! Aktualisiert am 22. August 2022
Sandflies und Moskitos sind die Pest! Und wie viele Neuseeland-Reisende leidvoll bestätigen können, helfen eigentlich nur Repellents mit dem chemischen Superwirkstoff DEET zuverlässig. Aber Eltern fühlen sich oft nicht wohl dabei, ihre Babys und Kleinkinder einem Wirkstoff auszusetzen, der als hochgiftiges Insektenvernichtungsmittel eingesetzt wurde. Was also tun??
Wir wollen keine Panik machen: Diethyltoluamid oder DEET ist ein seit 1946 verwendeter und gründlich untersuchter Wirkstoff, der so gut gegen Insekten wirkt wie kein anderer. Die WHO empfiehlt DEET sogar als Repellent der Wahl, wenn es gilt, krankheitsübertragende Insekten abzuwehren.
DEET ist allerdings ein Biozid und darf auf keinen Fall abgeleckt oder eingeatmet werden. Für Schwangere, stillende Mamis und Kinder unter zwei Jahren wird die Verwendung ausdrücklich nicht empfohlen.
Nebenwirkungen von DEET sind unter anderem Reizungen der Augen und Schleimhäute, eine beeinträchtigte Wahrnehmungsfähigkeit und Stimmungsschwankungen, in sehr seltenen Fällen auch epileptische Anfälle – uäh! Weil DEET außerdem Lösungsmittel enthält, zersetzt es einige Kunststoffe und Leder, also Armbanduhren und andere Sachen, die ihr am Körper tragt.
Zum Glück gibt es eine ganze Reihe von DEET-Alternativen für Babys – wer sie kennt, kann sogar beruhigt mit Baby in die Sandfly-verpesteten Gegenden der Südinsel reisen.
(Wer kein Problem mit DEET hat, der informiert sich am besten in diesem Beitrag über Sandflys.)
Was ist mit Icaridin für Babys?
Viele Eltern haben einen Horror vor DEET und schwören auf Autan-Produkte oder Ähnliches, die stattdessen Icaridin (Markenname: Bayrepel) enthalten. Ja, dieser relativ neue Wirkstoff ist tatsächlich besser verträglich.
ABER: Er schützt auch weniger gut vor Moskitos (und demzufolge wohl auch vor Sandflies). Und auch dieser Wirkstoff ist erst für Kinder ab zwei Jahren zugelassen!
Das Autan Junior Gel* mit 10 Prozent Icaridin (ab 2 Jahren) hat von der Stiftung Warentest nur die Note 3,7 erhalten, das Autan Protection Plus* (ehemals Autan Active) mit 16 bis 20 Prozent Icaridin (ab 2 Jahren) immerhin eine 2,0. Beide sind für ältere Babys bei starkem Sandfly-Aufkommen besser als nichts. Sie wirken aber höchstens ein bis zwei Stunden.
Und: Vorsicht, wenn ihr das Gesichtchen damit eincremt!
Hausmittel gegen Sandflies? Na ja
Eltern, die bei ihren Kindern auf DEET verzichten, verwenden stattdessen oft pflanzliche Insektenschutzmittel, die auf ätherischen Ölen basieren – sei es Nelke, Basilikum, Teebaum oder Zitronella. Es mag Reisende geben, die auf die Wirksamkeit solcher Mittel gegen Sandflies schwören. Wir warnen aber:
Für Babys und Kleinkinder sind ätherische Öle keine gute Idee. Sie können ihre Augen und Schleimhäute nämlich genauso stark reizen wie die Chemiekeulen. Die Stiftung Warentest hat bisher keinem pflanzlichen Mittel eine messbare Wirksamkeit attestiert.
Ebenso wenig empfehlenswert sind Räucherspiralen oder anderer Rauch-Schnickschnack. Vor allem nicht, wenn ihr mit Babys und Kleinkindern unterwegs seid. Wisst ihr, was eure Kinder da einatmen? Und könnt ihr das Risiko ausschließen, dass sie sich an den Dingern die Fingerchen verbrennen?
Ihr wollt stattdessen einen dieser schicken elektrischen Summer kaufen, die einen hochfrequenten Anti-Mücken-Ton ausstoßen, den ihr nicht hören könnt? Das Geld investiert ihr lieber in eine Packung Fenistil Gel – dieses juckreizlindernde Antihistaminikum werdet ihr brauchen, wenn ihr auf diese Mogelpackungen vertraut.
Gut gegen Sandflies in Neuseeland: richtiges Verhalten
Es gibt eine ganze Reihe von Verhaltensregeln, die bei konsequenter Einhaltung eure Angriffsfläche verkleinern und DEET unnötig machen:
Am einfachsten und sichersten ist es, Sandfly-Gegenden – also feuchte Wiesen und Seeufer, Strände und Wälder mit viel Buschwerk – und Sandfly-Wetter (bedecktes, windstilles Wetter) zu vermeiden. Keine Sandflies, keine juckenden Bisse.
Damit fällt leider ein Großteil der schönsten Gegenden in Neuseeland weg. Ihr wollt also trotzdem in Sandfly-Territorium vordringen?
Dann schützt euch und eure Babys vor den Biestern, am besten mit einem Moskitonetz. Normalerweise empfehlen wir für Neuseeland keine Moskitonetze; die lassen sich im Campervan auch äußerst schlecht befestigen.
Habt ihr aber ein Baby dabei, kann ein kleines Moskitonetz* sehr praktisch sein. Beim Mittagsschlaf legt ihr es über den Buggy* oder hängt es nachts vor den Alkoven im Wohnmobil (Praxistipp: eine Rolle Gaffa-Tape hilft beim Fixieren!).
Pop-up-Reisezelte* haben oft auch Insektennetze. Dann könnt ihr eure Kinder sogar in den kleinen Zelten spielen lassen, ohne euch um Sandfly-Attacken sorgen zu müssen.
Wichtig, damit die winzigkleinen Sandflies nicht einfach durch die Maschen kriechen: Die Netzstärke muss so klein wie möglich sein. Mehr als 1,2 Millimeter dürfen die Maschen nicht messen!
Zumindest Moskitos und vielleicht auch Sandflys werden von süßen Düften angezogen. Vermeidet also intensiv riechende Kosmetika wie Duschbad, Shampoos und Deos an euch und eurem Baby.
Geheimtipps wie übermäßigen Verzehr von Knoblauch oder Vitamin B könnt ihr gern ausprobieren; wir bezweifeln aber sehr, dass diese Gerüche auf die Sandflies Eindruck machen.
Noch besser gegen Sandflies: die richtige Kleidung
Das ist gar nicht so schwer: Zieht euren Babys vorzugsweise helle Kleidung an, aber in gedeckten Farben, um die Sandflies nicht anzuziehen. Durch dicht gewebte Stoffe können die Sandflies nicht beißen. Alternativ könnt ihr eurem Baby mehrere Lagen übereinander anziehen.
Die (natürlich langen) Hosenbeine sollten immer unten in die Socken gesteckt werden, damit keine Sandflies oder auch Zecken hineinkrabbeln können. Und eine Mütze sowie ein Halstuch schützen noch mehr von der zarten Babyhaut.
Auf Bildern aus Skandinavien sieht man oft Moskitohüte*, von denen rund um die Krempe ein Moskitonetz-Schleier herunterhängt. Wenn euch die Sandflies in Schwärmen umschwirren und in den Wahnsinn treiben, sind solche Hüte bestimmt praktisch. Für Babys und Kleinkinder machen sie leider nicht recht Sinn. Auch für größere Kinder gibt es auf dem deutschen Markt keine passenden Modelle. Außerdem staut sich unter dem Schleier schnell Wärme an, was im Sommer in Neuseeland schon unangenehm werden kann.
Geheimwaffe gegen Sandflies in Neuseeland: Permethrin
Die Kür sind Stoffe mit eingearbeitetem Insektenschutz, wie sie unter anderem die Firma Craghoppers in ihrer NosiLife-Kollektion anbietet. Wir sind mit unseren dünnen Sommerjacken sehr zufrieden. Der Nachteil: Craghoppers stellen nur Kleidung für Kinder ab etwa fünf Jahren her.
Ihr wollt eurem Baby lieber seine gewohnten Sachen anziehen? Dann könnt ihr Baumwollgewebe, Nylon und Polyesterstoffe auch selbst imprägnieren: mit einem Permethrin-Spray oder -Waschmittel (Markenname für Kleidung, die damit imprägniert ist: InsectShield). Das verwendet auch die Bundeswehr für ihre Auslandseinsätze, und es hält angeblich bis zu 70 Wäschen durch!
Permethrin ist kein chemisches Gift, sondern die künstliche Variante des natürlich vorkommenden Insektizids Pyrethrum. Vom Organismus wird es fast gar nicht aufgenommen, wirkt aber auf Insekten stark abschreckend. Ihr bekommt eine Sprühflasche*, deren Inhalt ihr direkt auf die Klamotten aufsprüht. Oder ihr legt die Kleidungsstücke in eine Lösung aus Wasser und Permethrin ein.
Anders sieht es mit dem Wirkstoff Bifenthrin aus, der zum Beispiel in den Imprägnier-Produkten von NoBite enthalten ist. Dieses Insektengift, das vornehmlich gegen Feuerameisen eingesetzt wird, ist so umweltschädlich, dass es in der EU zuerst gar nicht zugelassen werden sollte. Aber ihr kennt ja die EU-Kommission…
Übrigens: Wollt ihr euer Moskitonetz zusätzlich imprägnieren (sehr gute Idee!), dann ist Permethrin wieder das Mittel eurer Wahl. DEET würde nämlich das Gewebe eures Moskitonetzes zerstören.
Zur Beruhigung wollen wir noch unsere ganz persönliche Leidensgeschichte erzählen: Wir sind mit einem Zweijährigen (und einer Fünfjährigen) zwei Monate lang durch Neuseeland gefahren. In die Verlegenheit, ein DEET-haltiges Spray gegen Sandfly-Schwärme einsetzen zu müssen, kamen wir genau einmal.
Und diese Situation haben wir dann tatsächlich so gelöst, dass wir lieber an einen anderen Platz gefahren sind. Schade, Lake Rotoiti, aber aus uns konnte nichts werden :-(
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Sehr gute Erfahrungen habe ich mit dem speziell in NZ auf einem Maorirezept beruhendem und dort verkauftem “GoodByeSandfly” (https://www.goodbyesandfly.co.nz/) gemacht. Es ist zu 100% natürlich und riecht auch noch angenehm (die Kiwis schwören auf ds Mittel sofern sie der Chemie aus dem Weg gehen möchteen). Für Kleinkinder würde ich es allerdings nur auf die Kleidung und nicht in der Nähe von Schleimhäuten aufsprühen/auftragen. Nachteil ist, dass die Wirkung nicht besonders lang anhält, ergo es eher zum “Akuteinsatz” dient, um mal schnell das Gefährt für einen kurzen Walk o.ä. zu verlassen statt als Pauschalhilfe für den ganzen lieben langen Tag….
P.S. wirkt auch hier gegen heimische Mücken!
Wir haben viel ausprobiert und das was bei uns hilft: 1 Flasche Babyöl mit 1 kleiner Flasche reines Teebaumöl gemischt. Für den Stich haben wir auf einem Farmers Market etwas natürliches mit Lavendel gekauft. Und den Lake Rotoiti haben wir auch ausgelassen genauso wie die Westcoast.
Huhu
Also wir haben mit Ballistol stichfrei sehr gute Erfahrungen gemacht sowohl bei den Kindern als bei uns !!!
Schöne Grüsse
NoBite Imprägnierung für Kleidung hat inzwischen auch Permethrin als Wirkstoff – weiß nicht seit wann, aber wir nutzen es schon ca 2 Jahre vor/im Südostasienurlaub und haben bisher gute Erfahrungen gemacht (natürlich weiß man nie wie es ohne das Mittelchen gewesen wäre). Es riecht auch nicht unangenehm wenn es erstmal trocken ist! http://www.nobite.com/de/produkte/nobite-kleidung/
Guter Tipp, danke! Auch wenn man den Vergleich nicht hat – sicher ist sicher ;-)