Neuseeland-Reise 2002

Gen Norden – trotz Dargaville

! Aktualisiert am 30. März 2022

WWW – oder: Wie war Waiwera am Morgen? Nicht schlecht, muss ich sagen. Wir frühstücken ganz rustikal im Freien und freuen uns über die pieksaubere Public Toilet, die praktischerweise am Straßenrand steht. Im Meer herrscht gerade Ebbe, aber das Watt gibt neben pittoresken Blicken auf einen dreieckigen Felsen nur kümmerliche Muscheln her.

Auf geht’s also, immer nach Norden! Zügig brausen wir über den Highway und sind uns ganz sicher, dass wir schon bald die berühmten uralten Kauri-Bäume bewundern werden. Vorher legen wir in Dargaville noch eine kurze Gedenkpause für das vom französischen Geheimdienst versenkte Greenpeace-Schiff “Rainbow Warrior” ein, dessen (originale?) Masten hier auf einem Hügel am Meer stehen. Nach zehn Rastplatzhühnern mit Schlaghosen, tausenden Kühen und Schafen und drei Straußen (!) hören wir auch mit dem Zählen von Tieren am Straßenrand auf.

Dargaville Rainbow WarriorAn einem unheimlich breiten Fluss, der sich als Meeresarm entpuppt, fahren wir stur geradeaus – noch 50 km, dann sind wir da. Haben wir gedacht. Nach ca. einer Stunde kommt uns die Straße verdächtig vor, der in weiser Voraussicht eingepackte Kompass zeigt seltsamerweise stetig nach Süden statt nach Norden. Wunderschöne Landschaften eröffnen sich beidseits der Straße und bieten ihre Schönheit feil – sogar für umsonst. Nach dem hundertsten Blick in die Straßenkarte schenken wir dem Kompass schließlich Glauben und erkennen die Tatsachen an: Wir haben uns mordsmäßig verfahren und müssen nicht nur wenden, sondern auch dringend tanken.

Stillschweigend geht es die 50 km zurück… und frischen Mutes nach Nun-doch-Norden weiter. Im “Trounson Kauri Park” ist es gespenstisch trüb und nieselig; wir ersteigen trotzdem den Lookout und sehen trotz der tiefen Wolken viel Wald. So wie hier sah früher mal ganz Neuseeland aus – nix mit grünen Hügeln und süßen Schafen! Irgendwo im Unterholz sitzen auch die letzten Kiwis. Dazu gibt es Kaffee, stilecht aus Instantpulver im Campervan gebraut.

Als nächstes kommt schon der DOC-Campingplatz “Trounson Kauri Park”, wo wir Bekanntschaft mit einem lustigen Vögelchen, dem Fantail, machen. Der fliegt immer vor einem her und tut dabei verletzt, um einen von seinem Nest wegzulocken.Wer also nicht ganz dumm ist, geht einfach in die entgegengesetzte Richtung und findet das Nest, oder? Bisher scheint die Evolution noch nicht so weit gekommen zu sein, dauert halt alles eine Weile.

Nach luxuriöser (heißer!) Dusche im Männerklo genießen wir ein Zwei-Gänge-Menü, mit dem wir dankbar den Tag der deutschen Einheit begehen, denn ohne Herrn Dr. Kohl wären wir heute tatsächlich nicht hier. Wir Mädels hoffen außerdem, dass wir nachts nicht aufs Klo müssen – denn hier soll die riesige, spatzengroße und natürlich naturgeschützte Puriri-Motte ihr Unwesen treiben, und wir alle wissen ja, dass sich Motten von erleuchteten Waschräumen magisch angezogen fühlen…

Jenny

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