischen den Knien. Nein, darum beneide ich Euch echt nicht. Aber um Hoi An schon. Das fand ich auch superschön. Geniesst die Zeit. Und cooler Blog übrigens. Liebe Grüße aus good old germany, Frau Hibbel