! Aktualisiert am 2. Mai 2024
Wenn es an einem Sommerwochenende mal wieder viel zu trubelig ist in der Sächsischen Schweiz, dann wissen wir, wohin wir gehen: In Hohnstein startet die kindertaugliche Wanderung durch tiefen Märchenwald zur geheimnisvollen Gautschgrotte. Das Finale: ein Traumblick über das Elbsandsteingebirge von der Brand-Aussicht, dem Balkon der Sächsischen Schweiz. Ihr werdet verzaubert sein, versprochen!
Achtung: Diese Wanderung heißt nicht offiziell “Märchenpfad” – einen solchen haben wir in der Sächsischen Schweiz noch nicht gefunden!
Einen “richtigen” Märchenpfad gibt es in Heidenau (das definitiv noch nicht in der Sächsischen Schweiz liegt), der heißt korrekt aber MärchenLebensPfad und führt tatsächlich an 19 Stationen mit bekannten Märchen durch den Ort.
Auch der Märchenpfad in Johnsdorf ist nett, aber dieser kleine Kurort liegt ebenfalls nicht in der Sächsischen Schweiz – sondern im Zittauer Gebirge, einem noch kleineren Mittelgebirge im äußersten östlichen Zipfel von Sachsen.
Einen weiteren, oft als Märchenpfad bezeichneten Weg gibt es passenderweise in Hohnstein, wo unsere Märchenwanderung startet: Hier handelt es sich um den Kasperpfad, der rund um Hohnstein und vorbei an der Burg Hohnstein führt. Wenn ihr euch für Kasperpuppen interessiert und euch fragt, was die mit dem Ort Hohnstein zu tun haben, dann dreht hier gern eine Runde!
Inhalt
Start der Märchenwanderung zur Brand-Aussicht: Hohnstein
Hohnstein, ein Städtchen mit knapp 3.000 Einwohnern, liegt etwa 5 km nördlich von Rathen auf einer Bruchkante über dem Polenztal. Diese Kante, die nicht aus Sandstein, sondern aus Granit besteht, heißt Lausitzer Überschiebung und bildet die Grenze der Sächsischen Schweiz – ab hier beginnt die Westlausitz und hier ist auch die Grenze des Nationalparks Sächsische Schweiz.
An dieser Kante liegen naturgemäß so einige tolle Aussichtspunkte, und von denen seht ihr heute mehrere; allen voran den Balkon der Sächsischen Schweiz.
Das hübsch restaurierte Hohnstein mit seinem kleinen Marktplatz in deutlicher Schräglage ist für sich schon einen kleinen Bummel wert. Beachtet bitte die Kirche am Marktplatz: Sie wurde von George Bähr errichtet, demselben, der auch die Dresdner Frauenkirche entworfen hat!
Wenn ihr Zeit habt, schaut auch mal in die Burg Hohnstein, die auf einem Felssporn 140 Meter über dem Polenztal thront. Fun Fact: Sie ist die einzige erhaltene Burg im Elbsandsteingebirge auf der Nordseite der Elbe.
Errichtet wurde die Burg wahrscheinlich schon im 12. Jahrhundert von böhmischen Fürsten, danach ging es hin und her, auf und ab. Zu den Tiefpunkten gehörte ihre Nutzung als KZ, in der DDR war sie dann die größte Jugendherberge des Landes. Auch heute könnt ihr hier übernachten oder im Restaurant essen und natürlich den Ausblick genießen.
Von Hohnstein, das ihr entweder mit dem Auto oder mit dem Bus erreicht (wie genau: siehe unten), geht es nun also los zur Märchenwanderung. Der Rundwanderweg zur Brand-Aussicht ist mit dem grünen Querstrich markiert. Um den zu erreichen, lauft ihr die Rathausstraße hinunter und biegt dann links zum ehemaligen Bärengarten der Burg ab. Dort kommt aus dem Polenztal der altbekannte Malerweg dazu – hier in Hohnstein beginnt seine dritte Etappe.
Magie am Wegrand: die Gautschgrotte
Auf einem kinderfreundlich abwechslungsreichen, aber nicht zu herausfordernden Weg geht es weiter auf dem Lehrpfad Hohnstein, bis ihr den Abzweig zur Gautschgrotte erreicht – das dauert gar nicht lange und genügt für kurze Ausflüge schon. Denn das, was sich hinter diesem Abstecher verbirgt, ist ein echt magisches Erlebnis. Auf einem schmalen Pfad geht es in einen Felsenkessel hinein, der sich zu einem atemberaubenden Rondell eröffnet – und von dessen 18 Meter hohem Rand ein Wasserfall hinabtröpfelt.
Im Sommer könnt ihr euch direkt darunterstellen und eine erfrischende Dusche nehmen – sofern das Grundwasser des Quellhorizonts (nein, da fließt kein Bach) da oben genug Wasser führt. Im Winter bietet die Gautschgrotte ein anderes, vielleicht noch magischeres Erlebnis: War es nass und kalt genug, ist der Wasserfall dann zu einem durchgehenden Eiszapfen gefroren. Es gibt Leute, die dann hier sogar Eisklettern!! Früher hieß die Gautschgrotte deshalb “Kaltes Loch”.
Lasst euch Zeit bei diesem Abstecher in den Märchenwald, aber nicht zu viel; die Wanderung hat hier eigentlich gerade erst angefangen. Je nachdem, wie lauffreudig eure Kinder sind, könnt ihr die Tour jetzt direkt beenden und zurück nach Hohnstein wandern; oder ihr geht noch ein Stück weiter, vorbei am Diebskeller, und biegt dann links auf den Steinbruchweg ab, der euch in einer ca. 5 km langen Runde nach Hohnstein zurückführt.
Wir haben aber noch genug Kraft und Zeit für die ganzen 10 Kilometer, denn wir wollen ja den Balkon der Sächsischen Schweiz sehen!
Wir laufen also munter weiter und erreichen nach 1,5 km den Diebskeller, eine der vielen Höhlen im Elbsandsteingebirge, die man kurz erkunden kann. Auch hier gibt es im Winter mit Glück einen Eisfall zu sehen. Vorbei an einem alten Steinbruch geht es jetzt ein wenig bergauf, wo ihr rechts (und nicht links nach Hohnstein!) weiterlauft.
Brand-Aussicht: der Balkon der Sächsischen Schweiz
Nun wird der Weg etwas “langweiliger”; es geht ziemlich geradeaus durch lichten Wald, der immerhin hier nicht so krass wie anderswo in der Sächsischen Schweiz durch den Borkenkäfer ruiniert wurde – bzw. sich bereits wieder erholt hat. Ihr kommt jetzt an die große Räumichtwiese, wo ein kleiner Pfad zu einem Aussichtspunkt abzweigt – hier erwartet euch schon mal ein Vorgeschmack auf den Balkon der Sächsischen Schweiz.
Haltet euch an der ersten Kreuzung links (denn ihr wollt nicht ins Polenztal hinabsteigen), dann gleich wieder rechts, weiter auf dem Weg mit dem grünen Querstrich, der gleichzeitig der Malerweg ist. Der führt jetzt schön geradeaus und gerade dann, wenn die Kids anfangen zu mosern, dass sie keinen einzigen Meter mehr weiterlaufen wollen, habt ihr es geschafft: Ihr habt die Brandbaude erreicht, den “Balkon der Sächsischen Schweiz”.
Wo ihr gerade noch in absolut verträumter Einsamkeit gelaufen seid, brummt jetzt wahrscheinlich die Luft – wo kommen nur all die Wanderer her? Die 317 Meter über der Elbe gelegene Brandbaude ist rund ums Jahr und bei jedem Wetter geöffnet.
Hier könnt ihr euch stärken und dabei die fantastische Aussicht über die Hintere Sächsische Schweiz und das Polenztal genießen: rechts sieht man die Bastei, links die Schrammsteine und dazwischen das Polenztal mit seinem dichten Märchenwald und einigen hoch aufragenden Felsen. Am Horizont liegen die Tafelberge, die so typisch sind für das Elbsandsteingebirge.
Die Kinder genießen derweil wahrscheinlich lieber das kleine Schaugehege, in dem Ziegen, Kaninchen und Meerschweinchen herumhoppeln. Bald soll es hier einen Spielplatz geben; an der Brandbaude wird fleißig saniert und erweitert, nachdem sie bis 2006 als geplünderte Ruine herumgestanden hat.
Zurück geht es zunächst ein Stück auf demselben Weg, den ihr gekommen seid; dann steht euch die letzte Entscheidung bevor. Wenn es euch wie uns geht, nehmt ihr die kürzere Variante: Der blaue Querstrich führt euch ziemlich schnell auf dem Fahrweg zurück nach Hohnstein. Dabei lauft ihr noch an einem letzten Highlight vorbei: der Napoleonschanze.
Verpasst nicht den Abstecher, der von der Brandstraße über ein Feld nach rechts führt – der Blick von der 362 Meter hohen Felsenschanze ist richtig toll! Ob Napoleon hier wirklich gestanden hat, ist nicht belegt; aber als er 1813 mit seinem Heer hier hindurchzog, war in der Sächsischen Schweiz sicher einiges los. Um sich zu verteidigen, legten die Soldaten viele Verhaue und Befestigungen für Kanonen an; eine der wenigen erhaltenen liegt in Hohnstein. Nur wenige Monate später verlor Napoleon bei Leipzig die Völkerschlacht und war erledigt – all das Gegrabe in der Sächsischen Schweiz war umsonst gewesen…
(Die Alternative für den Rückweg wäre der Abstieg hinab ins Polenztal durch den Schulzengrund, auf dem Weg mit rotem Querstrich und dann ab der Waltersdorfer Mühle auf dem roten Punkt weiter. Auch hier ist es toll, vor allem an heißen Sommertagen und im Frühling, wenn im Polenztal tausende Märzenbecher und Krokusse blühen – aber diese Strecke ist mit ca. 15 km schon ziemlich lang für eine Wanderung mit Kindern.)
Infos zur Brand-Wanderung auf den Balkon der Sächsischen Schweiz
Länge: 10 km (in dieser Variante; ihr könnt variabel abkürzen oder verlängern)
Steigungen: 227 Höhenmeter auf und ab, keine Treppen oder Leitern!
Anspruch: mittel; die Tour zur Brand-Aussicht ist nicht kinderwagentauglich und beinhaltet einige schmale und holprige Wegstellen, ist aber schon mit Dreijährigen gut laufbar.
Anfahrt: Hohnstein erreicht ihr von Dresden mit dem Auto in etwa einer Stunde, auch wenn es nur knapp 40 km sind. Wer im Süden der Stadt startet, kann bzw. sollte über die A17 abkürzen und dann über Pirna fahren; aus dem Norden Dresdens geht es schneller über die B6 und Stolpen.
ÖPNV: Die S-Bahn fährt leider nicht nach Hohnstein; der nächste S-Bahnhof wäre Rathen, von dort erreicht ihr Hohnstein zu Fuß in etwa einer Stunde (es sind ca. 5 km), was ebenfalls schon eine nette Wanderung ist – es geht immerhin vorbei an der Bastei! Wer die Rundwanderung zur Gautschgrotte und zur Brand-Aussicht frisch starten will, der muss Bus fahren: Die Linien 236 und 237 fahren ab Pirna nach Hohnstein (das dauert ca. 40 Minuten, plus die Anfahrt aus Dresden nach Pirna mit der S-Bahn).
Brandbaude: geöffnet tgl. 10-19 Uhr, Brandstraße 27 (fürs Navi), Tel.: 035975/84425 -> Website
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Mein eigener Wanderführer für die Sächsische Schweiz hat eine etwas andere Rundwanderung ab Hohnstein, die statt zum Brand hinab ins Polenztal führt:
Diesen Wanderführer für die Sächsische Schweiz mit Kindern nutzen wir selbst ganz gern, hier sind viele kindertaugliche (nicht buggytaugliche!) Touren durch das Elbsandsteingebirge beschrieben:
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Den letzten Kilometer haben wir echt alle Fünf gekämpft. Aber jeder Schweisstropfen hat sich gelohnt. In der Gautschgrotte kamen direkt die Erinnerungen an das Oparara Basin hoch. Alles hat ja seinen Sinn, und ohne Corona hätten wir diese wunderschöne Ecke Deutschlands auch dieses Jahr wieder nur angedacht und doch auf später verschoben, wenn wir dann irgendwie grad mal nicht so weit weg fahren können. Deine Infos für Deutschland stehen denen für NZ und Japan nicht nach.
Liebe Andrea,
das freut mich so, danke! Ich hoffe, dass ich in den nächsten Wochen noch ein paar weitere Wanderungen hier vorstellen (und noch viel mehr selbst ausprobieren) kann! Die Sächsische Schweiz ist so schön, die steht vielen anderen Gegenden der Welt in nichts nach. Du hast total Recht, dass wir ohne Corona diesen so notwendigen Fokuswechsel wohl nicht gemacht hätten.
Liebe Grüße
Jenny
Mensch das schaut richtig toll aus, das werden wir bei nächster Gelegenheit auch machen.