Deutschland

Nationalpark Hainich – Baumkronenpfad und Wildkatzen

Charnette Schnabel

Der Nationalpark Hainich ist ein Muss für alle, die Wildkatzen lieben. Auf dem Baumwipfelpfad haben wir Thüringens einzigen Nationalpark erkundet und die Buchen bewundert, die den Hainich sogar zum UNESCO-Weltnaturerbe machen.

Hainich Baumwipfelpfad

Was für eine Aussicht vom Baumwipfelpfad Hainich! © Charnette Schnabel

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?

Dieses Zitat aus Goethes „Erinnerung“ enthält mehr Wahrheit, als wir heutzutage wahrhaben möchten. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, unsere Fernreisen drastisch zu reduzieren. Wir wollen unser schönes Deutschland mehr bereisen, um es besser kennen zu lernen und um unsere Flugreisen zu reduzieren und der Umwelt und uns damit einen Gefallen zu tun.

Wir sind sogar einen Schritt weiter gegangen und haben uns ein Ziel gesetzt: Wir möchten alle 16 Nationalparks und wenn möglich auch die 17 Biosphärenreservate in Deutschland mit dem Wohnwagen und unseren Rädern besuchen und erkunden.

2018 haben wir damit begonnen und uns den Nationalpark Hainich in Thüringen, die dort lebenden Wildkatzen und den Baumkronenpfad angesehen.

Tagesausflug zum Wildkatzendorf Hütscheroda

Die Europäische Wildkatze (Felis s. silvestris) ist eine reine Waldbewohnerin und wird daher auch als Waldkatze bezeichnet. Noch vor 100 Jahren erstreckte sich ihr Verbreitungsgebiet über ganz Europa.

Ihr Lebensraum, die großen zusammenhängenden Waldgebiete, fiel nach und nach der Landwirtschaft, dem Straßen- und Siedlungsbau zum Opfer. So zählt die Wildkatze inzwischen zu den gefährdeten Arten.

Nationalpark Hainich

Der Nationalpark Hainich in Thüringen: So viel Wald!

Damit sich die Wildkatze wieder ausbreiten, benachbarte Waldgebiete neu besiedeln und sich genetisch mit anderen Populationen austauschen kann, legt der BUND Wildkatzenwege an. Zielgröße sind 20.000 km grüne Korridore aus Büschen und Bäumen, um die Wildkatzenwälder miteinander zu verbinden.

Im Wildkatzendorf Hütscheroda können Besucher*innen die Wildkatze begreifen, erleben und entdecken. In der Wildkatzenscheune wird man über die Katzen und ihren Lebensraum aufgeklärt.

An der Scheune startet ein 7 km langer Rundwanderweg, der Wildkatzenpfad, der bei der Wildkatzenlichtung an einem Wildkatzengehege endet. Wir sind den Rundweg mit dem Fahrrad gefahren. Er ist ziemlich bergig, aber machbar (man sollte genügend zu trinken dabei haben, denn ein Großteil der Strecke führt durch die pralle Sonne). Belohnt werden die Mühen mit einem herrlichen Rundumblick vom Aussichtsturm Hainichblick.

Wer sich das Informationszentrum in der Wildkatzenscheune angeschaut hat, kann sich gleich ein Kombi-Ticket inklusive Schaufütterung kaufen. So haben wir unsere Runde beim Wildkatzengehege beendet und haben uns die vier Wildkatzen in ihren Gehegen inklusive der Fütterung angesehen.

Insgesamt sind wir an diesem Tag von unserem Campingplatz aus über 33 km mit dem Rad gefahren.

Nationalparkzentrum und Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich

Am nächsten Tag sind wir vom Campingplatz Wangenheim zum Nationalparkzentrum geradelt. Das Informationszentrum ist sehr schön gestaltet und bietet jede Menge Highlights, besonders auch für Kinder.

Auf riesigen Bilderwänden, in interessanten Filmen und an Erlebnisstationen werden den Besucher*innen die Schätze des Nationalparks Hainich näher gebracht. Im Foyer können die Tickets für den Baumkronenpfad erworben werden.

Nationalpark Hainich

Spaß für Groß und Klein im Informationszentrum Hainich © Charnette Schnabel

Nationalpark Hainich

Interaktive Erlebnistafeln im Nationalparkzentrum Hainich © Charnette Schnabel

 

 

 

 

 

 

Über 530 Meter schlängelt sich der Pfad durch die Baumkronen. Gestartet wird auf zehn Metern Höhe, dann steigt der Pfad kaum wahrnehmbar, aber kontinuierlich auf 24 Meter an. Auf der gesamten Strecke entdeckten wir Skulpturen und Tafeln mit Informationen und Rätseln zu den Bewohnern des Waldes.

Eine Hängebrücke und ein Kletterseil werden in dieser schwindelerregenden Höhe zur Mutprobe. Wer ganz hoch hinaus will, der steigt noch die letzten Treppen bis zur 41 m hohen Aussichtsplattform hinauf und wird mit einem traumhaften Rundumblick belohnt.

Der Autor/die Autorin der Website des Nationalpark Hainich hat dieses Glücksgefühl in Worte gefasst und besser könnte ich es auch nicht sagen:

Hier oben ist alles anders. Der Klang der Vogelstimmen gewaltiger. Luft und Licht reiner. Die Blätter zarter, der Himmel näher.

Von Ostern bis zum 31. Oktober verbindet der „Wunderbare Wanderbus“ das UNESCO-Weltkulturerbe Wartburg mit dem UNESCO-Weltnaturerbe Hainich. Der Bus pendelt zwischen der Thiemsburg, wo sich das Nationalparkzentrum befindet, und der Stadt Eisenach.

Von Eisenach ist ein Zwischenstopp im Wildkatzendorf Hütscheroda möglich. Mit dem nächsten Bus geht es dann weiter zum Baumkronenpfad. Die Fahrgäste können im Bus ein Umweltticket lösen, das die Hin- und Rückfahrt von Bad Langensalza oder Eisenach in den Nationalpark Hainich sowie den Eintritt zum Baumkronenpfad beinhaltet.

Insgesamt sind wir an diesem Tag ca. 26 km mit dem Rad gefahren.

Campingplatz Wangenheim – Idylle am See

Wir haben uns bei unserer Reiseplanung für den Campingplatz Wangenheim entschieden. Der Campingplatz ist an einem Stausee gelegen. Sehr idyllisch und alles sehr unkompliziert, allerdings nicht in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Hainich. Die Sanitäranlagen waren sauber und wir hatten nichts zu beanstanden. Im See herrscht allerdings Badeverbot, da es wohl gefährliche Strömungen gibt.

Stausee am Campingplatz in Wangenheim

Stausee am Campingplatz in Wangenheim

Es gibt ein italiensches Restaurant vor Ort, was wir bis auf das Eis zum Nachtisch aber nicht getestet haben. (Das lag daran, dass wir erst unser Fleisch verbrauchen mussten und am nächsten Tag hatte das Restaurant geschlossen).

Campingplatz in Wangenheim

Campingplatz in Wangenheim

Bis zum Wildkatzendorf sind es knapp 13 km. Wir sind die Strecke mit dem Fahrrad gefahren. Kinder sollten schon gut fahren können, da man ca. 2 km auf einer stark befahrenen Hauptstraße fahren muss. Wir sind die Strecke mit einem knapp 7-jährigen gefahren, allerdings ist unser Sohn ein sehr guter Radler und kann gut geradeaus fahren.

Bis zum Baumwipfelpfad sind es ebenfalls knapp 13 km. Diese Strecke war etwas bergiger und auch hier sollten die Kinder fit sein, um sie bewältigen zu können.

Sonnenaufgang in Wangenheim in Thüringen mit Windrädern am Horizont

Sonnenaufgang in Wangenheim in Thüringen

Zahlen und Fakten zum Nationalpark Hainich

Wer sich für ein paar Zahlen und Fakten zum Hainich interessiert, dem haben wir nachfolgend ein paar Daten zusammengeschrieben.

Der Hainich: ein ehemaliges Sperrgebiet

Der Hainich, ursprünglich militärisches Sperrgebiet, umfasst eine Größe von 7500 Hektar (75 km²). 90 % des Nationalparks sind bis heute nutzungsfrei und dürfen auch von Besuchern nicht betreten werden. Diese Bedingungen haben es der Natur aber eigentlich erst ermöglicht, zu werden, was sie heute ist: der Anfang eines mitteleuropäischen Urwaldes.

Nach dem Mauerfall entstand recht bald die Idee, die Region durch den Status Nationalpark zu schützen. Am 31.12.1997 war es soweit: Der Nationalpark Hainich wurde als 13. Nationalpark Deutschlands gegründet. Er ist der einzige Nationalpark in Thüringen und zählt seit 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder und alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“.

Flora und Fauna im Hainich

Der Hainich beherbergt neben der Rotbuche auch Laubbaumarten wie Eschen, Ahorne, Linden und Elsbeeren. Zudem kommen Pilze und Frühlingsblüher wie Märzenbecher, Leberblümchen und Buschwindröschen vor.

Auch für Feinschmecker hat der Hainich einiges zu bieten: Bärlauch! In rauen Mengen, denn im Baumschatten fühlt er sich besonders wohl. Wer den Nationalpark von Mitte März bis Anfang Mai besucht, der sollte keine empfindliche Nase haben.

Es gibt aber nicht nur viele Pflanzen im Hainich, sondern auch viele geschützte Tierarten wie die Wildkatze, 15 Fledermausarten, 7 Spechtarten und mehr als 500 Käferarten (holzbewohnend) sind hier beheimatet. Die Wildkatze ist nicht die einzige vierbeinige Attraktion. Neben Füchsen, Rot- und Damwild, gibt es hier auch Waschbären.

Besonderheit: Im Januar 2018 konnte ein Luchs gesichtet und sogar fotografiert werden.

Wo liegt der Nationalpark Hainich?

Der Nationalpark Hainich liegt im Städtedreieck Eisenach-Mühlhausen-Bad Langensalza, im Westen Thüringens. Wusstet ihr, dass sich nur wenige Kilometer südlich von Mühlhausen der geografische Mittelpunkt Deutschlands befindet?

Ungefähr 18 km südwestlich des Nationalparks liegt die Wartburg bei Eisenach. Sie wurde um 1067 von Ludwig dem Springer gegründet und gehört seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Blick über den Hainich zur Wartburg

Blick über den Hainich zur Wartburg

Verhaltenskodex (nicht nur im Nationalpark Hainich)

  • Markierte Wege dürfen nicht verlassen werden! Warum? Ganz einfach, weil die Menschen nach euch auch noch etwas von den Blumen, Pflanzen und Tieren sehen wollen. Zertrampelte Natur ist nicht nur auf Fotos hässlich.
  • Bitte im Hinterkopf behalten, dass es sich um ein ehemaliges Militärgebiet handelt. Warnhinweise und Verbotsschilder sind nicht dafür da, euch zu ärgern, sondern euch zu schützen.
  • Lärmen und Schreien ist nicht erwünscht. Warum? Ganz einfach, weil wir nur zu Besuch sind. Zu Besuch in einem Refugium für geschützte, aber wilde Tiere.
  • Der Waschbär ist, auch wenn er noch so niedlich oder zutraulich erscheint, ein Wildtier und darf (auch zu eurer Sicherheit) nicht berührt werden!
  • Wie immer: Nehmt euren Müll bitte wieder mit! Und vor allem: Werft nichts weg!

Weitere Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten rund um den Hainich

In der Nähe des Nationalparks Hainich liegt die Wartburg. Da wir uns selbst nicht die Zeit genommen haben, die Burg zu besuchen, empfehle ich euch, bei zwei Bloggerkolleginnen vorbeizuschauen:

Buchempfehlung

Wenn dir unsere Idee, alle Nationalparks Deutschlands zu besuchen, gefällt, dann können wir dir diesen Reiseführer empfehlen:

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