! Aktualisiert am 22. August 2022
Jana und ihr Mann Sascha haben nicht nur Töchterchen Anika mit nach Neuseeland genommen, sondern auch noch ihre Eltern. Eine ungewöhnliche, aber gute Idee: Die Großeltern genossen die Exklusivzeit mit der Enkelin, die jungen Eltern viel freie Zeit. Von vier Wochen Win-Win-Situation erzählen sie im Blog-Interview.
Weltwunderer: Erzählt uns doch zuerst bitte ein wenig über euch.
Jana: Wir, das sind Mama Jana, Papa Sascha und unsere süße Tochter Anika, die im Mai 2014 geboren wurde. Dazu kamen bei unserer Reise Anikas Großeltern, das heißt Janas Eltern Margit und Hans sowie Saschas Mama Angelika.
WW: Wie kam es zu eurer Neuseeland-Reise? War es schwer, die Großeltern zum Mitkommen zu überreden?
Ich war bereits 2008 mit meinen Eltern in Neuseeland, insofern waren wir drei bereits „infiziert“ mit dem Neuseeland-Virus. Als ich schwanger war, hatte ich die Idee, einen Teil unserer Elternzeit für eine längere Reise zu nutzen. Weil wir die Reisezeit im Januar/Februar 2015 planten, fiel die Wahl recht schnell auf Neuseeland. Außerdem hatte ich Sascha ja sowieso schon ewig vorgeschwärmt, wie schön es da sei.
Als ich meinen Eltern erstmals von unseren Neuseeland-Plänen erzählte, nahmen sie die Idee noch nicht so ganz ernst. Meine Mama meinte aber gleich, dass sie auch gern noch einmal nach Neuseeland möchte. Allein hätten meine Eltern die Reise nicht angetreten, aber so sahen beide die Chance, unverhofft noch einmal ans schönste Ende der Welt zu kommen und natürlich viel Zeit mit ihrem Enkelchen zu verbringen.
Als Anika auf der Welt war, wurde es konkret. Nachdem meine Eltern definitiv zugesagt hatten, fragten wir Saschas Mama. Sie war zunächst überrascht, dann aber auch schnell von der Idee begeistert. So war unsere Reisegruppe komplett. Im Juli 2014 buchten wir die Flüge und die beiden Camper.
WW: Wie habt ihr euch auf diese Reise vorbereitet?
In den letzten Wochen der Schwangerschaft hatte ich Pläne für unsere Reiseroute geschmiedet. Es war recht schnell klar, dass wir diesmal nur die Südinsel besuchen und diese dafür umso intensiver erkunden wollten. Ausschlaggebend dafür war, dass wir nicht genau wussten, wie wir mit Anika vorankommen würden. Wir wollten unabhängig von Fähren sein und ggf. schnell umplanen können.
Außerdem sollte es eine Mischung aus Highlights und weniger bekannten Sehenswürdigkeiten werden. Speziell für Sascha sollte etwas Kultur dabei sein, also auch – soweit überhaupt möglich – ab und an mal eine Stadt. Sehr geholfen hat mir die Seite www.rankers.co.nz, wo man viele Anregungen auch zu kleineren Wanderungen oder weniger bekannten Sehenswürdigkeiten bekommt. Und speziell zum Thema „Reisen mit Baby“ haben mir natürlich die Weltwunderer sehr weitergeholfen.
WW: Reisen mit drei Generationen und sechs Personen, da waren doch sicherlich viele Kompromisse nötig?
Wir haben vorher schon kürzere Trips mit unseren Eltern gemacht, allerdings nie mit allen dreien gleichzeitig. Das war tatsächlich eine Premiere. Aber wir wussten, dass alle auf Reisen ähnlich “ticken” wie wir, also genauso unternehmungslustig sind, kein Problem mit Camping-Urlaub haben, gern wandern usw. Ich glaube das ist wichtig, sonst funktioniert es sicherlich nicht.
Unterwegs haben wir uns super ergänzt und waren mit der Zeit ein eingespieltes Team. Die Großeltern haben sich rührend um Anika gekümmert. So hat sie während der Fahrten oft stundenlang bei Oma Angelika auf dem Schoß gespielt oder geschlafen, so dass wir Zeit hatten, die nächsten Schritte zu planen und vorzubuchen.
Bis sechs Leute morgens abfahrtbereit sind, dauert es natürlich eine Weile – meist drei Stunden vom ersten fröhlichen Quietschen Anikas bis zur Abfahrt. Anika stillen, fünf Leute duschen, in Ruhe frühstücken, Geschirr spülen, alles so im Camper verstauen, dass es uns bei der Fahrt nicht um die Ohren fliegt und nebenher Anika bei Laune halten – da hatten wir bald eine super Rollenteilung und die Großeltern haben uns sehr entlastet.
WW: Auf wen musstet ihr beim Reisen mehr Rücksicht nehmen, aufs Baby oder auf die Großeltern?
Auf Anika – aber auch viel weniger, als wir erwartet hatten. Sie brauchte natürlich ihre Schläfchen sowie Fütter- und Krabbelpausen und gab damit in gewisser Weise den Tagesrhythmus vor. Aber meist ließ sich dies gut in den Tag integrieren und es blieb genug Zeit für unser Sightseeing-Programm. Eventuell sind unsere Wanderungen etwas kürzer ausgefallen, als wir es von unseren Reisen ohne Baby gewohnt waren.
WW: Wer durfte bestimmen, wo es langgeht? ;-) Und wie habt ihr die Finanzen geregelt?
Grundsätzlich haben wir uns eng an meine Reiseplanung gehalten. Ich hätte nie gedacht, dass wir nahezu alles schaffen, was auf meiner Wunschliste so stand. Gegen Ende fehlten vielleicht ein bis zwei Tage für das „volle Programm“. Da haben wir dann alle gemeinsam entschieden, was wir streichen und was wir unbedingt noch sehen wollen. Rausgefallen ist eigentlich nur die Golden Bay. Und natürlich nahmen wir bei allem immer Rücksicht auf Anika.
Die Finanzen waren auch schnell geklärt. Wir haben alles durch fünf geteilt und vor Ort eine gemeinsame Urlaubskasse geführt, in die jeder seinen Teil einbezahlt hat. Anika hat ja keine großen Kosten verursacht.
WW: Wart ihr euch denn einig über eure Top-Ten-Liste für Neuseeland?
Die sieht bei jedem von uns etwas anders aus. Ich selbst war auch von den „Klassikern“ beeindruckt, aber ich möchte meine Top 10 den weniger bekannten Sehenswürdigkeiten widmen:
- Tunnel Beach bei Dunedin
- Motukiekie Beach bei Rapahoe
- Elephant Rocks
- Wanderung auf der Kaikoura Peninsula
- Pororari River Track in Punakaiki
- Blue Pools Walk
- Cathedral Caves in den Catlins
- Jacks Blowhole in den Catlins
- Clay Cliffs bei Omarama
- der Top10 Holiday Park in Motueka mit Jumping Pillow und Pool
Sascha ergänzt hier die Otago Peninsula, die Wanderung im Abel Tasman National Park, die Zipline-Tour in Queenstown und die Puzzling World in Wanaka.
Bei Oma Angelika steht eindeutig die Landschaft der Westküste an erster Stelle. Ihre Highlights waren außerdem unser Flug zum Milford Sound sowie der Hubschrauberflug auf den Franz Josef Gletscher. Und die herrliche Morgenstimmung am spiegelglatten Lake Matheson darf auch nicht fehlen.
Für Margit und Hans zählte der Rundflug über den Lake Tekapo, die Southern Alps und den Mount Cook zu den Highlights, aber auch unsere vielen schönen Wanderungen. Außerdem war Margit – als bekennender Pinguin-Fan – ganz begeistert von den Gelbaugenpinguinen am Katiki Point bei Moeraki, die teilweise ganz nah an uns vorbeispazierten oder mitten auf dem Weg saßen.
WW: Wo hat es euch besser gefallen: Strand oder Berge?
Sascha: Ganz schwierig. Tendenziell die Berge, aber am Strand von Rapahoe haben wir den schönsten Sonnenuntergang der Reise erlebt.
Margit: Da wir ja schon einmal in Neuseeland waren, wussten wir, wie schön es dort ist und haben uns vor allem auf die gigantische Natur gefreut. Der ständige Wechsel zwischen Bergen, Regenwald, Sandstrand, Steilküste, Gletschern und herrlichen Flusslandschaften macht schließlich den Reiz von Neuseelands Südinsel aus.
WW: Habt ihr euch in Neuseeland auch mal über Dinge geärgert, ist etwas nicht so toll gelaufen?
Wirklich geärgert haben wir uns nie. Der erste Abend in Christchurch war etwas seltsam. Ich und meine Eltern kannten die fröhlich-bunte Stadt ja noch von 2008 vor dem Erdbeben und nun liefen wir am ersten Abend durch eine Geisterstadt. Das drückte ganz schön auf die Stimmung. Natürlich hatten wir Bilder vom Erdbeben in den Nachrichten gesehen, aber dass es so schlimm um die Stadt bestellt ist, hatten wir einfach nicht erwartet.
Etwas enttäuscht waren wir von Nelson, wo wir uns auf viele Künstler-Galerien gefreut hatten, die wir dann nicht fanden. Allerdings waren wir auch nicht sonderlich gut vorbereitet und hatten keinen Stadtplan besorgt.
Traurig waren wir außerdem darüber, wie weit der Franz Josef Gletscher seit 2008 zurückgegangen ist. Und in Okarito wollten wir eigentlich an einer Kiwi Spotting Tour teilnehmen, die allerdings etliche Tage im Voraus ausgebucht war. Da hätten wir einfach früher vorbuchen sollen.
Dafür entschädigt die Freundlichkeit der Neuseeländer für alles und das Land hat so viel Schönes zu bieten, dass diese Kleinigkeiten nicht weiter ins Gewicht fallen.
WW: Was waren für euch die Vor- und Nachteile einer Neuseeland-Reise zu sechst? Würdet ihr das wieder so machen?
Jana: Wir fanden die Reise einfach toll und würden es jederzeit wieder so machen. Unsere Eltern wohnen recht weit weg von uns, so dass wir im Alltag wenig Zeit miteinander verbringen. Die Großeltern sehen Anika alle zwei bis drei Monate, meist nur für ein Wochenende oder wenige Tage. Da war so eine lange Reise natürlich eine super Gelegenheit für die drei, ihr Enkelchen mal ausgiebig zu genießen. Und auch für uns war es superschön zu sehen, dass dort eine richtige Bindung entstanden ist. Seit der Reise erkennt Anika die Großeltern z. B. auf Fotos und beim skypen.
Margit: Fest steht, ohne Jana und Sascha hätten wir so eine individuelle Reise mit Camper nicht machen können, wegen fehlender Englisch-Kenntnisse. Dann wäre uns höchstens die Möglichkeit einer geführten Reise geblieben. So aber war es die große Freiheit und wir konnten das Land viel besser erkunden. Weiterhin konnten wir vier Wochen lang intensiv unser Enkelchen Anika erleben. Das war sehr schön. Auch dass sie die langen Flüge so gut überstanden hat und meistens gut drauf war und viel Neues gelernt hat.
Angelika: Ich habe es auch genossen, diese lange Zeit mein Enkelkind live zu erleben. Sehr gefallen hat mir die private, kleine Reisegesellschaft. Dadurch hatten wir viel mehr Möglichkeiten, auf individuelle Interessen einzugehen.
WW: Welche Tipps würdet ihr anderen Familien geben, die nach Neuseeland reisen wollen?
Eine gute Entscheidung war es, zwei Camper zu nehmen. Zum einen hat man mehr Platz, aber viel wichtiger war, dass wir bei kühlem oder schlechtem Wetter abends im kleinen Camper meiner Eltern sitzen konnten, während Anika im großen Camper schon schlief.
Anika war es gewohnt, schon früh im eigenen Bettchen zu schlafen, und natürlich geht sie deutlich früher schlafen als wir Erwachsenen. Insofern stellte uns der Camper vor die Frage, wo sie schlafen kann, ohne irgendwo raus- oder runterzufallen. Die perfekte Lösung war für uns das Reisezelt von Deryan, das wir einfach auf eines der Doppelbetten stellten. Man kann es komplett verschließen und es bietet perfekten Schutz vor den fiesen Sandflies. Da es nur zwei Kilo wiegt, kann es perfekt auch bei Flugreisen mitgenommen werden.
Außerdem hat uns sehr geholfen, dass wir gleich bei der Ankunft am Flughafen in Christchurch eine neuseeländische SIM-Karte erstanden haben. So konnten wir die Campingplätze immer am Morgen vorbuchen und natürlich auch die ein oder andere Tour. Somit hat immer alles gut geklappt oder wir konnten rechtzeitig umplanen.
Tja, und natürlich können wir grundsätzlich nur allen Eltern empfehlen, sich mit kleinen Kindern auf große Reisen zu trauen. Auch für Anika war es eine tolle und intensive Zeit! Wann hat sie schon mal Mama, Papa und auch noch die Großeltern vier Wochen lang rund um die Uhr für sich? Natürlich war sie der Star der Reise und stand immer im Mittelpunkt, was sie sichtlich genossen hat. In Neuseeland hat sie das erste Mal im Sand und im Gras gespielt, ist zum ersten Mal gekrabbelt und hat die neuseeländischen „Zutscheltüten“ (Obstbrei aus der Tüte) abgöttisch geliebt. Wir haben sie super entspannt und fröhlich erlebt.
WW: … und wann geht’s wieder los?
Im August geht es in die Sächsische Schweiz, wo wir viel wandern wollen. Wer uns dabei folgen oder mehr über unsere Neuseeland-Reise lesen möchte, kann ja mal einen Blick auf unsere Website www.reisevogel.net werfen.
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Wow, das ist mal eine echt coole Idee, Urlaub zu machen. Und mit Neuseeland natürlich gleich zweimal.
Wir überlegen uns auch gerade, ein Wohnmobil anzuschaffen.
Könnt ihr mir eigentlich zufällig sagen, ob ein Caravan ein bestimmtes Modell eines Wohnmobiles ist oder ist das etwas Eigenes?
Gruß, Susi