! Aktualisiert am 3. April 2022
Zwischen Wehlen und Schmilka liegt das Reich der Tafelberge, die sich beidseits der Elbe erheben und schon von Dresden zu sehen sind. In Blickweite von Lilienstein und Königstein liegt der Pfaffenstein. Dieser zerklüftete Felsen bietet mehrere spannende Aufstiege, oben herrlich viel Platz zum Herumstromern und wunderschöne Ausblicke – perfekt für eine Winterwanderung mit Kindern!
Eine Silvesterwanderung auf den Pfaffenstein gehört bei uns zur Tradition (wenn nicht gerade Corona-Lockdown ist). Entsprechend häufig waren wir bei Schnee und Eis hier oben und können behaupten: Die Sächsische Schweiz im Winter ist noch schöner als im Rest des Jahres. Nicht nur, weil man dann kaum Touristen trifft!
Inhalt
Wo liegt der Pfaffenstein?
Das Bild zeigt eindrucksvoll, wie abrupt der Pfaffenstein aus der Ebene zu beiden Seiten des Elbufers aufragt. Das ist typisch für die Sächsische Schweiz und macht sie zu so einem guten Wanderziel mit Kindern – statt stundenlanger Anmärsche heißt es hier oft einfach Start – kurzer, steiler Aufstieg – Gipfel!
Für fitte Wanderer gibt es viele Möglichkeiten, zwei oder gar drei Steine an einem Tag auf einer Rundwanderung zu besteigen; zum Beispiel den Quirl im Westen oder den Gohrisch im Osten.
Den Pfaffenstein erreicht man vom Ortsrand von Pfaffendorf; einem kleinen Dorf, das ein Stück südlich bzw. landeinwärts von Königstein liegt. Deshalb ist der Pfaffenstein leider nicht so gut mit der S-Bahn zu erreichen, man braucht ein Auto oder verlässt sich auf den Regionalbus.
Vom Parkplatz am Gasthof “Zum Pfaffenstein” sieht man den Pfaffenstein schon aufragen, sodass er unmöglich zu verfehlen ist. Es geht ein paar hundert Meter recht steil über einen Feldweg zwischen Feldern hinauf bis an den Rand des Felsmassivs. Dort treten wir in den Wald ein und müssen uns entscheiden: nach rechts den bequemen Aufstieg (mit dem Namen Bequemer Weg) nehmen oder geradeaus durch das Nadelöhr? Wir wählen in der Regel den steilen Aufstieg durch das Nadelöhr und gehen dann die bequeme Runde wieder hinunter. Dabei genießt man dann auch noch einmal den Blick auf die Festung Königstein.
Durchs Nadelöhr auf den Pfaffenstein wandern
Das Besondere am Pfaffenstein, der direkt am Ortsausgang des Örtchens Pfaffenstein hinter Königstein liegt: Es gibt zwei Aufstiege auf diese steil aufragende Sandstein-Felsengruppe. Einer führt in bequemem Anstieg in einer Schleife an der Westseite des Felsmassivs hinauf, über ein paar Treppen und durch enge Schluchten. Der andere ist noch cooler: Hier heißt es Treppen, Treppen, Treppen steigen – fast 600! – und am Ende muss man sich auf einer kurzen Leiter durch ein enges Loch im Felsen quetschen, das Nadelöhr.
Beleibte Wanderer haben hier durchaus ein Problem, und auch mit einer Kindertrage auf dem Rücken ist da kein Durchkommen! Für Kids ist das natürlich ein Riesenspaß, deshalb wählen wir fast immer den Aufstieg durch das Nadelöhr auf den Pfaffenstein. Im Winter ist der Aufstieg ebenfalls möglich, wie ihr an unseren Fotos seht. Es heißt dann nur etwas vorsichtiger steigen, weil die Metallstufen weiter oben doch sehr glatt werden können – und es gibt sogar gefrorene Wasserfälle am Wegrand!
Wie schon gesagt: Es gibt zwei Wege hinauf auf den Pfaffenstein, ihr könnt entscheiden: Wollt ihr es kurz und knackig oder länger und bequemer? Für eine Rundwanderung ist der knackige Aufstieg und der knieschonendere Abstieg zu empfehlen; die vielen Treppen und Leitern auf der Nadelöhr-Route sind nichts für ältere Leute.
Insgesamt ist der Weg hinauf und wieder hinab schon fast lächerlich kurz. Aber ihr werdet sehen: Mit all den Treppen, den Abstechern und den Ooh-Aah-Ausblicken dauert eine Wanderung auf den Pfaffenstein doch fast einen halben Tag, vor allem mit Kindern und erst recht im Winter.
Wir wählen jedenfalls, solange wir noch jung sind, den Weg des Schmerzes auf den Pfaffenstein und gehen vom Waldrand geradeaus, wo der Weg schnell immer steiler wird. Zwischendurch gibt es zum Glück immer mal eine Gelegenheit zum Verschnaufen ;-)
Im Winter heißt es hier ein wenig aufpassen, da Schnee und Eis die Stufen aus Holz und weiter oben Metall ziemlich rutschig machen können. Es gibt aber immer Geländer, an denen man sich festhalten kann. Steigen, steigen, steigen heißt es nun, angeblich sind es 570 Stufen – wir haben es noch nie geschafft, sie nachzuzählen.
Zwischendurch dürft ihr nicht vergessen, auch mal nach hinten zu schauen – die Ausblicke nach Norden, auf die Häuser von Pfaffendorf und dahinter die Festung Königstein sind gewaltig!
Der Pfaffenstein ist nur 334 Meter hoch, also habt ihr es bald auf das Gipfelplateau hinaufgeschafft – das berühmte Nadelöhr ist sozusagen die letzte Hürde. Hier heißt es Rucksäcke und Kleinkinder absetzen, Bauch einziehen und auf den Kopf aufpassen! Keine Sorge: Schon Vierjährige schaffen diese Leiter problemlos allein, und das Loch ist so kurz, dass man auch keine Probleme mit Platzangst bekommt.
Oben auf dem Gipfelplateau habt ihr dann die Wahl: gleich weiterlaufen auf dem markierten Weg in Richtung Aussichtsturm oder erst einmal ein wenig herumstromern und die Aussicht genießen? Unsere Silvester-Tradition sieht vor, dass wir gleich hier, sicher umzäunt für den Kinderschutz, Rast machen und eine Runde Glühwein tanken. Prost!
Achtung – nicht alle Felsplateaus auf dem Pfaffenstein sind mit einem Geländer gesichert, das ist eher die Ausnahme. Achtet also trotz Glühwein auf eure Kinder und schärft ihnen ein, Abstand zu den Felskanten zu halten!!
Der Abstieg vom Pfaffenstein über den Bequemen Weg (der heißt wirklich so!) oder den Klammweg hat nicht nur den Vorteil, dass es hier keine Leitern gibt (Treppen gibt es aber schon!). Ihr kommt dabei an vielen Stellen vorbei, die erneut sehr beeindruckend sind. Unsere Lieblingsstelle ist der Jäckelfelsen, wo sich der bequeme Aufstieg teilt.
Auf diesem seltsam geformten, sandigen Plateau zwischen hohen Felswänden hat ein Alpenclub vor 100 Jahren eine winzige Bank in den Felsen gehauen, auf die aber nur zwei oder drei Kinder passen – perfekt für eine Rast, wenn man nicht oben auf dem Pfaffenstein schon eine gemacht hat. Darüber an der Felswand hängt noch eine Gedenkplakette für den “Erschließer des Pfaffensteins”, Herrn Karl Gottlob Jäckel. Die hängt dort seit 1881.
Von oben erreicht ihr diesen Zwischenstopp entweder über den Bequemen Weg oder über den Klammweg: eine beeindruckend enge Felsenspalte, über der ein riesiger Steinbrocken hängt (keine Angst, hier steckt man nicht fest und der Stein hält dort seit Jahrzehnten). Für Kids ist das alles sehr aufregend und dabei aber gar nicht gefährlich!
Der weitere Abstieg über den Bequemen Weg ist weiterhin sehr schön – die Treppen sind recht gemächlich und die Felswände treten langsam zurück. Irgendwann kommt ihr wieder am Fuße des Pfaffensteins an. Jetzt heißt es nach rechts gehen, bis ihr wieder die Wegkreuzung erreicht habt, wo ihr zum Nadelöhr aufgestiegen seid.
Was ihr auf dem Pfaffenstein alles sehen könnt
Nur hinaufsteigen, runterschauen und wieder absteigen? Nein nein, der Pfaffenstein bietet auf seinem Gipfelplateau noch viel mehr! Nehmt euch nach dem kurzen Anmarsch (den schafft ihr auch mit Kindern locker in einer Stunde) noch ein bisschen Zeit zum Umschauen, bevor ihr wieder absteigt.
Wenn ihr oben angekommen seid, könnt ihr als Wegzeichen den 30 Meter hoch aufragenden Aussichtsturm neben der Berggaststätte nehmen. Selbige gibt es schon seit 1880, und sogar der sächsische König Friedrich August III. kehrte nach seinen Wanderungen hier ein. Zuerst stand neben dem Gasthof ein einfaches hölzernes Gerüst, das 1904 durch diesen steinernen Turm ersetzt wurde.
Der Aufstieg gegen eine kleine Spende ist nach der Kletterei durchs Nadelöhr keine wirkliche Anstrengung mehr – und von oben sieht man… naja, auch wieder das tolle Panorama, das ihr schon vom Felsplateau selbst bewundert habt. Das eifrige Wachstum der Bäume hat in den letzten 100 Jahren allerdings einiges vom beabsichtigten Ausblick weggenommen.
Wenn ihr vom Nadelöhr herkommt, führt vor dem Aussichtsturm noch ein Abstecher nach rechts zum “Opferkessel” – was das wohl ist? Hier handelt es sich um eine witzige Auswaschung in einem der vielen Sandsteinfelsen, die halt ein wenig an einen riesigen Kochtopf erinnert, in dem die Kannibalen die Missionare gekocht haben… harhar.
Strenggenommen gibt es an dieser Ecke mehrerer solcher Opferkessel, und auch noch viele andere Felsen mit lustigen Namen – etwa den Luftballon, die Klamotte oder die Schildkröte. Die meisten haben ihre Namen von Kletterern erhalten, die hier oben wie Ameisen über die Felsen wuseln. Der Pfaffenstein bietet ihnen sagenhafte 32 Klettergipfel, die bis zu 50 Meter hoch sind, und ist damit eines der wichtigsten Klettergebiete im Elbsandsteingebirge.
Einer der bekanntesten Punkte auf dem Pfaffenstein ist die Barbarine. Auch diesen verrückten Namen trägt ein Kletterfelsen. Die Barbarine ist ein einzeln stehender, unwahrscheinlich dünner Felsenfinger, auf dem ganz obendrauf noch ein Kopf zu sitzen scheint – wie ein Männlein ohne Arme und Beine. Die Sage geht, dass es sich hierbei um eine Jungfrau handelte, die statt zum Gottesdienst lieber zum Naschen in die Heidelbeeren lief. Die erboste Mutter (!) verwandelte ihre ungehorsame Tochter daraufhin zu Stein. Der gesamte Pfaffenstein hieß deshalb früher auch Jungfernstein.
Zu DDR-Zeiten war die Barbarine ein enorm beliebter Kletterfelsen. Im Laufe der Jahre wurde sie aber immer wackeliger. Nachdem Abstützversuche nichts mehr brachten, bei denen man sogar versuchte, den kippelnden Kopf quasi “anzukleben”, ist die Barbarine heute off-limits für Kletterer und darf nur noch angeschaut werden.
Zur Barbarine gelangt ihr vom Aussichtsturm aus über einen weiteren Abstecher, der durch eine enge Felsspalte auf ein schmales Plateau führt – dort schaut ihr nach links und könnt den Felsenfinger bewundern. Da sich dort immer recht viele Touristen tummeln, haben wir tatsächlich kein einziges brauchbares Foto von der Barbarine gemacht – Mist.
Ein letzter empfehlenswerter Abstecher ist der zur Goldschmidthöhle. Dafür müsst ihr ein paar Meter, nachdem ihr aus dem Nadelöhr auf das Felsplateau gekommen seid, gleich wieder nach links abbiegen und eine steile Treppe an den Felsen hinabsteigen – im Winter nicht so sehr empfehlenswert. Die etwa 10 Meter tiefe Höhle ist auch nicht allzu beeindruckend, angeblich hat sich aber hier ein Geldfälscher namens Goldschmidt lange Zeit vor den Behörden versteckt. 1854 wurde er dann schließlich in Dresden doch verhaftet.
Schließlich gibt es hier oben auch noch eine Ruine – die haben wir, wie ich freimütig zugebe, noch nie gesehen. Ein guter Grund, mal wieder auf den Pfaffenstein zu wandern!
Pfaffenstein mit Kindern besteigen – was muss man beachten?
Wie weiter oben schon erwähnt: Der Weg an sich ist fast lächerlich kurz. Aber da es die ganze Zeit recht steil nach oben geht, braucht ihr Motivation, Schubkraft oder eben doch die Rückentrage. Mit dem Kinderwagen auf den Pfaffenstein zu wandern, ist eine ganz doofe Idee – haben wir selbst als junge Eltern mal ausprobiert. Auch der bequeme Aufstieg hat einige Treppen, sodass man spätestens am Jäckelfelsen entnervt den Wagen stehenlässt.
Gefährlich ist der Aufstieg nicht, die Treppen sind nie freischwebend und es gibt auch keine Spalten oder Schlüchte, die überquert werden müssten. Allenfalls oben auf dem Plateau heißt es aufpassen, da dort wie überall in der Sächsischen Schweiz keine Geländer sind. Eigenverantwortung funktioniert da überraschend gut, uns ist kein einziger Unfall bekannt.
Eine Toilette plus Einkehrmöglichkeit bietet die Berggaststätte, allerdings hat die nicht immer offen, schon gar nicht im Winter. Unten am Beginn des Aufstiegs könnt ihr auf einem Schild nachschauen, ob ihr Glück habt.
Ansonsten heißt es: schön warm anziehen, und zwar am besten in Schichten – denn der Aufstieg wird euch ordentlich aufwärmen, aber oben auf dem Gipfel und auch unten rund um den Felsen herum pfeift im Winter oft ein eiskalter Wind. Schuhe mit gutem Grip sind wegen der glatten Treppenstufen Pflicht, und auch Handschuhe sind bei den eiskalten Metallgeländern der Treppen nicht unpraktisch.
Im Sommer gehört der Pfaffenstein zu den beliebtesten Ausflugszielen der Sächsischen Schweiz, hier oben ist es an Wochenenden sehr voll. Wenn ihr also nicht im Winter auf den Pfaffenstein kommen könnt, dann wählt lieber einen Wochentag, einen Tag mit schlechterem Wetter oder den Abend für euren Besuch hier oben. Egal, wann ihr kommt: Es lohnt sich!
Andere Wanderungen in der Sächsischen Schweiz mit Kindern
Auf diesem Blog gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Wandertipps für das Elbsandsteingebirge mit Kindern:
- im Winter kann man auch die Bastei fast menschenleer erleben
- ein Sonnenuntergang auf dem Papststein geht auch im Winter super
- ein toller Geheimtipp mit Eiszapfen ist die Gautschgrotte bei Hohnstein
- über die Rauensteine zwischen Rathen und Wehlen führt eine perfekte Familienwanderung
- gleich daneben ist der Große Bärenstein ein echter Geheimtipp
- die erste Etappe des Malerwegs ist absolut kindertauglich
- … und hier gibt es noch viele weitere Wandertipps für die Sächsische Schweiz mit Kindern
- Wellington mit Kindern: die besten Tipps für 1, 2 oder mehr Tage - 21. Dezember 2024
- Neuseeland mit Kind Karte: mehr als 450 Tipps für Familien auf Google Maps! - 25. Oktober 2024
- DOC Campsite Pass in Neuseeland: Lohnt er sich für Familien? - 5. Oktober 2024