! Aktualisiert am 15. Juli 2021
Schon vor ihrer Abreise nach Neuseeland hat sich Anita per Kommentar bei den Weltwunderern geoutet und bereicherte während ihrer sechswöchigen Reise von November 2011 bis Januar 2012 unseren Blog durch regelmäßige Livemeldungen – sie ist übrigens auch insgesamt unsere Top-Kommentatorin ;-) So viel Treue wird belohnt: Anita darf im Blog-Interview gern so viel erzählen, wie sie will!
Weltwunderer: Anita, dich „kennen“ wir ja virtuell schon ganz gut – aber wer sind denn die drei hübschen Jungs auf dem Foto?
Anita: Arne und ich sind schon lange durch und durch reiseinfiziert und haben auch unsere Jungs angesteckt. Aber das ist nicht schlimm, wir arbeiten beide im medizinischen Bereich ;-) Unsere Jungs heißen Finn und Matti – zu Hause gehen sie in den Kindergarten und in die Spielgruppe und ihre Lieblingsbeschäftigungen sind Lesen, Rumrennenkletterntoben, Sachen erfinden und Bruder ärgern.
WW: Warum habt ihr Neuseeland mit den Kindern als Reiseziel ins Auge gefasst?
Anita: Uns ging es da wie euch: Wir kannten Neuseeland schon von einer kinderlosen Reise, wo wir die Inseln vor zehn Jahren fünf Wochen im Wohnmobil „erfahren“ haben und begeistert von Land und Leuten waren. So langsam reichten uns die Trostpflaster-Reisen nach Norwegen und in die Alpen nicht mehr aus und mit all den schönen Erinnerungen und Finns Schulbeginn in diesem Jahr war Neuseeland eine naheliegende Entscheidung. Wir wollten Zeit für uns als Familie erleben, mit den Kindern aus dem manchmal engen Horizont hier zu Hause ausbrechen, gemeinsame Abenteuer erleben… die Liste ist beliebig erweiterbar und doch nie fertig.
WW: Ja, das klingt tatsächlich sehr vertraut für uns. Und wie lautet dein Fazit, hat es sich gelohnt?
Anita: Auf jeden Fall, und wir würden jederzeit wieder losfahren! Tatsächlich glaube ich, dass ich meine Freunde hier schon richtig damit nerve, dass ich wieder weg will… Das Reisen mit den Kindern war einfacher als gedacht. Klar, das Tagesprogramm musste schon angepasst werden, allein hätten wir zum Beispiel sicherlich mehr und auch längere Wanderungen gemacht. Aber dafür hätten wir auch viele andere Dinge nicht gesehen, die uns viel Spaß gemacht haben: die „Waiau Waterworks“ auf der Coromandel-Halbinsel, die „Puzzling World“ in Wanaka – und natürlich die vielen Spielplätze, von denen es ja wirklich in jedem Mini-Dorf einen gibt.
WW: Wo wir gerade dabei sind: Was waren denn eure Favoriten?
Anita: Generell fanden wir die Südinsel schöner – hier hat es viel mehr Natur bei viel weniger Autos, Straßen, Städten, Lärm usw. Okay, dafür nerven die Sandflies, aber was soll‘s!
Zu unseren Favoriten gehörten der „Milford Sound Fly & Cruise“, Kanu fahren auf dem Parorari River bei Punakaiki, die Seelöwen am Sandfly Beach auf der Otago-Halbinsel, ein furchtbarer Orkan an der Curio Bay, Rafting auf dem Rangitikei River bei Mangaweka, die „Waitomo Spellbound“-Höhlentour, die Bootsfahrt nach White Island, Sandsurfen auf den Riesendünen von Opononi, der Ruakuri Walkway, die Abbey-Höhlen in Whangarei… und noch so viel mehr!
WW: Wow, das klingt ja nach einem vollen Reiseprogramm! Wo seid ihr denn überall gewesen in den sechs Wochen?
Anita: Da muss ich tief Luft holen… Unser Flugzeug landete in Christchurch, von da fuhren wir über Oamaru und Dunedin in die Catlins, weiter nach Queenstown und Wanaka, mit einem Fly-cruise-fly-Abstecher in den Milford Sound. Über die Gletscher und Punakaiki ging es dann an der Westküste nach Norden zum Oparara Basin und in den Abel Tasman National Park. Von Picton setzten wir nach ungefähr drei Wochen nach Wellington über und sausten dann ab durch die Mitte – über den Tongariro National Park nach Rotorua, dann an die Westküste nach Raglan und wieder zurück an die Ostküste nach Ohope Beach und White Island, schließlich nach Norden auf die Coromandel-Halbinsel. Als wir über Whangarei zum Hokianga Harbour gekommen waren, wendeten wir und fuhren an der Westküste über den Kauri-Wald und Muriwai Beach wieder zurück nach Auckland.
WW: Wie viel Planung steckte da drin?
Anita: Oh, nicht allzu viel. Wo wir hinwollten, wussten wir noch grob vom letzten Mal, haben da aber bewusst nicht zu viel vorgeplant. Die Flüge, das Wohnmobil und eine Übernachtung am Schluss hatten wir vorgebucht, das war‘s eigentlich auch schon. Auch die Fährüberfahrt nach Wellington haben wir erst vor Ort kurzfristig gebucht. Viel wichtiger war das Wetter, das uns in diesem verregneten Sommer sehr häufig einen Strich durch die Rechnung machte – den Mount Cook mussten wir zum Beispiel wegen Unwetter streichen, und auf der Nordinsel haben wir unsere Route nur noch von Tag zu Tag danach ausgerichtet, wo sich grad mal die Sonne zeigte. www.metservice.co.nz war unsere wichtigste Informationsquelle.
WW: Das ist ja ärgerlich, wenn das Wetter bei so einer Reise nicht mitspielt. Wie seid ihr mit solchen Pannen umgegangen?
Anita: In der Regel haben wir solche Kleinigkeiten mit Humor genommen: Etwa wenn die nassen Kleider im Motorhome rumhingen und einfach nicht trocknen wollten, weil alles so feucht war. Es war auch zwischendurch echt kalt – mehrmals sind wir morgens bei nur 4° C im Wohnmobil aufgewacht, und unsere Heizung fiel auch noch aus. Dass es kein richtiges Brot gibt und die neuseeländischen Waschmaschinen ihren Namen nicht verdienen, das kannten wir ja schon. So richtig schwierig wurde es für uns und die Jungs eher nach der Rückkehr: An den Alltag hier zu Hause mussten wir uns richtig wieder gewöhnen, das fiel besonders den Kindern schwer.
WW: Was haben die denn zu eurer Reise gesagt?
Anita: Och, die Jungs sind schon glücklich, wenn sie einen Strand mit Steinen haben, die sie ins Wasser schmeißen können. Dass sie ihre Eltern sechs Wochen ganz für sich hatten, fanden sie sicherlich auch gut. Und Neuseeland bietet ja wahnsinnig viele kinderfreundliche Attraktionen: Von den „Waiau Waterworks“ und der „Driving Creek Railway“ auf der Coromandel-Halbinsel waren wir alle begeistert, im Zoo in Paradise Valley haben die Jungs Löwen gestreichelt und mit einer Cessna fliegt man nicht alle Tage, oder? Mit der TSS Earnslaw über den Lake Wakatipu in Queenstown zu dampfen, war auch ein Favorit.
Also, ich denke, Finn und Matti waren zufrieden!
WW: Ihr habt euch ja viele Tipps in unserem Blog geholt – was würdet ihr heute anderen Eltern empfehlen, die von einer Neuseelandreise träumen?
Anita: Ganz allgemein: Traut euch! Macht euch nicht zu viele Gedanken darüber, ob der Flug klappt, ob es die gewohnten Windeln oder Gläschen gibt – Kinder sind sowas von flexibel, wenn wir sie nur lassen! Solange man das (Tages-) Programm ein wenig anpasst und nicht in möglichst kurzer Zeit möglichst viel sehen will, machen die viel mit. Das ist auch kein Verzicht: Man lernt zu „entschleunigen“ und auch bei kleinen Dingen am Wegrand einfach mal stehenzubleiben, obwohl vielleicht um die nächste Ecke etwas Großes wartet.
WW: Und konkret – habt ihr Tipps und Erfahrungen?
Anita: Natürlich mussten wir genug Urlaubstage ansammeln, das hat eine Weile gedauert. Wichtig war für uns als Schweizer auch, rechtzeitig die Erlaubnis der Schulbehörde einzuholen, damit wir Finn vom Kindergarten abmelden durften.
Ansonsten: Klug packen! Darin sind wir ziemlich gut, wir hatten eigentlich nichts Überflüssiges dabei. Moderne Technik wie die superschmalen iPads helfen da natürlich sehr. Ich war froh, dass wir auch im Sommer Daunenwesten, Softshells und Mützen eingepackt hatten, zum Baden waren Neoprenanzüge für die Jungs Gold wert. Unverzichtbar finde ich ein scharfes Messer, in jeder Situation. Echte Kiwi-Accessoires sind Flipflops bzw. „Jandals“; die passen auch zur Strickmütze!
WW: Habt ihr mit dem Gedanken gespielt, dort zu bleiben?
Anita: Du meinst, trotz Regenwetter? ;-) Natürlich denkt man auch mal ans Auswandern, aber wir fühlen uns in der Schweiz sehr wohl und hegen keine ernsthaften Pläne. Wenn wir nach Neuseeland auswandern würden, dann wollten wir dort am liebsten unser eigenes Business starten, quasi als Aussteiger leben und unser Ding durchziehen. Das wäre durchaus eine Option, als Angestellte sind die Bedingungen hier in der Schweiz ansonsten besser – und wir müssen ja Geld verdienen, um wieder nach Neuseeland fliegen zu können!
WW: Wo geht es als nächstes hin?
Anita: Ganz profan in den Schwarzwald mit Oma und Opa, im Sommer dann an die Nordsee. Unsere nächste „große“ Reise muss erst einmal warten, weil wir ja einer geregelten Arbeit nachgehen. Träume haben wir einige: Kanada, die Nationalparks der USA, die kroatische Küste, Patagonien … – und natürlich Neuseeland!
WW: Na, wenn ich mir euer Tempo so anschaue, dauert das sicher nicht allzu lange… vielen Dank, Anita, dass du uns so viel von euch erzählt hast! Wir wünschen euch und euren Jungs noch viele tolle Reisen – und solltet ihr tatsächlich in Neuseeland ein Business starten, gebt uns Bescheid! ;-)
Disclaimer: Die Fotos im diesem Post sind alle von Anita und wir zeigen sie natürlich nur mit ihrer Erlaubnis.
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Hi Anita, kurze Frage: Warst Du auch schon in Seattle oder auf Vancouver Island? Grüßle Ueli
Vielen Dank für den interessanten Bericht.
Sollte kein Problem sein, war bei uns auch um den dreh rum. So eine halbe/ ganze Stunde vorher kann man gut dem strand entlang hinlaufen. Und unbedingt mit Taxiboot noch zu den Dünen auf der andern Seite das Harbours!
Viel Spaß bei allem, wir wollen am liebsten Auch grad wieder hin…
Tss – von den Koutu Boulders hatte ich vor Anitas Bericht noch nie was gehört, die scheinen ja wesentlich größer und spannender als die in Moeraki zu sein… Ich setze sie auf die To-do-Liste für meinen nächsten Besuch (wann auch immer der sein wird – schnüf…).
Bis dahin: Viel Spaß, Jan!
Hallo Jan, übernachtet haben wir im Schoenen Oponini Beach Holiday Park. Wichtig ist, dass du die koutu Boulders bei Low Tide erforschst (+/- 1h). Frage am Campground oder i-Site in Oponini nach. Wir sind den Strand von einem Parkplatz im sw des boulder Strandes entlang gelaufen, was auch mit Kids prima ging. Viele Gruesse, Anita
Vielen Dank.
Die Tide Forecast für Opononi ist für den geplanten Zeitraum nicht gerade perfekt, Low tide morgens 6 Uhr und abends 18.30, aber irgendwie werden wir das schaffen.
Grüsse
Jan
Erst einmal vielen Dank für die wertvollen Tipps im Blog und auch in diesem Interview.
Wir starten am 16.03.12 mit zwei Kindern (4 und 8) nach NZ, dabei stehen die Kouto Boulders schon lange auf der Agenda. Seit Wochen überlege ich, wo wir dort das Womo parken können und nicht über fremde Grundstücke, bzw. kilometerweit laufen müssen. Kouto Point oder Kouto Loop/Waione Road? Vielleicht könnt ihr uns einen Hinweis geben.
Viele Grüsse
Jan