Heute mal ein Eintrag in eigener Sache ;-) Am 8. März ist Internationaler Frauentag und der wird spätestens seit 1990 nicht mehr mit Lobpreisungen des Sozialismus und Plastiknelken begangen, sondern ist ein schöner Anlass, mal wieder die Lage “der Frau” in der Gesellschaft zu hinterfragen. Neuseeland steht dabei gar nicht mal schlecht da – oder?
Obwohl der Frauentag an sich in Neuseeland noch nicht allzu viel Tradition hat (zum Vergleich: in Deutschland wird er seit 1911 gefeiert), steht das Land in Bezug auf Frauenrechte glänzend da: Frauen erhielten hier bereits 1893 und damit weltweit als erste das aktive Wahlrecht; und da war Neuseeland noch nicht einmal ein eigenständiger Staat.
Auch was ihre Teilhabe an der politischen und wirtschaftlichen Macht betrifft, geht es Neuseelands Frauen im Weltvergleich hervorragend: Bis vor ein paar Jahren stellten Frauen sowohl den Regierungsvorsitz (Helen Clark), die Oppositionsführung (Jenny Shipley), das Bundesrichteramt (Sian Elias), das Generalgouvernement und damit die Stellvertretung der Englischen Königin (!) (Silvia Cartwright) und den Vorsitz des größten Konzerns (Theresa Gattung, Chefin von Telstra).
Ein Vergleich der OECD rückte die Gleichberechtigung im Arbeitsleben in Neuseeland an die Weltspitze; Deutschland schneidet in dieser Grafik eher mau ab.
Alles tutti paletti also?
Mitnichten. Das Einkommen von Frauen ist statistisch immer noch ca. 12 Prozent niedriger als das von Männern, es mangelt an Kindergartenplätzen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und von Luxus wie drei Jahren Elternzeit oder ein Jahr Elterngeld können neuseeländische Frauen nur träumen. Auch Minderheiten-Angehörige wie Maori-Frauen, aber auch behinderte, alte und alleinerziehende Frauen, haben es nach den Sozialreformen der letzten Jahre nicht leicht.
Es wird noch schlimmer: Im OECD-Vergleich steht Neuseeland in den Kategorien Teenager-Schwangerschaften, Kindesmissbrauch und Alleinerziehenden-Familien auf Platz drei (!). Ein Viertel aller Mädchen erlebt vor seinem 16. Geburtstag sexuelle Gewalt. Nur 9 Prozent aller Vergewaltigungen werden angezeigt und nur 13 Prozent von diesen Anzeigen führen zu einer Verurteilung. Nach UN-Daten aus dem Jahr 2002 stand Neuseeland auf Platz 1, was den Anteil der Bevölkerung betraf, der schon einmal vergewaltigt worden war (und was typischerweise Frauen sind)! Deutschland taucht in diesem Vergleich nicht einmal unter den ersten 20 Plätzen auf.
Es hilft nichts, Mädels: Wir müssen uns weiter darum bemühen, dass unsere Töchter (und Söhne!) in einer gleichberechtigten Gesellschaft aufwachsen können. In Deutschland genauso wie in Neuseeland!
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Da hast Du recht! Wenn man sich aber überlegt, wie lange in Europa/Deutschland schon darum gekämpft (nicht nur bemüht) wird, sind die Ergebnisse eher schäbig im Vergleich zu Neuseeland. Das Frauen-Einkommen dürfte hierzulande auch um die 10% unter dem der Männer liegen, die Elternzeiten-/Kiga-Regeln hätten wir bestimmt auch (noch) nicht, wenn nicht die Angst um die ‘aussterbenden Deutschen’ so groß wäre hierzulande (es geht doch bei beidem ausschließlich darum, wieder mehr Kinder zu bekommen!) und den allermeisten ‘behinderten, alten und alleinerziehenden’ hierzulande geht es auch nicht gerade rosig!
Daß Deutschland bei allem, was Mißhandlungen im weitesten Sinne betrifft, relativ ‘gut’ da steht, ist wohl eher auf das hier übliche ‘Totschweigen’ zurückzuführen, denn auf reale Zahlen! Noch vor 40 Jahren wurden Kinder auch hier dafür mit Einweisung in Erziehungsheime bestraft und die Missetäter gingen straffrei aus. Das hat sich heute geändert, aber trotzdem wird in vielen Fällen (besonders bei Fällen innerhalb der Familie) einfach nicht darüber gesprochen. Nichtsdestotrotz sind solche Zahlen, wo auch immer sie herkommen, mehr als entsetzlich!