! Aktualisiert am 24. November 2023
Im Wald Beeren, Pilze und Kräuter sammeln, das gehört für uns zu einem Ausflug in die Natur dazu. Oft hören wir aber die Warnung: Esst das Zeug bloß nicht, da ist der Fuchsbandwurm dran! Vielleicht ist das giftig! Wir finden das etwas übertrieben. Aber was kann, darf und sollte man mit Kindern im Wald eigentlich sammeln und mitnehmen?
Essen in der freien Natur suchen, sammeln und direkt verspeisen – das ist nachhaltiges Leben par excellence, finden wir. Es zeigt uns, wo wir herkommen (Jäger und Sammler, Geschichte Klasse 5…). Und es zeigt uns den Wert von Lebensmitteln, ganz direkt. Wie stolz sind unsere Kinder, wenn sie in mühevoller Arbeit eine Tasse voller Blaubeeren gesammelt haben! Wie lecker schmeckt der selbstgemachte Brennnesselsalat oder die Pilzpfanne, für die wir stundenlang durchs Unterholz gestolpert sind!
Inhalt
Essen aus dem Wald ist nicht künstlich gedüngt oder mit Pestiziden besprüht worden, im Gegenteil: Es ist superfrisch, voller Vitamine und sekundärer Pflanzenstoffe. Es ist nicht in Plastik verpackt und es wurde nicht zig Kilometer durchs Land gekarrt. Und – wir müssen es nicht bezahlen, jedenfalls nicht mit Geld – sondern mit der Arbeit unserer Hände.
Also ran an das Gemüse! Nehmt beim nächsten Waldausflug einfach einen Baumwollbeutel mit (in Plastikdosen schwitzen Pflanzen zu sehr und Beeren werden hin- und hergeschleudert, bis sie zermatschen) und eventuell ein Bestimmungsbuch für Wildkräuter.
Bitte Vorsicht beim Pilze sammeln im Wald!
Beeren und andere Pflanzen des Waldes sind lecker und gesund, kein Zweifel. Und gerade als Veganer kennt man den Wert von Pilzen als kalorienarme Proteinquelle. Aber hier solltet ihr wirklich vorsichtig sein!
Nehmt wirklich nur diejenigen Pilze mit, die ihr richtig gut kennt. Lamellenfutter ist prinzipiell gefährlicher, weil hier die Verwechslungsgefahr mit sehr giftigen Pilzen besteht. Aber auch ein einziger Bitterpilz, der dem Steinpilz sehr ähnelt, kann die gesamte Pilzmahlzeit ruinieren.
Statt sich auf Pilzbestimmungs-Apps oder Ratgeber zu verlassen, würde ich hier nur einem Experten vertrauen. Fragt euren Opa, den klugen Nachbarn oder einen zertifizierten Pilzberater in eurer Gegend. Wo der oder die wohnt, findet ihr online heraus, zum Beispiel auf dieser praktischen Website. Keine Sorge, die Pilzberatung ist ehrenamtlich und für euch kostenlos!
-> Sabine hat sich entschieden, Pilze lieber nur zu fotografieren – schaut euch mal ihre schönen Pilzfotos an :-)
Darf man im Wald Beeren und Pilze sammeln?
Klare Antwort: ja. Jedenfalls, solange ihr keine Eimer voll Beeren hinaustragt und die dann noch verkauft.
Ein Jedermannsrecht wie in Skandinavien gibt es in Deutschland zwar nicht. Aber das Bundesnaturschutzgesetz enthält die “Handstraußregelung”: Die erlaubt es, wild wachsende Blumen und Gräser für einen Blumenstrauß zu pflücken, nicht geschützte Beeren, Nüsse, Pilze und Kräuter zum eigenen Gebrauch zu sammeln.
Manchmal stehen Hinweisschilder am Waldrand, die das Sammeln von Pilzen in einem bestimmten Zeitraum verbieten – haltet euch bitte daran! Wenn zu viele Menschen zu viel aus dem Wald wegnehmen, bleibt zu wenig für die Tiere übrig. Und die leben im Wald, anders als wir.
Wo findet man im Wald Beeren, und welche?
Zuerst eine Warnung: Bitte pflückt nicht wahllos jede bunte Beere, die ihr im Wald findet! Einige Beeren sind eindeutig zu erkennen, andere können verwechselt werden. Keine Experimente machen!!
- Blaubeeren oder Heidelbeeren wachsen in niedrigen Büschen, meistens in der Nähe von Nadelbäumen, und sind ziemlich eindeutig zu erkennen. Sie sind übrigens deutlich kleiner und viel aromatischer als Kulturheidelbeeren, und innen nicht weiß, sondern dunkelblau oder violett. Ernten könnt ihr nach regenreichen Wochen ab Juni bis in den August hinein.
- Waldhimbeeren sind ebenfalls kleiner als ihre Kollegen aus dem Supermarkt. Sie wachsen im Halbschatten, gern im Dickicht zusammen mit Waldbrombeeren, die ordentlich stacheln. Ihr findet sie zwischen Juli und August.
- Nah am Waldboden, an feuchten, kühlen Orten findet ihr Walderdbeeren – die Früchte sind winzig, aber extrem aromatisch. Sie wachsen ab Juni bis August und sind nicht mit den Kultur-Erdbeeren verwandt. Macht euch nicht die Mühe, sie zu sammeln – Walderdbeeren sind so empfindlich, dass sie sofort zermatschen. Also sofort vernaschen!
- Ist der Holunder verblüht, wachsen hier die sattschwarzen Holunderbeeren. Die dürfen keinesfalls roh genascht werden (schmecken auch eklig), aber gekocht kann man daraus Holundersuppe machen (Geschmackssache…) oder Marmelade, idealerweise etwas abgemildert mit Pflaumen.
- Noch etwas später sieht man an den Ebereschen die leuchtend orangeroten Dolden der Vogelbeeren. Die sind NICHT giftig, müssen aber auch gekocht werden, damit sie leckere Marmelade werden.
- Im Herbst und Winter hängen die leuchtend roten Hagebutten an den Rosensträuchern. Aus ihnen kann man leckeren Fruchtaufstrich machen, sie enthalten wahnsinnig viel Vitamin C.
Welche Kräuter kann man mit Kindern im Wald sammeln?
Zugegeben: Wir haben (nahezu) keine Ahnung, was sich im Wald so alles finden lässt an Heilkräutern und anderen nützlichen Pflanzen. Und selbst wenn wir euch jetzt eine Liste mit allen erdenklichen Pflanzen schreiben würden – wie solltet ihr die erkennen? Gefahr besteht nicht nur bei Bärlauch, der immer wieder mit dem giftigen Maiglöckchen verwechselt wird.
Deshalb nennen wir hier nur einige wenige Pflanzen im Wald, die sich idiotensicher erkennen lassen und aus denen ihr tolle Dinge machen könnt:
- frische Triebe von Fichten und Tannen – einlegen und zu Hustensirup machen
- Brennnesseln – roh wie Salat verwenden, nachdem ihr die Blätter mit dem Nudelholz geplättet und so die Brennhaare entfernt habt, gekocht wie Spinat, z.B. als Füllung für Ravioli oder als Suppe
- Löwenzahn – die jungen Blätter für Salat verwenden, sie schmecken ähnlich intensiv wie Rucola
- Holunderblüten duften intensiv und lassen sich mit Zucker und Zitronensaft zu leckerem Sirup einkochen.
- Aus den Blättern von Himbeeren und Brombeeren wird ein milder Kräutertee.
- Wald-Sauerklee kann man direkt snacken, die zarten Kleeblätter löschen den Durst beim Wandern!
Hier sind ein paar Buchtipps, die euch helfen, mit Kindern im Wald Beeren und Kräuter zu bestimmen:
- Bosch, Meike (Autor)
- Dreyer, Eva-Maria (Autor)
(Die Bilder sind Amazon-Affiliate-Links – klickt ihr drauf und kauft dann etwas über Amazon, erhalten wir eine Provision.)
Wie gefährlich ist der Fuchsbandwurm?
Während wir als Kind noch hemmungslos Blaubeeren genascht haben, werden wir seit einigen Jahren eindringlich gewarnt vor dem tödlich gefährlichen Fuchsbandwurm, der unsichtbar an Beeren und Kräutern im Wald klebt – eben dort, wo der Fuchs sein Geschäft verrichtet.
Ist der Fuchsbandwurm aber wirklich so gefährlich? Schlechte Nachricht: Ja, ist er. Falls man erkrankt. Echinococcus multilocularis kommt in Europa vor allem in Süddeutschland, dem Norden der Schweiz, dem Westen von Österreich und Ostfrankreich vor. Das RKI meldet jedes Jahr 30 bis 50 Fälle von alveolärer Echinokokkose – so heißt die Krankheit, die man bekommt, wenn man vom Fuchsbandwurm befallen ist.
-> Schweden, Finnland und Norwegen sind übrigens offiziell frei vom Fuchsbandwurm!
Das passiert, wenn man die Eier des Fuchsbandwurms mit der Nahrung aufnimmt. Aus ihnen schlüpfen drei bis vier Millimeter lange Würmer, die dann die Leber befallen – das dauert allerdings mehrere Jahre. Und nur etwa 20 Prozent der Menschen, die Eier in sich tragen, erkranken dann auch – die meisten sind offenbar immun. Tödlich ist die Krankheit heute auch nicht mehr, aber man muss lebenslang Medikamente nehmen, damit sich der Bandwurm nicht weiter ausbreitet.
Die Eier des Fuchsbandwurms werden mit dem Kot von Füchsen, Hunden, Mardern und Katzen ausgeschieden und sind sehr widerstandsfähig; nur durch Abkochen oder tagelanges Einfrieren bei -80 ° Celsius kann man sie abtöten.
Jetzt kommt die gute Nachricht! Keine einzige Studie hat bisher Fuchsbandwurm-Eier auf Beeren oder Pilzen im Wald entdeckt, die für Menschen riskant gewesen wären. Damit man sich mit alveolärer Echinokokkose infiziert, muss man schon mehrere hundert Eier aufnehmen, und so viele schluckt man nur, wenn man eine deutlich mit Kot verschmierte Beere isst – das macht aber sicherlich niemand.
Wer ganz vorsichtig ist, der nimmt nur Beeren, die höher als etwa 20 cm am Strauch hängen. So hoch kackt kein Fuchs.
Viel eher infizieren sich Kinder mit dem Fuchsbandwurm auf Spielplätzen, die von Füchsen, aber auch Hunden und Katzen mit Kot verschmutzt werden. Oder beim Streicheln ihres Hundes, der im Wald auf Mäusejagd war. Händewaschen ist also auch ganz ohne Corona-Angst immer eine gute Idee!
Sammelt ihr auch Beeren und Kräuter im Wald? Was nehmt ihr da am häufigsten mit?
-> Schaut euch auch unsere Spielideen für Ausflüge in den Wald mit Kindern an: Schatzsuche und Wald-Bingo lassen sich mit Beerensammeln super verbinden!
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Hallo Jenny,
guter Artikel, der nimmt hoffentlich den Leute die Angst vor dem Beerensammeln :) eine Frage, hast du zufällig eine Quelle für die Studien zum Thema Fuchsbandwurm? Oder woher stammt diese Info? Mich würde das brennend interessieren!
Danke, Martin