! Aktualisiert am 6. Juli 2020
Zugegeben: So ganz ernst meinen wir diesen Aufruf nicht. Aber die Entwicklung des Tourismus hat Neuseeland dramatisch verändert, und (mal abgesehen vom Kaffee) nicht unbedingt zum Guten. Können wir überhaupt noch mit gutem Gewissen nach Neuseeland reisen?
Wer das (hervorragende) Buch von Alex Garland “The Beach“* gelesen hat, kennt das Problem: Sobald Menschen einen Ort entdecken, der traumhaft schön ist, wollen sie dorthin. Und sie wollen anderen von ihrer Entdeckung erzählen. Die dann natürlich auch hinwollen. Und es anderen erzählen. Womit sie am Ende das Paradies zerstören, das sie da entdeckt haben.
Mit Neuseeland scheint das ganz ähnlich zu laufen, und zwar schon seit Jahrhunderten: Erst kamen die Maori und holten ihre Familien aus Hawaiki nach, worauf sie sich in ihrer neuen Heimat ausdauernd bekriegten und dabei fleißig Tiere ausrotteten und Wälder rodeten. Dann kamen die Europäer und machten mit Feuereifer weiter.
Heute sieht das Land, das Millionen Jahre lang vom Lauf der Welten abgeschieden vor sich hin döste, komplett anders aus und gilt doch nach wie vor vielen Menschen als ursprüngliches Naturparadies – dank geschickter Werbung.
Anstatt Kauris zu fällen, Wale und Robben zu schlachten oder zum allgemeinen Vergnügen Hirsche und Possums im Regenwald auszusetzen, nehmen begeisterte Besucher aus Neuseeland heutzutage zwar nur Bilder und Souvenirs mit. Die zeigen sie zu Hause herum, worauf ihre Freunde und Bekannten ebenfalls Flüge nach Neuseeland buchen.
Und hast du nicht gesehen, kommen mehr als zwei Millionen Touristen im Jahr nach Neuseeland (jährliches Wachstum: über 4%!), dessen Infrastruktur unter dem Ansturm ächzt. Die Highways sind eng und kurvig, mehrspurige Straßen sind eine Ausnahme. Anstatt sie auszubauen oder Geschwindigkeitsbegrenzungen zu erlassen, wird ein Führerscheinverbot oder ein Sondernummernschild (zur Abschreckung?!) für Touristen diskutiert.
Hotels und Motels sind vielfach auf dem Stand von vor 20 Jahren. Auckland als größter Flughafen des Südpazifiks hat nicht einmal eine gescheite Anbindung an die Innenstadt. Christchurch bekommt es auch nach fünf Jahren nicht hin, sein zerstörtes Stadtzentrum wieder aufzubauen.
Vielerorts fehlen vor allem Regulierungen, um die tolle neuseeländische Natur vor begeisterten Besuchern zu schützen – weil es bisher nicht nötig war.
Aber wenn neugierige Besucher, die gern die niedlichen Gelbaugen-Pinguine in der Sandfly Bay oder am Katiki Point sehen wollen, durch ihre zahlreiche Anwesenheit dafür sorgen, dass die scheuen Tiere nicht mehr an den Strand kommen, ihre Küken nicht mehr versorgen und dadurch schließlich aussterben, ist das nicht lustig. Und führt dazu, dass alle Pinguin-Kolonien in Neuseeland abgezäunt werden müssen und nur noch gegen Eintritt zu besichtigen sind.
Wenn Touristen auf Instagram und Facebook die romantischen Bilder der Trauerweide gesehen haben, die am Uferbereich des Lake Wanaka im flachen Wasser steht (“that Wanaka tree”), dann wollen sie auch so ein Foto machen. Und belagern die Weide und zertrampeln das Ufer, bis es dort aussieht wie in einem Zoo. Das finden auch die genervten Neuseeländer, die dann leider mitunter rassistische Tendenzen entwickeln und ihren Unmut pauschal über alle Asiaten auskippen (“aber die Chinesen, das sind die schlimmsten!!”).
Wenn sparwütige Freedom Camper in der Hochsaison so zahlreich an den freien Stellplätzen aufschlagen, dass es dort aussieht wie auf einer Müllhalde, sind Anwohner zu Recht wütend. Und verbieten das Freedom Camping in ihrer Gemeinde komplett.
Wenn sie den empfindlichen Uferbereich am Lake Pukaki so zerfahren, dass dort das Ökosystem nachhaltig gestört wird, ist das furchtbar. Und wird Absperrungen und Freedom-Camping-Verbote nach sich ziehen, das ist mal sicher.
Was können wir dagegen tun – wenn wir doch selbst Touristen sind?
“Take only pictures, leave only footprints”, die Regel des DOC kennen und beherzigen wir natürlich. Der Natur mit großem Respekt zu begegnen, sich über Naturschutz zu informieren und sich auch vor Ort dafür zu engagieren – das alles ist für viele Reisende (und ganz bestimmt für alle unsere Leser!) selbstverständlich.
Und doch richten wir allein durch unsere Anwesenheit im Land schon Schaden an. Unsere Wohnmobile blasen Abgase in abgeschiedene Gegenden, sie brauchen Benzin, wir brauchen Wasser und Toiletten…
Das nette neuseeländische Tourismusministerium macht es uns bequem, die neuseeländischen Naturschönheiten auf gut ausgebauten Straßen zu entdecken, auf großen asphaltierten Parkplätzen zu parken, auf perfekt angelegten Wegen zu wandern und in schicken neuen Hütten zu übernachten. Das DOC bekommt immer mehr Geld für den Ausbau der touristischen Infrastruktur, während seine Mittel für den Artenschutz radikal gekürzt werden. Und warum – damit es uns Touristen in Neuseeland gefällt!
Ja, auch wir wollen supergern möglichst bald wieder nach Neuseeland reisen. Und doch sind wir zwiegespalten: Wird das Land noch so unberührt und schön aussehen, wie wir es in Erinnerung haben?
Und wenn nicht – sind wir dann nicht auch selbst ein wenig mit daran schuld?
- Neuseeland mit Kind Karte: mehr als 450 Tipps für Familien auf Google Maps! - 25. Oktober 2024
- DOC Campsite Pass in Neuseeland: Lohnt er sich für Familien? - 5. Oktober 2024
- Zürich mit Kindern: Geht das auch günstig? - 12. September 2024
Ich habe von März bis Mitte April 23, mit einem gemieteten Camper,
die Nordinsel von Neuseeland bereist. Mein Ziel war eigentlich bis
Mitte Mai zu bleiben und auch noch die Südinsel zu besuchen.
Bald nach der Übernahme des Campers, der schon über 325‘000 km
auf dem Tacho hatte, kam ein mulmiges Bauchgefühl auf,
ob ich wirklich mit diesem alten Auto zur Südinsel reisen will.
Die Fährprobleme die im Februar bis April herrschten nahmen mir
die Entscheidung ab. Wohlverstanden ich bereiste nur die viel dichter
besiedelte Nordinsel und die hinterließ bei mir ein negativer Eindruck.
Einerseits wird alles unternommen um das Aussterben der Kiwi (Vogel)
Population zu stoppen, sowie die seltenen Kauribäume vor dem Pilzbefall
zu schützen. Das finde ich ja auch gut.
Aber anderseits leidet die Wasserqualität sehr, hauptsächlich verursacht
durch die enorm hohe Anzahl Nutztiere (Kühe, Rinder 10 Mil. Schafe 26 Mil.)
Auch machte mich die gewaltige Rodungen der Nadelhölzer, die für den Export bestimmt sind, sehr nachdenklich. Es wird zwar wieder Aufgeforstet, aber
niemals ind diesem Ausmaß wie abgeholzt wird.
Zudem sind auch Erosionen sichtbar, die man in einem so „fortschrittlichen“Land
nicht erwartet. Was mich dann noch mehr zu einem frühzeitig Abbruch der
Reise bewog, war der alte Camper der über 10 Liter Normalbenzin benötigte.
Musste aber auch feststellen, dass ich nicht der einzige bin, denn da bewegen sich
in diesem Lande noch sehr viele alte Autos, ob gemietet oder im Privatbesitz.
Wohin steuert Neuseeland betreffend Energieeffizienz im Hausbau,
Verbrennermotoren, Zersiedelung, Wasserqulität.
In meinem Innern drängte sich die Fragen auf?
Ist so ein weiter Flug sinnvoll? Muss die Natur büßen was unser Verhalten
und Wünsche sind.
Wir sind als Familie da!!!
radeln gerade durch… von oben nach unten… derzeit ist hier trotz Hauptsaison wenig los….
es ist schön hier…aber auch teilweise eine eigenartige ruhige Stimmung.
lg aus Hari Hari/Westcoast
Hallo Tobias,
wow, ihr seid mit dem Fahrrad unterwegs – mit Kindern? Darüber möchte ich unbedingt mehr wissen!!
Viele Grüße
Jenny
Jeder ist für seine Reise selbst verantwortlich und für die Spuren die er hinterlässt.
Dank Herr der Ringe und den Billigflügen ist Neuseeland erreichbar und bekannt geworden. Was ist falsch daran?
Die Neuseeländer leben davon das zahlungswillige Kunden das Land erkunden. Die wenigen, die sich daneben benehmen die gibt es überall, auch zu Hause.
Die meisten Reisenden freuen sich ihre kostbaren Ferien irgendwo in schöner Natur zu verbringen und geben gerne ihre hart verdientes Geld aus.
Man geht auch davon aus, dass es eine gewisse Abgabe gibt, die in die Infrastruktur investiert. Immerhin sind die Preise für Übernachtungen, Autos, ÖV und Unternehmungen unverschämt teuer.
Ich finde es nicht gut, dass die Touristen hier als die Bösen Paradieszerstörer hingestellt werden.
Wir schauen immer dass wir Klimaneutral reisen und keine Spuren hinterlassen.
Jeder ist irdenwann mal Tourist, sei froh dass du die Chance dazu hast.
Ich freue mich immer wenn Reisende zu Hause sind, es macht mich stolz dass sie den Weg auf sich nehmen, oft lernt man auch von Ihnen.
Diese Erse gehört allen.
Leider ist auch durch deine Anwesenheit dieser beschriebene Zustand erreicht worden… liebe Jenny. Es ist überall auf der Welt das gleiche, von dir beschriebene Phänomen: Einer/Eine war der/ die Erste und fühlt sich dann wie Robinson. Dann wird zuhause möglichst vielen davon in bunten Farben erzählt und alle wollen auch hin… und tun das auch noch. Aber mal ehrlich: diese Orte sind für alle da und nicht nur für die zufällig ersten. Es müssen sich nur alle mal ordentlich benehmen.
Wenn ich aber sehe, wie an den schönsten Naturwundern in Island nichts wichtiger scheint, als ein Selfievideo mit tollem Hintergrund, dann kommen mir ob der Ignoranten fast die Tränen (selbst so erlebt). So ist die moderne Welt! Ich hoffe, wir dürfen auch noch nach Neuseeland. Wenn ich irgendwo in der Welt bin, denke ich genau wie du über solche wie dich und all die Schreiber hier, die sich so ereifern. Wir sind nämlich alle ähnlich. Deine Kritik ist allerdings uneingeschränkt richtig.
PS: Campingvans sind gerade nicht billig, sondern verdammt teuer.
Hallo!
Dasselbe Phaenomen kann ich in Irland beobachten. Das erste Mal war ich vor genau 20 Jahren dort, speziell im Westen alles schoen unberuehrte Natur. Jedes Mal wenn ich wieder hinkomme (war jetzt sechs Mal da, das letzte Mal 2014), hat sich etwas veraendert und nicht unbedingt zum Positiven. Wie ueberrascht war ich 2014, als es auf einmal Autobahnen im Land gab und nicht nur um Dublin herum :-(.
MfG
Tina
Liebe Jenny,
das ist ein ganz wichtiger Beitrag, den du da geschrieben hast und er hat mich echt zum Nachdenken gebracht. Ich war noch nicht in Neuseeland und bin mir auch nicht sicher, ob ich jemals dorthin kommen werde. Die Natur ist bestimmt beeindruckend, aber es ist wirklich die Frage: wie lange noch.
Wir waren vor 2 Jahren auf Bali und fanden es dort noch sehr schön, wobei der Süden uns schon viel zu touristisch war. Wir mögen auf unseren Reisen lieber die abgelegeneren Orte und haben gerade auf Bali viele tolle Flecken gefunden, wo fast keine anderen Touristen waren. Eigentlich würde ich gern über solche Paradiese bloggen, aber vielleicht sollten wir manchen Ort wirklich lieber geheim halten und für uns behalten oder?
LG Annika
Hey Jenny,
ein Artikel, der einem die Augen öffnet. Du hast recht, zum einen wollen wir und damit meine ich auch uns, die von unseren Reisen berichten, die Welt entdecken. Möglichst unberührte Natur sehen und teilen unsere Entdeckung großzügig mit der Welt. Zum anderen sollten wir mehr Verantwortung übernehmen. Darauf hinweisen, wie sehr sich die Welt durch den Tourismus verändert. Vielleicht auch mal einen unberührten Ort einfach unberührt lassen, uns freuen, dass wir ihn gesehen haben und ihn schützen.
Wir als Reiseblogger sollten uns der Verantwortung für die Folgen unserer Berichte bewußt sein und deshalb auch gerne kritische Berichte veröffentlichen.
Danke, Susanne
Hey Jenny,
Ich finde deinen Artikel auch wirklich sehr wichtig!
Spätestens seit den Herr der Ringe Filmen war Neuseeland immer eins meiner absoluten Traumreiseziele. Aber durch die Popularität, die das kleine Land in den letzen Jahren erfahren hat, bin ich mittlerweile echt ein bisschen bang, ob es mich letztendlich enttäuschen würde.
Danke Dir, dass Du so ehrlich bist und auch mal die Schattenseiten thematisierst!
Liebe Grüße,
Jessi
Hallo Jenny,
erst vor kurzem hatte ich eine Blogparade gestartet, in der ich auf der Suche nach “bedrohten Reisezielen” war. Neuseeland hatte bisher niemand genannt und auch ich selbst wäre nicht auf die Idee gekommen, dass der Tourismus sich so negativ auswirkt. Von Neuseeland habe ich bisher nie irgendetwas Schlechtes gehört – kein Terror, keine Bedrohungen und kein Aussterben. Daher finde ich deinen Artikel sehr interessant und überhaupt finde ich es wichtig, als BloggerIn auch auf die Bedrohungen und negativen Auswirkungen von Besiedlung und Tourismus hinzuweisen.
Schöne Grüße,
Stefanie
Sehr interessanter Bericht! Ja, leider ist es in der heutigen Zeit sehr schwer noch richtige “Geheimplätze” zu finden. Alles was im Lonely Planet seht ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Während meiner Reise schaffte ich es jedoch immer wieder wunderschöne Fleckchen abseits des Massentourismus zu finden, vor allem in Afrika.
Liebe Grüße aus Ecuador,
Michaela
Ich wollte auch unbedingt immer schon mal nach Neuseeland. Das habt ihr mir jetzt ausgeredet. Danke.
Thomas
Ups…
Liebe Jenny, vielen Dank für diesen superinteressanten Bericht. Es ist wirklich schade, was mit all diesen Destinationen passiert. Habe in letzter Zeit viel über die Gili Islands gelesen, die ja inzwischen so zugemüllt und überlaufen zu sein scheinen, dass ich schon gar keine Lust mehr habe, hinzureisen, genauso wenig wie nach Bali und Lombok. Tatsächlich liest man in vielen Reiseberichten immer nur von den rosigen Seiten, die Bilder werden zurecht geschnitten. Tatsächlich eine gute Frage, wie man das eindämmen kann. Das eigene Verantwortungsbewusstsein ist das eine, die schieren Massen das andere. Schwierig. Liebe Grüße, Alexandra
Hallo Jenny,
unser Neuseeland Aufenthalt ist nun schon 10 Jahre her und ich bin doch sehr erschrocken über diese von dir beschriebene Entwicklung. Natürlich überrascht es nicht wirklich bei genauerer Überlegung und das zeigt wohl nur wie abgestumpft man schon ist.
Eine Lösung hab ich nicht parat nur die Hoffnung, dass die Verantwortlichen doch irgendwann eingreifen werden. Auf jeden Fall ist dein Artikel schon ein wichtiger Beitrag um sich dieses Problem bewusst zu machen.
Viele Grüße
Victoria
Neuseeland gehört zu meinen Lieblingsländern auf dieser Welt und das gerade wegen der Natur. Deshalb finde ich es wichtig, dass man sie schützt und verantwortungsvoll reist. Ich habe einen Mann im Nationalpark getroffen, der sagte, dass es eigentlich schade sei, dass wir so etwas wie diese Parks brauchen. Es sollte soch selbstverständlich sein, dass man die Natur und Umwelt schützt. Das hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Leider ist es notwendig…
Hallo Jenny,
dein Artikel hat mich berührt, denn auch wenn ich nicht vorhabe, in den nächsten Jahren in diese Ecke der Welt zu reisen, finde ich es höchst an der Zeit, mehr Gegenden für kommende Generationen zu schützen. Offensichtlich schafft es der Mensch nicht seinen Hausverstand zu benutzen und jeden Platz so zu verlassen, wie er ihn selber vorfinden möchte. Dass die Infrastruktur einen kleinen Schub benötigen würde, das ist zusätzlich noch eine ganz andere Sache… Danke für den Fingerzeig jenseits der Reiseanbieter-Prospekte!
Viele Grüße
Elena
[…] Jenny macht sich Sorgen darum, wie es mit dem Tourismus in Neuseeland weitergehen soll. Denn sie hat den Eindruck, dass der Boom das Land extrem verändert hat. In ihrem nicht ganz ernst gemeinsten Aufruf erklärt sie, was sie beschäftigt. weltwunderer.de/warum-ihr-nicht-mehr-nach-neuseeland-reisen-solltet/ […]
Hallo,
Sehr wichtige Fakten über Neuseelands Tourismus, toller Beitrag.
Ich habe 4 Jahre in Neuseeland gelebt und reise (fast) jedes Jahr hin zurück. Der Slogan “don’t leave a trace just footprints” sollte bei jedem Reisenden selbstverständlich sein. Jedoch gibt es leider überall Deppen die meinen sie können ihren Müll in die Natur entsorgen.
Meiner Meinung nach müsste auch Neuseeland eine Umdenke starten. Denn das Land selbst ist nicht unschuldig an der Veränderung der schönen Natur. Da wird nun wieder das Goldgraben auf der Coromandel erlaubt weil reiche ausländische Investoren den Hals nicht voll bekommen können. Ich bin gespannt wie die Penensula sich nach 1 Jahr verändert hat mit all den schweren Trucks die auf und ab fahren, nicht zu sprechen von dem Drilling an sich. Schade, da sich DOC immer sehr gut für die Natur einsetzt.
Gerade auch auf der Südinsel wird das Panorama einer Grossherde von Kühen immer häufiger und Schafe werden drastisch minimiert. Aufgrund der großen Nachfrage von Milchpulver auf den asiatischen Markt. Dies hat zu Folge das sehr viel gedüngt wird und somit das Wasser verschmutzt wird (Ich arbeitete mitunter mit Wasser und schon vor 10 Jahren fanden wir Kolebakterien wegen Überdüngung). Natürlich wird auch das Landschaftsbild anders, da mehr Weiden für die Kühe zur Verfügung gestellt werden müssen.
Ja zum Thema Umweltschutz sollte Neuseeland noch sehr viel mehr handeln. Plastiktüten haben in NZ noch deutliche Mehrheit. Obst/Gemüse Plantagen werden auch noch gespritzt was das Zeug hält. Und und und
Da sollte das Land doch ein Vorbild sein für das was es auch wirbt.
Trotzdem reise ich sehr gerne hin um wieder den Deutschen Trott zu entfliehen. Und wenn jeder seinen Beitrag dazu gibt und die Natur und seine Leute schätzt dann sollte es auch weiterhin ein schönes Reiseziel bleiben.
Hi Jenny,
danke für Deinen kritischen Beitrag. Sowas braucht es meiner Meinung mindestens ebenso wie die vielen rosaroten Reiseblogeinträge wie bspw. vom beeindruckenden Tongariro-Crossing, bei denen die anderen 2.000 “besten Freunde” nicht erwähnt werden. Ich denke, es ist dringend notwendig, ein realistisches Bild zu zeichnen – dann kann sich jeder im Vorfeld darauf einstellen, was ihn erwartet.
Es sind inzwischen übrigens leider gut über 3Mio Besucher im Jahr, mit zuletzt zweistelligen Wachstumsraten (http://www.stats.govt.nz/browse_for_stats/population/Migration/international-visitor-arrivals-jul-16.aspx).
Auch bei mir hinterlässt die Entwicklung Spuren und es kommen bei mir viele ähnliche Fragen wie bei Dir auf: Kann ich noch uneingeschränkt einen Aufenthalt in NZ empfehlen? Für meinen geplanten Wanderführer für Tagestouren und Overnight-Trips: Soll ich die weniger bekannten (zum Glück noch vorhandenen) “Juwelen” vorschlagen oder doch auf altes Bekanntes zurückgreifen? …
Einfache Antworten gibt es darauf nicht. Aber ich hoffe dass es sich wie so oft in anderen Lebensbereichen um einen Zyklus handelt. Irgendwann wird wahrscheinlich auch die Nachfrage nach Urlaub in NZ abflachen und vielleicht sogar abnehmen. Dann sind vielleicht andere Länder “in”.
Was mich besonders ärgert, dass seitens des Tourismusverbandes immer noch das Ziel Wachstum oberste Priorität hat. Es wird zwar versucht, die Besucherströme mehr über das Jahr zu verteilen (shoulder-season), das ist aber auch mit das Einzige was versucht wird, um ein nachhaltiges Wachstum der Besucherzahlen zu erreichen. Hier muss meiner Meinung nach ein Paradigmenwechsel her: Vom Wachstum der Besucherzahlen zum Anstieg der verantwortungs- und umweltbewussten Besucher. Vielleicht sollten wir dann alle auch auf unsere Heliflights, Jetboats etc. verzichten, aber ich höre schon den Aufschrei einiger – wie gesagt, einfache Antworten gibt es leider nicht.
Stimme dir in allen Punkten zu! Ich wollte schon nach Neuseeland seit ich 19 war (also vor 16 Jahren ;)), mein Vater und meine Schwester waren beide unabhängig voneinander vor 20 Jahren da und ich war von den Berichten und Fotos begeistert. Nun, 16 Jahre später haben mein Mann und unsere beiden Kinder gerade eben 7 Wochen Neuseeland bereist und ich war tatsächlich etwas enttäuscht. Vielleicht war ich naiv, aber mit Massentourismus etc hatte ich nicht gerechnet..und ganz klar erwartet, dass das Land etwas weiter wäre was Nachhaltigkeit im Tourismus anbelangt. Des Öfteren hatte ich eher das Gefühl, dass versucht wird, aus allem Geld zu machen…Trotzdem hat es uns gut gefallen, verliebt habe ich mich allerdings nicht in das Land. Unser Fazit, falls wir wiederkommen sollten ist, dies in der Nebensaison zu tun und so viel abseits der größeren Attraktionen zu wandeln wie möglich…
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Es ist recht erfrischend, wie hier das Phänomen ‘Ich bin der Stau’ beschreiben wird, kritisch, aber nicht polemisch. Als in NZ mit meiner Familie Lebende und Arbeitende fällt mir zudem immer mehr auf, wie die Mentalität der Kiwis (nicht der Vögel) vom Massentourismus nun – ja – verdorben wird. Wie damals vor Jahrzehnten in Griechenland, wo die Kinder nicht mehr zur Schule gingen, sondern den Touris Kaffe brachten. Und diese Entwicklung geht rasend schnell. Und ich glaube, dass die Filmindustrie mit ihrem Mittelerde-Flair=Neuseeland daran einen erheblichen Anteil hat. Der Vorteil – nun schnell mehr schnelles Geld. Allerdings hat sich die konservative Regierung nicht gerade als langfristig vorausschauend etabliert, so dass ich voller Zweifel bin, dass infrastrukturell auf diese veränderten Verhältnisse eingegangen wird.
Eigentlich ist es hier eher so, dass das Rad immer wieder neu erfunden wird, und dementsprechend allgemeingültige Gestzmäßigkeiten wie ‘ mehr Verkehr – mehr Straßen’ geflissentlich übersehen wird – siehe Auckland (eine einzige Straße von Süd nach Nord über eine einzige Brücke!!!).
Aber dass ihr Weltwunderer nun nicht mehr hierhin kommen wollt, ist auch nicht richtig, es sollten einfach mehr von solchen gesund-kritischen Geistern hierhin kommen!!!
Noch ein anderer Blick auf das Phänomen – faszinierend! Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar, liebe Sophia :-)
Danke für den Artikel! Ich wohne in NZ und dieses Jahr war im Januar erstmals alles voll. So voll, dass es nördlich von Murchison kein freies Bett, Stellplatz oder Zeltplatz gab. Im Internet gab es regelmässig Anfragen von Reisenden, ob sie sich bei irgendwem über Nacht in die Einfahrt stellen dürfen. Okay, die Besucherzahlen steigen stark an, aber damit ist NZ nicht allein. In Kanada und Island sieht es zB genauso aus, wenn nicht sogar schlimmer. In NZ wird erwartet, dass in den nächsten 4 Jahren erstmals mehr Touristen als Einwohner ins Land kommen werden. Island hat jetzt schon 4x mehr Touristen als Einwohner. NZ ist sicherlich nicht übervoll. Aber die Infrastruktur muss angepasst werden. Das kostet Geld, aber Touristen lassen ja auch viel Geld im Land. Bei einem gerechtem Einsatz des Geldes sollten eigentlich Infrastruktur und Umwelschutz aufrecht erhalten werden. Und wenn es finanziell nicht gelingt, kann NZ ja auch mal über Gebühren (Umweltabgabe für Touristen am Flughafen, Eintritt für die Parks, wie es anderswo auch üblich ist) nachdenken.
Dabei müssen sich Touristen aber auch selber an die Nase greifen. Bei den Gebühren für Zeltplatz, Hütten etc verlässt sich die Umweltbehörde DOC auf Ehrlichkeit. Viele Reisende sehen das als Einladung an, nicht zu zahlen (leider auch an den fruit stalls am Strassenrand). Beispiel: bei den Backcountry huts jenseits der Great Walks zahlen keine 10% für ihre Übernachtung (meist 10-15$). Verbennen aber auch im Sommer das Holz, welches mit dem Hubschrauber eingeflogen wird, damit die Leute nicht die Bäume um die Hütte umhauen (passiert dann tatsächlich!), nutzen die Toilette und schlafen auf den bereitgestellten Matratzen. Freedom Camping wird zum Kavaliersdelikt, Müll und Fäkalien bleiben meist zurück.
Vielen Touristen kommen die Gebühren für Hütten als überteuert vor. Die Kosten für die Instandhaltung der Wege, Hütten, Brücken, Versorgung mit Holz und Kohle, Toiletten, Wasseraufbereitung etc sind aber höher. Der Steuerzahler zahlt noch ordentlich drauf. Ich habe noch kein Land gesehen, in dem soviel umsonst angeboten wurde, und es scheint gedankt zu werden, indem bei den wenigen Gelegenheit, wo man zahlen muss, kein Verständnis dafür aufgebracht wird (natürlich nicht bei allen Reisenden, ich spitze das hier mal zu!).
Der Tourismus ist eine Bürde für den Umweltschutz, allerdings habe ich meine Zweifel, dass soviel in den Umweltschutz investiert werden würde, wenn die Menschen nicht wegen des 100% pure Image nach NZ reisen würden. (ich nenn es ja eher 100% bullshit :-)
Ein anderer Aspekt ist auch, dass Kiwis kaum noch wissen, wo sie Urlaub machen können. Vieles ist schon weit im Voraus ausgebucht.
Ich denke all dies ist lösbar, Vorraussetzung ist ein sinnvoller Umgang mit dem durch Tourismus erwirtschafteten Geld und ein verantwortungsvolles Verhalten der Gäste.
Verantwortungsvolle Gäste, da sagst du was. Ich bin beeindruckt von der Bandbreite der Kommentare, die ich hier und auch auf Facebook zu dem Beitrag bekomme. Vielen Dank für deinen “Insider-Einblick”, liebe Ruth :-)
super wichtig, auch diese seiten anzusprechen, jenny – respekt, dass du dich im rahmen dieses reiseblog nicht scheust, auch die negativen aspekte von reisen und tourismus zu beleuchten.
ich bin stark dafür, erlebnisse statt materielles zu sammeln, weil dies menschen nachweislich glücklicher macht, sie näher zusammenbringt und auch großen edukativen wert hat bzw. haben kann. wer in eine so grandiose natur und in fremde kulturen eintauchen darf, verspürt nicht selten die “erhabenheit” solcher schätze, dies hilft den horizont zu erweitern und über den tellerrand hinauszusschauen – nicht selten resultiert daraus der drang, diese welt, natur und kultur zu schützen, was sich in umweltfreundlicherem, sozialverträglicherem (=nachhaltigerem) und respektvollerem verhalten äußern kann, sowohl auf reisen als auch darüberhinaus im alltag.
dies ist aber leider nicht immer der fall. besonders heute, in zeiten des social media-prahlens, gibt es immer mehr luxus- und lifestyle-reisende, die in erster linie daran interessiert zu sein scheinen, sich über das reisen zu profilieren und bildlich zu dokumentieren, wie luxuriös und stylish sie doch reisen, um status und anerkennung zu bekommen. wenn diese extrinsische motivation im vordergrund steht, dass ist mehrfach wissenschaftlich erwiesen, verhalten sich menschen oft extrem umweltschädlich, verbrauchen mehr ressourcen, hinterlassen mehr müll. darüberhinaus ziehen sie aber auch weniger glück und zufriedenheit aus dem reisen. deshalb sollten wir uns alle immer mal wieder fragen, warum wir reisen. achtsamkeit und entschleunigung helfen dabei, sich viel intensiver auf neue länder, die natur und kultur einzulassen, und sie bringen viel mehr glück und zufriedenheit.
für mich ziehe ich daraus, dass unsere zweimonatige reise ans andere ende der welt etwas ganz besonderes war, an das wir uns für immer erinnern werden, dass es aber jetzt nicht immer noch schneller, besser, weiter sein muss (geht eh nicht mehr ;D). wenn sich die gelegenheit nochmal ergibt, für eine so lange zeit nach neuseeland zu gehen und sich richtig auf das land, natur und kultur einlassen zu können, werden wir das sehr gern wahrnehmen, aber ich will nicht rund um die welt hetzen, um möglichst exotische ziele zu sammeln, sondern mich lieber auf naheliegendere ziele besinnen und versuchen, diese nachhaltiger und achtsamer zu bereisen – und auch sehr gerne nochmal im ausland wohnen, um so richtig in eine neue welt eintauchen zu können =D
Danke, liebe Pia. Der wissenschaftliche Blick ist total interessant – dass es einen Zusammenhang zwischen der Reisemotivation und dem Verhalten als Tourist gibt, ist ja irgendwie naheliegend, war mir aber bisher nicht aufgefallen. Man sieht: Es läuft mal wieder auf die richtige Erziehung heraus ;-)
Naja, die Bilder Sind nicht von der selber Ansicht, und wer nicht zu der Hauptreisezeit reist kann Viele Orte, noch relativ urspruenglich erleben.
Und im ver gleich zu Europa und Asien immer noch OK
Danke für deinen Kommentar, Matthias. Offenbar habe ich nicht deutlich machen können, worum es mir geht. Sollen wir wirklich abwarten, bis Neuseeland ein zweites Thailand, Bali oder Mallorca geworden ist, bevor wir uns angeödet abwenden?