! Aktualisiert am 22. Januar 2020
Drei Tage in Potsdam, der beschaulich-hübschen Hauptstadt des ebenso beschaulich-hübschen Bundeslands Brandenburg, sind nicht viel. Tatsächlich hatte ich leise Sorgen, dass wir mit drei Kindern im Schlepptau nicht alles schaffen würden, was sich so anschauen lässt. Stress im Urlaub – nicht in Potsdam. Hier sind unsere total geheimen Geheimtipps für einen seelenruhigen Städtetrip.
Potsdam ist übersichtlich – sowohl flächenmäßig, denn es wird in der Hauptsache von mehreren Seen und Kanälen auf einer großen Insel eingegrenzt, als auch vertikal. Das einzige ernstzunehmende Hochhaus in Potsdam ist der hässliche End-DDR-Hotelturm des “Mercure”, der hinter dem Hauptbahnhof aufragt (und fast überragt wird vom lustig blinkenden Riesenrad im dahinter liegenden Lustgarten).
Ansonsten – alles flach hier. Das bringt die herrschaftlichen, schick herausgeputzten und abends stimmungsvoll beleuchteten Villen, Stadthäuser und Kasernen (vermuten wir mal…) viel besser zur Geltung als in anderen Städten, wo die moderne City-Architektur alles Historische in kleinen Enklaven zusammendrängt. In Potsdam erscheint die gesamte Innenstadt als harmonische Einheit – wobei uns doch immer wieder das Gefühl beschlich, uns durch eine Theaterkulisse zu bewegen. Mitunter sehen die Fassaden und renovierten Bauwerke einfach zu “glatt” aus. Dabei ist die kaiserliche Residenzstadt mehr als 1.000 Jahre alt!
Asia, Baby!
Es spaziert sich jedenfalls gar nett durch Potsdam, nicht nur in den Vorzeigevierteln, dem Holländischen Viertel und der Barocken Innenstadt rund um die verkehrsfreie Brandenburger Straße. Hier gibt es Eis, hübsche kleine Cafés, Boutiquen und Restaurants. Was uns hier besonders auffiel: der hohe Anteil an Asiaten. Damit meinen wir nicht die Laufkundschaft, sondern die Geschäfte – wir fanden gleich mehrere hervorragende Asia-Restaurants, hervorzuheben vor allem das “My Keng” (Sushi und vietnamesische Küche) und das “Happy Sumo” (Sushi, Sushi, Sushi).
Da die Weltwunderkinder (alle!) nach Sushi verrückt sind, fanden sie Potsdam also schon von Anfang an toll. Plus: So ein Sushi-Essen kann man auch als fünfköpfige Familie dezent im Reisebuggy aufs Hotelzimmer schmuggeln – und dort ganz in Ruhe zu Abend essen, wenn die Kinder für einen Restaurantbesuch kein Sitzfleisch mehr haben.
Parks, Parks, Parks
Wenn Potsdam für etwas bekannt ist, dann für seine Schlösser und Parks, allen voran Sanssouci. Diese weltberühmte Parkanlage, die mit Schmuckschlösschen, Sichtachsen, akkurat geschnittenen Rasenkanten und Hecken lockt, erschien uns aber für die bewegungs- und kletterfreudigen Weltwunderkinder nicht das geeignetste Ziel.
Viel besser geeignet, mit betretbaren Rasenflächen, bekletterbaren Bäumen und hin und wieder einem verwunschenen Lustschlösschen, ist da der Babelsberger Park. Den hatten wir schon auf unserer “Schlössertour” per Boot vom Wasser aus bewundert, von nahem fanden ihn die Kids dann noch viel besser. Dass die meisten Schlösschen und Türmchen halt doch nur Kulisse sind und auch als solche von den Herren Königen und Prinzen errichtet wurden, störte sie nicht weiter.
Einen weiteren Park, der Pflicht für alle Potsdam-Besucher mit Kindern ist, fanden wir als Gesamtwerk jetzt nicht sooo überzeugend: Der Volkspark wartet zwar mit zahlreichen Spielplätzen, der Biosphäre Potsdam und großzügig übers Gelände verteilten sauberen Toilettenhäuschen auf, ist aber doch eher eine riesige Rasenfläche – wenn ich “Park” höre, erwarte ich doch eher viele Bäume?!
Ein Volkspark-Geheimtipp sind allerdings die Riesenrutschen, die verstecken sich nämlich auf der anderen Straßenseite im schön verwilderten Waldpark, am Rand eines Neubaugebiets (dessen baldige Bewohner wahnsinnig sein müssen, sich neben einer Riesenrutsche einzumieten!).
Also, wir haben ja schon viele Spielplätze gesehen und viele Rutschen ausprobiert. Aber diese Rutschen – Mannomann, Respekt!!
Russisch Brot
So etwas hatten die Weltwunderkinder noch nicht gesehen – der Einfluss der Russen ist in Deutschland, historisch gesehen, jetzt nicht soo offensichtlich, und auch als Reiseziel steht Russland bei den meisten weit unten auf der Bucket List.
Die guten Beziehungen diverser Prinzen zu diversen Zaren führten in Potsdam jedenfalls zur Errichtung diverser russischer Blockhütten. Am schönsten sieht das in der Russischen Kolonie Alexandrowka aus, die nur 800 Meter hinter dem Nauener Tor liegt – quasi auf halber Strecke, würde man von der Innenstadt zum Volkspark laufen (oder radeln, das wäre wohl sinnvoller).
Wie schön diese weitläufige Gartenanlage mit ihren vielen Obstbäumen im Sommer aussehen muss! Die Kinder genossen im sehr kinderfreundlichen russischen Parkrestaurant die Spielecke, den Garten und die lustige Ausstellung von russischen Gebrauchsgegenständen; wir genossen derweil den Bojaren-Kaffee mit viel Sahne und seltsamen Gewürzen.
Jetzt fahrn wir übern See…
Nach der vielen Herumspaziererei wollten wir die Füße auch mal ausruhen – und dafür bietet sich in Potsdam die eine oder andere Bootsfahrt an. Das Wassertaxi fährt leider nur am Wochenende, und fürs Selbststeuern hatten wir mit Baby an Bord keine Muße. Aber dafür gibt es ja den historischen Dampfer “Gustav”, der uns in anderthalb Stunden über die Havel und den Tiefen See bis hinter zur Pfaueninsel und dem Schloss Cecilienhof schipperte.
Hier konnte man noch ganz schön viel lernen (wenn man hin und wieder mal dem Text vom Band zuhörte). Die Kinder interessierten sich zwar weniger für die Bau-Eskapaden der Hohenzollern-Prinzen und -Prinzessinnen. Aber die Glienicker Brücke, die im Zweiten Weltkrieg gesprengt worden war und danach im Kalten Krieg als Agenten-Tausch-Brücke gedient hatte, fanden sie dann doch spannend. Mit etwas mehr Vorbereitung unsererseits hätten wir den Unterricht in Nachkriegsgeschichte noch besser an den Schüler bringen können – Mist!
Während unsere Kinder wie alle Kinder den schönen Ausblick vom Schiff nicht so recht würdigen wollten, hatten sie zum Glück genug Beschäftigung mit der kohlebetriebenen Dampfmaschine, die ständig gefüttert, verstellt und gepflegt werden musste. Der Maschinist ließ sich nicht nur über mehrere “Beobachtungsfenster” von oben bei der Arbeit bestaunen, er bat die Kids sogar nach unten in sein Reich und erklärte ihnen, wie das alles so geht. Wenn jetzt noch der Kaffee an Bord genießbar gewesen wäre…
Das alles für 35 Euro pro Familie – passt. Beim nächsten Mal chartern wir uns trotzdem selbst ein Boot und schippern damit in aller Ruhe über Havel und Wannsee – so wie es Geertje und ihre Familie gemacht haben.
Potsdam bei Regen – wie mag das wohl sein?
Wir hatten drei Tage lang herrlichstes Frühlingswetter und haben den Sonnenschein aus vollen Zügen genossen. Kein Gedanke konnte da an Museumsbesuche und andere Indoor-Aktivitäten verschwendet werden. Hätte es mal geregnet, wir wären froh gewesen! So mussten wir sowohl die “Biosphäre” als auch das “Extavium” in Babelsberg auf einen nächsten Besuch verschieben. Und Insider haben uns verraten, dass beides in naher Zukunft von Schließung bedroht sei…
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[…] von den Weltwunderern hat unter anderem einen coolen Spielplatz mit riesigem Rutschenturm entdeckt, der uns entgangen […]
Danke für’s Verlinken :) und treffend beschrieben unseren Wohnort! Selbst auf die Kolonie Alexandrowka bin ich jetzt neugierig geworden. Typisch, wenn man als Einwohner die touristischen Highlights eher nicht besucht:)
LG Geertje
Super! Ich wollte schon lange mal mit den Kids nach Potsdam, aber jetzt muss es wohl wirklich bald sein. Besonders diese russische Kolonie… das will ich sehen! Und Schippern klingt auch klasse…
Potsdam finde ich super. Wenn wir das nächste Mal da sind, werde ich Deine Tipps direkt mal checken. Im Übrigen musste ich in Marokko an Dich denken. Ich hätte schwören können Du rennst mir mit Deinen 3 kids über den Weg. Ihr habt scheinbar Klone überall auf der Welt rumlaufen ;). GlG, Nadine
Erwischt ;-) Ja, das Klonen ist megateuer und die Orga ist natürlich auch sehr aufwendig, aber ganz ehrlich: Wie sollen wir denn sonst unsere Bucket List jemals abarbeiten?