! Aktualisiert am 21. März 2022
Mit Kindern im Hotel übernachten – das ist eigentlich gar nicht unser Ding. Wir buchen auch deshalb am liebsten Ferienwohnungen, weil wir das nachhaltiger finden. Von diesem einen, ganz besonderen und extrem nachhaltigen Hotel in Wien waren wir aber extrem hingerissen – hier werden wir definitiv Stammgäste!
[Offenlegung: Unsere Übernachtungen und das Frühstück wurden vom Boutiquehotel Stadthalle übernommen.]
Das Thema Nachhaltigkeit beim Reisen beschäftigt uns seit einiger Zeit zunehmend. Klar war daher, dass wir unser nächstes Reiseziel Wien mit dem Zug erreichen würden. War auch gar kein Problem. Nachhaltige Anreise: check!
-> Was wir in Wien alles gemacht haben, könnt ihr hier lesen.
Auch die Art der Unterkunft bei einem Städtetrip kann sich in puncto Nachhaltigkeit ziemlich unterscheiden. Weil Hotels oft viel Energie für überflüssigen Luxus verschwenden, wir am Frühstücksbuffet als Bio-Veganer* sowieso immer ein langes Gesicht ziehen und ich mich allein mit drei Kindern in schicken Stadt-Hotels zwischen Geschäftsreisenden nicht wohlfühle, entscheiden wir uns meist für eine Ferienwohnung.
Dort kann man sich (nachhaltig, günstig und mit Kindern praktisch) selbstversorgen, und wenn es eine – echte! – Airbnb-Wohnung ist, d. h. von echten Menschen bewohnt wird, nehmen wir auch niemandem kostbaren Wohnraum weg.
* Das heißt, wir essen Fleisch und Milchprodukte gern, aber nur, wenn sie bio sind. Sind sie das nicht, sind wir notgedrungen Veganer.
Update: Seit Januar 2020 sind wir Veganer. Und es macht Spaß!
Inhalt
Hotel statt Ferienwohnung: nur, wenn’s nachhaltiger ist
Und was ist nun so nachhaltig am Boutiquehotel Stadthalle? Einfach alles!
Wir staunten schon draußen vor der Tür. Nachdem wir die von Kletterpflanzen berankte, komplett grüne Fassade bewundert hatten, fingen wir an, die Zertifikate und Bio-Siegel zu zählen, die den Eingangsbereich pflastern – und gaben wieder auf.
Drinnen wurden wir von einer enorm warmherzigen Rezeptionistin begrüßt, die uns sofort das Gefühl gab, dass wir hier sehr willkommen waren. Auch wenn meine erschöpfte und nach der langen Zugfahrt etwas zerrupfte Kinderhorde mit mehreren Rucksäcken und Taschen den stylishen Empfangsbereich etwas verunzierte – ganz egal!
Hier beginnt schon das Nachhaltigkeitskonzept, das Eigentümerin Michaela Reitterer seit dem Jahr 2000 zielstrebig verfolgt und immer weiter ausbaut. Der Mensch steht immer im Zentrum – und menschliches Miteinander, freundlicher Service und nette Kleinigkeiten wie handschriftliche Grüße von den Reinigungsfrauen bestimmen im Boutiquehotel Stadthalle den Ton.
“Einen elektronischen Check-in wird es bei uns niemals geben”, versicherte man uns. Genauso selbstverständlich ist es, dass sich Gäste tagsüber im begrünten komplett zugewucherten Innenhof in der “konsumfreien Zone” nach Belieben aufhalten und entspannen können. Wer etwas trinken möchte, kann es gern an der Rezeption bestellen. Er (oder sie) kann aber auch das kostenfrei bereitstehende belebte Wasser und Obst genießen, oder bei größerem Hunger mitgebrachtes Essen vom Take-away verspeisen.
Haben wir sehr gern gemacht – denn nach einem langen Tag in Wien mit drei Kindern noch ein Restaurant zu suchen, darauf hatte ich nicht jeden Abend Lust.
Zumal es im Hotelgebäude so viel zu entdecken gab! Das fing schon mit dem Regal voller Topfpflanzen an. Die kann man als Gast sehr gern mit aufs Zimmer nehmen – falls man Lust hat, sich um etwas Grünes zu kümmern. Und falls man nicht ohnehin schon mit Blick auf den begrünten Innenhof oder die mit Lavendel bewachsene Dachterrasse aufwacht. Dort summen im Sommer Bienen, die für die Wiener City-Imkerei Honig machen.
In den Osterferien Ende April fanden meine begeisterten kleinen Naturforscher andere Tiere im Innenhof: Spatzen und Meisen tschilpten, winzige Mäuse huschten in der Dämmerung unter den Büschen umher. Ins Hotel selbst würden sie nicht gehen, versprach uns das Personal. Schade eigentlich, fanden meine Kids ;-)
Speziell die Teenager-Tochter zeigte sich begeistert vom DIY-Konzept. Das sorgt im ganzen Boutiquehotel Stadthalle für witzige Eyecatcher: Da bestehen Lampenschirme auf den zweiten Blick aus Drahtkleiderbügeln, die Garderobe sind alte Langlaufski und den Nachttisch bilden zwei dicke Stapel Bücher, die mit einem Gürtel festgezurrt wurden.
Die jüngste Weltwundertochter hat das Konzept der intelligenten Mehrfachnutzung direkt verstanden: Das “Bitte nicht stören”-Schild, das aus einem alten Buch mit Strick bestand, wurde von ihr als Handtasche umfunktioniert, mit der sie dann stilecht durch Wien flanierte.
Umweltschutz, durchdekliniert
Sind doch alles Kinkerlitzchen, sagt ihr? Moment. Das Boutiquehotel Stadthalle ist nicht umsonst als erstes Stadthotel DER WELT mit Null-Energie-Bilanz mit dem Umweltpreis der Stadt Wien, dem österreichischen und dem EU-Umweltzeichen und dem österreichischen Staatspreis für Tourismus ausgezeichnet worden – um nur einige der Awards zu nennen.
Das Passivhaus, das vor einigen Jahren zum ursprünglichen Haupthaus hinzukam, speist seinen gesamten Energiebedarf aus eigener Grundwasserwärmepumpe und Photovoltaikanlage. Das alte Haus aus der Jahrhundertwende wurde gründlich saniert – dafür nahm man vorsichtig die alten Weinranken von der Fassade ab und brachte sie nachher wieder an. Geht nicht gibt’s nicht!
Das Frühstücksbuffet ist nicht nur fantastisch vielseitig, sondern komplett bio – und die Reste vom Frühstück werden nicht weggeworfen, sondern vom Team verspeist. Eine Minibar sucht man in den Zimmern vergebens – der Wegfall spart 21 Tonnen CO2 im Jahr und lockt die Gäste aus ihren Zimmern, damit sie ihren Wein vielleicht lieber im grünen Innenhof trinken. Für die Toilettenspülung wird Brunnenwasser verwendet, und das Duschbad im Spender ist gleichzeitig Shampoo und natürlich bio.
Für Gäste, die ein Taxi brauchen, ruft man eines – und zwar ein Hybrid-Taxi. Wer mit dem Fahrrad anreist, kann es im hoteleigenen Fahrradraum abstellen, wo auch Steckdosen für E-Bikes warten, und bekommt dafür 10 Prozent Rabatt. Zugreisende wie wir übrigens auch!
Ein Hotel für Öko-Spinner? Nein, für die Zukunft!
Spätestens beim Bio-Frühstück hatten sie uns überzeugt: “Endlich können wir mal im Hotel Wurst essen, Mama!”, juchzte meine Große, stellte sich dann aber doch lieber ein Müsli zusammen. Da saß ich dann gemütlich draußen im Sonnenschein, trank mit gutem Gewissen meinen Fairtrade-Kaffee und schaute mich verstohlen um.
An den Tischen um uns herum saßen keine gebatikten Vollzeit-Ökos oder Hardcore-Veganer. Die allermeisten Gäste machten einen ganz normalen Eindruck – und sie hatten das Boutiquehotel Stadthalle nicht bewusst deshalb gebucht, weil es besonders nachhaltig ist. Das erzählte uns jedenfalls die Managerin: “Unser Nachhaltigkeitskonzept vermittelt sich auf einer zwischenmenschlichen Ebene. Die Gäste fühlen sich bei uns einfach sehr wohl. Wir haben viele Stammgäste, die gern wiederkommen.”
Dass das Frühstücksbuffet komplett bio ist, interessiere viele Gäste erstmal gar nicht. Aber weil es so lecker ist, merkt man sich ganz nebenbei, dass Bio eine gute Sache ist. Genauso ist es mit dem Upcycling: Anstatt mit dem Zaunpfahl darauf hinzuweisen, dass Ressourcen gespart werden müssen, zeigt das Boutiquehotel Stadthalle an jeder Ecke, was alles möglich ist.
“Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst von dieser Welt.”
Diesem Leitmotiv folgt das Boutiquehotel Stadthalle, und dem können wir eigentlich nichts hinzufügen!
Infos zum Boutiquehotel Stadthalle in Wien
Adresse: Hackengasse 20, 1150 Wien -> Zur Einkaufsmeile Mariahilfer Straße sind es nur ein paar Minuten zu Fuß. Gleich um die Ecke ist die Tram-Haltestelle Beingasse, wo z.B. die Tram Nr. 49 ins Stadtzentrum zum Volkstheater fährt. Und auch zum Westbahnhof mit U-Bahnstation ist es nicht weit (siehe unten). Restaurants direkt ums Eck gibt es kaum, wir haben aber fußläufig (ca. 10 Minuten) einige empfohlen bekommen. Für den schnellen Hunger könnt ihr im Billa-Supermarkt direkt gegenüber bis 19:30 Uhr einkaufen (bio gibt es dort allerdings kaum etwas).
Anfahrt: vom Hauptbahnhof mit der Tram Nr. 18 in Richtung Burggasse bis Westbahnhof oder Urban-Loritz-Platz, vom Westbahnhof kann man über die Felberstraße ca. 10 Minuten laufen.
Zimmer: Es gibt 79 Zimmer verschiedener Größe für 2 bis 3 Personen in mehreren Preisklassen, Familienzimmer für bis zu 4 Personen und barrierefreie Zimmer, etwa die Hälfte im neuen Passivhaus.
(Wir haben im “alten Haus” geschlafen, dort ist jedes Zimmer einzigartig gestaltet – wie ihr auf den Fotos seht. Die Zimmer im neuen Passivhaus sind alle gleich eingerichtet und eher schick.)
Buchung: am besten direkt über die Hotel-Website, oder über Booking.com* [Affiliate-Link: Wenn ihr das Hotel über diesen Link bucht, erhalten wir eine Provision.]
- Auch Lena war mit ihrer Familie im Boutiquehotel Stadthalle und fand es prima.
- Tipps für eine nachhaltige Wien-Reise findet ihr auf Utopia.
- Sollte das Boutiquehotel Stadthalle mal ausgebucht sein (und das ist es oft!): Nadine von Planet Hibbel hat im Magdas Hotel* übernachtet, das ebenfalls ein sehr nachhaltiges Konzept verfolgt.
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“…gebatikten Vollzeit-Ökos…” ;) Haha. Das habe ich heute auch zum ersten Mal gelesen. Aber Spaß bei Seite. Warum war ich eigentlich noch nie in Wien? Wahrscheinlich, weil ich noch auf diesen Artikel und dieses Hotel gewartet habe. Fantastisch. Davon bitte noch ganz, ganz viele. Danke für den Beitrag. Hoffentlich lesen den sehr viele.
Hui, das merke ich mir. Für den Fall, dass hier mal irgendwann Städtereisen auf dem Plan stehen. :-) LG Andrea
Wien ist ja für Fotografen wie dich ein Traum – und für Teenies finden sich hier reichlich Gelegenheiten zum Shopping ;-) Also ab mit euch!
LG
Jenny
Liebe Jenny, das ist mit Hund nicht möglich. ;-) Das müssen wir also noch ein wenig verschieben. Somit wird es dieses Jahr für uns als Dreierteam wieder “nur” Ostsee sein, das Töchterchen war schon in Paris und fährt noch nach Schottland. Damit ist das Reisebudget dann auch schon hoffnungslos überzogen. *lach* LG
Liebe Andrea, tatsächlich gehört zum Boutiquehotel eine Pension (liegt gleich daneben), in der man auch mit Hund übernachten kann :-)
Oh ja, an das Boutique-Hotel denke ich immer wieder gern zurück! Dafür, dass es wirklich eins fürs gute Gewissen ist, ist es halt auch einfach richtig, richtig schön und das Frühstück echt lecker.