Neuseeland ist für uns nicht nur ein schönes Urlaubsziel, sondern viel mehr. Die Entwicklungen auf dem Gebiet des Natur- und Umweltschutzes verfolgen wir regelmäßig – und mit Sorge. Das Tourismus-Idyll à la “100% pure nature” ist schon lange nur noch ein Trugbild. Besondere Sorgen macht uns eines der berühmtesten Tiere Neuseelands: der Gelbaugenpinguin.
Unser Pinguin-Beitrag gehört zu den beliebtesten Blog-Artikeln – Pinguine stehen bei Neuseeland-Reisenden offenbar hoch im Kurs. In Neuseeland gibt es gleich zwei Arten, die nur hier heimisch sind: den winzigen “blue penguin” und den “yellow-eyed penguin” mit dem charakteristischen gelben Stirnband.
Der Gelbaugenpinguin (“hoiho”) schaut von den neuseeländischen Fünf-Dollar-Scheinen, trägt nach aktuellen Schätzungen etwa 100 Millionen NZD im Jahr zum Wirtschaftsumsatz in Dunedin bei und ist Star auf zahlreichen Fotos und Videos von Touristen, die in Oamaru, am Katiki Point bei Moeraki oder auch an den Küsten der Otago Peninsula keine Mühe scheuen, um die Seevögel mit dem auffälligen gelben Stirnband und der gelben Iris zu entdecken.
Seine Berühmtheit und Beliebtheit nutzt dem Gelbaugenpinguin aber leider gar nichts. In weniger als 40 Jahren wird es seine Art wahrscheinlich nicht mehr geben. Dies prophezeien Wissenschaftler von der University of Otago in einer kürzlich erschienenen Studie.
(Wann) wird der Gelbaugenpinguin in Neuseeland aussterben?
Dr. Thomas Mattern, führender Autor der Untersuchung, schließt aus 35 Jahren der Beobachtung einer Population von Gelbaugenpinguinen am Boulder Beach auf der Otago Peninsula, dass die Tierart spätestens im Jahr 2060 nicht mehr auf dem neuseeländischen Festland vorkommen wird – und das sei eine optimistische Schätzung. Zwar gibt es auch kleinere Populationen auf den Auckland Islands und den Campbell Islands, aber der Trend sei dort derselbe.
Die Population der Gelbaugenpinguine nimmt stetig ab. Inzwischen gibt es auf der Otago Peninsula nur noch 200 Brutpaare – im Vergleich zu 600, die noch in den 1990er-Jahren hier lebten!
Der Schlüssel zur Rettung der bedrohten Tierart wären vor allem dringend benötigte Erkenntnisse darüber, warum es immer wieder zu Massensterben bei den Gelbaugenpinguinen kommt. Zuletzt verendeten im Jahr 2013 gleich 60 Tiere auf einmal, und niemand weiß bis heute so recht, was dafür ursächlich war.
Absolut kritisch für den Weiterbestand der Pinguine seien jedoch die Folgen des Klimawandels: Bei wärmeren Wassertemperaturen sterben signifikant mehr Tiere, weil dann weniger Nährstoffe aus den Flüssen an den Meeresboden gelangen.
Was können wir Touristen dagegen tun?
Ohne sofortige Schutzmaßnahmen, die deutlich und effektiv ausfallen müssen, wird der charakteristische schrille Ruf des Gelbaugenpinguins, von dem er seinen Maori-Namen hat („Hoiho“ heißt so viel wie „Schreihals“) noch während unserer Lebzeiten von Neuseelands Küsten verschwinden.
Gegen steigende Temperaturen des Meeres können die Neuseeländer allein nicht viel tun. Aber es gibt andere Faktoren, die ebenfalls für den Weiterbestand der Gelbaugenpinguine entscheidend sind: allen voran die Auswirkungen der Fischereiindustrie, aber auch eingeschleppte Raubtiere und nicht zuletzt die Störungen durch menschliche Besucher – ja, das sind wir Touristen, die so gern näher ranwollen für das tolle Instagram-Foto…
Tag für Tag ertrinken Pinguine als ungewollter Beifang in Schleppnetzen, verhungern, weil ihnen die Nahrung weggefischt wird oder werden durch unbekannte Substanzen vergiftet. Und wenn sie das alles nicht umbringt, dann hält sie der Stress durch zu viele menschliche Besucher davon ab, ihre Nester zu bauen oder ihre Jungen ordentlich aufzuziehen.
Das Fazit der Wissenschaftler ist deutlich: Wir müssen dringend etwas tun, wenn der Gelbaugenpinguin eine Chance haben soll!
Unser Fazit ist auch klar: Gelbaugenpinguine in Neuseeland anschauen ist eine gute Sache – wenn ihr das an den richtigen Orten tut, wenn ihr euch an die ausgeschilderten Vorsichtsmaßnahmen haltet und die Tiere so gut wie möglich in Ruhe lasst.
Und bitte versucht es nicht auf Teufel komm raus für lau, sondern gebt den Organisationen, die sich um die Rettung der Gelbaugenpinguine in Neuseeland kümmern, euer Geld.
(Dieser Beitrag erschien in ähnlicher Fassung in Ausgabe 04/2017 des Reisemagazins 360° Neuseeland – das wir allen Blog-Lesern und Neuseeland-Fans ans Herz legen!)
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