! Aktualisiert am 22. September 2023
Bergfest! Ein halbes Jahr ist schon wieder vorbei. Der Juni 2019 war für uns reich gefüllt mit Aktivitäten, während in Neuseeland traditionell Saure-Gurken-Zeit ist. Wir geben euch trotzdem die aktuellen Neuseeland-News, dazu einige aufregende Updates von den Weltwunderern und zur Klimakrise. Spoiler: Die Zahnfee war da!
Monatsrückblick: Nachrichten aus Neuseeland im Juni 2019
Was uns Touristen nicht so sehr interessiert, schieben die Neuseeländer in die Saure-Gurken-Zeit zwischen Mai und Oktober – scheint mir. In den letzten Wochen wurde in Wellington der neue Staatshaushalt vorgestellt, und auch wenn dieses “Wellbeing Budget” quasi eine Revolution darstellt – erstmals gilt nicht das Bruttosozialprodukt als Messlatte, sondern eben das Wohlergehen der Bevölkerung -, ist die neue Verteilung der Gelder für uns Reisende einfach kaum relevant. Vielleicht wird sie es noch, wenn sich erste Erfolge zeigen – im Kampf gegen die grassierende Kinderarmut, häusliche Gewalt und eine der höchsten Selbstmordraten bei Jugendlichen hat Neuseeland jedenfalls noch einiges zu tun.
Um das erst im Mai verabschiedete Zero-Carbon-Gesetz wird immer noch heftig gestritten. Derweil trat Neuseelands größte Stadt Auckland in die Fußstapfen von Christchurch. Auckland erklärte am 17. Juni den Klimanotstand – so langsam wird das ja zur Normalität, wobei noch gar nicht klar ist, inwiefern solche Erklärungen gegen die Klimakrise helfen können.
Und bevor ihr alle einschlaft, hier noch ein ganz spannendes Gerücht aus Neuseeland, das sich immer weiter verfestigt: Es wird eine neue Herr-der-Ringe-Serie geben! Und wo wird Amazon diese angeblich teuerste Serie aller Zeiten drehen? Genau, in Neuseeland. Allerdings nicht in Wellywood, wo die Weta Studios sitzen, sondern in den Auckland Film Studios. Es gibt sogar die Idee, allein für die Serie ein neues Studio in Queenstown zu bauen.
Nach den Terroranschlägen in Christchurch hätten die Kiwis fast den Zuschlag an Schottland verloren, aber nun sieht es fast so aus, als wäre der Deal perfekt: Frodo & Co. kommen zurück nach Mittelerde!
(Was das für den Massentourismus am “Hobbiton Movie Set” und anderen Locations bedeuten mag, will ich mir gar nicht vorstellen. Und auch nicht, was es für die Qualität des Meisterwerks von Sir Peter Jackson bedeutet, wenn der Stoff jetzt noch einmal richtig massentauglich ausgewalzt wird. Ich habe mich schon über den “Hobbit” schwarz geärgert, und die Verfilmung von George R.R. Martins “Song of Ice and Fire” ist für mich ein weiteres trauriges Beispiel, wie Hollywood gute Stoffe kaputtmachen kann… Nein, ich schaue mir die letzte Staffel von “Game of Thrones” nicht an!)
Reise-Familien unterwegs in Neuseeland im Juni 2019
Der Juni ist tiefste Nebensaison in Neuseeland: Es ist kühl und regnerisch, die Tage sind kurz, viele Attraktionen haben geschlossen oder lassen sich mangels Schönwetter nicht richtig genießen. Entsprechend wenige Familien reisen in dieser Zeit durch Neuseeland.
Wir folgen ersatzweise einfach denen, die immer da sind – weil sie nach Neuseeland ausgewandert sind. Schaut mal bei Isabell, Christine oder auf Instagram bei Fernwehhochvier vorbei!
Viel mehr Familien nutzen den europäischen Sommer für die Vorbereitung auf ihre anstehende Neuseeland-Reise. Das ist sehr vernünftig, denn wer im November oder Dezember starten will, der hat noch viel zu tun! Hier findet ihr unsere frisch überarbeitete Checkliste für eure Neuseeland-Reise.
Einen Campervan für eure Reise habt ihr hoffentlich schon gemietet? Wenn nicht, dann wird es jetzt höchste Zeit! Wir können euch die CamperOase als unabhängigen, deutschsprachigen und sehr familienorientierten Vermittler von über 20 Vermietern sehr ans Herz legen. Kolja und sein Team finden immer eine Lösung, auch wenn schon alles ausgebucht zu sein scheint. (Und wir bekommen eine Provision, wenn ihr eure Buchung über diesen Link vornehmt oder den Promo-Code “Weltwunderer” angebt.)
Was war bei uns Weltwunderern los im Juni 2019?
Den Kindertag am 1. Juni haben unsere Kinder quasi im Paradies erleben können: Sie hingen am Carwitzer See herum, badeten und paddelten auf einem Stand-up Paddleboard hin und her. Das ist genau die Kindheit, an die wir Eltern uns selbst erinnern (in diesem Fall sogar ganz buchstäblich, denn der Weltwundermann hat hier in Carwitz an den Feldberger Seen alle seine Kindheitsurlaube verbracht). Und so toll und lehrreich Fernreisen mit Kindern auch sind – unsere Heimat ist doch auch wunderschön, oder?
Weil wir das so sehen, packten wir unser Zelt zwei Wochen später schon wieder ins (Miet-) Auto. Diesmal ging es mit einer ganzen Horde von Kindern und deren Eltern in Richtung Osten. Im östlichsten Winkel Deutschlands, gleich bei der überaus empfehlenswerten und einfach fantastischen Kulturinsel Einsiedel, bestiegen wir eine Flotilla von Schlauchbooten und rafteten damit die Neiße hinab – in brütender Hitze, die dann von einem sehr bedrohlichen Gewitter beendet wurde (welches auch unsere Bootstour vorzeitig beendete, aber darüber erzähle ich noch mal in einem eigenen Bericht).
Die Hitzewelle im Juni habt ihr bestimmt mitbekommen, oder? Bei fast 40° C kann man beim besten Willen nicht viel unternehmen, und das sollte man aus Gesundheitsgründen auch nicht tun. Während also die große Weltwundertochter zum ersten Mal ganz allein auf Reisen ging – zum Schüleraustausch in die französische Schweiz -, schleppten wir anderen uns nach Feierabend ins Freibad oder nahmen ein Bad im etwas kühleren Wald. Shinrin yoku heißt dieser Trend, den wir gerade bei Sommerhitze richtig gut finden!
Am Ende des Monats gab es noch einen ordentlichen Schock: Die Weltwunderprinzessin hat endlich das Fahrradfahren gelernt. Das war noch nicht der Schock, der kommt jetzt: Auf unserer ersten längeren Tour gab es einen schröcklichen Unfall mit einem rücksichtslosen unaufmerksamen anderen Radfahrer. Jetzt fehlt der Prinzessin ein Schneidezahn – aber zum Glück fährt sie weiterhin begeistert Rad!
(Das ist gut, denn: Wir haben immer noch kein Auto!)
Weltwunderer und Klimawandel: Was kann man als Einzelner da schon tun?
Es gibt ja offenbar immer noch viele Menschen, die das Thema Klimakrise ganz gut ignorieren können – trotz der krassen Hitzewelle im Juni, die in Indien für Temperaturen über 50°C gesorgt hat (Quelle). Trotz der anhaltenden Dürre, die uns bereits jetzt zum Gießen der Straßenbäume zwingt, wenn die nicht verwelken sollen (Quelle).
Die Wiesen in den Parks und sogar direkt an der Elbe sind jetzt schon so ausgetrocknet wie sonst erst im August. Und in der Arktis tauen die Permafrostböden in alarmierendem Ausmaß auf – dort bilden sich derzeit große Seen aus Schmelzwasser, was die Klimaforschung erst für das Jahr 2090 vorausgesagt hatte (Quelle). Ups.
“Ja, aber sollen wir denn da schon tun?”, werde ich oft gefragt. “Da können wir als Einzelne eh nichts machen, wir sind sowieso im Arsch, die Politik muss etwas tun!” Letzteres stimmt auf jeden Fall. Aber ist das wirklich eine Entschuldigung für uns, in unserem Alltag selbst weiterzumachen wie bisher?
Niemand verlangt ja, dass wir unsere Arbeit aufgeben und in Vollzeit gegen den Klimawandel kämpfen. Oder dass wir ab sofort in Sack und Asche gehen, auf Reisen verzichten und nur noch Kartoffeln essen dürfen. Es gibt so viele kleine Schritte, die wir alle gehen können – und die zusammengenommen dann eben doch eine Menge ausmachen.
Der Anteil der privaten Haushalte am CO2-Ausstoß Deutschlands liegt bei satten 15 Prozent und damit hinter den Kohlekraftwerken und dem Verkehr auf Platz 3 (Quelle). Da lässt sich doch was machen!
Das Umweltbundesamt hat errechnet, dass wir in Deutschland pro Jahr 3 bis 4 Millionen Tonnen CO2 sparen könnten, wenn nur 5 Prozent aller Autofahrten im Stadtverkehr auf die Öffis verlagert würden und 30 Prozent aller Fahrten unter 5 km mit dem Fahrrad gemacht würden. In über 1000 Städten läuft derzeit die Stadtradeln-Aktion, wo zwischen Mai und September 30 Tage lang so viel wie möglich geradelt wird. Macht doch mit, steigt aufs Rad um und bleibt nachher dabei!
Auch die anderen Tipps, wie man als Einzelner reichlich CO2 sparen kann, sind inzwischen sattsam bekannt: weniger Fleisch essen, auf Ökostrom umstellen, weniger fliegen (oder die Flüge kompensieren). Wer gern grillt und günstige Städtetrips macht, dem kann das schon als fieser Verzicht erscheinen. Aber es hilft ja nichts – denn was ist denn die Alternative? Soll ich wirklich jetzt so bequem weitermachen wie immer, mich im Fingerzeigen auf andere ausruhen und in 30 Jahren dann… was?
Wir alle predigen es doch jeden Tag unseren Kindern: Auch wenn Dinge zuerst überwältigend schwierig erscheinen, man muss es wenigstens versuchen. Ich persönlich hasse es, wenn meine Kids herumjammern: “Das schaffe ich eh nicht, das ist unfair, die anderen sind sowieso viel besser…” Warum soll ich genau dieses Verhalten dann meinen Kindern vorleben?
Ja, sie rollen mit den Augen und finden es peinlich, wenn ihre Mutter mit der Trillerpfeife zu Fridays for Future geht, mit Campact vor dem CDU-Büro protestiert, den geplanten Rom-Trip per Flugzeug durch einen Budapest-Trip mit dem Nachtzug ersetzt, sie im Regen mit dem Fahrrad zum Training schickt, beim Spazierengehen Müll aufhebt und im Café nach Hafermilch für den Kaffee fragt.
Ist mir egal. Wenigstens kann ich mir später, wenn die Kacke am Dampfen ist, nicht vorwerfen lassen, ich hätte es nicht wenigstens versucht.
Und ihr so im Juni? Was habt ihr gemacht? Seid ihr schon im Sommerurlaub? Und wie sehr hat euch bei eurer Reise-Entscheidung die Klimakrise beeinflusst?
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Klingt bis auf den Fahrradunfall nach einem guten Junirückblick! Bei der Klimakrise bin ich ja ganz bei dir und das unsere Lieblingsreiseart mit dem Zug, die wir ja schon lange bevorzugen,jetzt immer öfter genutzt wird freut mich natürlich. Die Kulturinsel Einsiedel ist wirklich ein toller Freizeitpark, da haben wir uns ja um 1 Woche verpasst. Unser Juni Highlite der Einzug von unserem Hund, der übrigens genau vom letzten Haus vor der Kulturinsel her.
LG von da wo die Sonne in Deutschland zuerst aufgeht
INa
Hi Jenny,
etwas off-topic, aber: Bei den Verfilmungen stimme ich Dir voll und ganz zu. Ich bin schon bei der zweiten Staffel von Game of Thrones ausgestiegen. Immer diese Hollywood-Effekthascherei. Bääähhh!
Was mich in dem Newsletter überrascht: Ich bin ja in Sachen Neuseeland noch total uninformiert – und irgendwie war das in meinem Kopf bislang immer “nur” ein traumhafter Landstrich mit vielen Schafen, der ansonsten relativ heile Welt ist. Solche Dinge wie Kinderarmut waren mir bislang völlig unbekannt.
Da muss ich doch mal ein bisschen genauer hinhören bei den Nachrichten aus aller Welt …
Liebe Grüße!
Ines-Bianca
Liebe Ines,
klar ist auch in Neuseeland nicht alles eitel Sonnenschein, selbst Bali dürfte in der Realität wesentlich unparadiesischer sein als auf Instagram Ich möchte meinen Leserinnen und Lesern gern mehr erzählen als die Tourismusbroschüren, und praktischerweise recherchiere ich ja ohnehin jeden Monat die Neuseeland-News für das Magazin 360°Neuseeland
Liebe Grüße
Jenny
Super Idee mit dem Monatsrückblick Jenny! Macht immer wieder Freude zu lesen und was zum Nachdenken gibts gratis obendrauf :)