! Aktualisiert am 9. Oktober 2024
Mini-Wanderungen, die man auch mit lauffaulen Kindern oder an einem Nachmittag schafft, werden von vielen Eltern in der Sächsischen Schweiz gesucht. Heute zeigen wir euch die kurze Wanderung auf den Großen Bärenstein bei Wehlen, die mit einem kleinen Klettersteig jedes Kind abholt und für die Erwachsenen Traumblicke bereithält.
Inhalt
Wo liegt der Große Bärenstein?
Der Große Bärenstein ist ein 324 m hoher Tafelberg in der Sächsischen Schweiz, der ungefähr in der Mitte des Dreiecks der Ortschaften Naundorf, Pötzscha und Thürmsdorf liegt – linkselbisch mitten in einer der engen Elbschleifen zwischen Pirna und Bad Schandau.
Das Bärensteinmassiv ist einer der Tafelberge, die ihr zusammen mit dem Lilienstein und dem Königstein (der mit der Festung) bei klarem Wetter von Dresden aus sehen könnt – der Anblick ist fantastisch.
Trotzdem gehört der Bärenstein seltsamerweise nicht zu den üblichen Verdächtigen in dieser Region. Es gibt nicht einmal einen markierten Wanderweg hinauf auf den Gipfel bzw. das Plateau!
Was den Bärenstein so wandertauglich für Familien macht: Er ist nur einen Katzensprung von Dresden entfernt. Mit der S-Bahn brauchen wir bis zur Station Wehlen nur knapp 40 Minuten. Auch im Herbst und Winter, wenn es schon kurz nach 15 Uhr dunkel wird, kann man gemütlich spät frühstücken und gegen 11.30 Uhr in die S-Bahn steigen. Genau unser Ding!
-> Noch mehr S-Bahn-taugliche Wanderungen in der Sächsischen Schweiz
Wanderung zum Großen Bärenstein
Strenggenommen startet man die Wanderung zum Großen Bärenstein nicht in Wehlen, sondern in Pötzscha – das ist das Dörfchen am gegenüberliegenden, dem südlichen Elbufer. Wer mit dem Auto kommt, muss ggf. die Fähre benutzen, wir S-Bahnfahrer brauchen die diesmal nicht.
Von Pötzscha geht es direkt ziemlich steil bergauf auf einem markierten Weg. Der Große Bärenstein ist hier noch ausgeschildert und ragt direkt über der Ortschaft auf; verfehlen kann man dieses einzeln stehende Felsmassiv nicht.
Wer flink zu Fuß ist oder Zeit hat, der kann in einem Rutsch den Großen Bärenstein und gleich danach den Kleinen Bärenstein besteigen (nicht täuschen lassen: der Kleine Bärenstein ist mit 328 m ein Stück höher!) oder zumindest umwandern, der Weg mit dem roten Strich führt mitten zwischen den beiden hindurch. Hinauf führt jedoch – vermeintlich – kein Weg. Das hält viele davon ab, überhaupt hierherzukommen. Gut so!
Wir sind – wie immer – ziemlich spät gestartet und tendieren dazu, bei Rastpausen und auch zwischendurch viel zu viel Zeit zu verdillern. Also haben wir uns nur die Wanderung zum Großen Bärenstein vorgenommen, was für einen Halbtagsausflug von Dresden mit Kindern allemal ausreicht.
Der Clou an unserer Variante: Wir sind auf einem geheimen Klettersteig auf den Großen Bärenstein geklettert, der nicht ausgeschildert und ziemlich cool ist – nicht allzu krass, aber für unsere Sechsjährige doch schon eine ziemliche Herausforderung.
Für unsere Mini-Wanderung zum Großen Bärenstein läuft man zuerst der Markierung hinterher einen steilen, mit alten Sandsteinen gepflasterten Waldweg hinauf. Der führt auf die Robert-Sterl-Straße, der wir ein Stück nach links folgen, bis die Straße nach den ersten Wohnhäusern an einem Parkplatz eine Kurve nach links macht. Dort läuft man an den geparkten Autos vorbei nach rechts in den Wald hinein auf dem Herrmann-Schneider-Weg.
Der Weg führt an einem weiten Feld vorbei und erneut in den Wald hinein, wo man sich links hält. Er ist dann von riesigen Buchen bestanden, die dort offenbar als junge Bäumchen angepflanzt wurden; heute stehen sie auffällig eng nebeneinander.
Klettersteig-Einlage: zum Großen Bärenstein über die Riegelhofstiege
Nach etwa 600 m wird es knifflig: Den Abzweig nach rechts zur Riegelhofstiege, der in keiner Weise markiert ist, erkennt man auch mit bloßen Augen kaum. Wenn unsere Mapy-App ihn nicht vermerkt hätte, wären wir vorbeigelaufen.
Legt euch also am besten die App zu, damit ihr hier nicht zu lange umherirrt. Anhaltspunkt auf manchen Karten sind der Conradturm und die Bergungsbox an seinem Fuß (die ist oft als kleines Kreuz markiert). Habt ihr den Abzweig gefunden, ist es gar nicht mehr weit: Der Pfad führt etwa 300 m durch den dichten Wald, ein wenig bergauf, dann seht ihr linkerhand die ersten hohen Felstürme aufragen.
Das sind der Conradturm und der Riegelkopf; an beiden werdet ihr sicherlich ein paar Kletterer sehen. Und bemerken, dass ihr nicht die einzigen seid, die diesen absolut geheimen Pfad im Wald entdeckt haben.
Ganz ehrlich: Einen wirklich einsamen Ort in der Sächsischen Schweiz zu finden, ist wahrscheinlich unmöglich. Zu dicht besiedelt ist die Gegend ringsherum, zu wanderfreudig sind wir Sachsen und zu eifrig ist die Klettergemeinde – selbst bei Wind und Wetter sind immer irgendwo Leute unterwegs.
Dies gesagt, sind die Bärensteine trotzdem einer der weniger besuchten Orte im Elbsandsteingebirge – vor allem wenn man bedenkt, dass Touristenmagneten wie die Bastei und die Festung Königstein in unmittelbarer Nähe liegen.
Jetzt geht das Abenteuer los: Wir suchen den Einstieg zu unserer Kletterstiege auf den Großen Bärenstein. Ein Schild zur Riegelhofstiege konnten wir nicht entdecken, aber die Stiege selbst findet man: einfach geradeaus dem Weg folgen, der scheinbar in einer hohen Felsspalte endet.
Tut er aber nicht – man bückt sich unter dem ersten Felsen hindurch, klettert dann über den zweiten, und so weiter, und so weiter…
Für kleinere Kinder ist die Riegelhofstiege wahrscheinlich etwas zu schwierig – einfach, weil sie noch nicht so hoch steigen bzw. greifen können. Die kleine Weltwundertochter hat es mit Ach und Krach allein geschafft, auch wenn der Papa immer mal hilfreich von hinten und unten nachschieben wollte.
Es gibt nirgendwo einen Vermerk, ob man die Riegelhofstiege nur in einer Richtung begehen darf. Tatsächlich kamen uns beim Klettern auch einige Wandergruppen von oben entgegen. Mit denen hätte ich aber nicht tauschen wollen!
Wenn ihr überlegt, ob ihr denselben Weg wieder zurückgehen sollt oder unsere vorgeschlagene Runde in der umgekehrten Richtung laufen könnt: Tut es lieber nicht!
Nach vielleicht 100 m hat man es dann geschafft und kommt in einem kleinen Talkessel aus den Felsen heraus. Nun noch ein paar Schritte geradeaus, und vor euch eröffnet sich dieser Blick:
Fantastisch, oder? Wie überall in der Sächsischen Schweiz gibt es auf den Felsen keine Absperrungen, passt also bitte gut auf euren Nachwuchs auf – vorn geht es 300 m nach unten!
Auf dem Großen Bärenstein könnt ihr jetzt noch etwa 50 bis 100 m nach Osten laufen, bis ihr dort an diversen Aussichtspunkten die vordere Felsenkante erreicht und den Blick auf die Festung Königstein, den Lilienstein (hier mittig im Bild) und die Bastei (weiter links) genießen könnt.
Der Weg zurück führt nun oben auf dem Großen Bärenstein entlang nach Westen (also nach rechts, wenn ihr aus der Riegelhofstiege kommt). Wo genau, ist eigentlich nicht so wichtig; einen fest markierten Weg gibt es nicht. Passt einfach auf, dass ihr nicht vorn herunterfallt ;-)
Es geht etwa 500 m grob ungefähr geradeaus, dann grüßt euch rechterhand der Bärensteinturm als letzter Felsenturm, bevor ihr an einem Feldrain entlang bergab den rot markierten Wanderweg wieder erreicht.
Würdet ihr den nach links laufen, könntet ihr noch die Wanderung zum Kleinen Bärenstein dranhängen, den ihr schon zwischen den Bäumen erahnen könnt. Dort wartet noch einmal eine lustige Kletterei und wieder ein toller Blick. Oder ihr lauft hinüber zu den Rauensteinen (steil bergauf!) und beendet eure Tour in Rathen, wo ihr wieder in die S-Bahn steigt.
Wir gehen nach rechts und erreichen nach 250 m die Straße Am Bärenstein, die nach Naundorf führt. Weil wir ja aber zum Bahnhof in Wehlen bzw. Pötzscha zurückwollen, verlassen wir die Straße gleich wieder und biegen rechts ab zur Pferdekoppel.
Letztes, aber bei weitem nicht einziges Highlight dieser absolut kindertauglichen Wanderung!
Von der Pferdekoppel geht es jetzt auf alten Treppen steil bergab durch den Wald, bevor ihr nach etwa 800 m wieder auf die Robert-Sterl-Straße trefft – und von hier aus kennt ihr ja den Weg zurück zum Bahnhof.
Insgesamt waren das nicht einmal 4 km Strecke – aber durch das Klettern auf der Riegelhofstiege und das Herumstromern auf dem Großen Bärenstein haben wir trotzdem an die 2 Stunden für die Runde gebraucht.
Was ihr bei der Wanderung auf den Großen Bärenstein beachten müsst
Die Wanderung auf den Großen Bärenstein über die Riegelhofstiege ist nicht allzu anspruchsvoll, aber auch kein Spaziergang für Babys.
Mit dicken Rucksäcken oder dicken Bäuchen könnte es schwierig werden, sich auf dem Klettersteig durch die Felsspalten zu quetschen; und wer mit sauberen Händen und Knien hier herauskommen möchte, der ärgert sich eventuell. Die ansonsten in der Sächsischen Schweiz verbreiteten eisernen Krampen und Haltegriffe findet man hier nicht; auch die Querhölzer, die hier einmal zum Festhalten eingeklemmt waren, sind verschwunden.
Die Riegelhofstiege ist sozusagen ein naturbelassener Klettersteig und man muss hin und wieder auch den feuchten bis nassen Fels anfassen. Dafür haben Höhenängstliche hier eigentlich kein Problem, da es zwischen zwei Felswänden und über große Felsbrocken immer nur hinauf geht und nie an Klippen entlang.
-> Auf den Geschmack gekommen? Noch mehr coole Kletterstiegen in der Sächsischen Schweiz
Kinderwagen und Buggys haben auf der Wanderung zum Großen Bärenstein nichts verloren, genauso wenig wie Omis und Absatzschuhe. Ihr macht euch ein bisschen schmutzig, müsst euch ein bisschen schinden und euch auf eure Kinder verlassen können, dass sie nicht kopflos auf den Felsen herumrennen oder waghalsige Klettermanöver versuchen.
Die Wanderung zum Großen Bärenstein, so wie wir sie hier beschreiben, ist nicht ausgeschildert – ihr braucht die Mapy-App oder eine gute Wanderkarte, um die Riegelhofstiege zu finden. (Unseres Wissens ist dieser Klettersteig in den meisten Wanderkarten nicht eingezeichnet!)
Psst: Mapy führt euch auf dieser Route aus uns unerklärlichen Gründen eine kleine Extra-Ecke zur Beck-Höhle, bevor es an die Riegelhofstiege geht – kann man machen, muss man aber nicht.
Unser Fazit: Die Riegelhofstiege ist nicht allzu anspruchsvoll, aber doch deutlich besser bergauf als bergab zu bewältigen.
Mehr Wanderungen im Elbsandsteingebirge mit Kindern
Die Wanderung zum Großen Bärenstein ist ein echt cooler Tipp für einen kurzen Ausflug, der trotzdem kein bisschen langweilig ist. Aber sie ist eben wirklich recht kurz. Wenn ihr also mehr Zeit und Kraft übrig habt, könnt ihr wahlweise noch eine Runde zum Kleinen Bärenstein dranhängen oder -> über die Rauensteine nach Rathen laufen.
Auf der anderen Elbseite wartet zum Beispiel der -> Uttewalder Grund (super für heiße Tage) oder ein Stück weiter in Rathen natürlich die -> Bastei.
-> Noch viel mehr Wandertipps fürs Elbsandsteingebirge mit Kindern haben wir in diesem Beitrag für euch gesammelt.
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Wir sind heute diese tolle Wanderung gelaufen, die ihr so schön hier beschrieben habt. allerdings habe ich mich an die mapy Karte unten hier bei euch auf der Seite gehalten und wir sind,ohne es zu wissen,die Runde verkehrt herum gelaufen.ich hatte mich schon über die Nummerierung gewundert.wir sind dann die riegelkopfsteige einmal runter und wieder hoch.im Herbst eine Herausforderung, die unsere 7 jährige aber super gemeistert hat.wirklich ein toller Geheimtipp,der viel Spaß macht!
Meine bitte hier für andere Wanderer: könnt ihr eure mapy karte analog eurer detaillierten Beschreibung noch um den hinweg zur riegelhofsteige ergänzen? das wäre sehr wertvoll,erst recht,weil die Wanderung sonst nirgendwo beschrieben ist,aber doch so schön und kinderfreundlich ist.man findet euch auch recht schnell,wenn man nach kinderfreundlichen Wanderungen in der sächsischen Schweiz sucht.danke!
Liebe Fine,
danke für das Lob und toll, dass es euch auch so gut gefallen hat! Ich habe die Mapy-Karte gleich mal aktualisiert (weiß gar nicht, wieso die Route dort verkehrtherum eingezeichnet war – so sind wir die noch nie gelaufen…).
Viele Grüße
Jenny
Danke für diesen Tipp und die detaillierte Beschreibung! Wir hatten hier gerade eine tolle Silvester-Wanderung! Auch vor der Stiege links halten als 1. Abstecher (auf unserer Karte als “Beck-Höhle” markiert) hat vor allem den Kindern sehr gut gefallen. Und wir sind überzeugte “Komooter” – man kann dort ja auch alle Touren privat planen & aufzeichnen ohne irgendwas zu teilen… ;-)
[…] Mehr über familienfreundliche Wanderungen durch die Sächsische Schweiz im Herbst: https://www.weltwunderer.de/klettersteig-fuer-kinder-grosser-baerenstein-wehlen/ […]
Hallo,
sind dieses WE auch in dr Sächsischen Schweiz unterwegs. Von welcher App sprichst du denn. Welche ist empfehlenswert?
Vielen Dank und liebe Grüße, Silke
Hallo Silke,
ich hab sie ja mehrfach genannt und verlinkt – die App und die Website heißen Mapy.cz und sind meines Erachtens besser als Komoot oder Outdooractive, weil man hier einfach in Ruhe seine Routen planen kann, ohne dass man sie in einer Community teilen muss. Und es ist wirklich jeder kleine Trampelpfad verzeichnet.
Ich wünsch euch viel Spaß beim Wandern, das Wetter ist ja perfekt!
Damit hast du mir nun richtig Lust gemacht dort doch vorbei zu schauen und zu wandern. Vielleicht müssen wir doch hier hin. Sehr coole Route jedenfalls.
Danke dir Jenny :-)