! Aktualisiert am 21. Juni 2020
Den klassischen Zeitpunkt für eine Neuseeland-Auszeit mit Kindern hatten Sandra und Wolfgang verpasst: Für eine Elternzeit-Reise waren ihre drei Kinder schon viel zu groß. Wie sie ihre drei Monate Familien-Auszeit in Neuseeland mit einem Teenager und zwei “Tweenies” gestaltet haben, erzählt uns Sandra im Interview.
Weltwunderer: Liebe Sandra, stell uns doch bitte zuerst kurz eure Familie vor: Wer seid ihr?
Sandra: Wir sind Sandra, Wolfgang und die Kinder Yannik (23 Jahre), Patrick (20 Jahre) und Lilly (14 Jahre). Wir wollten schon immer mal längere Zeit im Ausland verbringen, und Neuseeland war eine naheliegende Wahl für uns, da wir schon eine Verbindung zu dem Land haben.
WW: Ihr wart also schon einmal in Neuseeland gewesen; wahrscheinlich vor den Kindern?
Sandra: Nein, unser Sohn Patrick war 2014 für sechs Monate zum Schulaustausch in Neuseeland. Er hatte sich gegen Kanada und für Neuseeland entschieden, wegen der Natur und dem Schulsystem – unter anderem, weil es hier das Fach „Outdoor Education“ gibt. Er hat die Schulzeit sehr genossen – die offene, selbständige Lernweise, die Teamarbeit, das fast freundschaftliche Verhältnis zu den Lehrern. Er hat auch viele Freundschaften geschlossen, die immer noch sehr eng sind. Sein größtes Highlight war es, mit der Fußballmannschaft seiner Schule an einem nationalen Turnier teilzunehmen.
Ich war so begeistert von Patricks Erlebnissen, dass ich mich daraufhin bei Study Nelson als Beraterin für Schulaufenthalte in Neuseeland beworben habe. Seit 2015 bin ich als freie Mitarbeiterin im Raum Hessen/Südwest Deutschland tätig. Im selben Jahr war ich für vier Wochen in Neuseeland und habe eine Schülergruppe begleitet, Schulen besucht und Schulungen im Study Nelson Office erhalten.
WW: Jetzt ist mir klar, warum ihr eure Familien-Auszeit in Neuseeland machen wolltet. Wie viel Vorbereitung war denn für euch nötig?
Sandra: Wir hatten Jahresurlaub und Überstunden für drei Monate Auszeit angespart. Für die Planung, wo und wie lange wir bleiben möchten, haben wir sechs Monate gebraucht. Weil unser ältester Sohn Yannik ein knapp viermonatiges Praktikum bei einem Touristik-/Busunternehmen in Wellington gemacht hat (das übrigens auch vom Auszeit-Team von Study Nelson organisiert wurde), haben wir uns öfters an verschiedenen Orten in Neuseeland getroffen.
Das musste geplant werden – genauso wie der Schulbesuch von Lilly (der etwas komplizierter wurde als geplant) und das Work and Travel Visa für Patrick.
WW: Wie hat euch Study Nelson dabei geholfen?
Sandra: Wir haben über Study Nelson ein ganz tolles Haus in Nelson gemietet, Versicherungen und Visa abgeschlossen, hatten Hilfe beim Autokauf und haben noch viele andere wertvolle Tipps erhalten. Über das Auszeit-Team haben wir unseren dreiwöchigen Sprachkurs gebucht.
Study Nelson ist einfach super vernetzt in Neuseeland. Sie haben sogar eine eigene Reiseabteilung („NZ direct“), die bei Rundreisen oder Unterkünften unterstützen.
Ohne Study Nelson hätten wir einiges mehr an Vorbereitung benötigt und hätten vieles nicht so intensiv erlebt. Ganz zu schweigen von der Geldersparnis! Dank Study Nelson haben wir zum Beispiel knapp 500 Euro Miete pro Monat gespart.
WW: Schule, Praktikum, Rundreise – das klingt nach ordentlichem Programm!?
Sandra: Die ersten zwei Monate (Mitte Oktober bis Mitte Dezember 2017) unserer Familien-Auszeit haben wir in einem wunderschönen Haus in Nelson gewohnt. Unsere 13-jährige Tochter hat in dieser Zeit in Nelson die „intermediate school“ besucht. Wolfgang und ich sind drei Wochen in die Sprachschule gegangen und haben uns dann ehrenamtlich im „Nelson Community Center“ engagiert.
Nach zwei Monaten in Nelson sind wir mit unserem Auto einen Monat durchs Land gereist. Dabei haben uns Lilly und Patrick begleitet, Yannik haben wir zwischendurch immer wieder getroffen. Weihnachten haben wir auf Coromandel alle zusammen gefeiert.
Patrick hat dann ab Mitte Januar noch drei Monate bei seinem Freund in der Golden Bay gewohnt und auf einer Kiwiplantage gearbeitet.
WW: Urlaub in Neuseeland ist ja etwas ganz anderes, als dort längere Zeit zu leben – oder?
Sandra: Ja, es ist ganz anders als bei einem zwei- oder dreiwöchigen Urlaub. Man hetzt nicht von einem Highlight zum nächsten. Man kann es lockerer angehen, spontaner sein und im Alltag einfach mal „entschleunigen“. So konnten wir super ins neuseeländische Leben eintauchen.
Wir haben die Gegend um Nelson erkundet, den Abel Tasman National Park durchwandert, die Nelson Lakes besucht und sind Richtung Marlborough Sounds gefahren. Rund um Nelson liegen gleich drei Nationalparks! Nachmittags haben wir Lilly öfter direkt von der Schule abgeholt und sind mit ihr an den Strand gefahren.
Durch den Schulaufenthalt von Patrick hatten wir gute Verbindungen nach Takaka in der Golden Bay, das haben wir öfters für einen Wochenendbesuch bei Freunden genutzt – und Wolfgang hat einen Segelkurs gemacht.
WW: Was hat euch am Leben in Neuseeland am besten gefallen?
Sandra: Die unbeschreiblich schöne Natur und die tollen Nationalparks zum Erkunden. Das Leben ist nicht so hektisch wie in Deutschland, der Lifestyle der Neuseeländer und vor allem das tolle, nicht so akademische Schulsystem wie in Deutschland, wo der Teamgeist und die Stärken der SchülerInnen gefördert werden.
WW: Eure Kinder sind ja schon etwas größer; was haben sie aus ihrer Zeit in Neuseeland mitgenommen?
Sandra: Unser Ältester, Yannik, hat sich bei seinem Praktikum sehr wohl gefühlt. Er wurde schnell in das Team integriert und durfte zum Beispiel ein internationales Cricket-Turnier mitorganisieren. Er hat angeboten bekommen, nach seinem Studium dort zu arbeiten und denkt zumindest darüber nach. Nächstes Frühjahr macht er seinen Bachelor in Geografie und danach sieht er weiter…
Patrick hatte nach unserer Abreise noch sehr intensive drei Monate in Neuseeland. Zum Jahreswechsel war er mit seinen Freunden auf einem Festival und konnte dann auf einer Kiwiplantage arbeiten. Er hat sich einen Job im Freien gesucht, da er sehr naturverbunden ist. Jetzt fängt er in Deutschland ein Biologiestudium an.
Lilly, damals erst 13, ist viel selbständiger geworden – sie musste sich als „Neuling“ in einem ganz anderen Schulsystem behaupten und wegen ihrer erst zweijährigen Englischkenntnisse viele Sprachbarrieren überwinden. Zum Ende des Terms hatte sie schon Freundschaften geschlossen. Aber die zwei Monate in Nelson waren zu kurz, um diese zu intensivieren.
WW: Jetzt erklärst du uns hoffentlich, was an Lillys Schulbesuch in Neuseeland komplizierter war als gedacht?
Sandra: Vor unserer Auszeit hatten wir mit der Schulleitung abgestimmt, dass Lilly auf alle Fälle drei Monate und wenn es ihr gefällt, auch sechs Monate in Neuseeland bleiben könnte. Sie war so begeistert von Neuseeland, dass sie nach unserer gemeinsamen Familienauszeit noch einen weiteren Schul-Term (Januar bis Ende April) an die „Golden Bay Highschool“ in Takaka gegangen ist. In der Zeit hat sie bei einer tollen Familie mit Pferden, Hunden, Katzen und Schafen gelebt.
WW: Hat Lilly dann das Schuljahr in Deutschland wiederholt?
Sandra: Für Lilly war es sehr wichtig, dass sie durch unsere Familien-Auszeit in Neuseeland kein Schuljahr wiederholen musste! Kurz vor Ablauf der sechs Monate hat uns Lillys Schulleiter angeboten, dass Lilly in ihre alte Klasse zurück und auf Probe ins nächste Schuljahr vorrücken könnte. Das hat auch bis jetzt ganz gut geklappt. Sie wird wohl die Probezeit überstehen.
WW: Wie zufrieden seid ihr im Rückblick mit eurer Familien-Auszeit in Neuseeland?
Sandra: Es war eine rundum tolle Zeit, die für uns alle unvergesslich bleibt und die wir durchaus wiederholen könnten. Eventuell auch später mal, dann nur noch zu zweit. Der Familienzusammenhalt ist dadurch sehr gestärkt worden!
WW: Wie hat die Familien-Auszeit in Neuseeland euer Leben verändert?
Sandra: Unsere Kinder hat diese Zeit sehr positiv geprägt. Sie überlegen, selbst später für längere Zeit im Ausland mal zu leben oder zu arbeiten.
Uns Eltern ist es sehr schwer gefallen, danach in den Alltag zurückzukehren. Wir kamen ja allein von unserer Neuseeland-Auszeit zurück; Lilly, Patrick und Yannik waren alle noch in Neuseeland. Zusätzlich sind wir vom sommerlichen Neuseeland (28 °C und Sonnenschein) in ein schmuddeliges Winterwetter (Nebel und 4 bis 10 °C) nach Deutschland gekommen.
Wir hatten unseren Traum verwirklicht mit dieser Familien-Auszeit in Neuseeland. Erstmal hatten wir keine neue Perspektive für unser Leben. Uns fielen zunächst sehr viele negative Aspekte an Deutschland auf, wie die Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr und die allgemeine Hektik. Auch der Jetlag hat uns noch über eine Woche nach der Rückkehr verfolgt.
Heute sind wir wieder in unserem „normalen“ beruflichen Alltag angekommen.
Unsere Lektion: Letztendlich ist alles möglich – man muss nur den Mut aufbringen und es durchziehen!
WW: Vielen Dank für das Interview!
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Das ist ja eine tolle Geschichte! Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie wenig wichtiges Schulkinder in einem halben Jahr in Deutschland versäumen, und wie viel nachhaltig beeindruckendes sie dafür anderswo erleben und lernen können. Da komme ich schon ins Grübeln … Mit drei Kindern so einen Aufenthalt zu organisieren, bei dem Schule und zwei Jobs dranhängen, ist bestimmt alles andere als einfach. Gut, dass es da Agenturen zur Unterstützung gibt.
Liebe Grüße und euch selbst nun erstmal richtig viel Spaß in Neuseeland