! Aktualisiert am 25. November 2023
Im Hinterland des Städtchens Artà liegt der Llevant: eine kaum besiedelte Region, die nur wenige Besucher sieht. Wir haben uns zehn Tage lang in Mallorcas Osten umgeschaut und stellen euch unsere schönsten Ausflüge und Wanderwege zwischen Sa Coma und Son Serra de Marina vor.
Mallorca-Urlaub mit Kindern, echt?!
Diese Reaktion kennen wir. Aber für uns bedeutet Mallorca-Urlaub nicht All-inclusive mit Pool-Landschaft. Wir fahren immer im Herbst auf die Insel, wenn fast keine Touristen mehr da sind und die Temperaturen so angenehm sind, dass man Wandern und Baden perfekt verbinden kann. Mallorca ist nämlich ein wunderschönes Reiseziel für Aktivurlauber, die gern abenteuerliche Wanderungen über Stock und Stein machen und zwischendrin nichts gegen eine Badepause in einer kleinen Bucht haben.
-> Warum wir Mallorca mit Kindern so toll finden
Normalerweise wohnen und wandern wir auf Mallorca im Nordosten – also rund um Pollenca und Alcudia. Dort haben wir schon einige tolle familientaugliche Wanderrouten entdeckt und auf dem Blog vorgestellt.
Mit dem fantastischen Mallorca-Reiseführer für Familien im Gepäck, haben wir bei unserem letzten Aufenthalt mal eine andere Ecke als Basis gewählt: Der Ort Artá ist bei deutschen Auswanderern und Künstlern sehr beliebt und liegt auf der relativ unbekannten Halbinsel Llevant in Mallorcas Osten.
Abseits der Touristenpfade haben wir im Osten Mallorcas ein paar richtig tolle Kurzwanderungen gemacht, die zu versteckten Buchten, einsamen Stränden und prähistorischen Höhlen führten – samt fantastischer Ausblicke und jeder Menge niedlicher Ziegen.
Inhalt
Mallorcas Osten: der Llevant
Die Halbinsel, die Mallorcas Osten wie eine kleine Beule verlängert, wird nur von wenigen Touristen besucht. Große Ausnahme: Cala Ratjada, eine Hochburg des deutschen Pauschaltourismus, die allerdings auch schon bessere Tage gesehen hat.
Von Palma de Mallorca aus fährt man auf der MA-15 etwa eine Stunde bis nach Artà; nach Capdepera und Cala Ratjada sind es weitere zehn Minuten.
Hauptsächlich ist die Halbinsel bedeckt vom Parc Natural de la Peninsula de Llevant: einem Naturpark, der erst seit 2001 unter Naturschutz steht. Durch dieses Schutzgebiet führen zahlreiche einfache und anspruchsvolle Wanderrouten, auf denen man die schroffen Berggipfel der Serra de Llevant besteigt, zu einsamen Buchten hinunterklettert und an jeder Ecke ein neues grandioses Naturpanorama bestaunen kann.
Dabei begegnet man (vor allem außerhalb der Hauptsaison) eher selten anderen Menschen, dafür aber auf Schritt und Tritt wilden Ziegen. Nur wenige von denen sind aber tatsächlich wild: Der Großteil der Ziegen auf Mallorca sind verwilderte Hausziegen, die ein echtes ökologisches Problem darstellen, weil sie alle jungen Baumtriebe wegfressen und so die Verjüngung der Wälder verhindern.
Seht ihr kleine Ziegen mit leuchtend rotbraunem Fell und Hörnern, sind es echte Wildziegen, die schon seit tausenden von Jahren auf Mallorca leben. Von denen gibt es nur noch etwa 1.000 Tiere. Die anderen erkennt ihr an ihrem grauen Fell, oft mit einem hellen Fleck auf der Stirn.
Die meisten Orte auf dem Llevant liegen an der Küste: Beginnend im Süden mit Portocolom, Sa Coma und Cala Millor, ist in Cala Ratjada schon wieder Schluss. Nördlich von Cala Ratjada (und Capdepera etwas weiter im Inland) kommt nur noch wilde, unbesiedelte Küste, bis in Colonia de Sant Pere wieder sanftere Strände beginnen.
Im Inland des Llevant ist Manacor das wirtschaftliche Zentrum, während Artà vor allem dienstags am Markttag von vielen Touristen besucht wird.
Der Llevant gilt mit seinen Bergen und Steilküsten, den sandigen Buchten und weiten Sandstränden als “Mallorca in a nutshell”, als Konzentrat der typischen Landschaftszonen der Insel. Auch historisch hat der Llevant große Bedeutung: Hier liegen mehrere “Talaiots”, das sind prähistorische Siedlungen der ersten Menschen auf Mallorca. Schon vor über 2.000 Jahren haben sie auf der Insel steinerne Häuser und Wachtürme gebaut.
Zwar gab es damals noch keine Schrift, aber die ersten Mallorquiner haben etwas anderes zurückgelassen: Sie konnten offenvar hervorragend mit Steinschleudern umgehen. Die “Foners Balears”, die Steinschleuderkämpfer, haben den Balearen ihren Namen gegeben. Hättet ihr das gewusst?
8 tolle Ausflüge und Kurzwanderungen in Mallorcas Osten
Übersichtskarte für unsere Tipps rund um Artà
Faro de Capdepera: Mallorcas östlichster Punkt
Für alle, die ohnehin schon in Cala Ratjada sind oder die keine Angst haben, sich durch die engen Straßen dieses Küstenortes zu quetschen, ist der Leuchtturm von Capdepera ein schönes kurzes Ausflugsziel für den Sonnenuntergang. Die Straße hinauf zum Faro ist ausgeschildert und kaum zu verfehlen, oben gibt es allerdings nicht allzu viele Parkplätze.
Auf den Felsen vor dem Leuchtturm lässt es sich herrlich herumkraxeln, seid aber mit Kindern bitte sehr vorsichtig – hier ist nichts abgesichert und es geht enorm steil und tief nach unten! Der Leuchtturm selbst kann nicht betreten oder bestiegen werden. Das Gelände drumherum ist abgezäunt und wird gg. 18 Uhr verschlossen – das macht aber nichts, der Sonnenuntergang hier oben ist trotzdem wunderschön.
Stadtbummel: Castell de Capdepera
Das kleine Capdepera im Hinterland von Artà, dessen windschiefe Steinhäuser auf einem weithin sichtbaren, einsamen Berg liegen, ist unser Lieblingsort auf Mallorca. Gekrönt wird Capdepera durch seine Burgfestung aus dem 13. Jahrhundert – eine der größten Burganlagen Mallorcas und eine der am besten erhaltenen.
Von den Zinnen aus habt ihr einen weiten Rundumblick auf den Ort und die Küste, auch die Reste der Stadtmauern kann man noch gut erkennen. Und nachdem ihr die Glocke geläutet habt und auf dem Zinnengang einmal um die Burg herumgelaufen seid, steigt ihr wieder hinunter in den Ort und genießt auf dem kleinen Marktplatz einen Café con leche.
Küstenwanderung von Cala Torta zur Cala Matzoc
Es gibt schlechte Straßen, und es gibt die Straße hinunter zur Cala Torta, die nur 10 Minuten Fahrt von Artà entfernt ist. Überlegt euch genau, ob ihr euch und eurem Mietauto diese ausgewaschene Straße voller knietiefer Schlaglöcher und Auswaschungen zutraut! Es ist keine Schande, weiter oben zu parken und ein paar hundert Meter extra zu laufen.
An der Cala Torta gab es vor ein paar Jahren noch eine kleine Strandbar, heute ist sie bis auf einige Holztrümmer verschwunden. Den überraschend breiten und sandigen Strand (der geformt ist wie ein Tortenstück) hat man nun für sich allein. Aber am Strand liegen ist ja langweilig!
Zum Glück führt ein gut sichtbarer (und daher kaum ausgeschilderter) Wanderweg nach Norden zur nächsten Bucht, der Cala Mitjana. Und von dort weiter zur nächsten Bucht, der Cala Estreta. Und von dort zur nächsten Bucht, der Cala des Matzoc. Den Pfad kann man eigentlich nicht verfehlen, hin und wieder wird man von kniehohen Hinweispfosten geleitet – und mitunter scheint es auch egal zu sein, auf welchem der verzweigten Trampelpfade man weiterläuft. Hauptsache, die Richtung stimmt.
Unsere Wandergruppe hat nach Erreichen der Cala Estreta gemeutert und wir mussten umkehren. Man hätte aber ohne Weiteres noch ewig weiterlaufen können; je nach Kondition geht es mit herrlichen Ausblicken über die Küste nach Norden immer weiter, bis zum Refugi de S’Arenalet, einer kleinen Wanderherberge mit Campingplatz.
Den Rückweg zur Cala Torta tritt man auf demselben Weg an, oder man versucht es auf den großteils unmarkierten Wegen durchs Hinterland. Dabei ist dann auch mal ein Zaun zu überklettern, das ist für Wanderrouten auf Mallorca aber ganz normal. Hierfür würde ich aber immer eine Wander-App empfehlen, denn in dem unübersichtlichen Gelände mit vielen Einschnitten und Felsen verläuft man sich schnell und das kostet Zeit. Hin- und Rückweg sind jeweils nur etwa 3 km lang, aber das dauert mit Kindern erfahrungsgemäß immer viel länger als gedacht.
-> Die Küstenwanderung von Cala Torta zur Cala Matzoc findet ihr auch im Familienreiseführer Mallorca aus dem Naturzeit-Verlag*.
Ermità de Betlem und Cami dels Pescadores
Die Ermità von Betlem (auf anderen Karten auch “Belem”) ist eines der bekannteren Ziele auf der Llevant-Halbinsel, weil dort die Quelle der ewigen Jugend wartet (haben wir schon 2006 ausprobiert und es hat offensichtlich geholfen – zwinki, zwonki!). Seit die wenigen Mönche des Klosters aus Altersgründen im Jahr 2010 nach Valldemossa umgezogen sind, ist das Kloster unbewohnt (aber frei zugänglich).
Trotzdem lohnt es sich, entweder auf der coolen Serpentinenstraße einen Abstecher zum Kloster zu machen oder hinzulaufen – dieser Weg startet, anders als die Straße, von der Nordseite der Llevant-Halbinsel im Örtchen Betlem.
Eingezwängt zwischen hohen Bergen und Meer liegen die wenigen Häuser von Betlem (54 Einwohner!) wie ein abgeschiedener Außenposten am Ende der MA-3333. Weiter geht es nur zu Fuß.
Wir entschieden uns aus Gründen gegen den Aufstieg zum Kloster (bei dem auf knapp 5 km ganze 250 Höhenmeter zu überwinden sind) und für den “Fischerweg”, der immer an der Küste entlangführt und an einer Badegelegenheit endet.
Die Wahl war perfekt: Der Cami dels Pescadores führt sanft bergauf und bergab, mit tollen Ausblicken auf tief unten liegende Buchten und vorbei an spannenden Ruinen ehemaliger Polizeistationen. Hier wurde nämlich früher fleißig geschmuggelt, und das wiederum wurde eifrig unterbunden.
Wer wirklich gut zu Fuß ist, der kann nur wenige Minuten nach dem Start der Wanderung zur Bucht von Ca Na Clara hinunterklettern; wir haben uns das nicht getraut. Wozu auch – die fantastisch geformten Felsen am Ziel, der Doppelbucht Es Calò, boten ebenfalls genügend Gelegenheiten für ein schnelles Bad. Eine alte, verfallene Mole bildet hier einen sehr ruhigen Hafen, perfekt zum Schnorcheln und Baden, wenn man Badeschuhe für den Kieselstrand dabei hat.
Der Cami dels Pescadores ist 3,8 km lang, und mit Badepause am Ende genügt er für einen schönen Halbtagsausflug. Im Sommer soll hier recht viel los sein, im Herbst hatten wir den Weg und die Buchten für uns allein. Okay, abgesehen von einem sehr jungen, sehr gelangweilten Angestellten der Inselverwaltung mit einem Klappstuhl, der uns ermahnte, bitte auf den Wegen zu bleiben.
Traum-Aussichtspunkt über Canyamel: Torre de Cap Vermell
Mallorcas Osten bietet sich natürlich am ehesten für traumhafte Sonnenaufgänge an – für die stehen wir aber notorisch zu spät auf. Auch Sonnenuntergänge kann man im Osten Mallorcas ganz wunderbar sehen, weil es hier so viele hohe Berge gibt, auf die man dafür fix steigen kann.
Canyamel ist mit seinen etwas in die Jahre gekommenen Hotelburgen nicht eben ein schöner Anblick. Der breite Sandstrand an der Mündung des Torrent de Canyamel – einem der wenigen Flüsse auf Mallorca, die fast immer Wasser führen – ist aber zum Baden ganz nett. Von hier aus hatte ich nun den Torre Nova des Cap Vermell gesehen, der hoch oben auf der vorgelagerten Felsenklippe über Canyamel thront. Ein Weg dorthin beginnt an der letzten Straße des Ortes, der Carrer Ermita, die gesäumt ist von neu errichten Supervillen – wow!
Die Blicke, die wir schon nach wenigen hundert Metern Stapfens durch steiles Gebüsch über die weite Bucht von Canyamel genossen, waren ebenfalls wow. Und es wurde immer besser! Der Pfad – wie immer kaum ausgeschildert – führte zwischen Felsbrocken steil bergauf bis auf eine kleine, grasbewachsene Hochebene. Dort, an einer verfallenen Hütte der Armee, kann man sich entscheiden, ob man den Standort des alten Turms vom Cap Vermell besuchen will (rechts abbiegen) oder den neuen Turm anschaut (links abbiegen).
Der neue Turm – Torre Nova – besteht nämlich aus den Steinen des alten Turms. Das Versetzen muss mühsam gewesen sein, da der neue Turm noch einmal 50 m weiter oben auf einer Klippe steht, zu der kein Weg hinaufführt. Wir kraxelten der Nase nach zwischen Felsbrocken herum, die hin und wieder mit blauer Farbe bekleckst waren – die Markierung hätte es aber nicht gebraucht, da man das Ziel ja vor Augen hat.
Die Aussicht von ganz oben ist atemberaubend: Nach Süden blickt man über Canyamel bis zum Cap d’es Pinar, nach Norden über die Küste bis zum Faro de Capdepera. Und direkt unter unseren Füßen befand sich die riesige Tropfsteinhöhle von Artà! Der Eingang zu der Höhle liegt auf Meereshöhe, er ist ebenfalls von Canyamel aus zu erreichen.
Achtung: Im Mallorca-Reiseführer wird der Aufstieg zum Cap Vermell als kindergeeignet empfohlen. Vorsichtige deutsche Eltern könnten das vielleicht anders sehen; der Weg ist definitiv anspruchsvoller als ein Spazierweg und birgt ordentliches Verletzungspotenzial.
Die echte Gefahr haben wir beim Abstieg bemerkt: Da die (eh kaum sichtbaren) Farbmarkierungen an den Steinen aus der Aufstiegs-Perspektive angebracht sind, erkennt man sie von oben kommend und in der Dämmerung nicht mehr. Wir haben uns daher kurz verlaufen und standen recht hilflos mitten zwischen schroffen Felsen über einem steilen Abhang. Mit kleineren Kindern hätte ich das nicht witzig gefunden!
Tropfstein-Wunder: Die Höhlen von Artà
Wo wir schon davon sprachen: Die Coves d’Artà sind natürlich auch ein Highlight von Mallorcas Osten. Wir haben diese und anderen Höhlen auf Mallorca schon mehrfach besucht, sodass ich inzwischen nur noch gelangweiltes Gähnen ernte, wenn ich einen Besuch der Tropfsteinhöhle vorschlage. Schade, ich mag besonders die Höhle von Artà mit ihrem imposanten Eingang sehr gern, der an einer steilen Felswand 40 m über dem Meer liegt.
Sie besteht aus mehreren großen, bis zu 54 m hohen Sälen, die auf einem Rundweg (nur mit Führung!) durchlaufen werden können. Der größte der Säle soll das Innere der Kathedrale La Seu in Palma übertreffen. Anders als in den “Drachenhöhlen” von Porto Cristo ist hier auch nur eine der Höhlen spektakelig bunt beleuchtet, der Rest ist relativ dezent und vor allem ohne dämliche Musik. Dafür verzichtet man auf das Boot mit den Musikern, das in andächtigem Kitsch über den unterirdischen See schippert (kicher).
In der Höhle von Artà haben sich Piraten und Mauren versteckt, die von König Jaume I. von Aragón ausgeräuchert werden sollten – deshalb ist der Höhleneingang noch heute geschwärzt. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ist diese Höhle für die Öffentlichkeit zugänglich und damit eine der ersten Touristenattraktionen auf Mallorca. Jules Verne ließ sich hier angeblich zu seinem Buch “Die Reise zum Mittelpunkt der Erde” inspirieren!
Der Eintritt zur Cueva d’Artà ist mit 15 Euro kein Schnäppchen (Kinder ab 8 Jahren zahlen 10 Euro), aber für Tropfsteinhöhlen-Fans lohnt er sich absolut!
Punta de N’Amer: Wilde Natur und Pferdchen zwischen Hotelburgen
Eigentlich finden wir Mallorcas Osten überall schön. Dachten wir, bevor wir an die Südseite des Llevant fuhren und zwischen den hässlichen, vergilbten Hotelsilos von Cala Millor und Sa Coma landeten. Hier sollten wilde Pferde durch karge Steppenlandschaften laufen??
Vom weißsandigen Strand mit türkisblauem Wasser (und zig Liegestühlen) führte uns tatsächlich ein Trampelpfad auf das Geländes des Reiterhofes “Rancho Sa Coma“, wo eine Reihe von traurigen Pferden und Ponys sowie ein noch traurigerer Esel vor einem Eselkarren auf Kundschaft warteten. Sie gehörten einem etwa 100 Jahre alten Opa, der zwar keine Zähne hatte, aber alle Sprachen Europas sprach (durcheinander) und den Eindruck machte, hier noch weitere 100 Jahre seine Pferde vermieten zu wollen.
Erst einmal ohne Pferd erkundeten wir zu Fuß die Punta de N’Amer, die uns wirklich positiv überraschte: Immer karger und schroffer wurden die Felsen, je weiter wir zur Spitze der Halbinsel vordrangen. Vorbei an einem historischen Wachturm (mit Zugbrücke und kleinem Museum) schlugen wir uns durch scharfkantige Steine und dorniges Gestrüpp, hoch über den tosenden Wogen des Mittelmeers.
Unzählige Wege verzweigen sich auf der Halbinsel und führen kreuz und quer. Mit Glück entdeckt man einen alten Steinbruch am Meer, wo noch herausgebrochene Quader herumliegen, sowie einige alte Schmugglerhöhlen knapp über der Wasserlinie. Mit noch mehr Glück findet man zwischen den dichten, mannshöhen Macchia-Büschen irgendwann den Rückweg zur Rancho Sa Coma und erwischt dort das letzte Pony des Tages – sodass die jüngste Weltwundertochter ihr lang ersehntes schönstes Urlaubserlebnis abhaken kann.
Disclaimer: Wir kennen uns mit Pferden und Reiterhöfen so gar nicht aus. Aber einen tadellosen Eindruck machte die Rancho Sa Coma nicht eben auf uns. Guten Gewissens weiterempfehlen würden wir sie nicht unbedingt. Die Punta de N’Amer aber durchaus!
Die Finca Son Real und die Nekropolis am Strand
Am äußersten Rand des Llevant liegt die Ortschaft Son Serra de Marina – nothing to write home about, hier stehen vor allem kleine Ferien-Apartement direkt am Sandstrand. Direkt angrenzend wird es aber spannend – hier beginnt das Gelände der Finca Son Real.
Dieser Bauernhof ist im Besitz des Staates und für die Öffentlichkeit zugänglich. Man kann die alten Gebäude aus verschiedenen Epochen, die Stallungen samt alten Haustierrassen und die Felder anschauen, auf denen Mandel-, Feigen- und Johannisbrotbäume wachsen – rein biologisch! Auf dem Gelände der Finca lebten schon vor 5.000 Jahren Menschen.
Die riesige Fläche von fast 400 Hektar erstreckt sich bis zum nächsten Ort: Can Picafort, ebenfalls eine touristische Hässlichkeit. Dazwischen ist Mallorca aber so schön und unberührt, dass man es gar nicht glauben mag.
Wir sind vom Besucherparkplatz der Finca Son Real (Achtung, die Einfahrt liegt direkt an der MA-12!) durch duftende Pinienwälder in Richtung Meer gelaufen, bis wir einen blendend rot-weißen Obelisken aufragen sahen. Der frisch renovierte historische Wachturm ragt über einem wunderschönen Küstenstück voller Spazierwege auf, zwischen denen sich mehrere prähistorische Ausgrabungsstätten verbergen: 4.000 Jahre alte Dolmen und Grabhügel, Höhlen und andere Überreste der ersten Siedler auf Mallorca.
Noch spektakulärer wird es für Geschichtsfans ein Stück weiter nördlich: Auf dem Strandweg, der von hier aus immer weiter bis nach Son Baulò und Can Picafort führt, erreicht man bald die Nekropole von Son Real. Dieses 2.700 Jahre alte Gräberfeld liegt direkt am Meer und besteht aus über 100 gemauerten Grabstellen, die wie Bienenwaben dicht an dicht aufragen und durchstöbert werden können. Zum Glück – oder leider – sind keine Knochen mehr drinnen.
Auf der südlichen Seite des Wachturms wiederum warten ein paar wilde, unberührte Strände vor der Kulisse der hoch aufragenden Serres de Llevant – dem kleinen Gebirgszug der Halbinsel. Der Weg an der Küste von Son Baulò bis nach Son Serra de Marina ist etwa 7 km lang, vom Parkplatz der Finca Son Real lauft ihr etwa 3 km zur Nekropole (oder ihr leiht euch an der Finca ein Fahrrad).
Mit Kindern macht der Weg in beiden Varianten viel Spaß, weil es so viel zu entdecken gibt – und ausgedehnte Badepausen drin sind. Wir haben in einer der Buchten einen Oktopus gefunden, der mit uns gespielt hat – das Mallorca-Highlight für den Weltwundermann, der fortan niemals wieder Oktopus essen wird. Schwört er.
Mein Vorsatz fürs nächste Mal: Weiterwandern! Der Weg am Strand entlang ist nämlich ein Abschnitt des Fernwanderwegs GR 222, der von Artà bis nach Lluc führt.
Die schönsten Strände in Mallorcas Osten
Es hat sich ja schon angedeutet: Wandern auf Mallorca macht uns auch deshalb so viel Spaß, weil man zwischendurch immer wieder die Gelegenheit zum Baden hat. Der Osten von Mallorca bietet einige der schönsten Strände Mallorcas – die berühmten Calas sind (mehr oder weniger) tief eingeschnittene Felsenbuchten mit kleinen Sandstränden. Die sind deshalb so toll, weil man hier gleichzeitig im Sand liegen und sonnenbaden kann, aber eben auch von den Seiten Klippenspringen und zwischen Felsen schnorcheln kann. Es ist also für jeden etwas dabei.
Die bekanntesten dieser Calas im Osten Mallorcas sind die Cala d’Or und die Cala Mondrago bei Santanyi, die schon ziemlich weit im Süden liegen. Weiter nördlich gibt es die Touristenhochburgen Cala Ratjada und Cala Millor, auch die Cala Agulla und die Cala Mondrago sind ziemlich bekannt (und schön). Daneben bietet Mallorcas Osten aber auch tolle breite Sandstrände wie aus dem Katalog: Etwa die riesige Cala Mezquida (die gar keine Cala ist!), den fast weißen Strand von Sa Coma oder die sanfte Playa de Canyamel bei Capdepera.
Eines haben alle diese Strände auf Mallorca gemeinsam: Im Sommer ist hier kein Handtuch mehr unterzubekommen – uns macht das Baden dann keinen Spaß mehr. Die schmale, nur zu Fuß erreichbare Cala des Moro ist dank Instagram-Fame so voll, dass man hier neuerdings mehrere Stunden warten (!) muss, bis man eintreten darf. Nee, danke!
Unsere Lieblingsstrände in Mallorcas Osten sind keine Geheimtipps, aber normalerweise fast leer:
- die winzige Doppelbucht Cala Rotja in der gleichnamigen Siedlung bei Canyamel – gut zum Klippenspringen, Kiesel statt Sand
- Cala Torta, erreichbar nur über eine grauenhaft schlechte Straße hinter Artà
- Platja de Ses Cavasses, eine Bucht weiter nördlich als die schon ziemlich bekannte Cala Agulla
- Platja Sa Canova, ein naturbelassener Sandstrand ein paar Minuten Fußmarsch von Son Serra de Marina; Markenzeichen sind die alten Wachtürme, die in den Dünen aufragen
- S’Arenal d’en Casat auf dem Gebiet der Finca Son Real – nur nach einer kurzen Wanderung zu erreichen und wunderschön leer
- Platja de Na Patana: ein toller, weitläufiger Sandstrand kurz nach der Nekropole von Son Real und wenige Minuten Fußmarsch von Son Baulò
Hier schließt sich die weite Biegung der Bucht von Alcudia an, die ja ebenfalls noch zu Mallorcas Osten gehört. Ohne die furchtbar hässlichen Hotels und Apartment-Anlagen wären die riesige Playa de Muro und danach die Playa de Alcudia mit ihrem weißen Sand und dem türkisblauen Wasser das reinste Paradies. Seufz.
Weiter nördlich kommt dann als nächster Geheimtipp der Strand in der tief eingeschnittenen Coll Baix, zu der nur eine abenteuerliche Wanderung über die Halbinsel Victoria bei Alcudia führt. Auf der Nordseite dieser schmalen Halbinsel liegt der Strand von S’Illot, der ebenfalls wunderschön ist und fast nur von Einheimischen besucht wird.
Noch mehr Tipps für Mallorcas Osten
Wir geben es gern zu: Die meisten Ideen für unsere Ausflüge rund um Artà haben wir Damaris zu verdanken, die auf ihrem Blog Mallorca für Kinder zu wirklich jedem Ort auf der Insel etwas zu berichten weiß. 2020 hat Damaris dann konsequenterweise ihren ersten Reiseführer geschrieben: Der Familien-Wanderführer Mallorca aus dem Naturzeit Verlag ist eine echte Erleuchtung für uns gewesen. Hier stehen nicht nur unglaublich viele tolle (kindertaugliche!) Wanderungen drin, sondern auch viele weitere Tipps rund um Mallorca mit Kindern. Mehr braucht man eigentlich nicht zur Reisevorbereitung… oder vielleicht doch?
- Schmidt von Groeling, Britta(Autor)
- Steve Keller(Autor)
[Das sind Affiliate-Links: Klickt ihr auf die Bilder und kauft dann etwas bei Amazon, erhalten wir eine kleine Provision. Ihr zahlt natürlich nichts drauf!]
- Angela war mit ihrem Sohn ebenfalls im Osten von Mallorca unterwegs (und begeistert)
- Noch mehr Wandertipps für Mallorcas Ostküste gibt es bei Travelinspired.de
Kennt ihr den Llevant in Mallorcas Osten und habt Tipps für Ausflüge? Wir kommen nämlich ziemlich sicher wieder – Mallorca hat so viel zu bieten, das reicht noch für mindestens zehn Urlaube.
- Neuseeland mit Kind Karte: mehr als 450 Tipps für Familien auf Google Maps! - 25. Oktober 2024
- DOC Campsite Pass in Neuseeland: Lohnt er sich für Familien? - 5. Oktober 2024
- Zürich mit Kindern: Geht das auch günstig? - 12. September 2024
Hach! Mallorca ist schon schön! Wir hatten damals die Punta N’Amer ja direkt vor der (Hotelzimmer-)Tür. Arta fand ich aber auch besonders schön. In dem Naturschutzgebiet westlich davon wart ihr nicht, oder? Das fand ich ja spektakulär – was nicht heißen soll, dass eure Wanderungen das nicht sind. Und wir waren dort tatsächlich auch fast allein unterwegs. Danke fürs Verlinken!
Liebe Grüße
Angela
Meinst du die Albufera, dieses große Feuchtgebiet? Da waren wir vor Ewigkeiten mal kurz spazieren, hat uns damals (mit Buggy und erstem Kind ;-)) aber nicht so geflasht. Vielleicht sollten wir da mal wieder einen Anlauf starten, danke für die Inspiration!
LG
Jenny