! Aktualisiert am 14. Juni 2021
“Waas, ihr fahrt im Sommer nach Japan?? Das ist doch viel zu heiß!” Diese Warnung haben wir vor unseren Japan-Reisen mit Kindern sehr oft gehört. Ist was dran an der Warnung, oder macht ein Sommerurlaub in Japan doch Sinn?
Da wir bisher zwar zweimal, aber eben beide Male im Juni/Juli bzw. Juli/August mit Kindern in Japan unterwegs waren, sind wir natürlich ein wenig parteiisch: Denn wir kennen es gar nicht anders als heiß (wobei: Unser Stopover in Tokio/Narita war Anfang März, da war es eiskalt.)
Uns hat der Sommerurlaub in Japan großen Spaß gemacht. Zugegeben: Es ist kein Zuckerschlecken, bei 30 bis (mitunter) 34 °C durch Städte und Tempelanlagen zu bummeln. Aber ähnliche Temperaturen herrschen in good old Deutschland im Sommer ja neuerdings auch.
Und: In Japan gibt es wunderschöne Strände und Seen, an denen man sich beim Baden abkühlen kann. Während die Luft in den Straßen von Kyoto oder Tokio kocht, ist es auf den Bergplateaus der japanischen Alpen, auf dem Mt Fuji oder im Bergland von Tohoku sehr angenehm (nein, nicht kühl…).
Es kommt also einfach auf die richtige Planung eurer Reiseroute an, ob ihr euren Sommerurlaub in Japan unerträglich oder cool findet – und auf den genauen Zeitraum.
Regenzeit oder Hitze-Zeit: Wann ist Sommer in Japan?
Wann genau die Regenzeit anfängt und endet, scheint jedes Jahr unterschiedlich zu sein. Eins ist gewiss: Irgendwann Anfang Juni wird es ordentlich feucht auf der Hauptinsel Honshu, dann ist die Regenzeit da. Es regnet nicht ohne Unterlass, aber die Luftfeuchtigkeit wird dann so hoch, dass nichts mehr richtig trocknet.
Daher rührt sicherlich auch die Lust der Japaner daran, alles möglichst luftdicht in Folie zu packen – bis hin zum einzelnen Keks. Auch die luftige Architektur der Häuser mit ihren Reisstrohfenstern passt hervorragend zum Wetter.
Resultat des feuchten Klimas sind außerdem wunderschöne Nebelschwaden und dicke Wolken, die die Berge oft komplett einhüllen und zum Beispiel den Gipfel des Mt Fuji fast immer verdecken – was es dann zu einer ganz besonderen Angelegenheit macht, wenn man ihn einmal unverhüllt erblickt.
Ist die Regenzeit Ende Juni oder Anfang Juli vorbei, fangen die Japaner erst recht an zu stöhnen: Jetzt wird es nämlich so richtig warm. Wenn man dann im unbarmherzigen Sonnenschein eine Tempeltour absolviert, wünscht man sich die dicken Regenwolken der Regenzeit herbei…
S0 krass schwül-heiß wie etwa in den Tropen Thailands wird es im Sommer in Japan aber nicht – finden wir. Die Hitze drückt nicht ganz so stark auf den Kreislauf. Und weil die Luft in Japan (auch in den Großstädten!) viel sauberer ist als in Thailand oder Vietnam, fühlt man sich auch nicht so eklig klebrig-verschwitzt wie dort.
Der offizielle Sommer in Japan beginnt an einem bestimmten Tag Mitte Juli. An diesem Tag beginnen auch die japanischen Sommerferien, und von diesem Tag an ist es offiziell “erlaubt”, im Ozean und in den Seen zu baden. Überraschend viele Japaner halten sich strikt daran – und tatsächlich ist es mitunter regelrecht verboten, vorher oder nachher an öffentlichen Stränden ins Wasser zu gehen.
Kühler wird es auf der Hauptinsel Honshu erst wieder Ende September; auf Hokkaido oder auch in Tohoku, im Norden von Honshu, ist es schon im August wieder angenehmer temperiert.
Warum der Sommer in Japan trotzdem eine tolle Reisezeit ist
Mit (Schul-) Kindern könnt ihr nur die Sommerferien für eine längere Reisezeit nutzen – es bleibt euch also nur der Sommer in Japan. Dann macht das Beste daraus und denkt daran: Es gibt viele gute Gründe für einen Sommerurlaub in Japan!
- Der Pazifik bietet tolle Strände und Bademöglichkeiten: an der Nordküste von Honshu, an der Nordostküste von Tohoku, auf der Izu Peninsula südlich von Tokio oder auch an den Küsten von Shikoku haben wir viel Spaß beim Baden und Surfen (!) gehabt.
- Zahlreiche Seen laden zum Baden ein, einige haben richtige Strände und Strandbäder (in Tohoku zum Beispiel der Lake Inawashiro oder der Lake Tazawa).
- In jeder Stadt und jedem Dorf werden in der Sommerzeit zwischen Juni und August krasse Feste gefeiert – vom Neputa Matsuri in Aomori, bei dem gigantische Pappfiguren durch die Straßen getragen werden, über das Gion-Festival mit tollen Feuerwerken in Kyoto bis zum Awa Odori in Tokushima. Versucht unbedingt, bei einem dieser Festivals dabeizusein!
- Das leckere Kakigori-Eis aus geschabten Eiswürfeln und buntem Zuckersirup, oder auch das Matcha-Softeis, das Mango-Eis aus dem 7Eleven und natürlich der himmlische Eiskaffee lassen sich am besten dann genießen, wenn es so richtig schön warm ist :-)
- Es gibt noch mehr Spezialitäten, die nur oder hauptsächlich im japanischen Sommer gegessen werden. Kalte Zaru-Soba-Nudeln, Ramen-Suppen oder “unagi” (Aal) werden fast nur im Sommer verkauft.
- Außerhalb der offiziellen Sommerzeit kann es schwierig werden, in Japan baden zu gehen – auch wenn ein Strand noch so einladend aussieht.
- Auf den Mt Fuji (und bestimmt auch auf einige andere hohe Berge) kann man nur im Juli und August steigen. Davor und danach ist die Gefahr von Schneeeinbrüchen zu hoch, und es ist eben schlicht verboten.
Sommerurlaub in Japan: Tipps für Camper-Reisende
Ja, es kann sehr heiß werden, wenn man im Camper im Sommer in Japan unterwegs ist. Die Japaner haben im Laufe der Zeit aber eine Menge praktischer Tricks entwickelt, um mit der Hitze und der Feuchtigkeit zurechtzukommen – und die könnt und solltet ihr nutzen.
Nummer eins: viel trinken. Dank der Millionen von Getränkeautomaten im ganzen Land ist das kein Problem, sofern ihr mit Kleingeld (oder einer Pasmo Card) ausgestattet seid. Statt süßer Limo sind kalter grüner Tee oder isotonische Getränke wie “Pocari Sweat” oder salziger Lichisaft eine gute Idee. Und die kalten Flaschen direkt aus dem Automaten eignen sich auch toll, um den verschwitzten Nacken zu kühlen!
Der Kühlschrank in unserem Camper hielt mehrere Flaschen kalt, von den ganz großen 1,5-Liter-Flaschen passten allerdings maximal zwei hinein. Hier konnte man auch einige kleine, angefeuchtete Handtücher (siehe -> Reise-Ausrüstung) oder Waschlappen kühl halten und immer mal wieder ausgeben.
Unterwegs im Camper (oder im Hotel) habt ihr zum Glück die Aircon. Stellt sie aber nicht auf köstlich kalte 18 °C ein, sonst holt ihr euch nach zwei Tagen eine fette Erkältung.
Die Aircon eignet sich auch toll, um die durchfeuchteten Sachen nach einem Regenguss oder nach dem Badengehen zu trocknen. Denn nichts ist schlimmer, als in einem feuchten Camper zu sitzen oder dort schlafen zu müssen.
Eine gute Tagesplanung hilft euch, das Herumlaufen in der Tageshitze zu vermeiden: Steht früh auf und unternehmt am Vormittag etwas, steigt dann in den klimatisierten Camper und legt die Tagesetappe zurück. Kommt ihr gegen 16 Uhr an eurem Ziel an, sinken die Temperaturen wieder und die Besuchermassen (die es im Sommer oft gibt) reisen gerade wieder ab.
Auch die Planung eurer Reiseroute sollte mit Rücksicht auf die Sommerhitze erfolgen: Tempelanlagen wie Koya-San oder Nikko stehen nicht umsonst oft im Schatten von Zedernbäumen und auf Bergen, die etwas kühler sind. Hier verbringt man einen heißen Sommertag oft recht angenehm.
Vermeidet nach Möglichkeit die Großstädte im Raum Kansai (um Kyoto und Osaka herum) und Kanto (um Tokio herum), hier ist es im Sommer am heißesten. Viel angenehmer ist es zwischen Juni und August in den Bergen – entweder in den japanischen Alpen oder in Tohoku, und natürlich auf Hokkaido. Auch an den Küsten weht zumindest abends eine kühle Brise.
Wenn ihr euch “off the beaten track” aufhaltet, vermeidet ihr nicht nur die größte Hitze, sondern auch die größten Besuchermassen: Während der Sommerferien zwischen Mitte Juli und Ende August, vor allem aber während der Obon-Woche irgendwann im August, machen alle Japaner ihren Jahresurlaub – den sie zum Besuchen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten nutzen oder auch zum Baden. Strände, die man per Zug gut erreicht, sind während der offiziellen Badezeit ziemlich voll.
Und versucht, mit Kindern jeden Tag entweder an einem See oder am Meer aufzuschlagen, oder mindestens einen Onsen zu besuchen – dort kann man nämlich nicht nur in heißen Quellen entspannen, sondern sich auch nach Herzenslust mit eiskaltem Wasser übergießen.
In richtig warmen Sommernächten braucht ihr eine Lüftung im Camper. Es heißt also Türen und Fenster auf – dank der cleveren Insektennetze müsst ihr vor Moskitos keine Angst haben. Und vor Kriminellen und Räubern auch nicht! Wir haben immer mit geöffneten Seitenfenstern und offener Heckklappe geschlafen und hatten dabei nur Sorge, dass unsere Jüngste im Schlaf nicht hinten herausfällt.
Auch mit Lüftung kann es nachts durchaus noch 27 °C haben; vor allem auf erhitzten Asphalt-Parkplätzen. Ob ihr das im Camper überstehen wollt und könnt, müsst ihr ausprobieren.
Die meisten Japaner, die im Auto schlafen (und das sind eine Menge!), lassen den Motor und damit die Aircon laufen. Dann ist es drinnen schön kühl – aber für die Nachbarn auch recht laut und wegen der Abgase nicht eben angenehm… Bei großer Hitze solltet ihr auf gut besuchte Rastplätze (oder gar die Parkplätze vor Supermärkten), wo viele Autos und Lkw stehen, möglichst verzichten – diese Nächte sind die Hölle ;-)
Die richtige Reise-Ausrüstung für euren Sommerurlaub in Japan
Ein sehr wichtiger Ausrüstungstipp ist schnelltrocknende Kleidung. Damit ist nicht unbedingt Synthetik gemeint! Wir kommen am besten mit Shirts aus sehr dünner Baumwolle oder aus Baumwolle-Seide-Gemisch zurecht. Von Craghoppers gibt es ultradünne, UV- und moskitodichte Jacken, die euch tagsüber besser vor Sonnenbrand schützen als eine klebrige Creme-Schicht.
Am besten macht ihr es wie die Japaner und deckt euch bei der japanischen Kette UNIQLO mit Klamotten ein: Die haben ein ganzes Sortiment von Spezialkleidung für die feucht-heiße Regenzeit. Die schlichten T-Shirts und Trägerhemden sind darüber hinaus schick und günstig (an Wochenenden ist bei UNIQLO in Japan außerdem immer Sale, hurra!). Wenn ihr schon zu Hause einkaufen wollt, findet ihr UNIQLO in immer mehr deutschen Städten und auch online.
Damit ihr eure schnelltrocknende Kleidung zwischendurch auch mal fix am Waschbecken durchspülen könnt – am nächsten Morgen ist zuverlässig alles wieder trocken, wenn ihr es an den Scheibenwischern oder den Seitenspiegeln eures Campervans aufhängt -, gehört auch eine Tube Handwaschmittel in euer Reisegepäck.
Alternativ könnt ihr nach einem Waschsalon Ausschau halten, davon findet sich in fast jeder größeren Mall einer (wer Katakana lesen kann: コインランドリー heißt lautschriftlich “ko-i-n-ra-n-do-rii”, also “coin laundry”). Für eine schnelle Wäsche haben wir etwa 400 Yen bezahlt, für das unverzichtbare Trocknen danach noch einmal 200 Yen.
Um tagsüber in der feuchten Hitze nicht einzugehen, habt ihr am besten wie die Japaner ein kleines Handtuch dabei. Das kann man zum Schweiß-Abwischen genauso gut benutzen wie zum Abkühlen, denn kleine Wasserbecken, Trinkwasserspender oder öffentliche Toiletten finden sich ja an jeder Ecke. Nicht nur praktisch, sondern toll: Handtücher in zig Designs, von kawaii bis landestypisch, kann man als Mitbringsel in vielen Souvenirshops kaufen. Wir haben so einige mitgebracht…
Ebenfalls nützlich ist ein Regenschirm. Auch wenn ihr um die Regenzeit herumkommt (wir waren gerade im Juni in Japan unterwegs und hatten genau einen Tag mit Regen), ist der superpraktisch als Sonnenschutz – und ihr seht damit sofort total japanisch aus.
Das Dreiergespann wird schließlich komplett mit einem Fächer. Die gibt es in jedem Laden mit Motiven eurer Wahl und wahlweise etwas teurer als zusammenklappbarer Fächer (wie man ihn auch bei uns kennt) oder als einfaches Blatt mit Griff. Letztere bekommt ihr spätestens nach einigen Tagen sowieso kostenlos auf der Straße geschenkt – als Werbung. Nutzt eure Fächer so, wie es auch die Japaner tun: ständig!
Das waren jetzt eine ganze Menge Tipps, die euch hoffentlich helfen, eine ebenso tolle Japan-Reise wie wir zu erleben – auch und gerade bei Sommertemperaturen!
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Liebe Weltwunderer,,
Danke für den interessanten Beitrag. Auch wir planen Japan im August mit Kindern. Wir würde gerne zelten und gerne Okinawa sehen, sind uns aber in Okinawa wegen des Wetters nicht sicher. Habt ihr da Erfahrungen?
Grüße,
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
wir waren noch nicht auf Okinawa, dazu können wir also leider nichts sagen. Der August auf Honshu war jedenfalls sehr heiß, Nachttemperaturen von über 25° C waren keine Seltenheit – wir haben manchmal arg geschwitzt und waren froh über die Klimaanlage in unserem Camper. Auf den Rastplätzen haben viele Japaner mit laufendem Motor übernachtet, damit es kühl im Auto bleibt. Wir haben ab und zu Campingplätze gesehen, die waren aber nur für Zelte gedacht, deshalb haben wir mit unserem Camper nie genauer geschaut, was das kostet und wie das läuft. Die sanitären Anlagen waren jedenfalls tipptopp (wir waren ein paar Mal auf geschlossenen Campingplätzen, wo wir kostenlos stehen durften und die Toiletten genutzt haben).
Tut mir leid, dass wir euch bei euren Plänen nicht helfen können :-/
Viele Grüße
Jenny
Liebe Weltwunderer,
Schön zu hören, dass ihr einen tollen Sommerurlaub in Japan hattet.
Mein Reden, raus aus der unerträglichen Metropole ab in den Norden ;-)
Allein für das Essen würde ich gerne wieder im Sommer nach Japan. Saftige Pfirsiche und Melonen und natürlich Aal. Der schmeckt einfach nur im Sommer.
Liebe Grüße vom heißen Balkon in Berlin.
Daniela