! Aktualisiert am 21. Januar 2024
Zweimal schon waren wir in unserem treuen Mazda Bongo von JapanCampers.com im Land des Lächelns unterwegs und erlebten dabei jeden Tag “Japan off the beaten track”. Ohne die Flexibilität, die uns der Campervan erlaubte, wären unsere Routen gar nicht möglich gewesen. Dafür nehmen wir die paar Problemchen gern in Kauf, die diese ungewöhnliche Art des Reisens in Japan mit sich bringt.
Diesen Beitrag habe ich geschrieben, noch während wir bei unserer ersten Japanreise “on the road” waren – dass das Reisen im Camper in Japan so einfach sein würde und so viel Spaß macht, hatten wir ehrlich nicht gedacht.
Japan im Camper: easy as!
Unsere wichtigste Erkenntnis war daher ganz eindeutig auch die, die uns als erste kam: Roadtrips durch Japan sind viel einfacher, als es sich die meisten Menschen vorstellen – diese Art des Reisens lässt einen das Land von einer ganz anderen, persönlicheren Seite erleben, als wenn man mit dem Zug und in festen Quartieren unterwegs ist.
Nicht umsonst haben wir auf jedem Rastplatz Japaner in selbst umgebauten Vans getroffen, die es genauso machen. Und unser Campervan, ein kleiner Mazda Bongo mit Klappdach, war im Vergleich zu deren Fahrzeugen geradezu luxuriös eingerichtet: Mit dem “Fliptop” hatten wir eine zweite Etage mit zwei luftigen Schlafplätzen (hervorragend im Sommer in Japan) und die Jungs von JapanCampers haben unheimlich viele clevere kleine Details eingebaut, die die Enge und das tägliche Umbauen der hinteren Sitzreihe locker aufwiegen.
Der Sommer ist auch in Japan Ferienzeit, im August ist außerdem noch die Obon-Woche, für Buddhisten die höchste Feiertagswoche des ganzen Jahres. Entsprechend voll ist es an den beliebteren Attraktionen, und entsprechend teuer sind auch die Unterkünfte. Mit dem Campervan ist uns das egal – wir müssen nichts vorbuchen, finden immer Platz und sind auch noch sehr günstig unterwegs.
Selbst fahren in Japan: ein Kinderspiel!
Der japanische Straßenverkehr ist in keiner Weise mit dem in vielen südostasiatischen Ländern zu vergleichen, die wir kennen (also Thailand, Vietnam und Kambodscha). Gleichzeitig toppt er auch europäische Verhältnisse locker. Es geht sehr gesittet auf den Straßen zu, alle verhalten sich rücksichtsvoll, aber nicht schnarchnasig.
Ja, auf japanischen Straßen herrscht Linksverkehr. Aber das ist auch schon alles, was an Herausforderungen auf einen zukommt.
Die Beschilderung ist fast immer auch auf Englisch und mit dem iPad, das zu unserem Campervan gehört, navigieren wir durchgängig und sehr bequem mit Google Maps. So finden wir nicht nur unsere Route, sondern auf Wunsch auch Raststätten, Campingplätze, Supermärkte oder Onsens – was wir eben gerade brauchen. Und all das gibt es in ganz Japan an jeder Ecke – auch auf Shikoku, das angeblich total abgeschieden und wenig entwickelt sein soll.
Entfernungen in Japan sind erstaunlich gering und schnell zu bewältigen, denn a) ist das Land eben halt wirklich nicht allzu groß und b) kommt man auf den Highways mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 80 bis 90 km/h recht gut voran. An die lächerlichen Geschwindigkeitsbeschränkungen von 40 km/h auf Landstraßen und 70 km/h auf Highways hält sich kein einziger Verkehrsteilnehmer, und die Polizei scheint von Radarkontrollen nichts zu halten.
Autofahren in Japan ist günstig!
Das Benzin in Japan ist nicht superbillig, aber doch ein wenig günstiger als in Deutschland, und das Tanken ist dank der japanischen Service-Einstellung sowieso eine Freude. Der einzige Wermutstropfen sind die Mautgebühren – pro Tag zahlen wir zwischen 15 und 35 Euro dafür, dass wir viel schneller vorankommen.
-> Die Reisekosten für unsere zweite Japanreise
Aber andererseits zahlen wir ja sonst nichts – Stellplätze für die Nacht sind grundsätzlich kostenlos zu haben und kommen immer mit pieksauberen Toiletten, Getränkeautomaten und auf Wunsch einem 24 Stunden geöffneten Convenience Store daher.
Wenn wir die Strecke von über 1.000 Kilometern, die wir bisher zurückgelegt haben, in Zug- und Bustickets umrechnen würden, kämen wir auf ein Vielfaches der Kosten – denn wir sind ja zu fünft. Die viele zusätzliche Zeit, die wir mit Suchen von Verbindungen, Buchen von Tickets und Warten auf Anschlüsse verdaddeln würden, wiegt die geringere Durchschnittsgeschwindigkeit des Autos im Vergleich zum Highspeed-Shinkansen sicher auf.
Was wir zusätzlich für Unterkünfte zahlen würden, will ich gar nicht wissen; die Miete für unser kleines Airbnb-Apartment in Tokio lässt da auf einen hohen Betrag schließen.
Und mit unserem eigenen Gefährt kommen wir eben auch dorthin, wo keine Züge hinfahren – was vor allem zur Hauptreisezeit ein enormer Vorteil ist. Momentan sind wir im Süden der Insel Shikoku unterwegs, wo überhaupt kein Zug hinfährt, und bemerken von Feiertagsstaus und Ferienzeit rein gar nichts.
Übernachten im Camper in Japan: geht überall!
Unser Tagesablauf als Campervan-reisende Familie hat schnell einen festen Rhythmus gefunden: Wir stehen früh auf (verdammt früh für meinen Geschmack, aber die Kinder werden hier viel eher wach als daheim) und frühstücken im Schatten neben unserem Campervan. Dann wird fix alles zusammengepackt, das Klappdach eingefahren und das Bett zur Sitzbank für die Kids verwandelt, was herrlich schnell geht – und auch höchste Zeit ist, denn die Sommerhitze wird schon gegen 9 Uhr spürbar.
Bis zum Mittag beschäftigen wir uns mit Sightseeing oder (meistens) Baden, bevor es mit Aircon auf voller Dröhnung und Peter Fox in den Boxen auf zum nächsten Ziel geht. Die Fahrt nutzen die Kinder für einen ausgiebigen Mittagsschlaf, zum Musikhören und Daddeln – wir selbst sind auch fleißig und üben japanische Schriftzeichen anhand der Verkehrsschilder, oder wir suchen auf dem iPad nach einem Stellplatz für die nächste Nacht.
Dafür hat JapanCampers eine Menge hilfreicher Apps und auch einen Guide mit selbst getesteten Tipps bereitgestellt. Außerdem nutzen wir die tollen Empfehlungen von GoCamperJapan.com und wenn das alles nicht genügt, gibt es ja immer noch Google Maps mit Satellitenansicht.
-> Hier haben wir die zehn schönsten Stellplätze auf unserer Japan-Reise gesammelt.
-> Und hier haben Andreas und Jenny von Travelisto ihre eigenen zehn Top-Stellplätze in Japan verraten.
Gegen sechs sinken die Temperaturen in einen erträglichen Bereich und wir kommen so langsam dort an, wo wir hinwollen – und jetzt wird es spannend. Die letzte Option ist ein 7/11-Parkplatz in der Stadt oder ein Michi-no-Eki an einem Highway. Beide bieten saubere Toiletten, erstere sogar Rundum-Versorgung, aber ganz ehrlich: So toll ist es auf einem Parkplatz nun echt nicht. Das liegt vor allem an der Vorliebe der Japaner, bei laufendem Motor (und damit laufender Aircon) zu schlafen, was für eine entsprechende Geräuschkulisse sorgt.
Schöner sind öffentliche Parkplätze an Stränden oder Parks, wo man in Japan meist ganz legal über Nacht stehen darf und ebenfalls immer picobello Toiletten vorfindet. Nur manchmal bekommen wir morgens Schimpfe, weil wir unseren Campingtisch nicht aufstellen dürfen (oder sollten, ganz klar ist das nicht).
Campingplätze vermeiden wir dagegen, weil sie für unsere Verhältnisse nicht eben viel bieten und dafür enorm viel Geld verlangen. Hier kommen wir dann zu einem anderen Thema: dem Culture Clash. Japaner tun tatsächlich sehr vieles ganz anders als wir Europäer, und das zeigt sich nicht zuletzt beim Urlaub machen. Kurz gesagt: Das, was Japaner unter Campingurlaub verstehen, sehen wir ein wenig anders…
…und die Nachteile?
Es soll nicht verschwiegen werden, dass das Reisen im Camper in Japan auch nicht immer das Gelbe vom Ei ist – wir tragen hier keine rosarote Brille und wollen euch auch keinen falschen Eindruck vermitteln.
Nicht immer ist unser Reisealltag schön, und nicht für jeden ist diese Art des Reisens die passende.
Wir können fahren, wohin wir wollen, das ist klasse. Aber gleichzeitig macht es das Reisen in Japan auch schwierig, denn so richtig eingestellt auf Camping à la Europa ist man hier eben nicht.
Unsere Erfahrungen in Neuseeland und Norwegen haben uns diesbezüglich sicher ein wenig verwöhnt. Im Campervan zu reisen, bedeutet hier eher nicht, unberührte Landschaften und einsame Stellplätze in der Natur zu genießen. Nach unseren bisherigen Erfahrungen würden wir sogar sagen, dass es so etwas wie echte unberührte Natur in Japan ohnehin kaum noch gibt.
Wer kein Problem damit hat, auf Parkplätzen zu schlafen und auf Komfort wie warme Duschen oder eine gemütliche Sitzmöglichkeit zu verzichten, für den ist so eine Reise perfekt. Wer die Offenheit und Unsicherheit aushält, morgens nicht zu wissen, wo man abends schlafen wird, der wird ebenfalls viel Spaß haben.
Japan per Campervan bereisen ist ein Abenteuer – auch für Familien mit kleinen Kindern.
Perfekt ist es (noch) nicht. Aber wir sind zuversichtlich, dass sich im Laufe der Zeit immer mehr Tipps zu tollen Stellplätzen im ganzen Land ansammeln werden.
Wenn JapanCampers seinen Mazda Bongo dann noch mit einer etwas dickeren Matratze ausstattet, kommen wir sofort wieder! (Allerdings wohl nicht noch einmal im August – aber dazu erzähle ich später mehr.)
Update: Wir sind wiedergekommen, nachdem ich 2015 diesen Beitrag geschrieben habe. Im selben Mazda Bongo, mit denselben 3 Kindern und beim selben superheißen Sommerwetter haben wir noch ein weiteres Mal Japans unbekanntere Regionen erkundet – in Tohoku (dem Norden der Hauptinsel Honshu).
-> Hier lest ihr mehr über unsere Reise durch Tohoku im Camper
Disclaimer: JapanCampers hat uns auf die Campervan-Miete einen Discount gewährt und übernahm außerdem alle Fahrtkilometer.
- Neuseeland mit Kind Karte: mehr als 450 Tipps für Familien auf Google Maps! - 25. Oktober 2024
- DOC Campsite Pass in Neuseeland: Lohnt er sich für Familien? - 5. Oktober 2024
- Zürich mit Kindern: Geht das auch günstig? - 12. September 2024
Vielen Dank für den tollen und informativen Bericht. In diesem Fall geht so eine Reise auch ohne, dass man vorher eine Fahrschule in Japan besucht hat. Toll! :)
Das ist eine Reise, ganz nach meinem Geschmack. Jetzt hast du mich richtig neidisch gemacht auf euren Campervan. Ich habe viele Jahre in Japan gelebt – im Norden, da sind wir immer spontan mit dem Auto los, haben unseren Kocher eingepackt, Auto mit Matratzen ausgelegt und dann los.
Abends dann in ein Badehaus oder eine einen Onzen, danach lecker essen… Ach, das vermisse ich doch sehr. Ein Nachteil ist allerdings, ich habe keine Ahnung, wo ich überall war. Mit dem Zug kann man das schön nachvollziehen, aber mit dem Auto fährt man einfach drauf los. Manchmal fragen mich Leute, wo es denn in Aomori am Schönsten ist, dann kann ich zwar genau beschreiben, was ich toll fand, aber bei den Ortsnamen muss ich passen.
Vielen Dank für die Erinnerungen.Daniela
Hallo,
wir planen im Juni für 5 Wochen mit dem Wohnmobil durch Japan zu reisen.
Da Ihr ja auch mit Kleinkindern unterwegs wart, wollte ich mich bei Euch mal erkundigen, wie Ihr es mit Impfungen gehalten habt? Gerade die japanische Enzephalitis macht uns etwas sorgen.
https://www.impfen.de/reiseimpfung/reiseindikationen/japanische-enzephalitis/
Ach und vielen Dank für die vielen tollen Informationen, Eure Berichte sind echt prima!
Lg T
Hallo T, diese Impfung haben wir uns auf Empfehlung unseres Kinderarztes tatsächlich geholt – hab ich hier drüber geschrieben.
Erzähl doch mal von eurer Reiseidee, dass klingt ja spannend!
[…] wer lesen will, wie so ein Reise-Alltag im Campervan aussehen kann, der schaut mal auf unserem Blog vorbei. Ausserdem lohnt sich auch ein Blick auf die Spartipps für Japan hier auf […]
[…] Reiseblog Weltwunderer ist ausserdem schön nachzulesen, wie sich eine Reise als Familie im Campervan durch Japan so gestaltet, was ebenfalls sehr spannend klingt und besonders bei einer grösseren Gruppe Kosten […]
Die japanische Polizei kontrolliert durchaus die Geschwindigkeit. Hab ich selber erleben dürfen…
Machen die Autos eigentlich heute immer noch so ein unangenehmes Ding-ding-ding, wenn man 100 km/h überschreitet?
Hallo Jo, wie unangenehm – war es teuer? Unser Campervan hat nicht geblingt (mehr als 100 km/h hätte er aber auch nicht geschafft). Dafür hat sich die zarte Stimme der ETC-Card für die automatische Maut ständig gemeldet. Haben wir heute noch als Ohrwurm ;-) Wegen der Geschwindigkeit: Unser Vermieter hat uns quasi zugesichert, dass wir unbesorgt so schnell wie alle anderen fahren können, Kontrollen gebe es kaum. Und alle anderen fuhren auf den Highways eine gestreckte 100. Es gibt allerdings Zoff mit der Versicherung, wenn man mit dieser überhöhten Geschwindigkeit einen Unfall macht – dann wird nämlich u.U. die Zahlung verweigert. Insofern muss man sich das “Rasen” schon gut überlegen…
Ich kann mir vorstellen, dass das eine wahnsinnig tolle Reise gewesen sein muss und gerade mit Kindern ist so ein Campertrip natürlich auch eine Entlastung fürs Budget.
Ich bin von ein paar Jahren selber mal mit dem Auto mehrere Wochen durch Japan gereist. Wir hatten ein Zelt dabei, das wir an den Raststätten aufstellten. Das ging auch problemlos. Ich hatte ja eigentlich erwartet, dass uns jemand wegschickt…
Bei den Raststätten (Michi no eki) gibt es übrigens auch solche, die tatsächlich über Duschen verfügen. Ansonsten sind wir in die lokalen Onsen (Thermalbäder) gegangen. Im Gegensatz zu den Spas sind die tatsächlich sehr günstig. Ich glaube, wir haben manchmal nur 100 Yen pro Person bezahlt.
Wir waren hauptsächlich auf den Überlandstrassen unterwegs, um die teure Maut zu sparen. Die sind in der Regel auf 60 beschränkt. 40 gilt eigentlich hauptsächlich für innerorts. Mein Eindruck war, dass sich die Leute in etwa an die Tempolimits halten. Aber auf der Autobahn sieht das vielleicht anders aus.
Ich habe in Japan sowohl mit dem Auto wie auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gereist und finde, dass man das eine nicht gegen das andere ausspielen kann. Denn beides hat seine Vor- und Nachteile. Mit dem Zug ist man tatsächlich viel schneller (Verbindung raussuchen und Ticket kaufen geht ganz schnell) und vor allem innerhalb der Städte ist das beim notorischen Parkplatzmangel sowieso praktischer. Wenn man jedoch eher die grandiose japanische Natur sehen will und die ländlichen Gegenden erkunden will, passt der Camper besser. Aber das ist ja überall so… :)