! Aktualisiert am 13. Mai 2024
Welches Kind liebt es nicht, “so tun als ob” zu spielen? Unsere Lütten schlüpfen bei jeder Gelegenheit in die Rolle armer Bauernkinder, wilder Piraten oder selbstversorgender Steinzeitmenschen (dazu erzähle ich noch was!). Im Foteviken Wikingerdorf auf der Halbinsel Falsterbo verwandelten sie sich in Wikinger – mit lebendigen Vorbildern.
Unsere vierwöchige Campingtour durch Schweden und Norwegen begann vielversprechend; nach einem Bad im spiegelglatten und superflachen Öresund brausten wir bei strahlendem Sonnenschein im zulässigen Schneckentempo von 70 km/h auf die Falsterbo-Halbinsel, an deren Spitze sich das größte archäologische Freiluft-Museum Skandinaviens befindet.
Foteviken Wikingerdorf – ein Riesenspaß für uns alle
“Fotevikens Vikingareservat” ist ein originalgetreu nachgebautes Wikingerdorf aus dem Jahr 1134 mit kleinen Häuschen, Werkstätten und Gemüsebeeten, einer Silberschmiede, einer Gerberei und einem echten Boot. Daneben befindet sich ein kleines Museum nebst Shop, in dem man viele interessante Dinge über die Wikingerzeit in Skandinavien erfährt (und viel Geld für Holzlöffel, Silberketten und anderen History-Schnippes ausgeben kann).
Das Ganze wird überwacht von einem etwa 20 Meter hohen Ausguck, von dem aus man weit über den Öresund blickt und als Wikinger rechtzeitig vor heranrückenden Feinden gewarnt wird. In der Theorie jedenfalls – tatsächlich fand genau an dieser Stelle am 4. Juni 1134 eine Schlacht mit irgendwelchen Dänen statt, wie man beim Schmulen vom hölzernen Wachturm lernt (und sich, wie ich hier demonstriere, nicht merkt).
Ein wenig stört dabei der Anblick der Windräder und der schicken Seebrücke über den Öresund – aber wenn man den Blick nach unten ins Dorf richtet, ist man schnell wieder in der “richtigen Zeit”. Da laufen nämlich zwischen Hühnern und Schafen die Dorfbewohner herum, in handgesponnenen beigefarbenen Kleidern und weiten Hosen, barfuß oder in Lederschlappen, und mit elfenhaft offenem Haar (man stelle sich hier die begeisterten Augen der Weltwundertochter vor, die sogleich ihre Zöpfe löste).
Die etwa 20 Frauen und Männer jeden Alters lassen sich von den Besuchern ihres Dorfes nicht stören und gehen ihrem ganz normalen Wikinger-Alltag nach: Wasser holen, Holzlöffel schnitzen, schmieden, Felle gerben oder das lecke Boot seetüchtig machen. (Das im Übrigen eisenzeittypisch aus Fichtenholzplanken besteht, die mit Kiefernwurzeln vernäht wurden!)
Dieses museumspädagogische Konzept nennt sich “living history” und kommt nicht nur bei Kindern extrem gut an. Die Weltwunderkinder gerieten in heftiges Schwärmen und wollten aus den liebevoll eingerichteten Häusern und Ställen gar nicht mehr herauskommen; zu Hause ungeliebte Tätigkeiten wie Fegen, Tisch decken etc. gewannen im Foteviken Wikingerdorf ungemein an Attraktivität.
Wir Erwachsenen dachten uns unseren Teil; das Bett des Things (so etwas wie ein Wikinger-Häuptling) war überraschend bequem, aber ich möchte mit den armen Leuten nicht tauschen, wenn der kurze schwedische Sommer vorbei ist und sie bei Regen und Sturm in ihren Lehmhütten sitzen …
… und auch auf einen bewaffneten Kampf mit den frei zum Ausprobieren herumstehenden Waffen und Schilden hätte ich keine Lust; ein halbherziger Schwung mit einem Breitschwert, den der Weltwundermann spaßeshalber vorführen wollte, hätte den – zum Glück gerade behelmten! – Sohn beinahe das Augenlicht gekostet.
Ende Juni findet jedes Jahr ein Wikingermarkt in Foteviken statt, bei dem sich hunderte Freizeit-Wikinger zum Handeln, Schaukämpfen und Präsentieren treffen. Daneben gibt es übers Jahr verteilt zahlreiche weitere Veranstaltungen.
Wer Lust zum Mitmachen hat, kann sich gern als Dorfbewohner bewerben; Kriterien sind möglichst authentisches Aussehen und die Bereitschaft, die strengen Museumsregeln während der Öffnungszeiten zu befolgen. Brillenträger sind aber trotzdem erlaubt.
Die Fakten zum Foteviken Wikingerdorf:
Adresse: Museivägen 27, S-23691 Höllviken
Öffnungszeiten: ab 6. Mai bis 12. September dienstags bis freitags, 2. bis 19. Juni außerdem montags, vom 21. Juni bis 31. August täglich, jeweils von 10 bis 16 Uhr (Museum bis 17 Uhr)
Eintritt: Erwachsene 90 SEK, Kinder von 6 bis 15 Jahren 30 SEK
Parken ist kostenlos, Picknicken und Grillen an den bereitgestellten Plätzen außerhalb des Museums ist erlaubt. Ach ja, und die Toiletten sind sehr sauber und kostenlos.
Foteviken Wikingerdorf: unser Fazit
Foteviken gehört zu den liebsten Erinnerungen unserer Kinder an unsere Schweden/Norwegen-Reise 2013. Sie erzählen noch heute mit der größten Begeisterung davon.
Unbedingt hinfahren, wenn ihr in der Nähe seid, der Eintritt lohnt sich!
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Hallo, Jenny,
finde grade zufällig beim Stöbern diesen Beitrag und freue mich, denn Foteviken wollen wir in diesem Sommer unbedingt auch endlich mal besuchen. Dein Text und die Bilder bestärken mich in diesem Vorhaben – sieht so aus, als wäre das auch etwas für bisschen größere Kinder, oder was meinst Du?
Liebe Grüße,
Maria
Aber auf jeden Fall! Mit ein bisschen mehr Traute hätte man auch direkt mitmachen können beim Flachs spinnen, Silberschmuck Gießen oder Schmieden. Unsere Kinder sind da immer etwas scheu und schauen lieber nur zu. Auch wir Großen hatten unseren Spaß.
Und, wie gesagt: Vielleicht ist ja grad irgendein Wikingerfest vor Ort, wenn ihr da seid?
Das hat den Kleinen bestimmt jede Menge spaß gemacht :)