! Aktualisiert am 21. September 2020
“Guten Morgen, Berlin, du kannst so hässlich sein”, singen Seeed in ihrer Liebeserklärung an Berlin. Stimmt gar nicht – die graue Asphaltwüste ist überraschend grün. Am östlichen Stadtrand fand im Sommer 2017 die Internationale Gartenschau IGA statt – dort liegen die “Gärten der Welt”, eine grüne Oase. Wir haben uns mal umgeschaut.
Die “Gärten der Welt” in Marzahn
Warum um Himmels willen sollte man einen Ausflug nach Marzahn machen? Na deshalb: Hinter den endlosen Reihen von Plattenbauten wartet tief im Berliner Osten ein wunderschöner, riesiger Park. Die “Gärten der Welt” gibt es schon seit 2000 (der Park wurde bereits 1987 angelegt).
Der Clou, der uns vor einigen Jahren schon mal herlockte: Das riesige Parkgelände besteht nicht nur aus Wiesen, Bäumen, Rosengärten und Spielplätzen, sondern auch aus mehreren Gärten, die aus sehr unterschiedlichen Kulturen stammen.
Der Chinesische Garten mit seinem Teepavillon strahlt Ruhe und Frieden aus, der Koreanische Steingarten wirkt auf unsere europäischen Augen erstmal gar nicht gartenartig. Der Orientalische Garten sieht wie eine kleine Kopie der Alhambra im spanischen Granada aus und im Balinesischen Garten ist es auch im frösteligen Berliner November immer treibhauskuschelig warm.
Dann gibt es noch einen Japanischen Garten mit den typischen geharkten Kieseln und Bonsai-Bäumchen, einen Italienischen Garten mit Renaissance-Liebeslaube und neuerdings auch einen Englischen Garten, der wie ein lauschiges Cottage wirken soll und komplett mit Porträt der Queen kommt.
Ach ja, und einen Christlichen Garten – mit sehr fotogenen Laubengängen, die auch wir Atheisten einladend fanden ;-)
Das alles ist spannend, interkulturell bildend und weckt Reiselust bei allen, die nicht mal eben fix nach Bali, China oder Marokko fahren können – und für die Glücklichen, die dort schon waren, bietet es viele schöne Reise-Erinnerungen.
Unsere Kids waren natürlich wesentlich mehr interessiert am Kurzweil-Programm, das die Gärten der Welt reichlich bieten: Angefangen beim Hecken-Labyrinth, in dem wir uns heillos und lange verliefen (es gibt keinen Plan und keinen Notfall-Ausgang, also behaltet eure Kinder im Auge!), über den Märchenwald, in dem viele bekannte deutsche Märchen als Figuren-Ensembles dargestellt sind und erraten werden wollen, bis zu den diversen Spielplätzen und den großen Wiesen, auf denen es sich herrlich herumrennen lässt.
In den Gärten der Welt kann man locker einen ganzen Tag herumbringen. Ein Laufrad oder ein Roller sowie natürlich reichlich Verpflegung sind eine sehr gute Idee.
Die IGA kommt nach Berlin-Marzahn!
Am 13. April 2017 erfuhren die Gärten der Welt, bisher eher ein Geheimtipp für Einheimische, ein bombastisches Upgrade. Als “Austragungsort” der IGA 2917, der Internationalen Gartenausstellung, wurden sie mit einer ganzen Reihe von publikumswirksamen Extras ausgestattet.
Fünf Jahre Planung und drei Jahre Bauzeit haben sich wirklich gelohnt, stellten wir beim Vergleichs-Besuch fest. Zu den Gärten der Welt kamen der Kienberg und das Wuhletal hinzu. Entstanden ist ein Ausstellungsgelände von mehr als 100 Hektar, auf dem man reichlich zu sehen bekommt – wenn man gut zu Fuß ist.
IGA Berlin 2017 mit Kindern? Geht!
Größter Blickfang und gleichzeitig Start und Ende des IGA-Besuchs für die meisten ist die Seilbahn. Die spannt sich auf 1,5 km Länge einmal quer über das Gartengelände und ist eine deutliche Erleichterung für den Fußmarsch.
Wie im Skiurlaub fühlten wir uns, als wir von oben auf die “Skyline” von Marzahn blickten – nur dass wir statt Schnee und Gemsen dichten Wald, gewundene Spazierwege und einige dunkelbraune IGA-Kühe erspähten. Die leben zusammen mit ein paar Schafen und Pferden, allesamt Angehörige bedrohter Haustierrassen, im ARCHE-Park. Auch nach der IGA sollen sie weiterhin für die nicht-elektrische Landschaftspflege in den Gärten der Welt sorgen.
Oben auf dem 102 Meter hohen Kienberg angekommen, kann man entweder in der Seilbahn sitzenbleiben und weiter ans andere Ende des IGA-Geländes fahren, wo der Großteil der neuen Ausstellungen liegt.
Oder man steigt hier oben aus und klettert auf 97 Stufen (oder halt per Aufzug) noch 30 Meter höher – wo man vom futuristischen Wolkenhain-Turm eine fantastische Aussicht hat. Ganz hinten piekste sogar der Fernsehturm aus dem Häusermeer von Berlin.
Direkt am Fuß des Wolkenhains wartet eine Attraktion, für die man nicht zu spät kommen sollte – lernten wir, als wir die laaange Warteschlange an der Natur-Bobbahn erblickten. Diese Sommerrodelbahn ist bei den Kids deshalb so beliebt, weil man hier in (fast) echten Renn-Bobs einzeln oder zu zweit mit bis zu 40 Sachen 500 Meter den Kienberg hinunterrasen kann. Die Erwachsenen (und die Schisser) erfreuen sich anschließend am Panorama-Kreisel, der die Bobs wieder nach oben zum Start trägt und eine tolle Aussicht auf das IGA-Gelände erlaubt.
Zugegeben: Die für uns Familien eindeutig größte Attraktion waren nicht die 35.000 angepflanzten Sträucher, 6.000 R0sen und 300.000 Blumen, es waren auch nicht die drei Blumenhallen (obwohl wir dort in den “Klettergärten der Welt” auch viel Spaß beim Fake-Selfie-Schießen an gefährlichen Kletterfelsen hatten).
Nicht einmal die komplett neu gestalteten internationalen Gartenkabinette haben es uns sonderlich angetan – im Gegensatz zu den “alten” Gärten der Welt haben es die Landschafts- und Gartenkünstler aus Chile, Thailand oder Südafrika hier wirklich zu gut gemeint mit der Kunst, fanden wir. Allzu “gartenartig” sah es in den Installationen jedenfalls nicht aus.
Und auch die Wassergärten “Promenade Aquatica” ließ uns ratlos zurück: Warum musste man denn hier das Wasser so streng in Betonform präsentieren?
Der größte Hit für unsere Kids – und damit irgendwie auch für uns – waren die neuen Spielplätze auf der IGA. Da hat sich wirklich mal jemand Gedanken gemacht!
Die Spielplätze auf dem IGA-Gelände stehen im Vermächtnis eines unserer liebsten deutschen Kinderbuchautoren: “Konrad reitet in die Südsee” heißt das Thema, und Der 35. Mai* ist das zugehörige Kinderbuch von Erich Kästner (geboren und aufgewachsen in unserer Heimatstadt Dresden, gar nicht weit von unserem Haus).
Auf Berlins größtem Wasserspielplatz findet man den zugehörigen Urwald-Wal, der nur aus Versehen im Wasser lebt und in einer riesigen Planschbecken- und Kletteranlage liegt. Unterhalb des Wolkenhains auf dem Kienberg kletterten wir auf polynesischen Riesenameisen herum und die Kletteranlage am Haupteingang am Kienberg unter dem Motto “Konrad in Elektropolis” entdeckten wir leider erst viel zu spät.
Das lustige Pferd, das am Rand jedes Spielplatzes steht und ein winziges Bisschen zu groß ist, als dass man es als Kind wirklich besteigen kann, ist das Zirkus-Pferd Negro Caballo aus dem Buch. Das müssen wir jetzt unbedingt mal lesen!
Nach der IGA Berlin 2017: Was wird bleiben?
Am 15. Oktober schließt die IGA Berlin 2017 ihre Pforten.
Die Gärten der Welt gab es schon lange vorher und es wird sie auch weiterhin geben; sogar auf fast doppelt so großer Fläche wie vorher, inklusive Wassergärten, einer neuen Tropenhalle und den internationalen Gartenkabinetten. Erhalten bleibt neben den drei neuen Spielplätzen auch die Seilbahn (voraussichtlich erst einmal für drei Jahre, optional auch für 20 Jahre – wir sind gespannt!) und der Wolkenhain.
Der neu entstandene Kienbergpark wird ebenfalls bleiben; als frei zugänglicher Park ohne Eintritt. Mitsamt den vier Kühen, sechs Schafen und vier Pferden aus dem ARCHE-Park ;-)
Ein Besuch der Gärten der Welt lohnt sich also auch nach dem Ende der IGA Berlin 2017 auf jeden Fall – traut euch nach Marzahn, Leute!
So besucht ihr die Gärten der Welt in Berlin
Eingang zur IGA: U-Bahnhof U5 Am Kienberg (hieß früher “Neue Grottkauer Straße”). Wer mit dem Auto kommt, muss am anderen Ende beim Eingang zu den Gärten der Welt reingehen, dort fährt der Shuttlebus vom IGA-Parkplatz an der L33 hin.
Eingang zu den Gärten der Welt: am Blumberger Damm (S7 Mehrower Allee, dann Bus X69 bis Haltestelle “Kienbergstr./Gärten der Welt”, im Winter hier nur an Wochenenden!) oder (nach der IGA) an der Eisenacher Straße (Bus 195 bis Haltestelle “Gärten der Welt”)
Eintritt: Für die IGA: 20 Euro für Erwachsene, 5 Euro für Kinder ab 7 Jahren; es gibt leider keine Familienkarten.
Für die Gärten der Welt (nach dem 15. Oktober): 5 Euro für Erwachsene, 1,50 Euro für Kinder von 6 bis 14 Jahren
Öffnungszeiten: Die Parks sind von 9 bis 19 Uhr geöffnet.
Seilbahn: Die Seilbahn kann an jeder Station frei bestiegen werden, es können sich allerdings lange Warteschlangen bilden. In jede Gondel passen bis zu 10 Passagiere, auch Kinderwagen dürfen mitgenommen werden.
Essen: findet ihr an vielen Ständen und in den Themenrestaurants auf dem IGA-Gelände, auch in den Gärten der Welt gibt es diverse Imbisse. Eigenes Picknick schont aber definitiv den Geldbeutel und ist sowieso gesünder.
Toiletten: Saubere, schöne und kostenlose Anlagen gibt es auf dem gesamten Gelände, allerdings sind sie nicht so dicht gestreut wie in Japan – mit Kleinkindern solltet ihr eure Pipi-Abstecher vorsorglich machen.
Natur-Bobbahn: Die Tickets kosten 3 Euro extra (2 Euro für Kinder) und können nur direkt an der Kasse gekauft werden. Kinder ab 10 Jahren und 1,30 m dürfen allein fahren, Kleinere ab 4 Jahren auf dem Schoß von Mama oder Papa. Achtung, der Gurt schneidet bei den Kindern am Bauch ziemlich schmerzhaft ein, wenn ihr richtig schnell fahrt! Die Rodelbahn öffnet um 10 Uhr und lässt punkt 18 Uhr die letzten Fahrer ein, seid also rechtzeitig da.
Wart ihr schon auf der IGA Berlin 2017 oder in den Gärten der Welt? Wie hat es euch gefallen?
-> Mehr zum Thema “Parks in Berlin” (und da gibt es noch viel mehr zu erzählen!) findet ihr auf dem Blog von Gela, Berliner Pflanze und Mama eines sehr netten coolen Sohnes.
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