! Aktualisiert am 15. Juli 2021
Eine Woche und länger allein in Nelson auf der Südinsel verbringen? Doerthe sagt: „Ja, aus voller Überzeugung!“ Gerade Familien werden es mögen, denn sie können sich hier so richtig in den entspannten Kiwi-Lifestyle verlieben (wenn es nicht schon vorher geschehen ist).
Zugegeben: Auch wir sind durch das kleine Nelson bisher immer nur durchgefahren. Doerthe, die gerade in Neuseeland für die Bildungsberatungsagentur Study Nelson arbeitet, hat es sich zum Ziel gesetzt, uns ihre Heimat auf Zeit ans Herz zu legen.
Warum sollten wir ausgerechnet Nelson mit Kindern besuchen?
Häufig ist Nelson nur Durchgangsstation auf dem SH6 von Picton in Richtung Abel Tasman und Golden Bay. Der Städte wegen ist man schließlich nicht nach Neuseeland gekommen, oder?
Doch „sunny Nelson“ ist etwas Besonderes. Die charmante Stadt am Meer, mit mildem Mikroklima und drei Nationalparks „vor der Haustür“ gehört auch bei den Kiwis zu den beliebtesten Orten. Hier gibt es eine spannende Café,-Restaurant-, Craftbeer- und Weinszene, außerdem Freizeit-, Kunst-, Kultur- und Sportmöglichkeiten für nahezu jeden Geschmack.
Da kommen wirklich alle Familienmitglieder auf ihre Kosten. Denn selbst wenn man sich als Familie noch so liebhat, das Leben auf engem Raum im Campervan stellt durchaus auf manche Probe. Zumindest bei uns war das so!
Lenkt also euren Campervan auf den Motor Camp direkt am Stadtstrand Tahunanui Beach oder sucht euch bei AirBnB ein nettes Häuschen. Danach ordert ihr bei Kush Coffee oder im Caffé Roma einen sensationell guten Long Black (für die Kids gibt es ebenso gutes Eis) und überlegt, wer die nächsten Tage wozu Lust hat.
Einfach am Strand sein? Dann auf zum Tahunanui Beach oder 10 km weiter nach Rabbit Island! Beides sind wunderschöne feinkörnige und sichere Badestrände. Am Tahunanui Beach gibt es dazu noch Trampoline, Mini-Eisenbahn, einen kleinen Zoo, das „Beach Café“ oder eine frei nutzbare Barbecue-Station (im Hinterland, naturbelassenes Strandfeeling bleibt gewahrt).
Wer es sportlicher mag, kann sich im Stand Up Paddling versuchen oder einen Kitesurf-Kurs belegen – hier ist einer der Hot Spots in Neuseeland. Oder man leiht sich Fahrräder und testet die anspruchsvollen Mountainbike-Tracks rund Nelson, oder betreibt Genuss-Radeln auf dem Great Taste Trail, der von hier durch das Waimea Estuary über Rabbit Island, Mapua und Motueka nach Kaiteriteri führt.
Wandern mit Kindern rund um Nelson
Genauso gut lassen sich Nelson und Umgebung zu Fuß erkunden. Selbst mit kleineren Kindern schafft man problemlos die 20 Minuten zum Centre of New Zealand (Nelson liegt nämlich genau im geografischen Zentrum von Neuseeland) und genießt von oben die traumhafte Sicht auf Stadt, Tasman Bay und die dahinterliegenden Bergketten.
Und das ist nur der Startpunkt in ein weitverzweigtes Wanderweg-Netz, dem man von hier aus nahezu beliebig lange folgen kann. Nicht entgehen lassen sollte man sich den Bush Walk zu den Maitai Caves (hin- und zurück ca. 3-3,5 Stunden). Da er nur im allerletzten Teilstück etwas steiler wird, ist auch dieser Track mit (lauffreudigen) jüngeren Kindern machbar.
Ebenfalls spannend (aber streckenweise etwas giftiger) ist der Fossil Ridge Walkway bei Richmond. Auf dem man, wie der Name schon sagt, tatsächlich jede Menge fossiler Abdrücke findet – und prima Ausblicke auf das Waimea Estuary obendrein.
Wer der Ausdauer der Brut noch nicht traut, kann auch dem Flusslauf des Maitai River folgen und zwischendurch, falls gerade Saison ist, Feigen von den herumstehenden Bäumen ernten. Badesachen nicht vergessen, denn es gibt hier eine paar sehr nette „swimming holes“!
Oder man stattet dem wiedereröffneten Brook Waimarama Sanctuary einen Besuch ab: ein Vogelschutzreservat, in dem vom Aussterben bedrohte Vogelarten wieder heimisch gemacht werden sollen.
Nelson: reich an Geschichte
Alternativ kann man an der Waterfront am Wakefield Quay auch ein wenig in die Siedlergeschichte eintauchen. Hier steht das Denkmal für die vielen europäischen Siedler, die zur Mitte des 19. Jahrhunderts alle Zelte in der Heimat abgebrochen hatten, um in Neuseeland eine neue Zukunft zu finden. Unter ihnen auch viele Deutsche.
Bei einer Fahrt ins schöne Hinterland kann man weiter auf Spurensuche gehen, z. B. im Örtchen Upper Moutere. Das hieß früher Sarau und wurde von deutschen Siedlern gegründet, die 1843 mit dem Segler St. Pauli in Nelson angelandet waren. Auf dem verwunschenen Friedhof vor der kleinen Holzkirche zeugen verwitterte Grabsteine von ihrer Geschichte, einige ihrer Nachfahren leben heute noch hier.
Von hier aus kann man einen Abstecher nach Mapua an der Ruby Bay machen. In der Mapua Village Bakery locken köstliche Pies und eine Kuchentheke vom Feinsten. Etwas weiter warten ein netter kleiner Farm Park oder das Jester House Cafe mit Naturspielplatz und Möglichkeit zum Aale füttern.
Schlechtwettertipps für Nelson
Auch bei Regen ist Nelson ein ausgezeichneter Standort. Im Founders Park oder dem Nelson Provincial Museum gibt es Siedlergeschichte zum Anfassen und immer wieder interessante Ausstellungen, die auch dem Nachwuchs schon Spaß machen.
Nicht zu vergessen die an den wunderschönen Queens Gardens gelegene „Suter Gallery“. Hier führen Volunteers gerne durch die Ausstellungen und im Nachgang kann man im netten Café in den frei ausliegenden Zeitschriften schmökern.
Generell macht der Bummel durch Nelson Spaß, denn hier gibt es neben der neuseeländischen „Einheitsbestückung“ für Innenstädte (Whitcoulls, Unichem, Farmers oder Paper Plus) viele nette individuelle Lädchen und Galerien, die auf Entdeckung warten.
Kleiner Tipp: zwischendurch immer mal wieder nach oben schauen! Nelson ist zwar nicht mit Napier zu vergleichen, aber manche Art-déco-Fassade wird man auch hier finden. Die Kids können derweil nach coolen Graffiti Ausschau halten, von denen Nelson ein paar besonders schöne zu bieten hat.
Shoppen, Essen und Schlafen in Nelson
Das Stadtzentrum von Nelson ist überschaubar, so kann hier jeder prima seiner Wege gehen. Nachher trifft man sich wieder zum „Flat White“ in der River Kitchen, wo man auf knallroten Fatboy-Kissen auf der Wiese lümmeln kann. Oder stilvoll zum „High Tea“ im Melrose House Café, das feinduftigen Dragon Pearl Jasmin Tea und dazu eine Etagere mit feiner Patisserie und Sandwiches serviert.
Wer daheim kochen möchte, kann sich über die ausgezeichnete Versorgungslage in Nelson freuen: Zu New World und Countdown kommt ein Fresh Choice mit gutem regionalen Sortiment und einer extravaganten musikalischen Beschallung, die dem Supermarkt sogar eine überregionale Auszeichnung eingebracht hat.
Wie es sich für eine Stadt am Meer gehört, gibt es natürlich auch gute Fischläden. Auf den Märkten am Samstag und Mittwoch findet man Biogemüse und -Obst, anständiges Brot, Honig, feines Olivenöl oder ausgezeichneten Käse – und nette Gespräche mit ambitionierten lokalen Produzenten als Beigabe dazu. Sowieso wird es einem in Nelson nicht schwerfallen, Kontakte zu knüpfen.
Vermutlich hilft es nichts und ihr wollt oder müsst langsam die nächste Reise-Etappe in Angriff nehmen. Dann lasst zum krönenden Abschluss noch einmal die Küche kalt: von indisch, japanisch und vietnamesisch über thailändisch und koreanisch bis hin zu pazifischer Fusion-Küche und einfach nur richtig guten Fish and Chips bietet die Restaurantszene in Nelson etwas für jeden Geschmack (und Geldbeutel).
Alternativ genießt ihr den letzten Sundowner im Boat Shed Café mit Blick auf Leuchtturm und Boulder Bank oder lasst die Kids noch einmal auf der Terrasse im Free House Pub springen. Verkostet dazu die leckeren hiesigen Craft Beers und plant im Geiste schon eure nächste Neuseelandreise – mit ausgiebigem Zwischenstopp in Nelson natürlich!
Mehr zur Autorin dieses Gastbeitrags: Doerthe kommt „eigentlich“ aus dem Ruhrgebiet und war 2000 das erste Mal in Neuseeland. Viele weitere Reisen sind gefolgt und 2017 konnte sie endlich ihren Traum realisieren, für längere Zeit in Neuseeland zu leben. Sie arbeitet hier für die Bildungsberatungsagentur Study Nelson, die Schulaufenthalte, Gap Years, Work & Travel, Praktika oder Familienauszeiten anbietet. Sie lebt – richtig! – in Nelson und kann die Stadt wirklich jedem wärmstens ans Herz legen.
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Ihr lasst mich immer ganz wehmütig werden mit den tollen Bildern und Texten!
Wenn’s dort nicht so teuer wäre… später mal :-)
LG