! Aktualisiert am 22. Januar 2020
Einen großen Teil unserer zwei Tage in Bremerhaven haben wir im Klimahaus 8°Ost verbracht – und die Zeit hat uns nicht genügt! Warum das Klimahaus in Bremerhaven für meine Kinder das “beste Museum der Welt” ist, lest ihr in dieser Lobeshymne.
“Soll das eine Wolke sein? Oder eine Qualle?” Wir sind unschlüssig, als wir uns dem seltsam geformten Gebäude nähern, das seit 2008 zwischen den beiden Hafenbecken thront. Zweifel sind allerdings schnell vergessen, weil wir vor dem Eingang versehentlich bereits in den Museumsshop stolpern, der ausnehmend gut bestückt ist. Ich blinzele zweimal und habe plötzlich einen schicken Hoodie und eine Wintermütze für den Sohn gekauft, plus einige Kinkerlitzchen für die Mädels.
Die Einkaufstaschen und unsere Regenjacken geben wir schnell an der Garderobe am Eingang ab (“Ziehen Sie sich ruhig aus, es wird warm!”) und nehmen dafür einen Reisepass mit. Der wird uns durch die gesamte Ausstellung begleiten – wir sollen in jedem der neun Bereiche einen Stempel sammeln und müssen dazu noch Aufgaben lösen.
Die sind so gut versteckt und abwechslungsreich gestaltet, dass vom Suchen bis zum Ausmalen und Ausrechnen alle drei Kids etwas zu tun finden, sehr schön.
(Leider durften die Kinder ihn nicht behalten, wenn sie an dem Gewinnspiel teilnehmen wollten – und das wollten sie. Also kein Erinnerungsstück für zu Hause…)
Auf dem 8. Längengrad um die Welt
Dann geht es auch schon los: Wir machen uns mit Axel Werner aus Bremerhaven auf, entlang des 8. östlichen Längengrads einmal rund um die Erde.
Denn das ist der doppelte “rote Faden”, der sich durch das Klimahaus zieht: Auf dem Längengrad 8° 34′ Ost springen wir in acht verschiedene Klimazonen unserer Erde, vom Ausgangspunkt Bremerhaven über vertrautes subtropisches Mittelmeerklima in Sardinien über das aride Wüstenklima im Niger und das Tropenklima in Kamerun und (auf der anderen Seite der Welt) Samoa, bis zum polaren Klima der Antarktis und der subpolaren St. Lawrence-Insel vor Alaska.
Gleichzeitig begleiten wir aber auch Axel auf einer ganz persönlichen Reise: Wir folgen ihm, wenn er mit seinem Koffer Seilbahn in Sardinien fährt, wenn er ein Dorf voller neugieriger Tuareg-Kinder im Niger besucht oder den Yupik-Kindern in Alaska ein Gastgeschenk aus Samoa überreicht.
Nachdem wir in einen virtuellen Zug gestiegen und über die Schienen in die Schweizer Bergwelt gelangt sind, muss ich gar nicht mehr viel tun, um meine Kinder bei der Stange zu halten – der Rundgang ist so intuitiv und kindgerecht gestaltet, dass ich ihnen ziemlich entspannt hinterherlaufen kann.
Freundliche Museumsmitarbeiter weisen hin und wieder behutsam den richtigen Weg und an jeder Ecke gibt es Gelegenheiten zum Ausruhen, Sinne sammeln und einen Schluck Wasser trinken (was im trockenen, 35 °C heißen Wüstenklima, aber erstaunlicherweise auch in den feuchtheißen Regenwald-Räumen dringend geboten ist – dort stehen netterweise Trinkbrunnen bereit).
Von der Schweiz über Samoa und Alaska nach Langeness
Neugierig tapse ich meinen Kindern hinterher über Schweizer Bergpfade, durch Gletschertunnel und finsteren nächtlichen Regenwald (Achtung, nass!), balanciere über schwankende Hängebrücken und verdorre buchstäblich unter der heißen Wüstensonne der Sahara. Die an der Garderobe abgegebene Jacke vermisse ich dann bibbernd im -6 °C kalten Schneesturm der Antarktis…
… und verdrücke ein Tränchen der Rührung, als ich beim Passieren der Datumsgrenze unversehens unter einem gigantischen Sternenhimmel stehe und meine Kinder dann Hand in Hand in den (aufgemalten) Sonnenaufgang laufen sehe.
Die sind regelrecht selig und ständig beschäftigt – beim Kühemelken auf der Alm, beim Vogelbeobachten in Alaska, beim Basketballspielen in der Alfred-Neumayer-Polarstation und beim Inselhüpfen, wenn die Sturmflut über die Hallig Langeness zieht.
Genau dort, als wir gerade gemütlich in einem alten Fischerboot sitzen und ein paar Nüsse knabbern, schauen wir zum ersten Mal auf die Uhr – und erschrecken: Es ist schon 18:30 Uhr!
Wir haben also leider keine Zeit mehr für den spannenden World Future Lab, in dem ältere Kinder knifflige Aufgaben lösen müssen, um den Klimawandel aufzuhalten. Und dass es einen Hubschrauber-Flugsimulator, eine Wettershow und Tierfütterungen im Klimahaus gibt, haben wir gar nicht mitbekommen!!
(Wir haben auch keine Zeit mehr, um auf dem im Hafenbecken schwimmenden Fischkutter ein Krabbenbrötchen zu essen – der schließt seine Kombüse schon um 18 Uhr ab, weshalb wir kurzerhand die jüngeren Kids in unser Familienzimmer im Havenhostel schicken und im Supermarkt um die Ecke Baguette und Knabbereien kaufen. Nach einem kompletten Tag im Museum hat kein Kind mehr genug Sitzfleisch fürs Restaurant…)
Das Klimahaus Bremerhaven: bestes Museum der Welt
Mein Fazit: Wir hätten NOCH MEHR Zeit im Klimahaus Bremerhaven einplanen sollen, am besten einen kompletten Tag. Dieses Museum ist wirklich perfekt für Kinder jeden Alters – vor allem auch für Hampelmänner wie meinen Sohn, die immer alles anfassen, beklettern und ausprobieren wollen, ohne jedoch Geduld zum Lesen und langen Zuhören aufzubringen.
Wie nebenbei wird hier nicht nur die Vielfalt der Klimazonen und der menschlichen Kulturen vermittelt, sondern auch die Wichtigkeit des Umweltschutzes. Wie schnell der Regenwald verschwindet, wie viel Müll im Ozean schwimmt und wie verheerend die Ausbreitung der Wüsten ist, hat sogar meine Vierjährige ganz allein begriffen und spricht seitdem immer wieder darüber.
Ganz davon abgesehen ist das Klimahaus Bremerhaven ein Booster für die Reiselust! Die paradiesischen Atolle von Samoa, den dichten Regenwald in Kamerun, die weite Tundra in Alaska oder auch die Schweizer Almwiesen wollen wir jetzt gern mal in echt sehen :-)
Öffnungszeiten Klimahaus Bremerhaven: Mo-Fr 9-19 Uhr, Wochenenden und Feiertage 10-19 Uhr (September bis März nur bis 18 Uhr)
Eintritt: 16 Euro/Erwachsene, 11,50 Euro/Kinder ab 5 Jahren, 48 Euro/Familienkarte (auch für Großeltern!), 35 Euro/”kleine Familienkarte” für Alleinerziehende
Spartipp: Es gibt auch Zwei-Tages-Tickets für einen geringen Aufpreis, die man sogar nachträglich kaufen und verrechnen lassen kann!
Das Klimahaus Bremerhaven liegt (natürlich) Am Längengrad 8, mitten in den Havenwelten und angegliedert an das Columbus Einkaufscenter und das Mediterraneo Einkaufscenter – bei Mistwetter müsst ihr keinen Fuß vor die Tür setzen!
-> Andi und seine Familie waren vom Klimahaus Bremerhaven ähnlich begeistert wie wir
-> Auch Lena und ihre Jungs teilen unsere Begeisterung
Offenlegung: Das Klimahaus Bremerhaven hat den Eintritt für uns übernommen, organisiert hat unseren Aufenthalt Erlebnis Bremerhaven. Uns hat aber niemand gezwungen, bis zur Schließzeit zu bleiben ;-)
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Wie alt sollten die Kinder denn sein ? Geht es auch mit einem 2 jährigen und einer 5 jährigen ?
Ja, na klar! Hauptsache, sie interessieren sich für Natur und ihre Umwelt – aber welches Kind tut das nicht :-) Unsere Jüngste war 4 Jahre alt und hat das Klimahaus noch immer in bester Erinnerung.
Echt toller Beitrag! Ich selber (inzwischen 66 Jahre) war schon 2x im Klimahaus und fand es jedes Mal sehr interessant. Jetzt wollen wir Mitte Oktober mit unserer 4-jährigen Enkeltochter das Klimahaus besuchen. Wir denken, dass es ihr ähnlich gut gefallen wird, wir Ihren Kindern.
Danke für den Bericht! Ich warte eigentlich endlich mal nach Bremen zu kommen, das Klimahaus steht da ganz oben auf der Liste.
LG aus Norwegen
Ina
Das scheint ja echt was für den ganzen Tag zu sein! Sehr spannend!
Das ist sogar was für mehrere Tage ;-)