! Aktualisiert am 5. April 2021
Ein heißes Thema für Reisende in aller Welt: Wo findet man unterwegs eine öffentliche Toilette? In Neuseeland ist diese Frage schnell geklärt: Es gibt Toiletten an jeder Ecke, selbst im abgelegensten Winkel. Wie geht das, dass die Toiletten in Neuseeland nicht nur kostenlos, sondern auch picobello sauber sind? Wir haben tief in die Kloschüssel geschaut…
Von der nördlichsten Spitze am Cape Reinga bis zur Südküste von Stewart Island, einer einsamen Insel südlich der Südinsel, verzeichnet die neuseeländische Website „Toiletfinder“ fast 8.000 öffentliche Toiletten. Selbst auf den fast unbewohnten Chatham-Inseln, tausende Kilometer östlich von „mainland“ Neuseeland gelegen, gibt es eine öffentliche Toilette am Hafen.
Ich habe keine Ahnung, warum die Neuseeländer solchen Wert darauf legen, auch noch das kleinste Städtchen, den abgelegensten Parkplatz und natürlich jeden Park und jeden Spielplatz mit einer Toilettenanlage auszustatten. Bezahlen muss man für den Besuch von Toiletten in Neuseeland übrigens nie etwas.
Inhalt
Öffentliche Toiletten in Neuseeland: immer sauber
Es ist eines der großen Wunder von Neuseeland: die öffentlichen Toiletten. “Public Toilets” gibt es nahezu überall im Land. Und im Gegensatz zu öffentlichen Toiletten überall sonst auf der Welt sind Toiletten in Neuseeland grundsätzlich immer picobello sauber. Ich möchte sogar so weit gehen, diesen Umstand zu Neuseelands bester Touristenattraktion zu erklären; das ist immerhin ein Kriterium, das Reisende häufiger und dringender umtreibt als leckere Kiwis oder fehlende Giftspinnen.
Es ist wirklich unglaublich, aber selbst das abgelegenste und kleinste Plumpsklo im Wald ist in der Regel so sauber, dass man sich ohne Zögern draufsetzt. Ehrensache, dass man ein so sauber vorgefundenes Klo auch sauber für den Nächsten hinterlässt. Es gibt auch fast immer Toilettenpapier; unsere bewährte Notfall-Rolle und das Hygienespray mussten wir nahezu nie benutzen.
In vielen Gemeinden Neuseelands lässt man es mit einfach nur sauberen Public Toilets aber nicht bewenden. Hier müssen sie zusätzlich besonders schick, spacig oder sonstwie cool sein. Die Hundertwasser-Toilette in Kawakawa ist eine echte Touristenattraktion, aber auch die singende und sprechende Toilette im Star-Trek-Design in Picton hat uns sehr beeindruckt.
Viele Toiletten in Neuseeland stehen weitab von einem Wasseranschluss. Bevor man beim Wandern aber in den Wald machen muss, stellt das DOC lieber eine Toilette auf. Und das gilt nicht nur für öffentliche Sanitäranlagen, sondern auch für die Aborte in vielen privaten Ferienhäusern, die mitten im schönsten Nirgendwo stehen und keinen Wasseranschluss haben. Hin und wieder sorgt auch ein Erdbeben dafür, dass die Einwohner einer Großstadt wie Christchurch sich selbst darum kümmern müssen, ihr Geschäft für ein paar Wochen oder Monate im Garten zu verrichten.
Neuseeland-Spezialität: Long drop Toilets
Statt WCs kennen und nutzen viele Neuseeländer selbstkompostierende Toiletten, vulgo „Plumpsklo“ oder auch „long drop toilets“. Und das geht so: Anstatt einfach den ganzen stinkenden Mist in einem Kübel zu sammeln, wo er sich im Laufe der Zeit zu einer gefährlichen Mischung zusammenbraut, trennt die wasserlose Toilette flüssige und feste Hinterlassenschaften, die dann möglichst tief nach unten fallen (zwei Meter sollten es schon sein, um den gefürchteten „splashback“ zu vermeiden) und mit Sägemehl, Erde oder Holzspänen bedeckt werden. Ist die Grube voll, wird die Toilette einfach an eine andere Stelle versetzt. Platz ist ja in den meisten Hinterhöfen Neuseelands genug.
Auf den Wanderwegen und Hütten, die vom Umweltschutzministerium verwaltet werden, geht es oft noch komfortabler zu: Da stehen mitunter sogar solarbetriebene Hybrid-Toiletten aus Fiberglas am Wegrand. Hier wird der Abraum dezent unterirdisch in einen vergrabenen Tank weitergeleitet.
Steht die Toilette nicht sowieso in einer Gegend, wo starker Wind weht, ist sie außerdem oft mit einer Art Abluftkamin ausgestattet, so dass es im Inneren der Kabine erstaunlich geruchlos zugeht.
Saubere Toiletten in Neuseeland – Ehrensache!
Aber was ist der Grund für die notorisch sauberen öffentlichen Toiletten in Neuseeland? Ein Teil der Erklärung scheint der Nationalstolz der Neuseeländer zu sein. “Be a tidy Kiwi” ist hier kein alberner Spruch, es ist der Leitspruch der “Keep New Zealand Beautiful Society“, die eine über 50-jährige Tradition hat. In einem Land, in dem sich fast 70.000 Freiwillige darum bemühen, mit Müllsammelaktionen und Strandreinigungen, mit Graffiti-Entfernung und Baumpflanzungen, mit dem Aufstellen von Aschenbechern und dem Bemalen von grauen Mauern ihre Heimat schöner zu machen, sind eben auch die Toiletten sauberer als anderswo.
Trotzdem ist es beeindruckend, dass die Toiletten in Neuseeland (fast) immer picobello sauber sind. Ob in der Stadtmitte oder auf einem Parkplatz: Nie liegt hier Toilettenpapier oder Schlimmeres auf dem Boden, es gibt keine Schmierereien an den Wänden oder Spuren von Vandalismus – alles, was wir bei einer Fahrt über deutsche Autobahnen in schöner Regelmäßigkeit erleben.
Selbst wenn man das Gefühl hat, seit einiger Zeit der erste Durchreisende in einer Wanderhütte oder auf einem DOC-Campingplatz zu sein, die Toilette wird immer mit einer frischen Rolle Papier ausgestattet sein und ansonsten kein Fleckchen aufweisen. Fleißig putzende Heinzelmännchen haben wir keine gesehen. Aber wenn man so ein pieksauberes Klo betritt, gibt man sich halt auch Mühe, es genauso wieder zu verlassen – Ehrensache.
Auch für Wohnmobil-Reisende ist übrigens Aufatmen angesagt: Kostenlose Dump Stations gibt es im ganzen Land zur Genüge, sie sind in einigen Straßenkarten und natürlich auch in der CamperMate-App verzeichnet und immer ordentlich ausgeschildert.
Don’t shit in the woods – poo in a loo!
Selbst in Neuseeland sind nicht überall Toiletten zu finden – oder ihre Kapazitäten werden in der Hochsaison von der großen Zahl der Besucher überfordert. Immer wieder hört man deshalb Beschwerden, wenn die Ränder von Wanderwegen und Rastplätzen von Fäkalien übersät sind. (Können wir bestätigen: Sieht eklig aus.)
Das DOC erklärt deshalb seit 2018 in seiner neuen Kampagne, es sei „the Kiwi way“, vor dem Aufbruch zu einer Wanderung noch einmal eine Toilette aufzusuchen. Nicht nur das: Sobald man unterwegs eine sehe, solle man diese vorausschauend nutzen. Denn: „Bis zur nächsten Toilette kann es in unseren wilden Gegenden weit sein.“
Fäkalien sehen nicht nur eklig aus, sie können auch krank machen. Mikroorganismen in menschlichen Exkrementen wie Giardia kontaminieren das Wasser und den Boden und können Durchfallerkrankungen auslösen. Viele einfache DOC Campsites werden nur über Flüsse mit Wasser versorgt. Die Tanks für die clever belüfteten Plumpsklos (die nie stinken!) sind dann raffiniert ein paar Meter weiter vergraben. Trotzdem müssen sie alle paar Monate entleert werden, und das geht mitunter nur per Hubschrauber – was das kostet!!
Auf dem Abel Tasman Track lässt man sich die Installation der Toiletten eine halbe Million NZ$ kosten – pro Hütte. Und dann braucht man ja noch fleißige Ranger, die regelmäßig vorbeikommen, neues Toilettenpapier hinlegen und putzen. An den Great Walks, den Vorzeige-Wanderwegen Neuseelands, passiert das täglich.
Wer beim Wandern in Neuseeland dringend ein Geschäft verrichten muss und keine Toilette findet, der soll ein etwa 20 cm tiefes Loch graben – mindestens 50 Meter entfernt von Wegen und Wasserläufen, an einer „sonnigen Stelle“, wo die Kompostierung schneller abläuft. Alle Hinterlassenschaften müssen mit Erde und Blättern bedeckt sein. Vorbildliche Wanderer nehmen statt Toilettenpapier oder Zellstoff lieber weiche Blätter oder Rinde zum Abwischen – tabu sind Feuchttücher oder gebleichter Zellstoff.
Wer nicht in den Wald sch… will, kann seine Exkremente (und das Papier!) in einer Tüte bis zur nächsten Toilette tragen oder sich für die Aufbewahrung eine feste „poo tube” aus einem PVC-Rohr basteln. In einigen Besucherzentren des DOC kann man „poo tubes“ auch kaufen.
Toiletten-Tourismus in Neuseeland
Neuseeland investiert viel Geld für die Verbesserung seiner Infrastruktur, um der wachsenden Zahl seiner Gäste angemessen begegnen zu können. Dabei zeigt sich: Toiletten-Tourismus könnte das nächste große Ding im heiß umkämpften Tourismusmarkt werden.
Neben den sehr funktionalen “Long drop toilets”, die das DOC an den entlegensten Ecken seiner Nationalparks aufstellt, hat Neuseeland auch viele ganz besonders schicke Toilettengebäude zu bieten: Einige sind sogar eigene Tourismus-Attraktionen geworden, wie etwa die weltberühmten Hundertwasser-Toiletten im Örtchen Kawakawa im Northland. Mehr als die Toilette gibt es in Kawakawa nicht zu sehen, und doch kommen die Besucher nur für diese Toilette hierher.
Taupos „Superloo“ ist eine weitere Attraktion für durchreisende Touristen. Schon in den 1990er-Jahren war diese öffentliche Toilettenanlage weithin bekannt und tauchte sogar in Reiseführern auf. Weitere Must-see-Toiletten sind Wellingtons witzige „Lobster Loos“ an der Waterfront.
Das Örtchen Matakana ließ seine öffentliche Toilette in Schiffsform ganz bewusst von Steffan de Haan designen und ehrte damit gleich noch die ortsansässige Schiffbau-Industrie.
Der Toiletten-Tourismus ist witzig, lockt Besucher an, die sowieso ein dringendes Bedürfnis haben und lässt sich von Gemeinden relativ kostengünstig umsetzen. Eine öffentliche Toilette zum Eyecatcher zu gestalten, muss nicht teuer sein; das zeigen Toiletten in ganz Neuseeland. Nicht zuletzt dienen schöne Toiletten auch als Anschlusspunkte für die Interaktion zwischen Touristen und Anwohnern – die müssen schließlich auch mal.
Schon 2017 wurde der erste internationale Toilet Tourism Award verliehen; in Neuseeland heimsen derweil jährlich Toiletten Ruhm und Ehre mit dem “Beautiful New Zealand Award” in der Kategorie “Best Public Toilet” ein. Kein Wunder: Saubere, kreative öffentliche Toiletten können das Image einer Destination gründlich steigern und damit zusätzliche Einnahmen generieren.
Unter den Kandidaten für die beste Toilette weltweit schnitt Neuseeland schon 2017 gut ab: Die Toiletten des Hahei Holiday Resort räumten den Preis in der Design-Kategorie ab. 2020 gewann eine Toilette in den Hunua Ranges bei Auckland, 2o19 holte die öffentliche Toilette im winzigen Colac Bay in den Catlins den Preis – gekürt für ihren “Southland vibe”. Habt ihr da schon gesessen? Es fühlt sich gleich viel besser an, oder? ;-)
(Am 19. November ist übrigens World Toilet Day! Was es nicht alles gibt.)
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