! Aktualisiert am 6. April 2021
Gibt es wirklich Eisberge im Tasman Glacier Lake? Ja. Dieser See, nur einen Katzensprung vom Aoraki/Mount Cook entfernt, ist tatsächlich der einzige Ort in Neuseeland, wo man Eisberge sehen und anfassen kann. Die Chance sollte man nutzen, fanden wir!
Unsere Gefühle waren gemischt, als wir in einer veritablen Schlechtwetterfront den 50 Kilometer langen Abzweig vom SH 8 auf den SH 80 zum Aoraki/Mount Cook Village nahmen. Ein großes Schild direkt am Abzweig wurde gerade mit Warnungen vor starken Windböen bestückt, und kurz nach dem Lookout auf den abweisend grauen Lake Pukaki kämpften wir uns auch schon durch Sturm und Regen – was die ganze Nacht nicht nachlassen sollte.
Wenn sich dieser Abstecher nicht lohnen würde, dann hätten wir völlig umsonst auf die Alternativroute an der Westcoast entlang verzichtet…
Am nächsten Morgen brachen wir jedoch wider Erwarten bei strahlendem Sonnenschein von der White Horse Hill Campsite am Aoraki/Mount Cook auf. Das neuseeländische Wetter machte seinem wechselhaften Ruf mal wieder alle Ehre und schlug während des Frühstücks komplett um – nachdem Sturm und Regen unseren Campervan die ganze Nacht arg durchgeschüttelt und diverse Backpacker am Errichten ihrer kläglichen Warehouse-Zelte gehindert hatten.
Der DOC Ranger, der die Campsite Fee einsammeln kam, brachte Sonne und den aktuellen Wetterbericht mit: Uns stand ein Schönwetterfenster bevor, das sich allerdings am späten Nachmittag wieder schließen sollte. Nichts konnte uns mehr antreiben, schnell zusammenzupacken und loszufahren!
Weit wollten wir eh nicht fahren, es ging nur etwa 8 Kilometer weiter in die Berge hinein, zum Blue Lakes Carpark. Unser Ziel war der Tasman Glacier Lake – denn die Wanderung dorthin sollte kurz und einfach sein, eben so, dass wir sie in unserem Schönwetterfenster mit zwei kleinen Kindern bequem schaffen würden.
Tasman Glacier Lake Walk mit Kindern – easy!
Gesagt, getan. Wir parkten unseren Campervan am Blue Lakes Shelter, schnallten uns den Weltwundersohn auf den Rücken und stapften los. Der Weg, der zu Recht als “easy walk” eingestuft ist, war kurz und führte erst durch wunderschöne alpine Tundra, später dann durch die leibhaftige Verkörperung von Mordor.
Auf Schotter und Steinen ging es stetig, aber nur leicht bergan, und noch bevor erstes Nörgeln (“Wie weit ist es noch?”, “Sind wir bald da?”) einsetzen konnte, öffneten sich die grauen Felswände und gaben den Blick auf einen See frei.
Tasman Glacier Lake: echte Eisberge!
Und was für ein See das war! Den Kindern standen die Münder offen. Im milchigweißen Wasser, das komplett undurchsichtig war, schwammen riesige Eisberge!! Wir Erwachsenen staunten nicht weniger.
Wenn man überlegt, dass Eisberge ja zu neun Zehnteln unter Wasser liegen, muss der Tasman Glacier Lake wahnsinnig tief sein! Was er eigentlich nicht sein kann, da er sich erst 1974 geformt haben soll.
Den Tasman Glacier selbst, mit 29 Kilometern einer der längsten Gletscher der Southern Alps, kann man von hier unten gar nicht richtig sehen; wie fast alle Gletscher auf der Welt, wird er durch den Klimawandel immer kürzer. Aber den Berg, von dem er sich herabwälzt, umso besser: Der Gipfel des Mount Cook, des höchsten Bergs Neuseelands, ragt nur wenige Kilometer vom See entfernt auf.
An einem Pier aus Plastik-Pontons lagen in wunderschönem Farbkontrast einige knallgelbe Gummiboote, mit denen wir umgehend liebäugelten. Mit ihnen hätten wir nämlich “um die Ecke fahren” und dort die Abbruchkante des Gletschers bewundern können, die tatsächlich als Eiswand aus dem Wasser des Sees aufragt. Leider wurden wir fortgeschickt mit der Information, dass wir eine Rundfahrt auf dem Tasman Glacier Lake nur im DOC Visitor Centre in Aoraki/Mount Cook mieten könnten. Und dass wir den Weltwundersohn, der erst 2 war, an Land lassen müssten. Seufz.
Die soeben in Kompaniestärke zur Rundfahrt anrückende asiatische Reisegruppe beneidend, kehrten wir um und liefen zu unserem Campervan zurück. (Und fuhren nach ausgiebiger Mittagspause am Bergbach nur ein ganz kleines bisschen schadenfroh an zweien von ihnen vorbei, die ihr Mietauto in der Eile auf der Gravel Road aufs Dach gelegt hatten…)
Der Weltwundermann legte übrigens noch einen kleinen Extra-Abstecher ein: Vom Tasman Glacier Lake Walk führte ein Abzweig zur Tasman Glacier View, die wollte er sich nicht entgehen lassen. Während wir Riesen-Eiswürfel schubsten und die Finger ins eiskalte Wasser hielten, kraxelte er auf den Kiesberg hinauf, den der Gletscher im Lauf der Jahrhunderte zusammengeschoben hat.
Wenn ihr genau hinschaut, seht ihr ein winziges Männlein auf dem Berg im Vordergrund – das sind schon gewaltige Größenverhältnisse!
Mit bereits schon wieder grau und drohend über die Berggipfel heranrollenden Wolkenmassen im Rückspiegel, fuhren wir die 50-Kilometer-Sackgasse am Ufer des Lake Pukaki zurück, der heute genauso unwirklich wirkte wie gestern.
Unser Abstecher zum Mount Cook war ordentlich umständlich gewesen und hat für uns im Endeffekt auch das Befahren der Westcoast unmöglich gemacht – war es das wert? Auf jeden Fall, fanden wir. Die karge Mondlandschaft des Mackenzie Country und die Eisberge des Tasman Glacier Lake sind ein unglaublich toller Anblick, den man allenfalls mit Island vergleichen kann – denken wir zumindest, wir waren noch nie da.
Fun Fact: Nur wenige Tage, nachdem wir die grau bestäubten Eisberge im Gletschersee bewundert hatten, brachte das Erdbeben von 2011, das Christchurch zerstörte, auch die Southern Alps zum Wackeln. Das Ergebnis: Vom Tasman Glacier löste sich ein 30 Millionen Tonnen schweres (!!) Stück Eis und stürzte in den See, was zu einer über drei Meter hohen Welle führte und die Touristen, die gerade in ihren gelben Booten dort unterwegs waren, sicher erschreckte.
Außerdem kippte die Welle viele der Eisberge um, die danach wieder schneeweiß schimmerten – etwas Gutes hatte die Sache also doch.
Aoraki/Mount Cook mit Kindern: andere Wanderungen
Wir hatten leider nur einen halben Tag schönes Wetter am Mount Cook, den wir fürs Eisberge-Anfassen verbrauchten. Wer mehr Zeit oder kein Interesse an Eisbergen hat (???), der kann vom White Horse Hill Campingplatz aus einige weitere wunderschöne Walks machen, die auch kindertauglich sind:
- Governors Bush Walk (einfacher Rundweg mit Start am Public Shelter im Dorf zu einem Lookout auf den Mount Cook, etwa 1 Stunde)
- Red Tarns Track (steiler, aber gut gepflegter Weg vom Public Shelter, 2 Stunden hin und zurück, toller Blick bei Sonnenuntergang)
- Kea Point Track (einfacher Weg vom White Horse Hill Campingplatz, 1 Stunde hin und zurück, zur Gletschermoräne und einer Aussichtsplattform auf die umliegenden Berge)
- Sealy Tarns (2.200 Treppen hinauf zu einigen Bergseen mit tollem Blick auf Mount Cook, 3 bis 4 Stunden hin und zurück – oder weiter zur Mueller Hut)
- Hooker Valley Track (wunderschöne, einfache Wanderung vom White Horse Hill Campingplatz durch das Hooker Valley, über drei Hängebrücken bis zum Glacier Lake, 5 km, 3 Stunden hin und zurück)
Eine Bootsfahrt auf dem Tasman Glacier Lake solltet ihr, wie ihr jetzt wisst, direkt im Mount Cook/Aoraki Village buchen. Glacier Explorers bieten den Lake Cruise zwischen Anfang September und Ende Mai an (danach friert der See zu), die Touren starten fünfmal täglich im “Hermitage Hotel” im Dorf. Die Preise sind mit 155 NZ$/Erwachsene und 77,50 NZ$ für Kinder zwischen 4 und 14 Jahren nicht wirklich ein Schnäppchen, aber hey – ihr könnt Eisberge anfassen!!
Achtung: Kinder dürfen erst ab 4 Jahren mitfahren.
Was habt ihr am Aoraki/Mount Cook erlebt, was könnt ihr empfehlen?
Für euren Pinterest-Account könnt ihr dieses Bild nehmen:
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Wow! Eisberge sind sooooo toll! Die letzten Eisberge, die ich gesehen habe (ich glaube, es waren zugleich die ersten) waren die im Lago Grey in Tatagonien vor zehn Jahren. Der ist aber türkisfarben. Das milchige Wasser des Glacier Lake wirkt richtig unwirklich. Will ich live erleben!
Liebe Grüße
Gela