! Aktualisiert am 15. Juli 2021
Windzerzauste Schafweiden und ein an schwarze Klippen peitschendes Meer, Regenwälder voller Wasserfälle und goldene Strände, an denen sich dicke Seebären aalen und Delfine aus den Wellen springen: Die raue Schönheit der Catlins im Süden von Neuseeland ist nichts für schnelle Durchfahrer, aber sie verzaubert jeden, der sich Zeit nimmt für einen Roadtrip auf der Southern Scenic Route.
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Der eiskalte Wind, der direkt aus der Antarktis zu kommen scheint, lässt es in den Catlins nie richtig Sommer werden – auch wenn das die Kiwis nicht zu stören scheint, die hier bei 13 °Celsius im Dezember barfuß, in Shorts und Pudelmütze herumlaufen und keinen Wetsuit brauchen, um sich in die Wellen zu stürzen (brrr).
Die Catlins im tiefsten Süden von Neuseeland sind eine ganz besondere Region, die ihr auf eurem Roadtrip durch Neuseeland nicht auslassen solltet (wenn ihr euch mindestens zwei bis drei Tage Zeit nehmt). Auf einem Gebiet von etwa 1.900 km2 leben insgesamt (!) nur 1.200 Menschen, die meisten davon in Owaka, ein paar andere in Waikawa und Fortrose. (Nicht wundern: Die Stadt Invercargill zählt strenggenommen nicht mehr zu den Catlins, sie gehört ins Southland.)
Bekannt sind die Catlins für ihre etwa 90 km lange raue Küste mit grandiosen Stränden, die allerdings nicht unbedingt zum Baden einladen – jedenfalls keine Nicht-Neuseeländer. Zwischen den flachen Buchen erheben sich steile Klippen, die gigantische Blowholes und Seehöhlen bilden. Viele Flüsse, die die Catlins durchziehen, fallen als Wasserfälle von den Steilküsten ins Meer – und Wasserfälle findet man hier wirklich reichlich, meist verborgen im dichten gemäßigten Regenwald.
Weil der Meeresboden hier steil abfällt und sehr nährstoffreich ist, tummelt sich unter Wasser deutlich mehr Getier als an Land – man stolpert beim Strandspaziergang über faule Seelöwen, sieht Pinguine mit wenigen Metern Abstand vorbeiwatscheln und kann beim Baden im flachen Wasser mit Delfinen spielen. An Land sieht man hauptsächlich Schafe, die auf den windgepeitschten Weiden herumstehen. Die offensichtlich früher einmal als Windschutz angepflanzten Pinien sind vom Wind in abenteuerliche, fast waagerechte Formen gedrückt worden.
Für den klassischen Neuseeland-Roadtrip eignen sich die Catlins nicht so gut; da die meisten Straßen gewundene Gravel Roads sind, dauert es – und die Fahrt ist wahlweise staubig oder matschig. Auch wer Sonnenschein und Sommerwetter sucht, wird hier kaum fündig werden. Entweder es regnet oder es stürmt – ein paar Minuten Sonnenschein kann man dann so richtig wertschätzen. Die Landschaft der Catlins ist rau und das Landesinnere überraschend bergig; wir haben einige Radfahrer gesehen, die sich fast weinend die Berge hinaufkämpften.
Aber wen das alles nicht stört und wer eine Region von Neuseeland entdecken will, die deutlich weniger Touristen sieht als der Durchschnitt, der wird hier reich belohnt.
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Catlins: viel Natur – und noch mehr Kultur!
Die Einwohner der rauen, vom Rest Neuseelands abgeschiedenen Catlins sind ein ganz besonderer Menschenschlag. Die Kombination aus schlechtem Wetter, wenigen Besuchern und viel Freizeit scheint jedenfalls ihr künstlerisches Talent zu beflügeln – im menschenleeren Süden gibt es noch mehr seltsame und verrückte Attraktionen, als wir sie in Neuseeland ganz allgemein schon bestaunt hatten.
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In Owaka haben wir zum Beispiel den Vorgarten von Graham Renwick bewundert, der statt Blumen Teekannen enthält – und zwar so viele verschiedene, dass es das „Teapot Land“ als Geheimtipp in den einen oder anderen Reiseführer geschafft hat.
Ganz legal aus dem Southland verschwunden war zum Zeitpunkt unseres Besuchs das legendäre „Paua House“ in Bluff: Dessen Innenwände sind von seinen Bewohnern, einem alten Ehepaar, über den Verlauf von fast 40 Jahren mit tausenden Paua-Muscheln verziert worden. Nachdem die Fluteys gestorben waren, hat ihr Enkel die Kollektion an das Canterbury Museum in Christchurch verliehen. Ob es seinen Weg zurück ins Southland findet?
Richtig abgedreht ist Invercargill, die “Hauptstadt” der Catlins (die eigentlich gar nicht mehr richtig dazugehört). Das brettflache und offensichtlich am Reißbrett entstandene Städtchen trotzt der Kälte, dem Regen und der Bedeutungslosigkeit mit aberwitzigen Kunstprojekten und einem Kunstmuseum, das sogar lebende Urzeit-Echsen enthält. Am Stadtrand wartet die “Demolition World”, bei der man sich nicht entscheiden kann, ob man sie cool oder krank finden soll – aber dazu weiter unten mehr.
Und wer seinem inneren Kind eine Freude machen will, der muss unbedingt im Örtchen Papatowai halten, wo Blair Somerville ein echtes Zauberreich aus verrückten Apparaten und Installationen im dichten Wald am Straßenrand errichtet hat. Die “Lost Gypsy Gallery” ist ein echtes neuseeländisches Unikat.
Um all die schönen Ecken und Geheimtipps nicht zu verpassen, empfiehlt es sich, einer bestimmten Route zu folgen: der Southern Scenic Route.
Auf der Southern Scenic Route durch die Catlins
Die Catlins sind schön, aber großteils nur über kurvige Gravel Roads zu erschließen, auf denen man nicht unbedingt Lust hat, ständige Erkundungsfahrten auf Verdacht zu unternehmen. Gut, dass es die Southern Scenic Route gibt! Auf dieser Straße wird der geneigte Tourist sehr praktisch an den sehenswertesten Orten der Catlins vorbeigeführt.
Diese Vorzeige-Route war der erste von inzwischen 11 Themen-Highways, die durch Neuseelands schönste Regionen führen. Seit 1988 führt er in einem großen U von Dunedin und der Otago Peninsula nach Queenstown – wobei für unsere Zwecke der Abschnitt zwischen Balclutha und Te Anau genügen soll.
Auf diese Southern Scenic Route also bogen wir auf unserer ersten Neuseeland-Reise mit Kindern eher versehentlich in Balclutha ein, bereuten das aber keinesfalls. Sie führte uns nämlich direkt zu den schönsten Orten in den Catlins. Wir haben nicht alle angeschaut, aber die wichtigsten stellen wir euch hier vor.
Kaka Point und Nugget Point
Die erste Station auf dem Southern Scenic Highway führte uns zum Kaka Point, wo humorvolle Reisende immer wieder das Ortseingangsschild klauen, und dann gleich weiter zum Nugget Point. Den kennt wohl jeder von stimmungsvollen Fotos aus dem Reiseführer oder aus Fotokalendern – und es sieht in echt wirklich so schön aus wie auf den Fotos! Nur den krassen Wind sieht man dort nicht.
Links von der Straße eröffneten sich grandiose Strandabschnitte mit Wahnsinnswellen und einigen Robben, die bei genauem Hinsehen immer mehr werden. Angekommen am Nugget Point, hörten wir auf einer kurzen Wanderung zum Lighthouse schon bald auf zu zählen, so viele Seehunde und Seelöwen sahen wir da tief unter uns am Fuß der schwindelnd hohen Klippen sich tummeln.
Dass Hochsaison war, erkannte man hier in den Catlins daran, dass auf dem Parkplatz gleich fünf Autos nebeneinander standen und wir mehrere Leute Deutsch sprechen hörten (“Gugge ma da, wie die Robbe schwimme!”). Der hübsche Leuchtturm am Ende des gewundenen Pfades ist leider nicht zugänglich; Zäune sperren den vorderen Teil der bröckeligen Klippe ab, was wohl auch ganz gut so ist. Viel beeindruckender fanden wir ohnehin die wilde Natur am Nugget Point und die lyrischen Maori-Hinweistafeln.
Fazit: Für einen kurzen Abstecher ist der Nugget Point eine wunderbare Gelegenheit; man verpasst aber auch nichts, wenn man vorbeifährt.
Owaka
Ein echter Punkt auf der Southern Scenic Route ist das Örtchen Owaka nicht, aber man kommt hier automatisch durch – und biegt ab, wenn man zum Jack’s Blowhole Track möchte. Es lohnt sich, ein wenig langsamer zu fahren, denn hier in Owaka zeigt sich die berühmte Kreativität der Southlander. Selbst wenn man nicht aussteigt, um das Owaka Museum oder die Earthlore Wildlife Gardens zu besichtigen, sieht man garantiert am Wegrand die bekannten Teekannen im “Teapot Land” von Graham Renwick.
Aus einer alten Teekanne, die der verrentete Chefkoch vor zehn Jahren auf seinen Gartenzaun gestülpt hat, wurden mehr als 1.000 – und die werden jedes Jahr neu thematisch angeordnet! Noch verrückter als die Kollektion selbst fanden wir den Fakt, dass angeblich noch nie eine der vielen Kannen geklaut wurde.
Jack’s Blowhole
Nach dem Nugget Point tuckerten wir weiter auf immer engeren Gravel Roads durch die Catlins zu “Jack’s Blowhole”. Das ist ein sehr tiefes Loch im Boden nahe dem Örtchen Owaka, wo es laut donnert und zischt, wenn das Meerwasser mit voller Wucht durch eine unterirdische Höhle hineinrauscht. Benannt ist das Loch aber nicht nach Captain Jack Sparrow, sondern nach einem Maori-Häuptling, der für sein derbes Fluchen berühmt wurde.
Mitten im dichten Küstenwald tut sich wirklich unvermittelt eine 150 Meter lange und an die 50 Meter tiefe Spalte im Boden auf. Diese ist durch einen unterirdischen Höhlengang mit dem Meer verbunden. Bei genügend Wellengang – und der ist in den sturmzerzausten Catlins fast immer gegeben – schießen die stärksten Brecher dann mit solcher Kraft in den Tunnel, dass 200 Meter landeinwärts, mitten im Urwald, eine Salzwasserwoge aus dem Boden hervorbricht. Den Blick von der Holzplattform hinunter in das schäumende Blowhole fanden unsere Kinder durchaus aufregend.
Spektakulärer als das Ziel ist der Weg. Der führt vom Besucherparkplatz in angenehmen 20 bis 30 Minuten zuerst mitten über einen grünen Hügel voller Schafe und bietet von dessen Kuppe aus einen wunderschönen Blick über die ganze Küstenlinie – auf die von Klippen umrahmte Jack’s Bay, dahinter auf Surat Bay und Cannibal Bay, wo sich sonnenbadende Seelöwen als schwarze Würstchen im Sand erahnen lassen. Bei guter Sicht sieht man im Norden sogar bis zum Nugget Point.
Der Weg zum Blowhole ist mit farbigen Holzpfosten markiert und führt über privates Farmland mit einigen Viehzäunen, die überstiegen werden müssen. Das Blowhole selbst ist sicher umzäunt, für Kinder besteht keine Gefahr.
Purakaunui, Pounawea und Surat Bay
Beim Fotografieren an Jack’s Blowhole stellte der Weltwundermann fest, dass die Batterien der Kamera gleich alle waren. Hätten wir also nun wie geplant an der Purakaunui Bay übernachtet (auf einem DOC Campground ohne Stromanschluss), wäre der nächste Tag ohne Fotos geblieben.
Diese Bucht zählt als einer der schönsten Strände der Catlins, der Südinsel und von ganz Neuseeland; außerdem liegen dahinter die 20 m hohen Purakaunui Falls mit ihren vielen Terrassenstufen, die als Wahrzeichen der Catlins gelten.
Naja, man kann nicht alles sehen – schweren Herzens steuerten wir also die Pounawea Bay an. Auch dieser Campingplatz liegt idyllisch direkt an einer geschützten Bucht. Dass hier mal ein geschäftiger Hafen war, kann man heute nicht mehr erkennen. Und doch war hier vor 100 Jahren einiges los. Gleich eine Buch weiter ist die Surat Bay, wo sich heute gern Seelöwen im Sand aalen und wo 1874 ein schlimmes Schiffsunglück geschah, das der Bucht ihren Namen gab. Von hier aus führt ein Track weiter zur Cannibal Bay, die zum Glück nach keinem konkreten Ereignis benannt ist.
Die Broschüre zur Southern Scenic Route empfahl uns ersatzweise den Pounawea Bush Walk, der durch “native forest” und eine Salzwiese führt und den wir gleich nach dem Abendessen im einbrechenden Dunkeln noch absolvierten.
Fazit: Mindestens eine der vielen Buchten in den Catlins sollte man gesehen haben – ob das nun Purakaunui, Pounawea oder Surat Bay sind. Wenn ihr ohnehin noch in die Curio Bay wollt, könnt ihr euch den Abstecher bei Zeitmangel auch sparen.
Papatowai: Lost Gypsy Gallery
Die Überraschung ist groß, wenn man im Vorbeifahren die Gestalt mit dem verlockenden Schild „Curious?“ am Wegrand stehen sieht – und dann bemerkt, dass es sich um eine ausstaffierte Schaufensterpuppe handelt. Der nächste Blick gilt dem Wellblech-Wal auf dem kleinen Vorplatz, dann reibt man sich verwundert die Augen, weil man die Easy-Rider-Figur auf dem aufgemotzten Schrott-Fahrrad als Schafsskelett identifiziert hat – und zwar mit Sonnenbrille.
Spätestens jetzt ist es beschlossene Sache, dass man sich mal kurz umsieht. Steigt dann der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee in die Nase, der in den Catlins noch Seltenheitswert hat, bleibt man gern ein wenig länger. Und wenn jetzt noch der Herr der „Lost Gypsy Gallery“ persönlich erscheint, um einen herumzuführen, kann das kleine Päuschen tagesfüllend werden.
-> Über die Lost Gypsy Gallery haben wir einen gesonderten Beitrag geschrieben, weil uns dieser Ort so fasziniert hat.
Curio Bay/Porpoise Bay
Selbst wer es enorm eilig hat, schafft die Tour durch die Catlins nicht in einem Tag (und das wäre auch dämlich). Als idealer Zwischenstopp erwies sich für uns die kleine Campsite an der Curio Bay – die liegt zwar nicht direkt an der Southern Scenic Route, ist aber nur einen kurzen Abstecher entfernt. Dort blieben wir nicht nur wegen der windgeschützten, in rauschenden Flax-Büschen versteckten Stellplätze und der Pinguine gleich mehrere Tage. Es ist so schön auf dieser schmalen Landzunge, die zwischen der felsigen Curio Bay und der sanften, sandigen Porpoise Bay liegt – schaut es euch selbst an!
Seit unserem Besuch dort hat sich die Campsite und der Ort insgesamt deutlich weiterentwickelt, lese ich. Wo wir einfach auf den Felsen herumgekraxelt sind und froh waren, dass wir eine DOC Rangerin trafen, die uns etwas über die seltenen Gelbaugenpinguine erzählte, steht heute ein schickes Besucherzentrum. Und es ist wohl auch nicht mehr so menschenleer an diesem “Hotspot der Catlins”. Seufz.
-> Über die Campsite in der Curio Bay haben wir an anderer Stelle schon geschwärmt…
Slope Point und Bluff
Slope Point: der südlichste Punkt Neuseelands. Dieser (und nicht etwa Bluff, was der südlichste Ort Neuseelands ist!) liegt am Ende einer 13 km langen Gravel Road durch herrlichste Marschlandschaften voller Schafe, Meerblicke und vom Wind in die Waagerechte gedrückter Pinien.
Am Slope Point ist bei genauerem Hinsehen nicht allzu viel zu besichtigen bis auf einen sehr schlichten Leuchtturm, ein knallgelbes Hinweisschild, das zum Südpol weist und einen eingerissenen Holzzaun. Nach dem Pflichtfoto “Wir waren hier” blies uns der eiskalte Antarktis-Wind, auch nach 4.000 km Anreise noch sehr kräftig, wie von selbst zurück über die Schafweide.
Fazit: Was erwartet man eigentlich, wenn man den südlichsten, nördlichsten oder sonstwichsten Punkt von etwas besucht? Eben. Da wäre Bluff mit seinen 1.700 Einwohnern, der Fähre nach Stewart Island und den von hier aus startenden Antarktis-Forschungsschiffen vielleicht doch interessanter gewesen…
Das Interessanteste an Bluff ist neben seiner Lage (Highlight und so) zum einen das jährlich stattfindende Bluff Oyster Festival, denn hier wachsen die leckersten Austern des ganzen Landes – und die Fähre nach Stewart Island.
Zweimal täglich kann man in etwa einer Stunde nach Rakiura fahren, auf die südlichste der drei Hauptinseln Neuseelands. Die liegt nur 30 km vor der Südküste Southlands, getrennt durch die stürmische Foveaux Strait. Einige Wege führen von der einzigen Siedlung Oban zu einem Aussichtspunkt über die Halfmoon Bay, zum Friedhof oder zum Bathing Beach, wo (bei seltenem Sonnenschein) der Name Programm ist. Etwas anstrengender ist der 32 km lange, dreitägige Rakiura Track – einer der Great Walks, auf dem man auch in der Hauptsaison meistens allein läuft. Außerdem ist Stewart Island bekannt für seine große Kiwi-Population.
Leider haben wir es noch nie auf diese Insel geschafft – beim nächsten Mal steht sie auf dem Programm!
-> Andere Blog-Leser waren schon auf Stewart Island!
Invercargill
Die Hauptstadt des Southland liegt zwar nicht mehr direkt in den Catlins, aber noch am Southern Scenic Highway, und auf dem fuhren wir brav weiter. Invercargill hat nur knapp 50.000 Einwohner, liegt auf einer brettflachen Ebene zwischen Feldern und Schafweiden und bietet auf den ersten Blick wirklich gar nichts, was zum Bleiben einladen würde.
Auf den zweiten Blick gibt es hier aber eine Menge: von perfekt erhaltenen viktorianischen Hausfassaden über schicke Art-déco-Gebäude bis hin zu witzigen Kunstwerken wie dem riesigen Regenschirm, der auf ironische Weise das verbesserungswürdige Wetter im Southland anspricht und zugleich als Sonnenuhr und Planetarium dient.
Noch skurriler fanden wir das pyramidenförmige Southland Museum, das die weltweit größte Sammlung lebender Tuatara-Echsen enthält. Auch die „Transport World“, ein privates Verkehrsmuseum mit der weltgrößten Kollektion historischer Fahrzeuge, erschien uns recht “wacky”. Und dann gibt es noch die „Demolition World“: einen Schrottplatz, der sich irgendwie zu einer Art Grusel-Freiluftmuseum entwickelt hat. Neben dem Schrottplatz von David und Lee Fallow hat sich ein gigantisches Lager an gebrauchten Bauteilen angesammelt, das die beiden zu einer Art Freiluftmuseum weiterentwickelt haben. Besucher berichten mit einer Mischung aus Faszination und Grauen von der absolut wahnsinnigen Sammlung aus Fundstücken, Kram und Raritäten. Alle „Ausstellungsstücke“ stammen aus Haushaltsauflösungen und Gebäudeabrissen – eben das tägliche Brot einer Abrissfirma.
Riverton
Etwa 35 Kilometer nach Invercargill gelangt man nach Riverton, das idyllisch an der Mündung des Aparima River liegt. Hier ist nicht nur wegen des bildschönen Strandes ein Zwischenstopp angesagt, sondern vor allem aus kulturellen Gründen: Im Visitor Centre wartet die „Southern Journey“ auf einen Besuch.
Hier kann man richtig was lernen zum Abschluss des Roadtrips durch die Catlins: Das menschenleere Southland ist nämlich die Wiege des modernen Neuseelands. Die ersten europäischen Siedler in Neuseeland waren Walfänger, und die siedelten sich in Riverton an. Aus England, Schottland oder auch China kamen die nächsten: auf der Suche nach Gold, Kauri-Holz und Weideland. Fast zeitgleich wurden die ersten Siedlungen in Neuseeland gegründet: in Russell auf der Nordinsel und in Riverton auf der Südinsel. Die Maori waren natürlich schon mehr als 500 Jahre eher angekommen: In Riverton gab es ein „pa“ der Maori namens Aparima, was den Ort im doppelten Sinne zu den ältesten bewohnten Orten des Landes macht.
Das äußerlich unscheinbare „Heritage Museum“ hat – typisch Neuseeland – erstaunlich viel zu bieten. Gleich am Anfang steigt man in ein Boot und fährt mit dem Walfänger Jacky Price und seiner Maori-Frau hinaus aufs Meer – ein interaktives Schmankerl, das von keinem geringeren als den Weta Workshops stammt.
Clifden
Einer unserer letzten Stopps auf der Southern Scenic Route war das Örtchen Clifden – hier warten gleich zwei sehr verschiedene Attraktionen.
Zum einen sind das die Clifden Caves, ein ausgedehntes Höhlensystem, das zwar auf Privatland liegt, aber frei begangen bzw. bestiegen werden darf. Was in Deutschland undenkbar wäre, ist in Neuseeland normal: Eine Höhle, die nur mit viel Verantwortungsbewusstsein und Wissen um die eigenen Fähigkeiten durchquert werden sollte, ist frei zugänglich und wird vom DOC sogar als schöne Gelegenheit für einen Familienausflug angepriesen.
Der Weg durch die finsteren Gänge ist mit orangefarbenen Dreiecken markiert, und denen sollte man exakt folgen – ein falscher Abzweig, und man stürzt in tiefe Spalten oder verirrt sich. Die Höhle gehört zwar zu den „101 Must dos for Kiwis“, die jedes Jahr vom neuseeländischen Automobilclub herausgegeben werden, aber meistens ist man hier allein. Für die gesamte Länge braucht man gut zwei Stunden – in kompletter Dunkelheit, auf Händen und Knien durch enge Spalten, balancierend über schmale Felsvorsprünge, über Leitern und am Ende watend durch einen eiskalten Teich. Brr!
Eine wesentlich nettere Angelegenheit ist die Clifden Historic Bridge, die neben einem idyllischen Picknickplatz liegt. Die massive Eisenbrücke wurde schon 1899 erbaut (und ist damit für Neuseeland-Verhältnisse uralt), seit 1978 war sie nur noch für Fußgänger zugänglich. Als wir dort waren, durften wir auch so nicht drauf; inzwischen ist die Suspension Bridge aber wieder repariert und gibt ein schönes Fotomotiv ab.
Und dann – gelangt man bald ans Ufer des Lake Manapouri. Von da führt die Straße in Richtung nach Te Anau, vorbei am Beginn des Tuatapere Hump Ridge Track und des Kepler Track – gleich zwei tolle Great Walks. Schließlich biegt der Southern Scenic Highway in einer steilen Kurve ins Landesinnere nach Queenstown ab. Am Ende der Te Anau-Milford Road wartet jedoch erst einmal ein ganz neues Abenteuer: die Milford Road: eine der schönsten Straßen der Welt.
Auf der Southern Scenic Route durch die Catlins: das müsst ihr beachten
Ein Roadtrip auf der Southern Scenic Route ist kein Spaziergang (allerdings auch nicht zu vergleichen mit einer Fahrt durchs australische Outback oder die Sahara, also ruhig Blut). Verfahren könnt ihr euch kaum: Die Southern Scenic Route ist durch ein braunes Hinweisschild erkennbar, die Strecke ist gut ausgeschildert und alle wichtigen Attraktionen an der Strecke auch.
Die Broschüre, die wir im DOC Visitor Centre mitgenommen hatten, warnte allerdings eindringlich, die Southern Scenic Route nicht auf die leichte Schulter zu nehmen – also geben wir diese Warnung pflichtschuldig weiter.
Diese Warnungen sind angebracht und sollten von euch beachtet werden:
- Starkregen und Überflutungen in Küstennähe sind häufig, beachtet das bei der Routenwahl – Gravel Roads werden bei Regen sehr rutschig und/oder matschig.
- Ebbe und Flut sind in den Catlins zum Teil sehr stark – wo Schilder vor “Tidal Flooding” warnen, solltet ihr vorsichtig fahren.
- Freedom Camping ist in den Catlins an einigen Stellen möglich, aber achtet auch hier auf Starkregen und die Flut-Problematik!
- Es gibt sehr wenige Ortschaften und noch weniger Tankstellen unterwegs. Tankt also in Balclutha oder Invercargill voll, bevor ihr startet.
- Dasselbe gilt für Einkäufe – es hat zwar ein paar Shops in den Ortschaften, aber ein Großeinkauf für eine Familie wird dort teuer.
- Apropos Einkauf: Ihr braucht unbedingt Insekten-Repellent gegen Sandflies, Sonnencreme und Kleidung für jedes Wetter, denn das ist in den Catlins extrem wechselhaft.
- Wenn ihr die Catlins in Ruhe entdecken wollt, plant 2 bis 3 Tage für den Abstecher ein – ansonsten lohnt sich der Umweg nicht. Hier zählen eher die Attraktionen und Wanderwege an der Strecke und weniger die Aussicht bei der Fahrt.
- Auch wenn Seelöwen und Pinguine noch so knuddelig aussehen – haltet mindestens 20 Meter Abstand (das ist viel!) zu ihnen und schneidet ihnen nie den Rückweg zum Meer ab.
- Absperrungen, Zäune und Wegmarkierungen solltet ihr überall einhalten, aber in den Catlins ganz besonders. Wer hier ins Meer fällt, der hält erst in der Antarktis an!
Ihr wollt es ganz genau wissen? Hier könnt ihr die Broschüre zur Southern Scenic Route downloaden.
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