! Aktualisiert am 26. Oktober 2023
Västervik, die Perle der schwedischen Ostküste, stand natürlich auch auf der To-do-Liste für unseren Familienurlaub in Småland. Die Stadt ist ein beliebtes Reiseziel für schwedische Familien, denn sie liegt mitten in den Schären und damit in einem regelrechten Schweden-Idyll. Am Ende wäre unsere Bootstour in Västervik aber beinahe gewaltig ins Wasser gefallen!
Von unserem Ferienhaus in Sävsjö war es ein ordentliches Stück Strecke bis an die Ostküste Smalands – 150 Kilometer mussten wir fahren, was bei einem Tempolimit von 90 km/h auf eine Anfahrt von gut zwei Stunden hinauslief. Hätte uns nicht Västervik Framåt zu diesem Besuch eingeladen, hätten wir uns so einen Roadtrip dreimal überlegt – aber bereut haben wir ihn nicht.
Lohnt sich ein Ausflug mit Kids nach Västervik?
Västervik selbst ist ein schnuckeliges Städtchen mit einem sehr fotogenen Altstadt-Kern voller kleiner Cafés und Boutiquen, einem netten kleinen Hafen mit weiteren Cafés und zwei berühmten Einwohnern: Hier wurde nicht nur der Tennisspieler Stefan Edberg geboren, sondern vor allem Björn Ulvaeus, bekannt für seine aparte Frisur und die noch aparteren Glitzer-Hosenanzüge, die er als Mitglied der Band ABBA trug (wie er wohl heute aussieht?).
Leider sieht man von beiden heute nichts mehr, und das Hotel, das Björn gerade am Hafen errichten lässt, wird den Freizeitwert der Stadt wohl auch nicht erhöhen. Es gibt eine niedliche kleine Kirche, ein ebenso niedliches Rathaus, das heute die Tourist-Information beherbergt, einen 10 Meter hohen Aussichtsturm (den Unos Torn) und … die Schären.
Västervik liegt auf einer Halbinsel, die in die Ostsee hineinragt, gerade noch in Småland und ist eine von nur drei Küstenstädten in dieser Provinz. Die vielen vorgelagerten Inseln vor der Stadt machen sie zu einem beliebten Ausflugs- und Sommerurlaubsziel für schwedische Familien. Ein anderer Name für die Gemeinde Västervik ist Tjust – daher ist das der “Tjust skärgård”, der quasi eine kleine (aber schöne!) Kopie des Stockholmer Schärengartens darstellt.
Anders als die Inseln vor Stockholm sind diese hier nicht mit den Sommerhäusern von Städtern vollgestopft, sondern großteils unbewohnt – hier kann man noch ganz klassisch mit Astrid Lindgren “Ferien auf Saltkrokan” machen.
Schären-Familientipp: Bootstour nach Hasselö
Viel schöner und für Familien vor allem spannender als Västervik selbst ist das Umland der kleinen Küstenstadt. Mit der Fähre gelangt man nämlich in wenigen Minuten auf diverse vorgelagerte Inseln – der etwa 70 Kilometer lange Tjuster Schärengarten vor Västerviks Küste besteht aus tausenden (!) kleinen und größeren Inselchen, von denen einige nur ein paar windschiefe Kiefern beherbergen, andere kleine Gemeinden.
Wir hatten uns eine Schären-Bootstour zur größten Insel Hasselö ausgesucht, zu der wir auf der Schaluppe MS Freden etwa eine Stunde über die sonnenbeschienene Ostsee brauchten – genug Zeit für die Kids, sich kräftig durchwehen zu lassen und für uns, um bei einem Kaffee (in Schweden ist immer Zeit für eine “fika”) eifrig Ausschau zu halten.
Denn so klein die Inseln aus rundgeschliffenen Felsen auch sind – hier treiben sich angeblich auch ausgewachsene Elche herum, die wir alle so gern mal in freier Natur (und bitte nicht auf der Straße) sehen wollten. Von Insel zu Insel gelangen die sanften Riesen – schwimmend!
Auf Hasselö kamen wir zusammen mit einer dicken Regenwolke an, vor der wir gerade rechtzeitig in den Pavillon des winzigen Insel-Cafés “Sandkorn” schlüpfen konnten. Sommer in Smaland fühlt sich an wie Frühling in Neuseeland: vier Jahreszeiten an einem Tag erlebt man da locker, was den Vorteil hat, dass selbst die schlimmsten Regengüsse nach fünf Minuten vorbei und vergessen sind. (Bis zum nächsten Regenguss, der nicht lange auf sich warten lässt.)
Gestärkt mit geräuchertem Lachs, schwedischem Kartoffelsalat und ein paar Scheiben selbst geschossenen Rentiers (lecker und bio!), machten wir uns im strahlenden Sonnenschein auf zur Inselerkundung – bequem per Quadbike, das von Tomas Liew, dem wahrscheinlich ältesten Bewohner Hasselös gesteuert wurde, der uns während der rasanten Fahrt über Stock und Stein viel über seine Heimat erzählte.
Die ist nicht groß: Auf dem autofreien Hasselö (wo es immerhin eine geschotterte Straße und demnächst angeblich WiFi gibt) leben aktuell gerade einmal 35 Menschen, für die es genau einen Inselladen, ein Café und ein Restaurant gibt. Auf seine Abmessungen von 9 x 4 km kommt Hasselö nur, weil es per Brücke mit der Nachbarinsel Sladö, einem Naturschutzgebiet, verbunden ist.
Plus ca. 400 Sommerferiengäste, für die ein Hostel im alten Schulhaus und einige der bildhübschen roten Holzhäuschen als “stugas” bereitstehen – und zu denen ich sehr, sehr gern auch einmal zählen möchte. Wir kamen uns wie in einem Bullerbü-Filmset vor, oder in einem Werbevideo des schwedischen Tourismusverbands. Träumchen!
Gut zu wissen: Für die Schären-Bootstour von Västervik nach Hasselö zahlt ihr 110 SEK, Kinder kosten 60 SEK. Wer die Abfahrt der letzten Fähre am Nachmittag verpasst, kann für wesentlich mehr Geld mit dem Taxiboot zurückfahren – oder spontan bleiben.
Als Tagesgäste hieß es für uns leider allzubald wieder: zurück aufs Festland. Wer sich vom Schären-Feeling nicht lösen kann, dem bietet das riesige Västervik Resort Lysingsbadet, ein typisch schwedischer Familien-Campingplatz mit Sandstrand und großem Hallenbad, nochmal die Gelegenheit zum Schären-Hopping zu Fuß: Die kleinen Felseninseln sind hier mit Fußgängerbrücken verbunden und machen einen Aufenthalt auf dem Campingplatz sicher sehr nett.
Praktisch: Die Fähre nach Hasselö legt auch einen Zwischenstopp direkt am Campingplatz Lysingsbadet ein. Wir spazierten hier gerade noch sehnsüchtig seufzend ein wenig herum – als es plötzlich dramatisch wurde!!
Drama im Schärengarten: Seenotrettung in letzter Sekunde!
Die kleine Weltwundertochter hatte ihrem Plüsch-Tiger von einer Brücke aus die Ostsee gezeigt, und der war offenbar, nachdem er schon stundenlang sehnsüchtig über die Reling der MS Freden gelinst hatte, kurz entschlossen hineingesprungen. Das Kind brüllte, die große Schwester kreischte, der Tiger trieb langsam mit der Strömung hinaus aufs Meer…
… und die Weltwundermutter zögerte nicht: Beherzt schälte sie sich aus Jeans und Socken und sprang in die Ostsee! Okay, das Meer war an dieser Stelle ziemlich flach, aber doch so tief, dass ich bis zur Hüfte hineinmusste, um den tapfer schwimmenden Tiger mit einem langen Stock zu erreichen.
Pitschnass standen wir dann beide am Ufer und fühlten uns wie Könige; der Tiger, weil er gezeigt hatte, wie mutig er ist, und ich, weil ich als Schwimm-Muffel eine heldenhafte Seenotrettung geschafft hatte. (Die Lobpreisungen der Reisegefährten gingen auch runter wie Öl… und halfen mir über die etwas unangenehme Rückfahrt mit nasser Unterwäsche hinweg.)
Wenn ihr im Sommerurlaub in Smaland in Västerviks Schärengarten unterwegs seid, dann haltet also Ausschau nach schwimmenden Elchen, fahrt unbedingt nach Hasselö – und haltet eure Plüschtiere fest!
Mehr Tipps und wunderschöne Eindrücke vom Schärengarten vor Västervik findet ihr auf dem ViermalFernweh-Blog.
Und hier ist noch ein schickes Bild zum Merken auf Pinterest:
Unser Ausflug nach Västervik und Hasselö erfolgte auf Einladung von VästervikFramåt, NOVASOL und TT Line. Auto gefahren und ins Wasser gesprungen sind wir selbst ;-)
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[…] Extra Tipp: Bei Jenny von den Weltwunderern, mit deren Familie wir in Småland unterwegs waren, gibt es einen informativen Artikel über die Schären von Västervik. […]
Wir waren gerade in Västervik und tatsächlich findet man ja kaum Infos über die Schäden dort. So dass man förmlich über Euren Blog stolpert. Schön geschrieben. Kann alles bestätigen. Wobei Västervik bei strahlendem Sonnenschein sehr gut gefallen hat.
Hallo liebe Weltwunderer,
vielen Dank für diesen informativen und ausführlichen Artikel!
Wir kennen Stockholm und Umgebung sehr gut und haben Schweden und seine Menschen so richtig in unser Herz geschlossen.
Die Gegend um Västervik kennen wir noch nicht – ihr habt uns neugierig gemacht. Wird definitiv eines unserer nächsten Ziele sein!
Tolle Webseite – besonders die detaillierten Tipps sind sehr hilfreich.
Viele Grüße
Sandra
[…] Rettung eines Tigers in den Schären von Västervik […]
Respekt, Du großartige Tigerretterin. Deine Tochter wird Dir hoffentlich ewig dankbar sein. ;-)
Das Café auf Hasselö ist ja knuffig, dafür liebe ich die Schweden mit ihrer Kaffeekultur.
Wenn ich diese schönen Fotos sehe, dann befällt mich akutes Schwedenfernweh, hachz.
Hej hej und vielen Dank fürs Verlinken. Ines