! Aktualisiert am 15. Juli 2021
Immer mehr Touristen kommen nach Neuseeland, und ein Ende ist nicht in Sicht. Ist Neuseeland überhaupt noch ein empfehlenswertes Reiseziel, wenn sich hier die Touristenmassen drängeln? Wir finden: ja.
Bis 2022 sollen jährlich 4,5 Millionen Touristen nach Neuseeland kommen – das sind mehr, als es Einwohner gibt. Die Auswirkungen des neuen Phänomens “Massentourismus” sind offensichtlich: überfüllte Straßen, volle Parkplätze, ausgebuchte Unterkünfte, genervte Grundbesitzer und überlastete Gemeinden. Die Infrastruktur in Neuseeland ächzt unter der Last zu vieler Besucher. Ob die neu eingeführte Besucher-Gebühr IVL die erhoffte Erleichterung bringen kann, ist abzuwarten.
Neuseeland ist etwa drei Viertel so groß wie Deutschland, hat aber 77 Millionen weniger Einwohner. Inzwischen müssen diese mit den Touristen während der Ferienzeit regelrecht konkurrieren. Es gibt Staus auf Wanderwegen, Staus an den Zufahrten und immer mehr Unfälle. Verantwortungslose Camper und hirnlose Instagrammer zertrampeln die Natur und hinterlassen Müll in Naturschutzgebieten.
Aber der Tourismus hat natürlich auch viele Vorteile für Neuseeland. Er bringt Geld und Arbeitsplätze in wirtschaftlich schwache Regionen, sorgt – wenn er gut gemanagt wird – für eine verbesserte Infrastruktur und kann auch den Umweltschutz vorantreiben. Neben der Milchvieh-Haltung ist der Tourismus inzwischen Neuseelands Haupt-Einnahmequelle!
Inhalt
Social Media, FOMO und Chinesen – wer hat Schuld am Overtourism in Neuseeland?
Instagram, Facebook & Co. spielen sicherlich die Hauptrolle, wenn es um Overtourism geht. Heutzutage haben wir rund um die Uhr Zugang zu sozialen Medien und können uns zu neuen Reisezielen “inspirieren” lassen.
Früher blätterten wir andächtig in teuren Print-Magazinen, heute sind kostenlose Apps stets verfügbar für Millionen Nutzer. Jeden Tag, jede Minute präsentiert uns dort jemand verlockende neue Reiseziele für unsere stetig wachsende Bucket List. Selbst Geheimtipps werden schnell überschwemmt, sobald sie von einem Influencer “entdeckt” wurden.
Rest in peace, Roy’s Peak und Cathedral Cove!
Die neue Generation der Reisenden hat auch ganz neue Probleme: FOMO, “fear of missing out” (Angst, etwas zu verpassen oder nicht so cool zu sein wie die anderen) spielt als Motivation für Reisen eine zentrale Rolle. Erbärmlich eigentlich, oder?
Schließlich spielt auch die neue chinesische Mittelschicht eine große Rolle beim Overtourism in Neuseeland. Ein immer größerer Teil der Besucher kommt nämlich aus China. Diese Touristen machen am liebsten kürzere, geführte Gruppenreisen, bei denen sie naturgemäß in schnatternden Pulks auftreten und europäische Individualreisende verschrecken und nerven. Rassistische, abwertende Kommentare finden sich in immer mehr Neuseeland-Reisegruppen, und das ist zwar ein Stück weit verständlich, aber doch ziemlich hässlich.
Anstatt die Reiselust unserer asiatischen Mitmenschen zu verdammen und über ihre andere Kultur zu lästern, müssen wir sie akzeptieren – so, wie auch wir gern als Reisende in Neuseeland willkommen geheißen werden wollen. Chinesische Reisende spielen rein zahlenmäßig und auch wegen des vielen Geldes, das sie dort ausgeben, für den neuseeländischen Tourismus inzwischen die Hauptrolle. Dagegen können wir 100.000 Deutschen im Jahr (Quelle: Auswärtiges Amt, Stand 2018) einfach nicht anstinken.
4 Strategien, um den Touristenrummel in Neuseeland zu vermeiden
Klar: Die Hauptverantwortung für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Tourismusboom haben die Neuseeländer selbst. Es gibt aber ein paar einfache Strategien, mit denen auch wir Reisenden die schlechten Auswirkungen von Overtourism in Neuseeland begrenzen können.
1. In der Nebensaison reisen
Wir können gezielt dann nach Neuseeland reisen, wenn weniger andere Besucher herkommen: im Spätherbst, im Frühjahr und auch im Winter. So verteilt sich die Besucherlast gleichmäßiger auf das Jahr, die Orte können sich besser auf Gäste einstellen und die Menschen haben nicht nur in den drei Monaten der Hauptsaison ein Einkommen aus dem Tourismus.
Die Vorteile für uns sind ebenso deutlich: Es ist weniger voll an den Must Sees, wir erleben das Land ruhiger und authentischer und müssen für alles mögliche weniger bezahlen. Win-Win, oder?
-> Wann genau sind Hauptsaison und Nebensaison in Neuseeland?
2. Informiert reisen ist nachhaltig reisen
Nachhaltig reisen heißt: Verantwortung übernehmen für unseren Einfluss als Touristen – denn auch wir sind Teil des Overtourism-Problems.
Informiert euch also vor eurer Neuseeland-Reise, wo die touristischen Hotspots sind – und überlegt, ob ihr dort wirklich hinmüsst. Recherchiert vorher (legale) Parkmöglichkeiten an Attraktionen, bucht ggf. einen Shuttle-Service oder schaut euch nach Alternativen um.
Lest Berichte zum Freedom Camping und überlegt euch, ob der höhere Preis eines Campervans mit “Self containment”-Plakette für euch gerechtfertigt ist. Seid euch im Klaren, dass es keine Alternative ist, dauerhaft öffentliche Toiletten und Parkbüsche für eure Notdurft zu nutzen, um das Geld für Campingplätze zu sparen! Und denkt daran, dass die meisten Campingplätze in Neuseeland Familienbetriebe sind – wenn ihr dort bucht, unterstützt ihr die Menschen vor Ort.
-> Hier findet ihr alle Campingplätze, die wir auf unserer 4-wöchigen Neuseeland-Reise 2018 besucht haben.
In Orten wie Queenstown sind durch Airbnb die Mieten exorbitant gestiegen, Anwohner und Arbeitskräfte werden regelrecht verdrängt. Müsst ihr wirklich im Ort wohnen?
In der Tasman Bay sind die Anwohner extrem genervt von Freedom Campern. Bucht dort lieber einen Campingplatz, und zwar möglichst weit im Voraus!
Der “Spiegelsee” am Mount Taranaki, Roys Peak bei Wanaka oder die Cathedral Cove werden von Instagrammern überrannt. Wollt ihr wirklich dorthin und dieselben Bilder machen wie alle anderen auch? (Lest dazu auch weiter unten unsere Alternativvorschläge!)
Auf der Nordinsel bedroht die Kauri Dieback Disease die ältesten Bäume Neuseelands. Bitte respektiert die Schließung von Tracks deswegen und reinigt eure Schuhe an den Stationen!
-> Mehr Tipps zum nachhaltigen Reisen in Neuseeland
3. Statt Great Walks ganz normale Multi-Day-Walks laufen
Viele der heftig beworbenen Great Walks in Neuseeland sind in der Hauptsaison extrem überfüllt. Vor allem auf dem Abel Tasman Coastal Walk, dem Routeburn Track und dem Milford Track lauft ihr dann im Gänsemarsch mit zig anderen, Übernachtungen sind extrem teuer und schnell ausgebucht.
Neben den neun (bald zehn) Great Walks bietet Neuseeland aber noch hunderte andere Mehrtagestracks, die mindestens genauso schön sind – nur wesentlich weniger voll und viel günstiger. Da müsst ihr die Hütten zum Teil nicht einmal vorbuchen. Die hervorragende Website des DOC ist eure beste Recherchequelle!
4. Orte besuchen, die wenige(r) Touristen sehen
All die tollen Locations, die ihr auf Instagram und Pinterest seht, sind wirklich fantastisch. Es gibt in Neuseeland aber zum Glück viele Alternativen, die genauso fantastisch aussehen – und wesentlich weniger Besucher sehen. Wenn sich die Touristenströme besser verteilen, kann der Tourismus in Neuseeland tatsächlich nachhaltig und gut für das Land sein.
Lauft also nicht wie Schafe den Tipps aus eurem Reiseführer hinterher – schaut euch um!
-> In diesem Beitrag zu den vermeintlichen Must Sees in Neuseeland erfahrt ihr mehr darüber.
Tolle “Must see”-Alternativen ohne Massentourismus
Euer Reiseführer sagt, diese Orte in Neuseeland MÜSST ihr sehen? Wir sagen: Müsst ihr nicht. Schaut euch lieber andere an, die nicht so überlaufen sind!
Statt Cape Reinga: Cape Palliser
Wenn ihr nur deshalb in den hohen Norden fahrt, um den nördlichsten Punkt Neuseelands abzuhaken, könnte das enttäuschend enden. Denn hier führen auch viele Tagestouren (!) von der Bay of Islands oder gar von Auckland aus hin. Viel stimmungsvoller sind abgelegenere Leuchttürme wie der am Cape Palliser, am Castle Point oder ganz im Süden der Südinsel in Bluff.
Statt 90 Mile Beach: Oreti Beach
Der längste Strand Neuseelands (stimmt das überhaupt?) ist tatsächlich auch ein offizieller Highway – allerdings nicht der einzige. Die neuseeländische Verkehrsbehörde definiert alle Strände, die man mit einem Fahrzeug befahren kann, als Straßen. Inzwischen fahren hier aber so viele Reisebusse mit wild knipsenden Touristen herum, dass dies kaum noch als echtes Erlebnis gelten kann.
Ihr wollt unbedingt mit eurem Auto oder Campervan auf den Strand fahren? Das ist erstens nicht ungefährlich, zweitens für die allermeisten Mietwagen verboten und drittens schlecht für die Natur – auch wenn die Kiwis das gewohnheitsmäßig immer noch gern tun. An den meisten Stränden im Northland, rund um Opotiki an der Bay of Plenty, an einigen Stränden der Kapiti Coast und vor allem am Oreti Beach im abgelegenen Southland ist es noch erlaubt. Letzterer diente dem berühmten Burt Munro (Neuseelands bekanntestem Rennfahrer) als Übungsstrecke.
Generell gilt die Straßenverkehrsordnung in Neuseeland auch an allen Stränden. Beachtet die örtlichen Tempolimits, schnallt euch an, haltet die Promillegrenzen ein und fahrt rücksichtsvoll – wie auch auf der Straße.
Statt Hundertwasser-Toiletten in Kawakawa: alle anderen!
Die von Friedensreich Hundertwasser gestalteten öffentlichen Toiletten sind die Rettung des Örtchens Kawakawa im Northland. Aber wollt ihr euch wirklich in die Schlange der Touristen einreihen, die dort nur für ein Foto hinfahren?
Neuseeland ist ein Eldorado für “Toilettensammler”, legt doch eure eigene Sammlung von coolen Toilettengebäuden an. Es gibt sogar einen jährlichen Schönheitspreis für öffentliche Toiletten!
Statt Bay of Islands: Hawke’s Bay
Gefühlt jede Reisegruppe wird nach dem Start in Auckland zuerst in die Bay of Islands geshuttelt. Die Ruhe und die Landschaft genießen kann man in Russell und Paihia daher kaum noch, und die im Minutentakt startenden Touren mit der immer gleichen Route sind… gähn.
Entdeckt stattdessen doch lieber die Hawke’s Bay südlich von Gisborne, wohin sich kaum ein Tourist verirrt. Oder die Bay of Plenty, oder die Marlborough Sounds…
Statt Coromandel: Hokianga Harbour
Weil Coromandel nur ein paar Stunden Fahrt von Auckland entfernt ist, tummeln sich dort im Sommer zehntausende Touristen. Es ist eine der wenigen Gegenden in Neuseeland, wo wir uns an italienische Verhältnisse erinnert fühlten. Warum nicht lieber die abgelegenen Strände und Buchten rund um den Hokianga Harbour im Northland entdecken? Oder ihr fahrt auf die andere Seite der schmalen Landspitze rüber und genießt die weißsandigen, leeren Strände dort…
Statt Auckland: Wellington und Christchurch
Fast jede Neuseeland-Reise beginnt und/oder endet hier. Entsprechend voll sind die Straßen im Zentrum von Auckland, und Unterkünfte sind teuer. Anders als viele Neuseeland-Fans finden wir Auckland trotzdem ziemlich cool. Aber noch viel cooler ist Wellington, die “richtige” Hauptstadt des Landes, die für viele nur einen kurzen Zwischenstopp vor der Fährfahrt bedeutet.
Vielleicht noch hübscher ist Christchurch – die größte Stadt der Südinsel, die für die meisten Touristen immer noch gleichbedeutend mit “Erdbeben-Sperrzone” ist. Wie schade drum!
Statt Hot Water Beach: Kawhia
Ganz schlimm finden wir die Menschenmassen, die sich an diesem Strand auf der Coromandel Peninsula tummeln, um Löcher hineinzugraben und dann darin zu sitzen. Wesentlich stimmungsvoller ist die Atmosphäre am abgelegenen thermalen Strand von Kawhia, einem Örtchen, dessen Lage wir gar nicht so genau beschreiben wollen. Immerhin scheint der Te Puia Beach, seit wir ihn 2002 entdeckt haben, dem Touristenrummel erfolgreich entgangen zu sein.
Statt Cathedral Cove: Oparara Arches
Seitdem ein asphaltierter Weg zu diesem eindrucksvollen Felsenbogen führt, ist es um die Cathedral Cove auf Coromandel geschehen. Es ist echte Arbeit, hier ein Foto ohne Touristen hinzubekommen. Wie anders sieht es doch an den noch viel beeindruckenderen Oparara Arches im hohen Norden der Westcoast aus! Klar, der Abstecher nach Karamea dauert ein paar Extra-Tage und ist mit einem großen Campervan nicht zu schaffen. Aber er lohnt sich!
Statt Waitomo: Te Anau, Hokitika, Waipu…
Die neuseeländischen “glow-worms” gehören zu den Must-sees in jedem Reiseführer. Und jeder Reiseführer lotst seine Leser dafür zu den Waitomo Caves, die zu einem wahren Touristenmagneten im ansonsten recht langweiligen Waikato geworden sind.
Wenn ihr nicht ohnehin sehr dringend eine Tropfsteinhöhle besichtigen wollt: Spart euch das Geld und die Wartezeit und entdeckt die (wirklich richtig tollen!) “glow-worms” irgendwo anders in der neuseeländischen Natur. Dort kommen sie nämlich an vielen Stellen vor, nicht nur in Höhlen, sondern auch mitten im Wald.
(Selbst die von uns lange als Alternative empfohlenen Waipu Caves sind allerdings inzwischen so beliebt geworden, dass sie einen offiziellen Besucherparkplatz mit Toilette bekommen haben…)
Statt Hobbiton: Piopio und Edoras
Ob es sein muss, die mehr als 80 NZD für eine Tour durch das “Hobbiton Movie Set” auszugeben, wird heiß debattiert. Wir fanden es als Herr-der-Ringe-Fans und in der Nebensaison fantastisch (-> hier unsere Erfahrungen von 2011 und 2018). Es gibt aber auch super Alternativen, wenn euch der Touristenrummel in Matamata zu krass ist: In Piopio bei Hairy Feet Waitomo Tours oder am Mount Sunday (alias Edoras) bei Christchurch könnt ihr die Stimmung mit viel mehr Ruhe genießen.
(Und in der Weta Cave in Wellington kommen echte Film-Fans fast noch mehr auf ihre Kosten.)
- So sieht es in Piopio aus
- Alexandra war begeistert von ihrem Ausflug nach Edoras
Statt Wai-o-Tapu: Waimangu Volcanic Valley
Klar, der Champagne Pool oder die giftgrüne Devil’s Pan in diesem riesigen Thermalgebiet bei Rotorua sind einzigartig. Aber dort drängeln sich auch so viele Touristengruppen durch, dass es ziemlich anstrengend werden kann.
Viel mehr Ruhe und Zeit zum Staunen habt ihr im Waimangu Volcanic Valley, ein paar Kilometer südlich von Rotorua. Und coole Thermal-Fotos könnt ihr dort definitiv auch machen!
-> Hier haben wir die wichtigsten Thermalgebiete in Neuseeland für euch verglichen.
Statt Abel Tasman: Golden Bay
Im sonnigen Norden der Südinsel ist es inzwischen ab Ende Oktober so voll, dass ihr nicht einmal mehr einen Campingplatz findet und beim Wandern auf dem Abel Tasman Coastal Track Schlange stehen müsst. Ganz anders sieht es aus, wenn ihr nur ein paar Stunden weiter nach Westen fahrt, über den Takaka Hill hinüber in die Golden Bay. Von dort lässt sich der Abel Tasman Coastal Track übrigens viel besser erwandern!
-> Auf dem Blog von 58Grad Nord erfahrt ihr mehr über die Golden Bay
Statt Moeraki Boulders: Te Koutu Boulders
Gell, das wusstet ihr nicht, dass die Moeraki Boulders von eurer Fototapete auch an anderen Stellen in Neuseeland zu entdecken sind? Und dort seid ihr ganz allein unterwegs.
Statt Roys Peak: Mead’s Wall
Das Selfie vor dem wunderschönen Seenpanorama von Wanaka ist wirklich toll. Nur entsteht es a) nach einer ziemlich anstrengenden Wanderung, die ihr b) am besten schon vor Sonnenaufgang antreten müsst, um da oben nicht Schlange stehen zu müssen für dieses Foto.
Wesentlich weniger anstrengend ist der Anmarsch zur Meads Wall im Skigebiet von Whakapapa – und wer da hinaufgekraxelt ist und ein Selfie vor dem wunderschönen Panorama der Ebene von Taupo wagt, der hat unseren größten Respekt! Wir bekommen schon schweißige Hände nach den ersten Metern…
-> Was ihr sonst noch rund um das Whakapapa-Skigebiet unternehmen könnt
Statt Lake Tekapo: Lake Pukaki
Was unterscheidet diese beiden Gletscherseen eigentlich? Beide sind wunderschön gelegen und krass blau. Leider tummeln sich am Lake Tekapo unheimlich viele Reisebus-Touristen, die dort für einen Schnappschuss an der Church of the Good Shepherd ausgekippt werden. Ihre Rücksichtslosigkeit hat sogar dafür gesorgt, dass die kleine Kirche nun umzäunt ist. Und dann gibt es noch die Besucher der Sternwarte, des Top 10 Holiday Parks und des Thermalbads…
Wenn ihr also am Lake Tekapo vorbeikommt und von dem riesigen Besucherparkplatz und den vielen Tourbussen abgeschreckt seid – fahrt einfach weiter zum Lake Pukaki. Dort halten die Busse in der Regel nicht an und ihr habt wesentlich mehr Ruhe, um einfach am Ufer zu sitzen und das wunderschöne Blau zu genießen.
Statt Aoraki/Mount Cook: Taranaki
Ja, auch der höchste Berg Neuseelands wird von Touristen überrannt. Derzeit ist eine komplette Sperrung des Örtchens am Fuß des Berges geplant, Touristen müssen dann außerhalb parken. Aber auch ihre Hinterlassenschaften auf Wanderungen stellen die fragile alpine Landschaft vor Herausforderungen. Und die schiere Zahl nicht zu vergessen: Auf dem Hooker Valley Track mit der schönen Hängebrücke läuft man im Sommer im Gänsemarsch…
Wenn ihr einen ikonischen Berg in Neuseeland besuchen (und fotografieren…) wollt, ist der kegelförmige Mount Taranaki eine wunderbare Alternative. Auch dort gibt es viele wunderschöne Wanderwege, und da es außerdem weniger Besucher und mehr Besucherzentren des DOC gibt, verteilen sich die Wanderer viel besser.
Statt Queenstown: Wanaka oder Cromwell
Warum das kleine Skidorf immer noch in allen Reiseführern als Must see gepriesen wird, ist uns unverständlich. Bereits 2011 fanden wir den Ort vor allem überfüllt und ein wenig “tacky”, und das hat sich nicht verbessert – im Gegenteil.
Das nicht weit entfernte Wanaka wird allgemein als Ausweich-Gelegenheit empfohlen, auch hier wird es aber in der Hauptsaison inzwischen arg voll (weil alle den #wanakatree und #royspeak abhaken wollen…). Versucht mal was ganz Verrücktes und steigt stattdessen in Cromwell ab, der Obst-Hauptstadt Neuseelands. Oder in Alexandra, dem Städtchen mit der Riesenuhr. Oder in einer noch kleineren Ortschaft in Central Otago. Dem “echten” Neuseeland kommt ihr jedenfalls überall näher als im völlig überschätzten Queenstown.
Statt Milford Sound: Doubtful Sound
Wir haben 2011 mit unseren Kindern die Milford Road in aller Ruhe bereist und sind als letzte Touristen des Tages auf den Milford Sound gefahren. Uns hat es dort sehr gefallen und wir waren fast überall allein. Aber inzwischen ist es in der Hauptsaison so voll, dass man gar keinen Parkplatz mehr am Bootssteg bekommt, und dieser Steg ist inzwischen auch eher eine veritable Marina.
Der Doubtful Sound ist wesentlich schwerer zu erreichen, die Touren dorthin sind teurer und ihr könnt sie nicht selbst fahren. All diese Hindernisse führen aber dazu, dass der Doubtful Sound immer noch ein fantastisches Reiseerlebnis bietet. Wenn ihr also die Wahl habt – entscheidet euch für den Doubtful Sound.
Wir könnten noch lange so weitermachen. Der Punkt ist jedenfalls: Es ist gar nicht schwierig, dem Massentourismus in Neuseeland zu entgehen. Wenn mehr Reisende bereit wären, auf die Instagram-Must-sees zu verzichten und stattdessen bereit wären, eigene Erlebnisse zu haben, die nicht jeder andere schon hatte.
Macht ihr mit?
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Wir haben interessanterweise bis auf wenige Ausnahmen schon beide Varianten gesehen. Da wir beide Male im Neuseeländischen Herbst unterwegs waren, war der Besucherstrom überschaubar. Allerdings muss ich sagen, dass wir auf der ersten Reise fast alleine unterwegs waren. Das war in 2001. Auf den Campingplätzen war kaum was los und auch das Fahren war wesentlich entspannter. Nur auf der Südinsel, wo man ja nicht so viele Ausweichwege hat mit dem Camper, wurde es etwas voller. In 2010 sah das schon ganz anders aus und trotzdem waren wir an bestimmten Ecken wie Muriwei, Castle Point, Cape Palliser recht alleine auf den Campingplätzen.
Ich kann ja momentan nicht viel reisen, aber ich beobachte das Phänomen des Massentourismus aus der Ferne und zwar egal wohin man verreist. Ich frage mich, wie es sein wird, wenn ich mir mal wieder die eine oder andere Reise erlauben kann. Ob Reisen dann noch so möglich ist, wie ich es für mich perfekt finde? Natur erleben zu können ohne, dass einem Hunderte Menschen vor die Kamera laufen? Dörfer und Städte zu besichtigen ohne sich mit Massen durch enge Gässchen zu schieben? Ich befürchte nicht! Und das macht mich traurig. Ich habe noch ein paar Reiseziele auf meiner Liste, die ich auf meine Weise kennenlernen möchte. Ich hoffe, es ist dann noch möglich. Für Neuseeland ist das eigentlich eine Katastrophe. Gerade das Gefühl von Freiheit hat damals die Reise dorthin so perfekt gemacht. Die Natur ungestört genießen zu können! Aber noch schlimmer finde ich, dass der Respekt vor der Natur, Kulturen und der Bewohner anscheinend vollkommen abhanden kommt. Wenn ich lese, dass man sich nicht an die Regeln hält, z.B. Kauris, da könnte ich k….! Aber man sieht es ja hier in den Wäldern und Naturschutzgebieten auch schon überall. Leider! Da hat sich generell etwas in der Gesellschaft verändert. Nicht schön! LG Andrea
Liebe Andrea,
wie schön, mal wieder von dir zu lesen! Ich möchte dich gern beruhigen: Auch heute noch gibt es in Neuseeland reichlich Gelegenheit, Ruhe und wundervolle Natur ganz ohne Touristen zu erleben. Mach es wie wir und reise in der Nebensaison (ist eh günstiger) und abseits der ausgetretenen Pfade, dann klappt das ziemlich gut. Auch wenn du noch ein paar Jahre sparen musst – du weißt ja immerhin schon, worauf du dich freuen kannst :-)
Liebe Grüße
Jenny
Der Meinung von Berenice schließe ich mich an. Wir haben Anfang des Jahres einige von den oben beschriebenen Alternativen besucht und klar sind sie wesentlich weniger frequentiert als ihre Instagram-must-see-Geschwister. Alleine ist man aber dort auch nicht mehr, was nicht ausbleibt, sobald solche Tipps in Reiseführern stehen oder in einschlägigen Facebook-Gruppen Erwähnung finden. Trotzdem waren es tolle Orte. Würden wir noch einmal wiederkommen, würde ich alle Tipps aus Reiseführern in den Wind schlagen und mich einfach nur leiten lassen und gespannt sein, worauf wir stoßen. Hauptsache dem häufig fürchterlichen Massentourismus entkommen.
Wir werden dieses Jahr das Baltikum erkunden und laut dem Stand meiner Vorbereitungen könnten wir dort die Einsamkeit finden, die wir in Neuseeland oftmals vermisst haben.
Danke für den ausführlichen Bericht, liebe Jenny.
Leider ist der Lake Pukaki nicht wirklich eine alternative- auch hier sind inzwischen einige “Haltebuchten” zu Lookouts mit Toilettenhäuschen ausgebaut worden. Wir haben uns bei unserem letzten Besuch sehr gewundert und uns gefragt wann da dann noch ein China-Imbiss hinkommt.
Meiner Meinung nach ist der wichtigste Ratschlag für eine Neuseeland Reise a) in der Nebensaison zu fahren und b) den Reiseführer nur zur groben Orientierung einsetzen und sich lieber treiben lassen.
Liebe Berenice,
da hast du wohl Recht. Wahrscheinlich werden wir diesen Beitrag regelmäßig aktualisieren müssen, wenn die Entwicklung so weitergeht…
LG
Jenny