! Aktualisiert am 10. April 2017
Das Nissin Cupnoodles Museum in Yokohama widmet sich einem einzigen Ausstellungsstück: der Instant-Nudelsuppe mit Hühnchengeschmack. Seit seiner Gründung in den 1960-er Jahren hat Nissin die Welt im Sturm erobert und viele Nachahmer gefunden. Ein Besuch ist beeindruckend – und eine Lektion in “typisch Japan”.
Völlig geplättet und hilflos kichernd schauten wir uns nach drei Stunden Nissin Cupnoodles Museum an: “Das war irgendwie… krass. Verrückt! Super anstrengend! Aber toll! Und echt japanisch!”
So richtig wissen wir bis heute nicht, was wir von unserem Museumsbesuch halten sollen. Wir fühlten uns wie nach einer Achterbahnfahrt (ein total naheliegender Vergleich, denn so eine steht direkt gegenüber vom Museum): Da will man ja auch nur aussteigen und kreischt, weil es so furchtbar ist – und sobald man aussteigt, war es doch irgendwie ganz toll.
Was ist denn nun passiert?
Das Nissin Cupnoodles Museum beschäftigt sich einzig und allein mit dem bekannten Instant-Nudelsnack, der in zahlreichen Geschmacksrichtungen überall auf der Welt zu finden ist. Auch wir kennen die schnelle Mahlzeit aus zahlreichen Asien-Urlauben und haben sie in Japan an so einigen Abenden gegessen. Nicht ahnend, welches Universum an Bedeutung sich dahinter verbirgt!
Die Instant-Nudeln mit Hühnchengeschmack wurden nämlich nicht einfach nur so nebenbei entwickelt, neinnein! Großmeister Momofuku Ando hat sie in einer wahrhaft gottgleichen Leistung aus seinem Innersten hervorgebracht und dabei Sachen entdeckt, die offenbar niemand anders hätte entdecken können. Nur so lässt es sich erklären, dass eine Replik von Mr. Andos Werkstatt-Schuppen von Heerscharen von Besuchern umlagert wird, die einen Blick hineinwerfen wollen; und dass man sich vor dem versilberten lebensgroßen Standbild des Meisters anstellt, um ein Selfie von jedem einzelnen Familienmitglied zu schießen.
Dass wir überhaupt durchhielten und nicht direkt nach dem ersten Blick auf die Massen von Besuchern (es waren Schulferien, aber der Großteil schienen trotzdem komplette Schulklassen zu sein) wieder umdrehten, hatte zwei Gründe: Erstens waren wir neugierig auf das Selbstgestalten eines Nudelsnacks und zweitens hatten wir einen Termin.
Dass wir unseren Besuch in der Presseabteilung des Nissin Cup Noodles Museum angemeldet hatten, stellte sich als sehr gute Entscheidung heraus. Hier spricht nämlich niemand Englisch – auch nicht Mr. Kawazaka, der sehr nette Pressebeauftragte. Unterstützt von der ebenso netten Frau Sun, klappte es aber mit der Verständigung – halbwegs.
Die VIP-Behandlung rettete unseren Tag. Schon in der gigantischen Eingangshalle wurden wir an dem Heer von aufgeregt schnatternden Schulkindern vorbeigeschoben und sparten uns bestimmt eine halbe Stunde Anstehen. Dasselbe passierte vor jeder einzelnen Station des Museums. Dass wir beäugt wurden wie Ausstellungsstücke, lag aber wohl vor allem daran, dass wir hier die einzigen Nicht-Japaner waren.
Der Kinofilm (!) über das Leben von Mr. Ando und seine Erfindung hatte eine englische Tonspur, den Rest erklärten uns Mr. Kawazaka und Ms. Sun wortreich und immer lächelnd – wir lächelten auch, erst höflich und interessiert, dann höflich und zunehmend ungläubig. Will man hier ernsthaft die Erfindung des Nudelsnacks mit der des Rades oder der Weltraumfahrt gleichstellen?
Apropos Weltraum: Die Krönung von Mr. Andos Lebenswerk scheinen die “space noodles” zu sein, ein verzehrfertiger Nudelsnack für Astronauten.
Wer also nie aufgibt, immer fleißig ist und auch mal ungewöhnliche Dinge ausprobiert, der erfindet irgendwann etwas Tolles. Das ist die Botschaft des Nissin Cupnoodles Museum, die immer wieder und auf allen Kanälen wiederholt wird.
Unsere eigenen Nissin Cup Noodles – yay!
Wir waren skeptisch, behielten das aber lieber für uns – immerhin waren um uns herum alle enorm begeistert und beeindruckt, und wir schritten jetzt endlich zum eigentlichen Grund unseres Kommens: In einer weiteren riesigen Halle durften wir an einem Basteltisch Platz nehmen (wieder ohne stundenlanges Warten, dank unserer Begleiter) und mit Filzstiften kreativ tätig werden. Jeder von uns malte seinen eigenen Cupnoodles-Becher an, obwohl die Konzentration schwerfiel. Immerhin saßen und schnatterten um uns herum geschätzte 500 japanische Kinder und Erwachsene, die ebenfalls fleißig malten.
Am Ende der Halle ging es weiter: Eine dauerlächelnde Japanerin nahm uns die Becher ab und füllte sie zu einem Singsang-Spruch, den sie heute bestimmt schon tausendmal aufgesagt hatte, mit Paketen aus getrockneten Nudeln (übrigens auch eine der supercleveren Erfindungen von Mr. Ando, wie die Pakete genau in die konischen Becher passen – wird hier nicht verraten!). Eine andere Dame schüttete vier Instant-Zutaten unserer Wahl oben drauf. Wir kreierten tolle zukünftige Geschmackserlebnisse aus Käse, Zwiebeln, Hühnchen und Kimchi. (Am Ende schmeckt es natürlich immer gleich.)
An der vorletzten Station durften die Kinder staunend zuschauen, wie unsere Becher von weiteren hebelschwingenden Damen versiegelt und eingeschweißt wurden. Zuletzt kamen unsere Nudelsnacks in eine weitere Plastiktüte, die aber – oho! mit Luft aufgeblasen wurde, so dass eine superschicke kugelrunde Handtasche mit Nissin-Aufdruck entstand.
(Die Weltwundertochter war begeistert, der Vater weniger – er killte die “peinlichen Platzfresser” schon auf der Rückfahrt im Zug mit einem gezielten Schlüssel-Stich.)
Immerhin: Die Nudelsuppen-Spezialitäten aus aller Welt, die wir zum Mittag im „Cup Noodles Bazaar“ schlürften, waren echt gut. Und nach drei Wochen mit ausgezeichnetem japanischen Essen freuten sich unsere Kinder einen ab, dass es hier neben kalter koreanischer Nudelsuppe und thailändischem Tom Yum auch italienische Pasta mit Tomatensoße gab.
Ob wir noch einen weiteren Rundgang durch die Nachbildung einer Fabrikhalle und durch den Cupnoodles-Spielpark machen wollten?, fragten unsere beflissenen Begleiter, die uns wirklich jeden Wunsch von den Augen abgelesen haben. Wir dankten ihnen höflich, lehnten aber ab. Uns genügten unsere fünf individuellen Nudelsuppen in den fünf schicken Plastik-Umhängetaschen – und jetzt brauchten wir erst einmal eine lange Pause.
Auch nach drei Wochen kann Japan immer noch komplett überwältigen!
Wenn ihr auch mal Kulturschock erleben und ins Nissin Cupnoodles Museum gehen wollt:
Das Museum hat täglich außer dienstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt für Erwachsene 500 Yen, (Schul-) Kinder sind kostenlos. Das Nudelsnack-Basteln kostet noch einmal 300 Yen extra.
Adresse: 2-3-4 Shinko, Naka-ku, Yokohama 231-0001 (direkt gegenüber dem Vergnügungspark “Yokohama Cosmo World” am Hafen, nicht zu verfehlen)
Von Tokio kommt ihr in etwa 30 Minuten mit dem Zug und der S-Bahn hin. Von der Haltestelle Minato Mirai ist es noch eine gute Viertelstunde zu Fuß durch den Hafendistrikt!
Nehmt euch ein paar Stunden Zeit, kommt nicht zu spät an und legt euren Besuch möglichst nicht auf die Schulferien!
Disclaimer: Das Nissin Cup Noodles Museum hat den Eintritt in das Museum, den Extra-Eintritt für die “Cupnoodles Factory” und unser Essen im Cupnoodles Bazaar bezahlt und uns wie VIP-Gäste herumgeführt. Wir geben zu, dass besonders Letzteres unseren Eindruck vom Museum gerettet haben könnte ;-)
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