Outdoor-Spaß und Geschichtsstunde, das passt in Neuseeland oft hervorragend zusammen. Auch wenn sich eure Kids überhaupt nicht für die Geschichte Neuseelands interessieren: Auf vielen spannenden, teils sogar buggytauglichen Wanderwegen lernt ihr automatisch etwas dazu. So auch beim “Windows Walk” durch die Karangahake Gorge am Fuß der Coromandel Peninsula.
Zwischen 1870 und 1950 wurde auf der Coromandel Peninsula im großen Stil Gold abgebaut. Spätestens im Örtchen Waihi, das stolz den Beinamen „Heart of Gold“ trägt und quasi das Eingangstor zur Coromandel-Halbinsel bildet, kann man diese Goldgräber-Vergangenheit nicht mehr übersehen. Die Straße führt hier nämlich fast direkt an der riesigen „Martha Mine“ vorbei, einer offenen und noch heute betriebenen Goldmine.
Noch bis zum Jahr 2017 darf der Betreiber hier Gold fördern, danach muss das 860 Meter lange, 600 Meter breite und bis zu 250 Meter tiefe Loch renaturiert werden. Nicht alle Bewohner von Coromandel trauen dem uneigennützigen Engagement, und immer wieder gibt es Proteste gegen neue Vorstöße, was den Goldabbau auf der Halbinsel betrifft.
Wir Touristen profitieren immerhin von einem hervorragenden, interaktiven Museum, in dem sich viel über die Hightech-Goldsuche lernen lässt. Hier haben wir etwas über unseren Besuch geschrieben, inzwischen ist das Gold-Museum ausgebaut und (hoffentlich) noch spannender geworden.
Karangahake Gorge: Zeugen eines “goldenen Zeitalters”
Wie es am Ende des 19. Jahrhunderts aussah, als auf Coromandel binnen weniger Jahre ein wahrer Goldrausch einsetzte, das schauten wir uns genauer bei einer Wanderung durch die Karangahake Gorge an, die nicht weit von Waihi entfernt ist. Der SH 2 in Richtung Paeroa führt genau durch die Schlucht, der Besucherparkplatz ist ebenfalls unverfehlbar. Und ein nettes Café wartet gleich auf der anderen Straßenseite.
Die tief eingeschnittene Schlucht zieht sich über einige Kilometer entlang des Highways und folgt dem Lauf des Ohinemuri River und des Waitawheta River. Die steil aufragenden, felsigen Flussufer sind durchlöchert von alten Minentunneln, und auch im dichten Dschungel ringsherum stößt man ständig auf Hinterlassenschaften der Goldsucher: von alten Maschinen über Reste von Loren-Schienen bis zu verlassenen unterirdischen Pumpwerken, in denen „glow-worms“ mit unseren Taschenlampen um die Wette leuchteten.
Dank sei den überall in Neuseeland reichlich anzutreffenden Infotafeln! Jetzt wissen wir nämlich, dass die namensgebenden Fenster (mit dem Computerprogramm hat der Weg nichts zu tun!) zwar tatsächlich ein wenig Licht in den alten Minentunneln spenden, vorrangig dienten sie aber zum Hinauskippen des geförderten Gesteins aus den Minentunneln.
Das fiel dann tief hinunter auf den Boden der Schlucht und wurde von dort mit einer kleinen Schienenbahn zur „Talisman Battery“ gebracht. Die eigentliche Goldsuche fand erst dort statt – und zwar im industriellen Maßstab, wie wir enttäuscht lernten. Nuggets wurden auf der Coromandel Peninsula nur ganz vereinzelt gefunden; selbst Gold waschen ist hier also wenig aussichtsreich.
Uns boten die Fenster wunderschöne Aussichten über die tiefe Schlucht, in die sich der Ohinemuri River eingeschnitten hat, und natürlich tolle Fotomotive. Für einige unvorbereitete Wanderer ohne Taschenlampe, die wir unterwegs trafen, waren sie außerdem in den Tunneln die einzige Lichtquelle. Gruselig!
Der Karangahake Windows Walk mit Kindern
In flirrender Sommerhitze verbrachten wir einen sportlichen und gleichzeitig bildenden Vormittag auf dem Karangahake Gorge Windows Walk, der uns über 2,5 Kilometer treppauf und treppab, durch zwei finstere Tunnel und dichten Wald führte. Obwohl es streckenweise wirklich heiß war, haben die Kinder kaum gejammert, denn diese Wanderung ist wirklich abwechslungsreich.
Vom Parkplatz aus überquerten wir zuerst eine nette Hängebrücke über den Ohinemuri River, dann noch eine weitere Brücke über die Lower Waitawheta Gorge. (Hängebrücken sind toll, nicht wahr?) Hier, oberhalb des Zusammenflusses von Ohinemuri und Waitawheta River, ging es dann in den schattigen Wald hinein und direkt eine lange hölzerne Treppe hinauf.
Die führte zu einigen verlassenen Gebäuden und Maschinen, die zur „Talisman Battery“ gehört haben – einem riesigen Stampfwerk zum Zerkleinern des abgebauten Gesteins, aus dem dann das Gold gewonnen wurde.
Der Weg folgte nun dem Rand der immer tiefer eingeschnittenen Schlucht und tauchte dann in den alten, etwa zwei Meter hohen und breiten Tunnel der Talisman-Goldmine ein. Unterwegs öffnen sich vier große Fenster in der Tunnelwand, durch die wir staunend hinunter auf den schäumenden Fluss blickten. (Nicht gefährlich, alles abgezäunt.)
Die Schienen der Lorenbahn, die das Gestein abtransportierte, sind inzwischen wohl weggespült worden. Ab und zu läuft man im Wald aber an einigen grasüberwachsenen Gleisstücken vorbei. Auch ein alter Lorenwagen stand noch herum, der ausführlich beklettert wurde.
Nach dem Verlassen des insgesamt etwa 150 Meter langen Tunnels führte der Weg fort von der Felswand und eine steile Holztreppe hinab, bevor wir erneut den Fluss auf einer Hängebrücke überqueren konnten. Auf der gegenüberliegenden Seite der Waitawheta Gorge liefen wir dann auf dem Crown Tramway Track zum Parkplatz zurück.
Halt – einen Abstecher vom Track haben wir noch gemacht. Gleich nach der Überquerung des Waitawheta River entdeckten wir flussaufwärts noch einen weiteren Tunnel, der zu den Überresten des unterirdischen „Woodstock Pumphouse“ führte. Hier ging es dann noch ein paar alte hölzerne Treppenstufen hinab zum Tunneleingang des alten Pumpwerks. Im Schein der Taschenlampen konnten wir hier drinnen die Überreste einer Dampfmaschine und anderer alter Geräte erkennen.
Noch besser war es, als wir das Licht ausschalteten und ganz still waren: An den Deckenbalken hingen nämlich einige „glow-worms“.
Familien-Wandertipps für den Karangahake Windows Walk:
Vom Parkplatz am Straßenrand des SH 2 aus führt der „Karangahake Windows Walk“ als Rundweg über 2,5 Kilometer. Die Gehzeit beträgt nach Angaben des DOC etwa 1,5 Stunden, wir haben mit unserem Abstecher, einem Zweijährigen und einigen Taschenlampen-Tunnel-Entdeckungen aber bestimmt drei Stunden gebraucht.
Der Weg ist gut ausgebaut und einfach zu laufen. Wegen der Treppenstufen an zwei Stellen und der dunklen Tunnel mit ihren unebenen Böden ist er jedoch nicht unbedingt für Buggys geeignet. Die alten, ungenutzten Minentunnel solltet ihr natürlich nicht betreten, denn hier herrscht Einsturz- und Verletzungsgefahr.
Übrigens: Im Sommer herrschten auch im dichten Wald wahrhaft tropische Temperaturen. Wir freuten uns deshalb über jeden Tunnel – einfach deshalb, weil er Schatten und Kühle spendete. Spannend wäre daher auch der Rail Tunnel Loop gewesen, der auf der anderen Seite des Flusses einen ganzen Kilometer durch einen alten Eisenbahntunnel führt – mit Beleuchtung zum Glück.
Habt ihr den Karangahake Windows Walk mit Kindern schon ausprobiert? Wie fandet ihr die Wanderung mit Kindern?
Und hier gibt’s noch was für Pinterest…
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Wir haben ihn gerade mit 3 Kindern gemacht. Hat uns allen super gefallen. Leider ist aktuell die Höhle mit den Glow worms nicht zugänglich.
Wir haben den Weg auch mit unserer 1 jährigen Tochter Olivia gemacht. Sie war hinten in der Trage :-) Es war sehr abwechslungsreich und mal was ganz anderes zu dem, was man sonst so an Wanderwegen kennt. Wir waren nur “auf der Durchreise” und haben daher nur den Windows Walk gemacht. Aber es gab eben noch andere auch längere Wegen. Sah alles spannend aus! Auf jeden Fall einen Halt wert und ein guter Tipp! Mit älteren Kids fast ein Muss.