! Aktualisiert am 14. November 2022
Ein märchenhafter Trip nach Dänemark liegt hinter uns. Wir haben das Städtchen Odense besucht – auf den Spuren seines berühmten Bewohners. Wer Märchen mag, der kennt ihn unter Garantie: den gedanklichen Vater von Arielle und der Eiskönigin…
Offenlegung: Unser Odense Wochenende wurde freundlich unterstützt von Visit Odense, die unsere Übernachtungskosten und den Eintritt ins H.C. Andersens Hus übernommen haben. Mange tak!
Wer ist wohl der Autor von fast 200 Märchen, der am 2. April 1805 in Odense geboren ist – der immerhin drittgrößten Stadt Dänemarks? Die tragische Heldin seines berühmtesten Märchens ist ein Must-see in der Hauptstadt Kopenhagen und wird dort von Touristen belagert: die Kleine Meerjungfrau.
Deutlich weniger Nicht-Dänen kennen dagegen Odense, die Geburts- und Heimatstadt von, tadaaa: Hans Christian Andersen. Ihr habt jetzt einen Vorsprung, denn wir erzählen euch alles, was ihr für einen märchenhaften Wochenendtrip nach Odense wissen müsst.
Inhalt
5 Quick-Facts zu Odense
Ein bisschen was solltet ihr über Odense wissen, wenn ihr hinfahrt – deshalb bekommt ihr hier fünf Info-Happen, mit denen ihr glänzen könnt, wenn die Leute euch verwundert fragen, was ihr denn in Odense wollt.
- Odense ist eine der ältesten Siedlungen Dänemarks und war sogar mal Hauptstadt: allerdings nur vier Jahre lang, von 1654 bis 1658.
- Odense hat seinen Namen vom nordischen Gott Odin – das Anhängsel “e” war ursprünglich ein “ve” und steht für “heiliger Ort”. Weithin berühmt war die Stadt für ihren Odinsturm, der mit 175 m nur zwei Meter niedriger war als der Eiffelturm. Leider wurde dieser Aussichtsturm 1944 von dänischen Nazis gesprengt und nie wieder aufgebaut.
- In der St Knuts Kirche in Odense liegt Sankt Knut begraben, der letzte König der Wikinger und Schutzheiliger von Dänemark. Er wurde im Jahr 1086 hier von Rebellen ermordet, die wegen zu hoher Steuern erbost waren. Drama!
- Die Einwohner von Odense nennt man Odenseaner*innen.
- Odense hat sein eigenes Bier: “Odense Classic” und “Odense Pilsener” werden seit 1859 in der Albani Brauerei vor Ort gebraut und fast vollständig vor Ort verkauft. Schmeckt gut!
Wo liegt Odense?
Odense ist mit 180.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Dänemarks und die Hauptstadt der Insel Fünen (auf Dänisch: Fyn); das ist die drittgrößte der Inseln, die Dänemark bilden. Kopenhagen liegt 167 km weiter westlich auf der Insel Seeland, die durch den Großen Belt von Fünen getrennt ist.
Über den Odense-Fjord ist die Stadt an die Ostsee angebunden, allerdings werdet ihr direkt in Odense keinen Strand finden (das macht aber nichts – warum, lest ihr weiter unten). Es gibt allerdings ein nettes Flüsschen mit dem wenig überraschenden Namen Odense Å, das quer durch die Stadt führt und eine ganze Reihe netter Gelegenheiten zum Am-Ufer-Sitzen und Boot fahren bietet.
Odense, die Märchenstadt: das Erbe von Hans Christian Andersen
Am 2. April 1805 wurde in einem winzigen gelben Häuschen in Odense ein Junge geboren, für den das Schicksal als Sohn verarmter Eltern nicht viel bereitzuhalten schien. Wie auch immer er es geschafft hat: Aus Hans Christian Andersen wurde einer der bekanntesten Märchenerzähler der Welt.
Wer seine Geschichten von der Kleinen Meerjungfrau, dem Däumelinchen, der Prinzessin auf der Erbse, des Kaisers neuen Kleidern oder der Schneekönigin (deren Nachfolgerin Elsa die deutlich nettere Eiskönigin ist) nicht kennt, der sollte das schleunigst nachholen.
Anders als die Volksmärchen der Brüder Grimm sind Andersens Geschichten Kunstmärchen. Sie beruhen also nicht auf jahrhundertelang weitererzählten Sagen mit teilweise sehr seltsamen und gruseligen Elementen (aufgeschnittene Wolfsbäuche und brennende Hexen, anyone?), sondern sind eher wehmütig, ermutigend und manchmal auch sehr, sehr traurig – ich kann das “Mädchen mit den Schwefelhölzern” nicht vorlesen, denn ich muss jedes Mal weinen…
Kein Wunder, dass Odense auf seinen Sohn so stolz ist – geht man heute durch die selbst ernannte “Märchenstadt”, drängt sich fast der Eindruck auf, dass Odense außer H.C. Andersen keine anderen Attraktionen hat. Das stimmt zwar nicht, aber Andersen und seine Märchen spielen eindeutig die Hauptrolle.
An jeder Ecke stolpert man über große und kleine Skulpturen, die an die bekanntesten Andersen-Märchen erinnern. Insgesamt 16 sind über ganz Odense verteilt. Sie stammen von verschiedenen Künstler*innen und sehen ganz verschieden aus, das macht die Suche wirklich spannend.
Dazu kommen die praktischen Fußabdrücke, denen ihr einfach folgen könnt für einen Stadtrundgang auf Andersens Spuren – sie führen auf etwa 2,5 km einmal um die kleine Innenstadt von Odense herum und halten an vielen bedeutenden Gebäuden und Orten: vom Geburtshaus in der Hans Jensen’s Stræde durch die historische Altstadt vorbei an Andersens Schule, weiter zum Ufer des Odense Å hinab, wo die Mutter ihre Wäsche wusch, und wieder zurück ins Stadtzentrum.
Auch Gebäude, die mit Andersen nicht direkt etwas zu tun haben, liegen auf der Route: So habt ihr nach eurem Spurensuch-Rundgang in einem Abwasch auch noch diverse Kirchen und Schlösser von Odense gesehen und “abgehakt”.
Nun aber auf zum märchenhaften Highlight von Odense: dem H.C. Andersens Hus, das erst 2021 eröffnet wurde.
H.C. Andersens Hus: Paradies für Märchen-Fans
Auch vor 2021 gab es in Odense bereits ein Museum über Hans Christian Andersen. Das “H.C. Andersen Barndomshus” befindet sich auch heute noch in dem winzigen gelben Haus, in dem der Schriftsteller den größten Teil seiner Kindheit verbrachte, in der Munke Møllestræde.
Daneben gab es noch Andersens Geburtshaus zu sehen. Dieses Geburtshaus ist jetzt sozusagen das Herz des neuen H.C. Andersens Hus, das als architektonische Augenweide und modernes Highlight mitten in das historische Stadtviertel hineingepflanzt worden ist, in dem der Schriftsteller einst lebte.
Zwischen den niedlichen bunt gestrichenen Fachwerkhäusern, die im Laufe der Jahre schief und krumm geworden sind und von Malven und Heckenrosen überwuchert werden, ragen halbrunde Formen aus hellem Holz und viel Glas auf – ebenfalls dicht bestanden mit wucherndem, blühendem Grün.
Wir fühlten uns wie in einen Architekturkatalog gefallen, als wir aus den Gassen von Odenses Altstadt auf die Hans Jensens Stræde einbogen – rechts moderne Wohnungen, links die alten, hyggeligen Häuschen und dazwischen das elegante, brandneue H.C. Andersens Hus, errichtet nach den Entwürfen des japanischen Architekten Kengo Kuma.
Drinnen geht es genauso zauberhaft-elegant zu wie draußen. Ich könnte gar nicht sagen, auf wie vielen Ebenen wir uns beim Rundgang durch das Museum bewegt haben – immer wieder liefen wir leicht bergauf und bergab, sahen Licht von oben oder von den Seiten einfallen.
Interaktivität wird hier großgeschrieben, das H.C. Andersens Hus ist ein absolut modernes Museum. Leider gab es den wirklich gut gemachten Audioguide, der ganz automatisch mit den Ausstellungsstücken interagiert und mich so durch die Räume führte, nur auf Englisch und Dänisch – eine deutsche Version ist in der Vorbereitung, wurde uns versichert.
So musste die Weltwundertochter mit meinen bruchstückhaften Erklärungen vorlieb nehmen, die natürlich die Atmosphäre nicht ganz so gut vermitteln konnten – da erklingen Töne und Musik von allen Seiten, Ausstellungsstücke sprechen mich an, Gegenstände streiten miteinander und Briefe werden vorgelesen…
Aber auch für die Augen und Hände wird einiges geboten: Viele der Andersen-Märchen kann man real umgesetzt nachfühlen oder anschauen, außerdem fanden wir spannende Spielgelegenheiten, wo man sich testen konnte, ob man den “Spirit” der Andersen-Märchen verstanden hat.
Wer mag des Kaisers neue Kleider anprobieren? Während man sich eitel vor dem Spiegel hin und herdreht und das schicke Outfit bewundert, erscheint man für die Beobachter auf der anderen Seite des Spiegels – nackt…
Ich fand die Ausstellung wirklich schön, wenn auch ein wenig zu klein – ich hätte mir noch mehr Informationen zu den Märchen gewünscht, von denen Andersen unglaubliche 154 geschrieben hat.
Das war aber gar kein Problem, denn wir hatten ja noch einen weiteren wichtigen Bereich des Museums vor uns: die Kinderwelt Ville Vau.
Highlight für Kinder: Ville Vau
Was in anderen Museen der Spielbereich mit Bällebad ist, wo die lieben Kleinen für eine Stunde toben dürfen, entpuppte sich schnell als das eigentliche Highlight des H.C. Andersens Hus – oder, für die Weltwundertochter, von ganz Odense. Sie war hier regelrecht im Paradies und so traurig, als wir irgendwann gehen mussten, dass wir am nächsten Tag direkt nochmal herkamen.
Ville Vau, das Kinder-Wunderland, befindet sich in einem separaten “Turm” des Museums und enthält buchstäblich alles, was man zum fantasievollen Spielen braucht: verschiedenste Spiel-Szenarien vom Königsschloss mit Kutsche und Pferd über die Waldhexenhütte aus Zweigen bis zu Post, Friseur und Bäckerladen.
Zig fantasievolle Kostüme in allen (!) Größen und Macharten – vom Ganzkörper-Froschanzug für Eltern über Prinzessinnenkleider in Größe 92 bis zu wunderschönen Schneekönigin-Mänteln und Blumenfee-Umhängen, alles äußerst hochwertig genäht. Und natürlich Utensilien und Accessoires, vom Zauberstab zur feinen Kaffeetasse, nichts aus billigem Plastik oder Fernost-Import, sondern alles von echt guter Qualität.
Ich staunte und seufzte andachtsvoll, die Tochter rannte rastlos hin und her, schnappte sich ein Kostüm nach dem anderen, reichte mir Teller voller gehäkelter Backwaren, braute Zaubertränke für meine Krankheiten, schleppte mich über den Seerosenteich ins kleine Segelboot und spielte mir ein Puppentheater-Stück nach dem anderen vor.
Nach all dem Spielen blieb weder Zeit noch Energie übrig, um uns im hellen Obergeschoss der Ville Vau Kinderwelt noch der Kunst zu widmen. Das geht aber auch und wurde rege genutzt: Staffeleien und Tische voller Papier, Farben, Pinsel und Kreiden laden hier zum entspannten Kunstschaffen ein.
Eltern – wenn ihr mit euren Kindern ins H.C. Andersens Hus geht, dann plant mindestens zwei bis drei Stunden für Ville Vau ein, oder eure Kinder werden mit gebrochenen Herzen aus Odense weggehen.
Wichtig zu wissen: Ville Vau öffnet, anders als das H.C. Andersens Hus selbst, erst mittags ab 13 Uhr. Der Eingang ist links neben dem Museumsshop. Es gibt in der Kinderwelt extra Toiletten und ein winziges Café draußen vor der Tür, wo ihr Kaffee und Hotdogs (?!) essen könnt.
Was kostet das H.C. Andersen Museum?
Kinder zahlen bis 17 Jahre keinen Eintritt in jeglichen Museen in Dänemark, auch hier nicht. Für Erwachsene kostet das Ticket 165 DKK, der Eintritt ins Møntergården Museum ist inklusive (wenn man am selben Tag geht).
Auch der Audioguide für die Museumstour kostet nichts extra, genauso wenig wie der Eintritt in die Ville Vau Kinderwelt.
H.C. Andersen Quarter: einfach hyggelig
Wer vor oder nach dem Museumsbesuch ohnehin schon in märchenhafter Stimmung durch Odense schwebt, der kann direkt in dem kleinen Viertel aus niedrigen Fachwerkhäusern bleiben, das rings um den Sortebrødre Torv liegt. Der kleine Platz mit dem lustigen Murmelbahn-Denkmal war bis 1600 Standort eines Klosters, das Stein für Stein abgetragen und zu neuen Häusern und Straßen des Viertels verbaut wurde.
Am Rand dieses Platzes, wo oft Wochenmärkte stattfinden, sitzt Hans Christian Andersen himself auf einer Bank. Auch hier ist aber nicht alles alt und historisch – die Bank zum Beispiel gehört zu einem schicken Hotel mit Casino und Kongresszentrum, gleich ums Eck liegt die moderne Oper von Odense und auch ein wenig Street Art pimpt die gemütlichen engen Gassen auf.
Ob das ein versteckter Hinweis darauf ist, dass es dem berühmtesten Sohn von Odense schon in jungen Jahren zu eng in seiner Heimatstadt wurde und er nach Kopenhagen und weiter in die Welt zog? Odenses Beiname “Danmarks største landsby” (Dänemarks größtes Dorf) deutet jedenfalls durchaus ironisch darauf hin, dass hier nicht für jeden Geschmack genug los ist.
Andere wiederum finden sicherlich genau dieses typisch dänische, beschauliche – eben hyggelige – Lebensgefühl toll. Und ich kann sie verstehen, wenn ich durch die neu angelegten, herrlich begrünten Straßen rund um das H.C. Andersens Hus bummle, hier und da hinter abgestellten Lastenrädern einen Sandkasten entdecke und die schicke Straßenbahn geräuschlos vorbeisummen sehe, die erst seit einigen Jahren wieder das Bus-System der Stadt ergänzt.
Als Ort zum Leben wäre mir Odense sicherlich schnell zu langweilig, aber als Ziel für einen entspannten Wochenendtrip ist es genau richtig groß und hyggelig.
Møntergården Museum in Odense
Auf unserem Bummel durch Odenses wirklich nicht allzu große und fast komplett autofreie Innenstadt (alles ist hier supereinfach zu Fuß zu erreichen, auch mit kleinen oder lauffaulen Kindern) kamen wir an einem sehr eindrucksvoll knallroten Haus vorbei: Der Møntergården ist ein Renaissance-Gebäude, in dem jahrhundertelang Familien wohnten, arbeiteten und ihre Erzeugnisse in Geschäften verkauften.
Aus dem Møntergården wurde 1941 ein Museum, das an die Geschichte der Menschen von Odense und Fünen erinnern sollte. 2013 bekam das Museum in den altehrwürdigen Räumen dann ein ordentliches Glow-up, wie man heute sagt.
Møntergården ist jetzt eine Art Doppelmuseum: Auf der einen Seite kann man weiterhin in den originalgetreu hergerichteten Räumen der alten Gebäude herumstöbern, sich in der alten Werkstatt ausprobieren und im “Kinderhof” Wasser mit der Pumpe heraufbefördern. Für Kinder ist das ein großer Spaß, genau wie das mehrstöckige Kindermuseum “Histotorium“, das wunderbar interaktiv und mit viel Kletterei alle Themen der Menschheitsgeschichte von der Arbeit über Krieg und Religion bis hin zum Tod bearbeitet.
Auf der anderen Seite ist das neue Møntergården Museum als todschickes modernes Gebäude zwischen die alten Häuser des Viertels eingepasst worden und informiert hier in einer sehr schicken Ausstellung die erwachsenen Besucher über die Geschichte Fünens: “Fynen – Center of the Universe”.
Eindeutiges Highlight des Museums ist der riesige rote Apfel der Sorte Ingrid-Marie. Diese Apfelsorte ist auf Fünen die häufigste und wird hier seit 1910 gezüchtet. Die traurige Geschichte, woher sie ihren Namen hat, erfahrt ihr nur im Museum!
Ihr wollt nicht nochmal extra teuren Eintritt bezahlen? Müsst ihr nicht: Das Møntergården Museum ist im Ticket für das H.C. Andersens Hus enthalten!
Tipp: Ihr mögt Freilichtmuseen und wollt noch mehr davon sehen, wie die Menschen auf Fünen früher gelebt haben? Dann schaut noch im Den Fynske Landby vorbei, wo ihr eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert machen könnt – inklusive echter Tiere und Schauspielern, die “so tun als ob”.
Den Fynske Landby liegt ein wenig (!) außerhalb des Stadtzentrums. Am gemütlichsten kommt man mit den Ausflugsbooten auf dem Odense River hin, von der Haltestelle Eriks Bøghs Sti ist es ein kurzer Spaziergang bis dahin.
Highlight 2: Odense Hafen mit Havnebad
Odense kann aber nicht nur hyggelig und gemütlich, es ist auch durchaus modern. Das merkten wir schnell, als wir im kostenlosen (!) Citybus 10C zum Hauptbahnhof fuhren. Plötzlich überall Neubauten, Glasfassaden, Hochhäuser (okay, die nicht).
Dass Odense nicht im 18. Jahrhundert stehengeblieben ist, sieht man superdeutlich, sobald man sich aus der schnuckeligen Altstadt heraus bewegt. Nördlich des Bahnhofs kommt man in etwa 10 Minuten zu Fuß an den Hafen von Odense – wobei Radfahrer und Fußgänger über eine elegant geschwungene Brücke über die Bahngleise geführt werden.
Tipp: Wer direkt durch das Bahnhofsgebäude mit seinen vielen Shops und Restaurants geht, kommt auf der Rückseite direkt am Eisenbahnmuseum raus, das vor allem bei kleineren Kindern beliebt ist – immerhin gibt es hier eine Mini-Eisenbahn zum Selbstfahren.
Odenses Hafen kann sich mit dem von Aarhus oder gar Kopenhagen nicht vergleichen. Will er auch gar nicht, im Gegenteil: Auch hier wird das dörfliche Lebensgefühl wachgerufen, mit dem Wohnprojekt Byens Ø (auf Deutsch “Dorfinsel”).
Gleich neben dem Hafenbecken liegt hier, umrahmt von Wohnhäusern, ein riesiger Sport- und Spielplatz, auf dem sich an diesem Sommerwochenende Basketball spielende Jungs und Mädchen tummeln, coole Typen ihre Skateboards testen und kleine Kinder über schwarze Gummi-Bumper hüpfen. Daneben sitzt man gemütlich in der Beachbar und schaut auf das schicke Kulturzentrum “Nordatlantikhus” (das dunkle Gebäude vor dem großen Fisch).
Im Sommer bieten die Hafendocks von Odense noch ein ganz besonderes Highlight: Hier kann man baden, und zwar nicht im kalten und tiefen Hafenbecken, sondern in einem eigenen, echt schicken Schwimmbad!
Noch besser für unsere von den dänischen Preisen gebeutelte Reisekasse: Das Odense Havnebad ist komplett kostenlos. Man glaubt es nicht – dieses wirklich schöne Freibad ist umsonst und war an einem sommerlich warmen Samstagnachmittag trotzdem nicht überfüllt. Was für ein Highlight für einen Städtetrip mit Kindern im Sommer!
Highlight 3: Streetfood in Storms Pakhus
Dänische Spezialitäten wie Smørrebrød und Frikadeller finden wir als Veganer nur halb so geil (nur bei Lakritzeis mache ich tatsächlich mal eine Ausnahme…). Trotzdem hatten wir null Probleme, in Odense satt zu werden – vor allem dank der zahlreichen guten Asiaten.
Richtig, richtig happy waren wir aber, als wir auf dem Weg vom Bahnhof zum Hafen in die ehemalige Fabrikhalle “Storms Pakhuset” hineinstolperten – eine riesige Markthalle für Streetfood aus aller Herren Länder, die so verrückt-fantastisch dekoriert ist, dass uns direkt die Kinnladen runterklappten.
Mindestens 20 verschiedene Bars und Foodtrucks stehen hier zwischen langen Reihen von Bierbänken und abgedrehten Kunstwerken, umschwärmt von hungrigen Foodies. Wem das zu wuselig zum Essen ist, der findet im hinteren Bereich des Pakhus den Kinder- und Kunstbereich mit deutlich mehr Ruhe und Gemütlichkeit.
Allein schon deswegen bekommt Odense von der Weltwundertochter und mir ein dickes Daumen-Hoch – rechnen wir noch Ville Vau und das Havnebad dazu, rückt Odense als Städtetrip-Ziel ganz weit nach oben auf unserer persönlichen Hitliste!
Info: Storms Pakhus liegt an der Ecke Ejlskovsgade und Lerchesgade, fast direkt nördlich des Bahnhofs. Die Foodstalls in der Halle sind täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet, samstags bis 22 Uhr. Danach könnt ihr an den Bars weiter trinken bis 23 Uhr, freitags und samstags bis 1 Uhr.
Odense Parks: grün, grün, grün!
Was im Sommer auch immer geht, sind Parks, und mit denen ist Odense ebenfalls gut ausgestattet. Wer kann, leiht sich ein Fahrrad und fährt am Ufer des Odense A entlang von einem Park zum nächsten (wir können bzw. wollen nicht, die Weltwundertochter “musste” gerade eine Woche lang mit der Oma an der Ostsee entlangradeln…).
Dass die Parktour auch für Kids viel bietet, zeigte uns gleich am Anfang auf der kleinen Märcheninsel “Eventyrhaven” eine Karte, auf der zahlreiche Spielplätze eingezeichnet sind. Viele sind allerdings recht klein; hier kommen vor allem die jüngeren Kids auf ihre Kosten.
Wir zwei großen Mädels nutzten dann doch lieber den Fitness-Spielplatz im Munke Mose Park und ließen uns dann auf den geschwungenen Uferterrassen ein Lakritz-Eis schmecken (das muss in Dänemark einfach sein!) und bewunderten die von Enten belagerte Fischtreppe.
Für eine entspannte Kanu- oder Bootstour auf dem Odense River war es leider schon ein wenig spät. Also bummelten wir einfach durch die belebte Altstadt wieder zurück zu unserem Hotel (und lachten dabei über den Running Gag an diesem Odense-Wochenende: Es war laut Google Maps sieben Minuten Fußweg von uns entfernt, so wie jedes Ziel, das wir ansteuerten – verrückt, oder?).
Mehr Odense-Reisetipps
Odense ist nicht das bekannteste Ziel für einen Städtetrip in Dänemark (Kopenhagen und Aarhus sind deutlich bekannter), aber ein Geheimtipp ist die Stadt auch nicht. Für einen eigenen Reiseführer ist Odense zu klein, nicht einmal die Insel Fünen ist groß genug, um eine eigene Destination im Reiseführer-Regal zu sein – nehmt also am besten euren ganz normalen Dänemark-Reiseführer* mit.
Aber ein paar schöne Odense-Blogberichte kann ich euch ans Herz legen:
- Das Landmeedchen hat viele gute Tipps für 3 Tage in Odense
- Weiteren Input zu Odense findet ihr beim Fördefräulein
- Familie Motte hat ganz Fünen mit Kindern erkundet – inklusive Odense
- Auch Kristina und Tom von Adventuremo aus Ösiland haben Fünen mit Kids erkundet
Odense FAQ
Wie kommt man nach Odense?
Mit dem Zug seid ihr vom Norden Deutschlands – also in der Regel von Hamburg – in etwa 3,5 Stunden per Direktverbindung in Odense. Der Zug der DSB (Danske Statsbaner) fährt dann weiter nach Kopenhagen.
Mit dem Auto habt ihr verschiedene Optionen; keine Sorge, ihr müsst nicht mit einer Fähre fahren. Fünen ist von vielen Inseln umgeben, die fast alle per Brücke oder Tunnel zu erreichen sind.
Kommt ihr von Jütland (also dem Festland), fahrt ihr dabei über die älteste Hängebrücke Dänemarks, die Ny Lillebæltsbro. Kommt ihr von Seeland, passiert ihr den Großen Belt über die fast 7 km lange Storebæltsbro – mit einer Spannweite von mehr als 1,6 km in der Mitte ist sie die längste Hängebrücke Europas. Achtung: Für die Ostbrücke zahlt ihr Maut (Stand 2022: 250 DKK).
Einen Flughafen hat Odense zwar, aber der kleine “Hans Christian Andersen Lufthavn” wird nur von Charterfliegern angesteuert. Eure beste Option, wenn es denn ein Flugzeug sein muss, ist Kopenhagen.
Wie kommt man in Odense von A nach B?
Das Stadtzentrum von Odense ist so klein, dass man fast alles gut zu Fuß erreichen kann. Wer mag, leiht sich ein Fahrrad (zum Beispiel bei Donkey Republic oder einfach im Hotel), um weiter rauszufahren.
Für Familien und müde Füße perfekt ist der kostenlose Citybus 10C. Dieser Kleinbus mit nur 10 Sitzen fährt seine Runde in einer Richtung um das Stadtzentrum herum bis zum Bahnhof, das ist also sehr praktisch für eure Anreise.
Andere Buslinien sowie Straßenbahnen (Letbanen) gibt es auch, die kosten dann 24 DKK pro Fahrt. Kinder von 5 bis 14 Jahren zahlen die Hälfte. Das System mit der “Rejsekort”, der aufladbaren Plastikkarte, die man an großen blauen Buttons entwertet, sieht genauso aus wie in Kopenhagen. Das Ganze funktioniert natürlich bargeldlos per App (Fynbus Mobilbillet).
Tipp für Besucher: In den Ferienzeiten (vom 8. bis 18. April, 25. Juni bis 21. August und 14. bis 24. Oktober) gibt es für 50 DKK eine Touristenkarte, mit der man ganztägig fahren kann – und zwar mit allen Bussen auf Fünen und Langeland.
Wo kann man in Odense übernachten?
Unser Hoteltipp für Odense klingt exklusiv: Das stilvolle (aber nicht abschreckend piekfeine) “First Grand Hotel” liegt direkt am Rand der Innenstadt an der Jernbanegade (der Eisenbahnstraße). Es ist nur knappe 10 Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt – und sieben Minuten von allen anderen Attraktionen in Odense ;-)
Das gemütliche Hotel, das seit 1897 Gäste empfängt, bietet ein (auch für Veganer) reichhaltiges Frühstück und ein schönes Restaurant. Obwohl es direkt am Anfang der Fußgängerzone mit vielen Bars und Diskos liegt, haben wir gut geschlafen – unser Zimmer ging nämlich auf den Innenhof, hihi.
Für die Weltwundertochter am beeindruckendsten waren die Smart Beds, die man per Fernbedienung in der Härte verstellen kann. Ihr könnt euch vorstellen, wie oft wir “Jetzt wird es weich – jetzt wird es hart” gespielt haben…
Wie viele Tage braucht man für Odense?
Odense ist nicht allzu groß und lässt sich sehr gut zu Fuß erkunden, weil alle Attraktionen im Innenstadtgebiet liegen. Wir haben uns für Odense Zeit gelassen und sind viel herumgebummelt – wer es eilig hat oder auf der Durchreise ist, der kann die wichtigsten Attraktionen in Odense an einem Tag “abhaken”, also vor allem das H.C. Andersens Hus.
Für ein Wochenende bietet Odense durchaus genug zu tun, wenn man nicht hetzen will. Eine Fahrradtour auf die langgezogene Halbinsel Stige im Odense Fjord (das sind nur etwa 7 km), ein Ausflug zum Schloss Egeskov oder eine Whalewatching-Tour im Kleinen Belt machen ein verlängertes Wochenende in Odense perfekt.
Wie ist das Wetter in Odense?
Odense liegt auf einer kleinen Insel in der Ostsee, hier herrscht entsprechend maritimes Klima – das heißt, milde Sommer und nicht allzu kalte, aber durchaus ungemütliche Winter mit Regen statt Schnee. Der Klimawandel sorgt auch auf Fünen für ungewöhnlich warme und trockene Sommer – eigentlich ist Odense für viel Niederschlag bekannt, vor allem im August.
Wie spricht man Odense aus?
Die Frage wurde uns auf Instagram tatsächlich mehrmals gestellt, und sie ist gar nicht so abwegig. Odense betont man auf dem O, der Rest wird hastig hinterhergeschliffen – wobei echte Dänen das D fast gar nicht mitsprechen und das S stimmlos scharf sprechen.
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Hi, ich hatte ja schon oft den Namen der Stadt auf Wegweisern gelesen, mich aber nie weiter darüber informiert. Sieht ja cool aus! Vielleicht müssen wir da doch mal hin. Danke für die Tipps. Grüße, Bettina
Hallo Bettina,
wir fanden Odense sehr hübsch und perfekt für ein Wochenende oder einen Abstecher von Kopenhagen – alternativ auch als Zwischenstopp für die Überland-Anreise nach Schweden. Probiert es mal aus!
LG
Jenny