! Aktualisiert am 21. April 2017
Tracks, walks, routes – ja, was denn nun? Neuseeländische Wanderwege haben sehr verschiedene Bezeichnungen, und die sind mitnichten austauschbar. Sie beschreiben genau, welchen Zustand und welche Anforderungen ihr erwarten könnt. Das ist besonders wichtig, wenn ihr mit Kindern in Neuseeland wandern wollt.
Hunderte, wenn nicht gar tausende Wanderwege durchziehen Neuseeland. Sie führen zu den schönsten Aussichten, an die wildesten und einsamsten Strände, auf spektakuläre Gipfel und oft auch einfach durch Wald und “bush”, zu dessen Pflanzen- und Tierwelt man lehrreiche Informationen erhält.
Mit Kindern in Neuseeland wandern: So gehts
Wer mit Kindern in Neuseeland wandern will, findet ohne Probleme an nahezu jeder Ecke einen geeigneten und zum Alter der Kids passenden Weg. In der Wegbezeichnung und den hilfreichen Icons verbirgt sich nämlich jeweils die Information, was ihr von dem Weg erwarten könnt. Wichtiger als die Gehzeit (die man mit Kindern eh nicht einhält) oder die Wegstrecke (die bitter täuschen kann, wenn man Steigungen unberücksichtigt lässt) ist also die Weg-Kategorie!
Früher gab es mal zwei Broschüren vom DOC, in denen viele schöne kurze Wanderwege für Familien verzeichnet waren. Wenn ihr euch heute vorbereiten wollt, könnt ihr auf der Website des DOC gezielt nach Wanderwegen in jeder Region suchen oder vor Ort in einem Visitor Centre des DOC die Faltblätter oder Broschüren mitnehmen, die euch interessieren.
Einige Broschüren mit ausführlichen Wegbeschreibungen und Karten kosten 1 bis 3 NZ$ – nehmt sie trotzdem mit, wenn ihr einen bestimmten Weg laufen wollt, damit es euch nicht ergeht wie Julia, die aus Versehen eine Dreitageswanderung in acht Stunden gemacht hat!
Nach unserer Erinnerung kann man nur wenige Wanderwege in Neuseeland mit Rollstühlen oder Buggys befahren. Zwar gibt es mitunter eine eigene Kategorie der Bezeichnung “pram access short walks”, aber das sind eigentlich keine Wanderwege, sondern eher 100-Meter-Abstecher vom Parkplatz.
Diese Wege sind auf jeden Fall eben und mit festem Rollsplitt, Asphalt oder ähnlichen Materialien allwettergängig gemacht, sehr deutlich beschildert, haben nie Treppen und sind oft sogar am Ziel des Weges (meist einer “scenic view”) mit Bänken ausgestattet.
Die nächst-schwerere Kategorie, die aber immer noch pipi-einfach zu laufen ist, sind die
Short Walks: perfekt für Wanderungen mit Baby und Kleinkind
Diese werden für Wanderer und Spaziergänger jeder Könnensstufe angelegt, ausdrücklich auch für Familien mit kleineren Kindern. Mitunter kommt ihr hier mit einem robusten Buggy gut durch, wenn nicht, ist das in der Beschreibung des einzelnen Weges vermerkt.
Short Walks haben:
- keine oder nur geringe Steigungen,
- wetterfeste Oberflächen (meistens fester Rollsplitt),
- viele Schilder, so dass ihr euch unmöglich verlaufen könnt,
- keine Furten, Wasserläufe werden immer überbrückt,
- oft Sitzmöglichkeiten und Aussichtsplattformen an besonders schönen Stellen und
- unter Umständen eine geringe Zahl von Treppen oder unebene Wegstücken.
Was “short” genau heißt, wird allerdings nicht definiert – von 15 Minuten bis zu zwei Stunden ist in dieser Kategorie alles dabei.
Beispiele:
- der Karangahake Gorge Windows Walk auf der Coromandel Peninsula (2,5 km, Dauer etwa eine Stunde, einige Treppen und Tunnel, kein Problem mit einem 2,5-Jährigen)
- der Mangapohue Natural Bridge Walk im King Country (700 m, etwa 20 Minuten, mit Treppen!)
Hier kommt ihr wirklich sehr bequem ans Ziel; diese Wege sind außerdem nie besonders lang und führen oft als Rundweg binnen einer Stunde zum Startpunkt zurück. Besondere Ausrüstung ist nicht erforderlich, ihr braucht nicht einmal feste Schuhe.
Für Otto Normalwanderer, der keinen Buggy dabeihat, bietet Neuseeland eine riesige Zahl an Wanderwegen, die klassischen
Walking Tracks: familiengeeignete Wanderwege
Auch diese Wege gelten noch als “einfach”, also lasst euch nicht davon irritieren, dass auf dem Icon kein Kind mehr mit drauf ist. Auch für fitte Kindergartenkinder sind solche Wege gut zu schaffen.
Walking Tracks sind:
- Wege mit leichter bis moderater Steigung,
- mit großteils glatten und wetterfesten Oberflächen,
- gut ausgeschildert mit Richtungshinweisen und Warnschildern, wo nötig,
- an steileren Stellen mitunter mit Treppen ausgestattet,
- in Feuchtgebieten als “boardwalks” gestaltet,
- meistens mit Brücken ausgestattet und
- verfügen oft über Aussichtspunkte mit Sitzgelegenheiten.
Beispiele sind:
- der Waitonga Falls Track (4 km, 1,5 Stunden, ging super mit unseren Kindern)
- der Rangitoto Island Summit Track bei Auckland, etwa eine Stunde, fanden wir ohne Kinder recht anstrengend (weil steil und warm)
- Rob Roy Glacier Track (10 km, 3 bis 4 Stunden, haben wir mit 2,5-Jährigem stolz geschafft)
Für die fortgeschritteneren Wanderer in Neuseeland gibt es eine weitere Kategorie, die
Great Walk / Easier Tramping Tracks: für größere Kinder
Das Hauptmerkmal dieser Wege ist, dass sie mehrere Tage dauern. Neben den hinreichend bekannten neun (bald zehn) Great Walks in Neuseeland gibt es noch viele, viele weitere Mehrtagestracks. Übernachtet wird in mehr oder weniger einfach ausgestatteten Hütten oder auf Campingplätzen – je nach Ausstattung des Tracks kostet die Übernachtung Geld und muss eventuell weit im Voraus reserviert werden (der Milford Track zum Beispiel ist oft für die gesamte Wandersaison ausgebucht). Das heißt allerdings nicht, dass man hier Komfort erwarten könnte; Verpflegung und Schlafsack muss selbst geschleppt werden, oft sogar das Klopapier.
Auch wenn diese Wege nur von “erfahrenen Wanderern” mit moderater Fitness empfohlen werden, sind sie für Eltern mit Kindern im Schulalter meist ohne große Anstrengungen zu meistern.
Erwarten könnt ihr:
- angelegte, begradigte Wege mit Wasserableitung,
- Beschilderung am Start und an Wegkreuzungen, mitunter nur durch Stangen oder Marker,
- eventuell “boardwalks” oder Geländer in sumpfigen Gebieten,
- Brücken nur über größere Wasserläufe (nach Regenfällen werden diese Wege oft unpassierbar!),
- weniger gute Wegbeschreibungen und
- teilweise schlammige, schwierige oder steile Wegstücke.
Das klingt schlimmer, als es ist. Zieht euch festes Schuhwerk an und kleidet euch wetterfest, dann passt das schon.
Tipp: Viele Mehrtageswanderungen könnt ihr auch aufteilen, so dass ihr nur eine Tagesetappe lauft. Das geht zum Beispiel mit dem Abel Tasman Coastal Track sehr gut.
Advanced Tramping Tracks: bitte abwägen!
Diese Mehrtageswanderungen haben es schon in sich; sie werden nur für Wanderer mit moderaten bis guten Kenntnissen im Orientieren, Bergwandern in abgelegenen Regionen und Survival empfohlen. Die Wege sind in der Regel nicht gepflegt oder angelegt, sondern führen querfeldein, oft über Stock und Stein. Statt der gewohnten grün-gelben Schilder gibt es kleine rote Marker, Stangen oder schlichte Steinhaufen. Über Flüsse müsst ihr selbst kommen.
Ob ihr euch solche Wege mit Kindern zutrauen solltet? Wir würden es nicht tun (also, auch nicht ohne Kinder).
ABER: Wenn ihr euer Baby tragen könnt und selbst fit seid, ist zum Beispiel das Tongariro Crossing machbar – wie das Beispiel von Phillip zeigt.
Am oberen Ende der Skala kommen schließlich die
Routes: nicht kindertauglich
Das sind kaum oder gar nicht markierte Wege, häufig steil und immer querfeldein. Ohne Profi-Ausrüstung, gute Fitness und viel Erfahrung (und wenn möglich, einen Guide) habt ihr auf diesen Wegen mit Kindern nichts verloren.
Welche Wege habt ihr mit Kindern in Neuseeland schon bewältigt? Welche könnt ihr besonders empfehlen?
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