! Aktualisiert am 3. September 2024
Neuseelands wunderschöne Natur genießt man am besten ganz für sich allein, mitten in der unberührten Wildnis, beim “freedom camping”. Leider tun das inzwischen so viele Besucher, dass die Neuseeländer Freedom Camping Regeln aufstellen mussten – und die werden immer strenger.
Inhalt
Was ist Freedom Camping in Neuseeland?
Freedom Camping, also „wild campen“, das ist Camping, wie es ursprünglich gedacht war: Man stellt das Zelt (oder den Campervan) irgendwo auf (oder ab), wo es schön ist, und macht es sich gemütlich.
Was gibt es Erhebenderes, als ganz allein, inmitten grandioser Berge oder an einem wilden Strand in den Nachthimmel zu schauen? Den Morgen ganz für sich zu haben, ohne Fremde im Waschraum? Sich zu fühlen wie James Cook, als er das erste Mal neuseeländischen Boden betrat? Aber auch: Was gibt es Spannenderes für verwöhnte Städter und ihre Kinder, als wirklich ganz rudimentär, ohne fließendes Wasser, Toiletten und Elektrizität zurechtzukommen?
Reisende mit wenig Budget, die unberührte und menschenleere Natur erleben wollen, lieben Freedom Camping – und Neuseeland ist prädestiniert dafür. Viel Platz, wenige Menschen und eine Mentalität des Machen-Lassens.
Die Highways sind gesäumt mit „scenic spots“, „nature reserves“ und „scenic reserves“, die alle mindestens mit einem kurzen Driveway und einigen Parkplätzen aufwarten, um die „scenic view“ in Ruhe genießen zu können.
Und ein Wohnmobil ist ideal zum Freedom Camping, weil man es nicht umständlich aufbauen muss (Stichwort Regen und Sturm!), weil man immer noch ein wenig Luxus hat (Stichwort Kochen und Licht) und immer noch ein wenig Sicherheit (Stichwort Angst im Dunkeln…).
Dazu kommt ein gut ausgebautes Netz an öffentlichen Toiletten, die in der überwältigenden Mehrzahl picobello sauber sind. Auf der Nordinsel sind an diese Häuschen in Strandnähe sogar Duschen angeschlossen, wo sich Surfer und Schwimmer das Salz abspülen können.
Abgerundet wird das verlockende Angebot vom Kiwi-Nationalsport „Picknicken im Park“, der zu gepflegten Rasenflächen mit Picknickbänken und BBQ-Grillplätzen allerorten führt. Der Wildcamper muss sich in Neuseeland sozusagen nur noch an den gedeckten Tisch setzen.
Das System des Freedom Camping funktioniert allerdings nur, solange genügend Platz vorhanden ist und nicht zu viele Leute vorbeikommen, die es dort schön finden. Leider scheint es vielen Menschen unmöglich zu sein, sich an die einfache Regel „Hinterlasse einen Ort so, wie du ihn vorfinden willst“ zu halten, und so kommt es fast überall irgendwann zum Unvermeidlichen: Müll und Fäkalien.
Als wir das erste Mal in Neuseeland waren, konnte man noch an recht vielen Stellen wild übernachten – am Straßenrand in kleinen Ortschaften (also direkt am Strand), an Seeufern in der Einöde, auf Parkplätzen …
Acht Jahre später waren wir überrascht: Fast jede Stelle, die wir als geeignet für eine Übernachtung ansahen, war mit einem Warnschild versehen: No camping, no overnight staying.
Grundregeln fürs Freedom Camping in Neuseeland
Freedom Camping in Neuseeland hatte kurz vor der Corona-Pandemie keinen guten Ruf mehr – zu häufig ärgerten sich die Neuseeländer über vermüllte, zugesch… Stellplätze und Dauercamper, die den Stadtpark mit ihrem Wohnzimmer verwechselten. Es wurden Rufe laut, das Freedom Camping ganz zu verbieten.
Durch euer rücksichtsvolles Verhalten könnt ihr dazu beitragen, den Unmut der Kiwi-Öffentlichkeit gegenüber Freedom Campern nicht weiter zu schüren – und euch für die Gastfreundschaft erkenntlich zeigen, die euch kostenloses Übernachten, oft mit Benutzung der öffentlichen Toiletten und Mülleimer, erlaub (alles Dinge, die von den Anwohnern über Steuern finanziert werden!).
Diese zehn goldenen Regeln fürs Freedom Camping in Neuseeland könnt ihr ausdrucken und in euren Camper hängen :-)
- „Ask a local“: Eine offene und ehrliche Frage bringt meist gute Stellplatz-Tipps.
- „Don’t disturb“: Stellt euch nicht direkt neben Häuser oder andere Wohnmobile, ohne deren Bewohner vorher zu fragen.
- „Don‘t sneak in“: Kommt ihr spät abends an und seid nicht sicher, was die Anwohner meinen, dann packt morgens zeitig wieder zusammen und zeigt guten Willen, indem ihr auch rückwirkend noch fragt.
- „Don‘t crowd“: Vermeidet größere Ansammlungen von bereits Freedom-campenden Wohnmobilen.
- „Don’t litter”: Das „Take only photos, leave only footprints“-Motto der Nationalparks gilt exakt genauso für Freedom-Camping-Plätze. Das heißt: Müll wieder mitnehmen, keine Äste für Feuerholz abbrechen und natürlich nicht in den Wald sch…
- „Don’t light a fire“: In Nationalparks, Scenic Reserves und staatlichen Wäldern dürfen keine Feuer gemacht werden, in der „prohibited fire season“ sind Feuer generell verboten (natürlich nicht, wenn es eine speziell ausgezeichnete Feuerstelle gibt).
- „Don’t pollute“: Nicht direkt im Fluss (ab-) waschen, Abwasser in den Boden gießen (damit es gefiltert wird, bevor es ins Grundwasser eintritt), keine Seife verwenden; Abfälle mindestens 50 Meter von Wasserläufen, Wegen etc. entfernt vergraben …
- „Don‘t annoy“: Verhaltet euch dezent – das heißt: keine Disco am Abend veranstalten, keine Umgestaltung der Camp-Stelle (egal wie kreativ) vornehmen und generell nicht (negativ) auffallen.
- „Don‘t cheat“: Sehr, sehr wichtig: Holt den fehlenden Luxus nicht heimlich auf einem Campingplatz in der Nähe nach! „Shower theft“ und „toilet paper theft“ werden von den Betreibern extrem ernst genommen und sind offenbar keine Kavaliersdelikte!
- „Don‘t overstay“: Nicht zu lange an derselben Stelle campen – nach ein oder zwei Tagen sollte man weiterziehen und den Platz für andere Reisende frei machen.
Die offiziellen Freedom Camping Regeln ab 2024
Eigentlich ist es – bzw. ursprünglich war es – ganz einfach: Freedom Camping in Neuseeland darf man überall dort machen, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. Und man darf es prinzipiell nicht nur einem Camper oder Wohnmobil machen, sondern auch in einem Zelt, mit Wohnwagen/Caravan und in einem ganz normalen Fahrzeug (als solches gilt zum Beispiel ein Auto mit Dachzelt).
In der Praxis und im Laufe der Zeit hat sich aber ein echtes Dickicht an Regeln entwickelt. Zwar dürfen weder das DOC noch die einzelnen Gemeinden (die “Councils”) Freedom Camping auf ihrem Land generell verbieten. Sie dürfen aber “Freedom Camping Bylaws” festlegen, in denen ganz unterschiedliche Regelungen festgeschrieben sein können. Freedom Camping kann dort:
- generell überall erlaubt sein, es sei denn, es steht irgendwo ein Verbotsschild
- nur für bestimmte Zeiträume erlaubt sein, z. B. nur eine Nacht, nur zwei Nächte innerhalb eines Monats, nur von 20 bis 7 Uhr usw.
- nur außerhalb von Ortschaften oder Wohnsiedlungen erlaubt sein
Was in jedem einzelnen District gilt, erfahrt ihr in der örtlichen i-Site oder, noch sicherer, auf einem Hinweisschild direkt an der von euch auserwählten Stelle. Dort steht heutzutage sehr oft “Freedom Camping prohibited”, duh.
Auch auf DOC-Land gilt: Eigentlich darf man überall Freedom Camping machen. Allerdings nicht hier:
- in Scenic Reserves
- in Recreation Reserves (auch, wenn da nichts von “Camping verboten” dransteht!)
- dort, wo “Camping verboten” dransteht
Hier helfen euch im Einzelnen die DOC Visitor Centres weiter. Achtung: Verwechselt Freedom Camping auf DOC-Land nicht mit den kostenlosen Basic DOC Campsites – wer dort übernachtet, macht normales Camping, kein Freedom Camping. Ihr braucht dort demzufolge auch keine “Self containment”-Plakette an eurem Fahrzeug.
Mit dem “Freedom Camping Act” von 2011 sind vor allem die Vorgaben, wo man legal über Nacht stehen kann, immer strenger geworden.
In den Folgejahren wurde das Wie stark eingeschränkt: Man darf heutzutage fast nur noch mit autarken Campervans frei stehen, die über eine offizielle “Self containment”-Plakette verfügen. Seit 2018 bekamen die Plakette nur noch Fahrzeuge mit einer Toilette, die im Fahrzeuginneren jederzeit zugänglich und benutzbar sein muss.
Nach der Corona-Krise wurde 2023 die „Self-Contained Vehicles Bill“ eingeführt, mit nochmals strengere Freedom Camping Regeln zum Wo und Wie:
- Freedom Camping ist auf “council land”, also auf dem Land von Gemeinden, generell nur noch in zertifizierten “self-contained vehicles” erlaubt, es sei denn, eine Gemeinde erlässt eine Ausnahme.
- Freedom Camping in nicht zertifizierten Fahrzeugen ist auf DOC-Land erlaubt, solange das vor Ort nicht explizit ausgeschlossen wird.
- Für eine “self containment”-Plakette braucht ein Fahrzeug nun zwingend eine fest installierte Toilette.
- Die Bußgelder für illegales Freedom Camping in Neuseeland steigen auf 400 bis 1.200 NZ$.
- Die Bußgelder müssen spätestens nach 14 Tagen (und nicht wie bisher nach 28 Tagen) bezahlt werden.
- Die neuen Regeln können auch von Vertretern des Verkehrsministeriums NZTA (also Verkehrspolizisten) und Toitū Te Whenua – Land Information NZ durchgesetzt werden.
-> Auf der Website der Regierung könnt ihr den aktuellen Stand der Freedom Camping Regeln nachschauen.
Welche Camper eignen sich zum Freedom Camping?
Prinzipiell ist Freedom Camping in jedem Fahrzeug und auch im Zelt möglich. Seit einigen Jahren ist es aber an den allermeisten Freedom Camping Spots nur noch für Fahrzeuge mit einer “Self containment”-Plakette erlaubt.
Diese Plakette zeigt an, ob euer Camper euch für mindestens 3 Tage autark versorgen kann.
Wichtig: Die Plakette ist Pflicht – wenn ihr sie nicht habt, kann euer Camper so autark sein, wie er will. Freedom Camping in Neuseeland dürft ihr dann trotzdem nicht damit machen.
Beim Mieten eines Campers von Deutschland aus ist nicht immer ohne Weiteres zu erkennen, ob da eine Plakette dranklebt. Faire Vermieter informieren euch ungefragt, ob ihr Fahrzeug “self contained” ist – und das sollte gleichbedeutend damit sein, dass sie mit der Plakette ausgestattet sind.
Grundregel: keine Toilette, kein Freedom Camping
Sehr gemein: Ein Großteil der legalen Freedom Camping Spots in Neuseeland bietet ausgezeichnete Toiletten und hin und wieder auch Duschen und Trinkwasser. Trotzdem bestehen die meisten Gemeinden darauf, dass hier nur „Self contained“-Campervans über Nacht stehen dürfen.
Eine „self containment“-Plakette gibt es nur dann, wenn euer Campervan euch autark, das heißt ohne Verwendung von Hilfsmitteln aus der Umgebung, aber auch ohne Beeinflussung der Umgebung, über mindestens drei Tage versorgen kann.
Das Kriterium: Die Toilette muss drei Tage „Befüllung“ aushalten. Dafür muss sie mindestens drei Liter „Abwasser“ pro Person fassen können.
Dasselbe gilt für die Trinkwasserversorgung: Ihr braucht einen Wassertank für Frischwasser und einen für Abwasser (sogenanntes „grey water“), der für mindestens drei Tage hält – dafür werden vier Liter pro Person und Tag angesetzt.
Und: Die Toilette muss fest im Fahrzeug verbaut sein! Es genügt nicht, wenn ihr eine tragbare Chemietoilette (ein “Portaloo”) im Campervan mitnehmt, auch wenn sie die geforderten drei Liter pro Person fassen könnte.
Es gibt noch mehr Spezifikationen, die ein „self contained“-Campervan erfüllen muss: Dazu gehören ein Spülbecken, ein Abwasser-Entsorgungsschlauch, der Nachweis ordnungsgemäßer Sauberhaltung des Abwassertanks sowie ein verschließbarer Mülleimer.
Freedom Camping in Neuseeland: nur mit Self containment Plakette!
Die “Self containment”-Plakette weist nach, dass ein Fahrzeug seine Insassen für mindestens drei Tage autark versorgen kann. Dies muss folgendermaßen nachgewiesen werden:
- Ihr müsst ein detailliertes „Self containment“-Zertifikat im Fahrzeug mitführen.
- Ein “Self containment warrant”-Aufkleber muss innen links auf der Windschutzscheibe kleben.
- Ein “Self containment”-Aufkleber sollte auf der unteren rechten Ecke des Heckfensters oder auf der rechten Seite der hinteren Stoßstange kleben. (Der Aufkleber auf der Fahrzeugrückseite wird nach dem neuen Gesetz nicht mehr zwingend verlangt, da er außen angebracht ist und somit verbleichen oder durch Wettereinflüsse beschädigt oder zerstört werden könnte.)
Ab Juni 2025 gilt (nur noch!) die neue grüne Self containment Plakette, und schon ab dem 7. Dezember 2024 müssen alle Miet-Camper, die als “self contained” angeboten werden, mit dem grünen Sticker zertifiziert sein:
Wichtig: Die grüne Plakette ist nur für vier Jahre gültig, danach muss sie erneuert werden.
Bis Juni 2025 (oder bis zum aufgedruckten Ablaufdatum, wenn das früher war) gilt noch diese blaue Self Containment Plakette:
Der grüne “Responsible camper”-Aufkleber der NZMCA ist noch auf der Fahrzeugrückseite vieler Campervans zu sehen. Auch er bleibt unter dem neuen Gesetz gültig, bis der zugehörige „warrant sticker“ abgelaufen ist.
Wo bekommt man die Self containment Plakette?
Habt ihr einen Camper gemietet, ist die grüne Plakette dran – oder eben nicht, daran könnt ihr (nach der Fahrzeugübernahme) nichts mehr ändern.
Habt ihr einen Camper gebraucht gekauft, müsst ihr euch eventuell selbst darum kümmern, die Self containment Plakette zu bekommen. Wie bisher auch, bekommt man den „Warrant Sticker“ bei jedem zertifizierten (!) Klempner, die Ausstellung kostet 120 NZ$ (zuzüglich eventuellen Kosten für die Umrüstung eures Vans!).
Die NZMCA hat „testing officers“ an verschiedenen Orten und stellt auf ihrer Website eine Liste von bereits zertifizierten Campervans und Anhängern zur Verfügung.
Camper ohne “Self Containment”-Plakette: kein Freedom Camping :-/
Generell kann man die Regel aufstellen: je kleiner und günstiger, desto ungeeigneter wird ein Campervan fürs Freedom Camping sein.
Von unten beginnend, sind vor allem die budgetschonenden kleinen Spaceships und der Jucy Cabana ganz klare Ausscheide-Kandidaten, denn hier handelt es sich im Wesentlichen um normale Autos mit großem Kofferraum (sogenannte Vans), die für Hin-und-wieder-Übernachtungen ein wenig aufgerüstet wurden.
Danach kommen alle Budget-Campervans aus dem Backpacker-Sektor, die aussehen wie klassische Lieferwagen mit Fenstern und auf dem Toyota-Voyager-Chassis basieren. Sie haben zwei bis drei Sitzplätze im Fahrerbereich, einen kleinen Kochbereich mit Waschbecken, ein Bett, das tagsüber zur Sitzecke umgebaut werden muss, keine Toilette und sind nur etwas für Menschen unter 1,80 m Körpergröße. Bekannte Anbieter in diesem Segment sind Wicked, Escape oder Mighty – sehr günstige kleine Gefährte mit teilweise recht coolem Design, aber leider ohne Plakette.
Zwischen diesen beiden „garantiert nicht Freedom-Camping-geeignet“-Klassen und den richtig großen Wohnmobilen steht die „Mittelklasse“ der Campervans auf Toyota-Hiace-Chassis mit hochgezogenem Dachbereich, die als 2-Berth- oder 2+2-Berth-Modelle angeboten werden.
Hier gibt es Modelle, die ein wenig mehr Platz und ein breites Extrabett im Dachbereich bieten (auch große Menschen können dann ein wenig aufrecht stehen), dazu auch im hinteren Bereich Sitzplätze mit Gurten und natürlich eine Wasserversorgung, aber keine Toilette.
Das sind etwa von Britz der Hitop, der Voyager sowie der Venturer und der Trailblazer (die beide sowieso nicht mit Kindersitzen ausgestattet werden können), von Alpha der Hitop oder das 2-Bett-Motorhome (kein Waschbecken), der Apollo Hitop, der 2-Bett-Hitop von Kiwi Campers oder der Cheapa Hitop.
Bei anderen Anbietern könnt ihr beruhigt im Angebot stöbern: Hier sind der Einfachheit halber alle Fahrzeuge „self contained“, auch die Hitops! Dies ist vor allem bei den Luxusmarken wie KEA, Maui und Iconic der Fall.
Bei der CamperOase könnt ihr gezielt nach einem Wohnmobil mit Self containment Sticker fragen!
Hier ist Freedom Camping auch ohne „Self containment“-Plakette erlaubt
Dies gesagt, können Campervan-Fahrer ohne Plakette trotzdem Hoffnung schöpfen: Es gibt einige Freedom Camping Spots in Neuseeland, an denen ihr nicht „self contained“ sein müsst. Dies gilt natürlich zuerst für alle Basic DOC Campsites, die nichts kosten, aber in aller Regel mit einer Toilette, manchmal auch mit Trinkwasserversorgung ausgestattet sind.
Daneben existieren auch immer noch einige Stellplätze, die privat oder von Organisationen gestellt werden und nicht den Regelungen der verschiedenen Gemeinden unterliegen.
-> Hier sind 7 Möglichkeiten, wo ihr legal mit dem Camper in Neuseeland über Nacht stehen könnt
Illegales Freedom Camping – was kann passieren?
„No Camping or Overnight Staying“ gilt inzwischen leider in vielen Gegenden von Neuseeland. Die Folgen von illegalem Freedom Camping in Neuseeland sind vielen Touristen leider nicht klar.
Die meisten Kiwis lachten, als wir sie 2002 und 2011 nach der Strafe für verbotenes „Overnight Staying“ fragten. Wenn wir Pech hätten, würden wir eben nachts vom DOC Ranger geweckt und gebeten, wegzufahren. Es ist uns nie passiert.
Heute ist das anders!! Inzwischen gelten empfindliche Geldbußen für illegales Freedom Camping, und es wird auch deutlich strenger kontrolliert.
Was kostet illegales Freedom Camping?
Die Mindeststrafe für unerlaubtes Freedom Camping in Neuseeland sind (Stand 2024) 400 NZ$, es können aber auch 1.200 NZ$ verhängt werden.
Die Strafe kann auch schon für den Versuch des Freedom-Campens anfallen (etwa wenn euch der Ranger abends findet und ihr schon die Betten aufgebaut habt).
Schaut genau hin, wie viele Campervans schon an einem Freedom Camping Spot in Neuseeland parken – oft sind nur vier bis fünf erlaubt. Auch die Standzeiten sind in den Bylaws der Districts häufig genau geregelt: Ihr dürft weder vorher noch nachher dort angetroffen werden. Erscheint es euch unzumutbar, schon um 9 Uhr morgens abzufahren, dann sucht euch einen anderen Stellplatz.
Die oft angedrohten „bis zu 10.000 NZ$“ werden nur für schwere Übertretungen des Gesetzes, wie das illegale Ausleeren einer Chemietoilette, fällig.
Wer sich mit einem Beamten anlegt, sich weigert, seine Personalien anzugeben (wozu man laut Freedom Camping Act verpflichtet ist!) oder gar das Gelände auf Aufforderung nicht verlässt, der kann wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu 5.000 NZ$ verknackt werden. Also: Schön ruhig bleiben!
Leider gibt es immer wieder Touristen, die Knöllchen ignorieren und meinen, das Problem würde sich mit ihrer Abreise in Luft auflösen. Immerhin hat Neuseeland kein Rechtsverfolgungsabkommen mit Deutschland geschlossen.
Wer mit einem Mietwohnmobil durch Neuseeland reist, für den fällt diese Taktik seit 2017 weitgehend flach: Der größte Campervan-Vermieter THL (Dachmarke von Britz, Maui und Mighty sowie dem Kiwi Experience Bus und den Waitomo Caves) arbeitet jetzt mit den Behörden zusammen. Etwaige Bußgelder werden bei der Rückgabe eures Campervans direkt eingezogen (und eine Bearbeitungsgebühr gibt es sicherlich auch noch drauf).
Wie wird Freedom Camping kontrolliert?
Sieht ein Beamter (oder eine Beamte, wir wollen ja nicht diskriminieren) der Gemeinde einen Camper, der aussieht, als würde jemand darin schlafen, wird er (oder sie) mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ein Strafticket an die Windschutzscheibe klemmen.
Er (oder sie) wird wahrscheinlich nicht, wie das lebhaft zirkulierende Gerücht besagt (und wie es evtl. vor den Zeiten des strengen Verbots gehandhabt wurde), mitten in der Nacht anklopfen und sich auf eine Diskussion mit den „Straftätern“ einlassen – allein schon aus Sicherheitsgründen.
Da man es einem Camper in der Nacht schwer ansehen kann, ob sich jemand darin aufhält, werden Indizien wie geschlossene Vorhänge und ausgebreitete Schlafsäcke ersatzweise als Hinweise genutzt. Wer ein reines Gewissen hat und nachweisen kann, dass er die betreffende Nacht zum Beispiel in einem Hostel verbracht hat, der muss ein fälschlich ausgestelltes Ticket natürlich nicht bezahlen.
Freedom Camping: Diese Ausnahmen sind erlaubt
Erlaubt ist es natürlich, den Camper einfach so abzustellen, während man einen Tagesausflug macht oder eben woanders übernachtet. Auch das Abstellen auf Privatgelände kann euch, das Einverständnis des Besitzers vorausgesetzt, niemand verbieten.
Der „Freedom Camping Act“ von 2011 bezieht sich übrigens nicht auf „short term sleeping“ in ansonsten verbotenen Zonen. Übermüdete Fahrer:innen dürfen kein Sicherheitsrisiko für den Verkehr werden, also könnt ihr euch notfalls spätnachts auch auf normale Parkplätze oder an den Straßenrand stellen und einfach kurz schlafen. Allerdings solltet ihr dann wirklich sehr früh wieder aufbrechen.
Unsere Meinung zum Freedom Camping in Neuseeland
Die Saga, in Neuseeland könne man jederzeit und an den schönsten Plätzen kostenfrei übernachten, hält sich hartnäckig. Sie ist aber – inzwischen – falsch!
Wir selbst sind schon viermal durch Neuseeland gereist, mit durchaus knappem Budget. Trotzdem haben wir es uns nicht zur Hauptaufgabe des Tages gemacht, unbedingt einen kostenfreien Stellplatz zu finden. Wir haben das auch nicht in unser Reisebudget einkalkuliert.
Apropos Reisebudget: Wenn ihr mal die Preise für Miet-Camper vergleicht, fällt ziemlich schnell auf, dass man im Budget-Bereich einen ordentlichen Aufpreis zahlt, sobald ein Camper die “Self containment”-Plakette hat. Das können pro Buchungstag 10 bis 40 NZ$ mehr sein – was zufällig genau dem Preis für eine Campsite in Neuseeland entspricht.
Viel günstiger ist Freedom Camping in Neuseeland also gar nicht, wenn man es genau ausrechnet.
Wir haben viele wunderschöne Campingplätze mit teils sehr netten Besitzern aufgesucht, denen wir ihr Business von Herzen gönnen. Wir haben uns gefreut, dort bequem kochen und duschen, unser Schmutzwasser und unseren Müll entsorgen zu können. Dafür haben wir gern bezahlt. Und die großartige Natur haben wir dann eben nicht über Nacht, sondern bei einer Picknickpause genossen.
Immer wieder lesen wir Fragen in Internetforen: “Wo finden wir einen kostenlosen Stellplatz?” Oder wir stoßen auf genervte Reiseberichte von Touristen, die sich Stellplätze mit zig anderen Campern teilen mussten. Und dann noch die Nase rümpfen, dass es nicht besonders idyllisch gewesen sei.
Das ist vielleicht “free camping”, aber doch kein “freedom camping” mehr?!
Die Tage, in denen man mit kleinem Budget durch Neuseeland reisen und jede Nacht frei und “scenic” übernachten konnte, sind vorbei. Jetzt beginnen die Tage, in denen sich Sparfüchse um die wenigen kostenfreien Stellplätze streiten. Einige von ihnen ignorieren auch in “Nach mir die Sintflut”-Mentalität die Gesetze. Da wird illegal geparkt, Müll entsorgt und keine Rücksicht auf Anwohner genommen.
Lange wird es nicht mehr dauern, bis das Freedom Camping in Neuseeland ganz verboten wird – oder bis es so unattraktiv geworden ist, dass niemand mehr Lust darauf hat.
Bis dahin möchten wir euch Folgendes raten: Probiert es aus, wenn ihr unterwegs einen Freedom Camping Stellplatz entdeckt, der euer Herz berührt. In der freien Natur zu stehen, ohne Waschraum nebenan oder Stromanschluss, das hat durchaus etwas – vor allem mit Kindern.
Aber es sollte nicht zum Selbstzweck auf eurer Neuseeland-Reise werden. Damit ruiniert ihr nicht nur für euch selbst diese schöne Erfahrung, sondern auch allen anderen, die Freedom Camping in Neuseeland auf verantwortungsvolle Art machen wollen.
Was denkt ihr übers Freedom Camping in Neuseeland? Findet ihr die neuen Regeln zu streng oder genau richtig?
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Also ich war 2009/2010 als Backpacker in Neuseeland und plane grade meine Rückkehr und freue mich dass etwas getan wird um die Umwelt möglichst unberührt zu belassen.
Ich habe jetzt aber schon 2-3 mal gelesen das auf Backpacker geschimpft wurde… zumindest in meiner Zeit waren die Backpacker diejenigen die Neuseeland deutlich bewusster bereist haben und mehr Achtsamkeit auf die Hinterlassenschaften gelegt haben einfach aus dem Grund das wir dauerhaft da leben mussten und nicht nach 2 Wochen zurück im Flieger nach Deutschland gesessen haben. Zu meiner Zeit waren die größten Dreckspatzen die Polynesier und Asiaten.
Ohne Anwalt oder Rechtsgelehrter zu sein, denke ich das stimmt so nicht:
“Eigentlich ist es ganz einfach: „Freedom Camping“ in Neuseland dürft ihr nur dort machen, wo es ausdrücklich erlaubt ist. ”
Bei meinem Blick den Freedom Camping Act lese ich es genau umgekehrt, es muss verboten oder eingeschränkt sein, bspw. durch lokle Gesetze.
Vgl.: http://www.legislation.govt.nz/act/public/2011/0061/latest/DLM3742863.html
Die eine Schwierigkeit ist lokale Bylaws zukennen, die andere privaten Grund.
Die Fülle an Campingfahrzeugen macht das Nächtigen auf fast allen Arten von Stellplatz (Freedom, DOC, holiday park) unattraktiv. DOCs Sites mit klar definierter Anzahl an Stellplätzen sind völlig überfüllt, genauso ausgewiesene freedom camping Zonen. Und auch teure private Campingplätze und Holiday Parks glänzen nicht durch großzügiges Platzangebot.
Vielleicht bin ich auch USA und Canada verwöhnt.
Hallo Stephan,
du hast natürlich Recht, der Freedom Camping Act erlaubt es prinzipiell, außerhalb von Verbotszonen frei zu übernachten. Da diese Verbotszonen aber inzwischen extrem unübersichtlich sind – wie du korrekt sagst, gibt es zig lokale Bylaws und auch privater Grund ist manchmal nicht genau zu erkennen -, empfehle ich es unseren Lesern auf die sichere Art: nur dort campen, wo es ausdrücklich so dransteht.
Und ja, jetzt in der Hochsaison ist es an vielen Orten keine Freude mehr, einen Stellplatz zu suchen. Zumal sich viele auch darauf zu fixieren scheinen, unbedingt irgendwo kostenfrei stehen zu müssen. Wir waren schon Anfang Oktober erschrocken, wie viele junge Leute in abgeranzten Campervans sich in Motueka auf einer Freedom Camping Site gedrängt haben… Neuseeland hat ein Problem mit Overtourism, das muss man ganz klar anerkennen.
Viele Grüße und gute Reise!
Jenny
[…] 3. Freedom Camping Die günstigste der drei Varianten. Sie kostet keinen Cent. Dort stehen bleiben wo es schön ist und die Welt auf sich wirken lassen, ganz so einfach ist das jedoch nicht mehr. Das Freedom Camping ist in diesem Jahr kräftig eingeschränkt worden. Ohne Campervan mit WC ist es schon gar nicht mehr möglich. Einen ausführlichen Beitrag zu diesem Thema findet hier im Blog von [→ Weltwunderer. […]
Hallo liebe Leute,
wir sind gerade jetzt, seit 3 Monaten, mit unserem selber umgebauten Van in Neuseeland unterwegs und wir diskutieren oft darüber. Wir finden leider auch das nicht nur junge Camper die Natur nicht so ganz würdigen sondern es sind auch selber die Kiwis die tatsächlich einfach ihren Müll aus dem Fenster schmeissen. Sie essen auch ständig Fast Food in ihren Autos. Das wird dann leider uns Campern angekreidet .
Was ich dazu allerdings sagen muss es wäre auch sehr schön wenn Neuseeland ein bisschen mehr machen würden für die Camper. Wir geben hier alle soviel Geld aus (Wir haben hier zu zweit schon fast 10 Euro gelassen) . Es wäre einfach angebracht von diesen Geldern mehr Mülleimer aufzustellen und die Toiletten regelmäßig und wesentlich gründlicher zu säubern. Das könnte schon um einiges helfen. Wir haben hier schon einige Leute getroffen die obwohl sie ein self contained Zertifikat haben ihre Toiletten in ihrem Camper einfach nicht hernehmen wollen. Daher liebe Leute nehmt bitte eine Schaufel und geht weg von Gewässer und vergrabt euren …..!
Aber hier auch wieder die Neuseeländer die trotz Hunde verbote an Stränden ihre Köter überall hinsch…… lassen, ohne es wegzumachen! Ja nicht nur an den Stränden!
Es ist wirklich maßlos überfüllt hier. Es wird hier auch sehr viel über die deutschen geschimpft, da so viele von uns da sind! Es wird in Deutschland ja auch soviel Werbung gemacht für die ganzen Grate Walks, und hier wird sich beschwerd, dass alles so überlaufen ist. Vielleicht sollte man auch hier einfach die Work and Holiday Visas von Deutschland limitieren wie es in anderen ländern der Fall ist! Es kommen leider zuviele 18,19 jährige hier an die wirklich 0 Plan vom Leben und der Natur haben!
Schöne Grüße,
Wir waren gerade 2,5 Monate auf der Nordinsel unterwegs im 6er Camper. Wer demnächst nach NZ reist, sollte sich nicht auf Freedom Camping verlassen sondern Geld für Campingplätze einplanen. Es gibt zwar sicherlich noch reichlich Spots, die aber meist von Einheimischen von Donnerstag bis Sonntag belegt sind. Entweder ist man früh da, also gegen Mittag oder man muss weiter fahren. Es sind auch nicht immer die Touristen, die ihren Müll nicht entsorgen. Wir haben meist Einheimische gesehen,die Müll aus dem Autofenster werfen ( und wir haben es weg geräumt) oder den Hausmüll tütenweise im öffentlichen Eimer entsorgen. Die meisten Spots sind mittlerweile auf eine Anzahl von Fahrzeugen begrenzt und es wird auch kontrolliert. Im Gegensatz zu unserem letzten Neuseelandtrip vor 2,5 Jahren hat die Anzahl der Camper extrem zugenommen, was aber daran liegt dass die Einheimischen auch das Campen für sich entdeckt haben und die Freedom Spots eingeschränkt sind. Also wird es enger! Trotz allem ist Freedom Camping eine nette Abwechslung, aber nicht immer möglich.
Hey,
sehr schön geschriebener Artikel! :)
Auch wir mussten das Phänomen “Nach mir die Sinnflut” leider schon oft genug feststellen.
Hoffen wir, dass Reisende wieder etwas mehr Respekt vor Natur & Einwohnern finden und alles so hinterlassen, wie sie es vor finden:
“Hinterlasse nichts bis auf Fußabdrücke, und nehme nichts mit außer guten Fotos”
Liebe Grüße,
Anton
Hey,
der Artikel ist schön geschrieben. Leider (oder zum Glück) wird das Freedom Camping immer mehr eingeschränkt.
Wir waren 1 Jahr mit einem NSC Fahrzeug unterwegs und haben oft kostenfrei gestanden.
Sehr schade aber war zu sehen das viele Backpacker mit einer kostenlosen “Nach mir die Sinnflut” Mentalität durchs Land ziehen.
Hoffentlich tragen die neuen Strafen und strengere Kontrollen dazu bei das es für alle wieder ein schöneres Reisen durch Neuseeland ermöglicht.
Schade, aber vielleicht muss das jetzt mal so sein.
Lieben Gruß Julian
Hi Weltwunderer,
hier ist Nils von KiwiQuest.de
Ich wollte euch nur ein dickes Lob für eure Arbeit aussprechen. Macht weiter so! Ist immer wieder schön von euch zu lesen :-)
Liebe Grüße,
Nils (und der Rest der KiwiQuest-Crew)
Danke, Nils! Das Kompliment geben wir gern zurück – was wir für Familien tun, macht ihr für die jüngere Generation der Work and Traveller:-)
Kollegialer Gruß
Jenny
Zu eurer Empfehlung kann ich nur von ganzem Herzen “JA!” sagen.
Wir waren sieben Monate mit Campervan und Baby in Neuseeland unterwegs und haben an wirklich wunderschönen einsamen freedom camping spots übernachtet. Es macht aber überhaupt keinen Spaß, den Roadtrip daraufhin auszurichten, unbedingt jede Nacht einen kostenlosen Stellplatz finden zu wollen. Und es macht noch viel weniger Spaß, Touristen zu erleben, die mit einer Nach-mir-die-Sintflut-Sparfuchs-Mentalität durchs Land reisen. Kein Wunder, dass die Kiwis da keinen Bock mehr drauf haben.
Glücklicherweise gibt es ja in NZ auch für Menschen, die Holiday Parks nichts abgewinnen können und lieber naturnah stehen und ohne das nächste Wohnmobil vor der Nase zu haben, echt tolle und sehr bezahlbare Alternativen, vor allem die DoC-Campgrounds aber auch z.B. von den Gemeinden unterhaltene Stellplätze. Viele davon sind (fast) wie freedom camping.
Danke für deinen Bericht! genau nach deinem Tipp habe ich gesucht. Um uns bei guter Laune zu halten, bis es Ende Jahr für 2 Monate Los geht . Diese DoC-Campgrounds sind genau unser Geschmack :-) Ich war vor 23 Jahren das letzte mal in Neuseeland.. Da war es wohl wie an allen Hotspots dieser Welt, noch etwas entspantter für alle :-)