! Aktualisiert am 12. Oktober 2021
Auf dem Weltwunderer-Blog geben wir euch immer wieder Tipps zum Reisen mit Kindern – aber das bedeutet nicht, dass wir die Reise-Weisheit mit Löffeln gefressen haben und uns nie blöde Sachen passieren. Heute erzählen wir deshalb mal von ein paar eher unerfreulichen Erlebnissen von unseren Reisen. Die Lektionen daraus haben wir gelernt, und wir geben sie gern und kostenlos an euch weiter.
Die ganz schlimmen Travel Fails sind uns bis jetzt zum Glück erspart geblieben. Gültige Reisepässe haben wir zum Beispiel immer dabei, vor allem seit wir Heikes Bericht über ihre verpasste Puerto-Rico-Reise gelesen haben. Aber auch Kleinigkeiten können sich auf Reisen zu großem Ungemach auswachsen.
Welche Travel Fails habt ihr auf euren Reisen schon erlebt? Wir freuen uns über eure Anekdoten!
Die wichtigste Lektion: Zeitpläne beim Reisen mit Kindern nie zu knapp kalkulieren!
Eine Allerwelts-Weisheit, sagt ihr? Wir haben sie mit Schmerzen erlernt – das heißt, einer von uns tut sich immer noch schwer damit, sie zu akzeptieren ;-)
Eine einzelne Anekdote aus diesem Bereich an Story herauszugreifen, fällt mir schwer. Unsere Last-Minute-Anreise zur Fähre war aber besonders dramatisch: Wir sind buchstäblich mit quietschenden Reifen an einer Schlange von Autos und unter einer sich schließenden Bahnschranke durchgewitscht, um die in Minuten ablegende Fähre von Sassnitz nach Trelleborg noch zu erwischen. Don’t try this at home!, möchte ich hinzufügen. Fahrt lieber rechtzeitig los und kalkuliert Stau auf Rügens gemütlichen Landstraßen ein.
(Etwas ausführlicher haben wir diese Roadtrip-Geschichte auf dem Blog der Mighty Traveliers geschildert.)
Pünktlich starten, um pünktlich irgendwo anzukommen, ist nicht einfach nur eine spießige deutsche Tugend. Wer rechtzeitig ankommt, hat dann einfach mehr Zeit für die notwendigen Erledigungen, muss dabei nicht hetzen und schimpfen, weil Kinder nun mal nicht so schnell rennen können wie Erwachsene, hält damit die Familienlaune im grünen Bereich, vermeidet außerdem weinende oder streitende Kinder und senkt das Risiko, in der Hektik den Schnuller, die Trinkflasche oder das ganze Kind auf dem Flughafenklo zu vergessen.
Egal, wie hilfsbereit, brav und pflegeleicht die mitreisenden Kinder sein mögen: Ihr braucht mit jedem Kind mindestens doppelt so lange wie vorher. Wir sind jetzt mit drei Kindern unterwegs, das heißt, wir blasen spätestens 45 Minuten vor dem eigentlichen Abmarschtermin zum Abmarsch. Ergebnis: Wir kommen gerade so rechtzeitig an. (Von “in Ruhe” oder “bequem” kann bei uns leider nach wie vor keine Rede sein…)
Nachtflüge buchen: clever. Glauben, dass ihr schlafen werdet: naiv
Ein Langstreckenflug mit Kindern ist etwas, auf das man sich laaange vorbereitet. Bei dem man alle Eventualitäten durchplant, Spielsachen und Snacks für drei Tage packt, Wechselsachen für Reisedurchfall und Wachstumsschübe dabei hat, Dokumente von der Geburtsurkunde bis zum Impfpass doppelt kopiert. Und dann kommt doch alles anders als geplant.
Wir gehören zum Glück nicht zu den bedauernswerten Eltern, deren Kinder im Flugzeug stundenlang schreien, wild gegen die Sitze treten oder sich sonstwie danebenbenehmen (jedenfalls bis jetzt nicht – toi, toi, toi). Aber auch unsere braven Kinder, die auf Nachtflügen ein paar Stunden schlafen und zwischendurch ausdauernd fernsehen (die Großen) oder einfach süß sind (die Kleine), sind halt trotzdem da.
Das heißt in der Realität: Jeder von uns hat ein oder zwei fest schlafende Kinder quer auf dem Schoß liegen oder an der Schulter lehnen und möchte sich daher möglichst nicht bewegen. Muss er aber, um den herabgefallenen Schnuller unter dem Sitz hervorzuholen, und das schnell, schnell, bevor die Kleine aufwacht! Die in seltsamen Winkeln verknickten Beine und die kalte Luft aus der Aircon im Genick erhöhen den Komfort nur wenig. Und wenn man dann doch kurz wegdämmert, kommt zuverlässig eine Turbulenz – huch! Kinder anschnallen! -, eine Stewardess mit dem Frühstück (“Das können wir leider nicht aufheben, es ist schon aufgewärmt, Sie müssen es jetzt nehmen oder wir werfen es halt weg…”) oder ein Wadenkrampf.
Die oberwichtige Lektion aus mehreren Langstreckenflügen heißt daher für uns: Eltern, rechnet nicht mit Schlaf. Sorgt dafür, dass ihr nachmittags oder abends am Reiseziel ankommt und dort stante pede ins Bett fallen könnt.
(Das schließt auch eine Notfall-Ration für die erste Mahlzeit vor Ort ein! Sonst müsst ihr wie wir schlaftrunken vor Jetlag durch einen Riesensupermarkt in Christchurch wanken, die Preise von Keksen und Bananen umrechnen und vergleichen und danach noch eure einschlafenden Kinder zurück zum Motel tragen. Oder eure ausgehungerten Kinder davon überzeugen, eine fremdartige vietnamesische Suppe zu essen – was sie, müde wie sie sind, natürlich nicht tun wollen.)
Traveling light: aber nicht ohne Buggy!
Wir predigen es euch eigentlich ständig, aber auf unserem Mallorca-Trip haben wir es dann selbst ignoriert: Der Gedanke an ein weiteres Gepäckstück war einfach zu viel und wir haben den treuen alten Reise-Buggy daheim gelassen. Für den kurzen Flug mit wenig Gepäck benötigten wir ihn nicht, auf dem Flughafen hatten wir unser tolles Doona Travel System und die Rückentrage hatten wir ja auch noch dabei.
Spätestens beim Stadtbummel durch Palma haben wir uns den Buggy jedoch sehnlich herbeigewünscht. Das zappelige Kind wollte sich nicht auf dem Rücken tragen lassen, es wollte aber auch nicht selbst laufen – oder jedenfalls nicht in die Richtung, in die wir laufen wollten.
Wir schleppten also das 11 kg schwere Weltwunderbaby, unser Daypack, diverse Einkaufstüten und Regenjacken, die alle wunderbar Platz in einem leichten, faltbaren Reise-Buggy gefunden hätten, durch das schöne Palma. Und waren froh, dass wir die Stadt schon fünfmal besucht hatten, denn diesmal haben wir für ihre Schönheiten kaum ein Auge gehabt :-(
Bequem, aber riskant: Kinder allein packen lassen
Fakt eins: Für fünf Personen zu packen, ist eine Herausforderung – gerade dann, wenn man möglichst wenig mitnehmen will. (Woraus wir ein Prinzip und einen Sport machen.)
Fakt zwei: Ab dem Grundschulalter können Kinder durchaus schon beim Packen helfen, und sollten das auch tun, damit sie etwas lernen vom Leben.
Fakt drei, und das ist die Lektion von unserem letzten Mallorca-Flug: Auch Teenager, die vor wenigen Wochen noch einen internationalen Flug mitgemacht haben, behalten das ach so wichtige Flüssigkeitenverbot offenbar nicht im Gedächtnis (und das nach zweimal Transit in Dubai, wo man auch beim Umsteigen noch einmal gründlich gefilzt wird und sämtliche Flüssigkeiten abgeben muss).
Die Weltwundertochter hat ihr Handgepäck ganz allein zusammengestellt und uns glaubhaft versichert, sie habe an alles gedacht. Was sie da alles eingepackt hat, sahen wir an der Sicherheitskontrolle in Tegel: Mit spitzen Fingern entnahmen die Beamten dem Rucksack eine Bastelschere, eine große Flasche Bodylotion und eine Dose Deospray – und entsorgten das gute Zeug unter schockiertem Blick der Tochter.
Einen ebenso schockierten Blick warfen wir in den Fond unseres Campervans, als die Tochter uns nach langem Kramen eröffnete, sie habe den MP3-Player mit der extra draufgespielten Musik wohl doch nicht eingepackt. Nach drei Wochen mit japanischer Radiomusik, 80er-Jahre-Hits auf dem Leih-iPad von JapanCampers (danke trotzdem!) und Peter Fox’ “Stadtaffe” in Dauerschleife (das einzige an Musik, was sich auf dem elterlichen Smartphone fand) hat sich diese Lektion sehr tief eingebrannt: Musik mitnehmen ist Elternsache!
Cola trinken vor der Abfahrt: ganz blöde Idee
Da reist man allein mit drei Kindern und will gern alles richtig machen. Das heißt vor allem: für gute Stimmung sorgen. Und wenn der Weltwundersohn sich in Berlin vier Tage lang so richtig klasse gut benommen hat und wir so überpünktlich am Bahnhof angekommen sind, dass wir noch Zeit für einen Snack vor dem Einsteigen haben, dann drücke ich auch mal ein Auge zu und kaufe ihm auf seine artige Bitte eben halt eine kleine Flasche Cola.
Zonk! Sie haben soeben den schlimmsten Fehler Ihres Lebens gemacht, Frau Weltwunderer, oder zumindest auf dieser Reise. Etwa eine halbe Stunde später habe ich das auch eingesehen, aber da war es zu spät: Der Sohn hibbelte wie auf Speed auf seinem Sitzplatz herum, schnellte in regelmäßigen Abständen auf und davon, um an anderen Abteiltüren zu rütteln oder die Wände hochzuklettern, und war generell komplett unlenkbar. Das dauerte ungefähr drei Stunden an – also so lange wie unsere Zugfahrt nach Hause. Was war ich froh, dass wir auf dieser Fahrt das Abteil allein für uns gehabt hatten…
Lektion ein für allemal gelernt: Es gibt keine Cola und auch sonst keine allzu zuckerhaltigen Dinge, wenn wir die nächsten Stunden sitzend verbringen müssen. Sorry, lieber Sohn.
Wechselkleidung braucht man immer, wenn man sie nicht dabei hat
Zugegeben, man kann einfach nicht immer und überall einen Satz Wechselkleidung pro Person dabei haben, das macht bei fünf Personen ja schon einen eigenen Rucksack aus. Aber diverse Reise-Erlebnisse haben uns gelehrt, dass man zumindest ein T-Shirt pro Person immer dabeihaben sollte, wenn man nicht unverzüglich zur Unterkunft oder zum großen Koffer zurückkehren kann.
Situation 1: im Flugzeug, als Weltwundersöhnchen nach bravem Verzehr seines Kindermenüs während des Landeanflugs auf Tokio urplötzlich alles wieder von sich gab. Und die bereits festgeschnallten Stewardessen nicht helfen konnten. Ich hatte Wechselklamotten dabei – aber im Overhead Compartment…
Situation 2: auf dem Ausflugsboot, das uns in der Bay of Plenty zum “Swimming with dolphins” bringen wollte. Nachdem sich Weltwundersöhnchen ohne Vorwarnung über mich erbrochen hatte, stand ich in den folgenden drei Stunden im Bikini an der Reling und erleichterte mich meinerseits in die Wogen. Während Söhnchen in sauberer Kleidung drei Stunden lang alle Delfine verschlief. (In diesem Beitrag habe ich das Ganze ausführlicher beschrieben.)
Situation 3: als der Weltwundersohn auf unserem Ausflug in den kambodschanischen Dschungel ausrutschte und der Länge nach in einen Fluss fiel (und sich kurz darauf in voller Montur unter einen Wasserfall stellte). Das schien uns zuerst nicht schlimm, weil es ja warm brütend heiß war. Aber als wir wieder in den eiskalt airconditionierten Minibus steigen wollten, fand ich es nicht mehr so lustig. Zum Glück ist ja in Kambodscha jedermann sehr interessiert daran, Touristen ein hübsches neues Wechsel-T-Shirt zu verkaufen.
Was lernen wir daraus? Auch wenn ihr noch nie seekrank wart und euer Kind noch nie gebrochen hat: Es gibt immer ein erstes Mal, und das kommt ohne Vorwarnung. Und wenn ihr mit Kindern auch nur in die Nähe von Wasser oder Matsch kommt: Zieht sie gleich vorher nackig aus ;-)
Für Thomas Cook Reisen haben wir übrigens auch ein paar Lektionen zum Reisen mit Kindern beigesteuert – schaut mal rein, was wir und andere Reiseblogger erzählt haben!
- Wellington mit Kindern: die besten Tipps für 1, 2 oder mehr Tage - 21. Dezember 2024
- Neuseeland mit Kind Karte: mehr als 450 Tipps für Familien auf Google Maps! - 25. Oktober 2024
- DOC Campsite Pass in Neuseeland: Lohnt er sich für Familien? - 5. Oktober 2024
Jaja, das ewige Zeitthema, da können wir auch ein Liedchen von trällern. Wir hätten beinahe den Flug von Auckland nach Melbourne mit den Kindern verpasst. Obwohl wir deutliche 3 Stunden Aufenthalt hatten, aber irgendwie schafften wir es mit Shopping, Essen, diversen Toilettengängen und einem in der Hosentasche meines Mannes vergessenen Taschenmesser ausgerufen zu werden und ein Flughafenmitarbeiter wartete schon mit Sprechfunkgerät auf uns.
Und worauf man auch vorbereitet sein sollte: Serpentinen bzw. starke Kurven mit Wohnmobil in Neuseeland. Bis dato wussten wir nicht, dass unsere 3-jährige Tochter das nicht gut verträgt. Resultat waren mit Mageninhalt überschüttetes Kind samt Kindersitz und Sitzpolster am Esstisch. Zum Glück war an diesem Abend sowieso eine Übernachtung auf dem Campingplatz gebucht, aber Sitzpolster reinigen, die nicht in die Waschmaschine können… macht halt keinen Spaß :-(
[…] gibt’s bei der lieben Sabine von Gecko Footsteps! Einige Reisepannen hat auch die liebe Jenny von Weltwunderer […]
[…] Jenny hat ebenfalls einige Reisepannen in petto. Denn gerade wenn man mit Kindern reist, gibt es doch einige Dinge zu beachten, die sonst keine Rolle spielen. Hier geht’s lang: Weltwunderer […]
Sehr amüsant. Mit Kindern sind die Möglichkeiten für Reisepannen ja noch einmal deutlich höher ;-). Und wenn man dann noch im Nachhinein über alles lachen kann, hat so eine kleine Reisepanne ja doch was für sich (Betonung auf “kleine” ;-))
Viele liebe Grüße,
Sabine
Schöner blogpost!
Liebe Grüße,
Mareen
ich lach mich schlapp aber nicht aus Schadenfreude. Ich kenn alles genau so oder so ähnlich und bin an der Stelle ganz froh nur ein Kind zu haben, denn in dreifacher Ausführung würde ich nervlich längst darnieder liegen. Du hast meinen größten Respekt!
Schön zu lesen, dass auch bei den besten Reiseprofis nicht immer alles rund läuft.
So wie ihr noch auf die Fähre gekommen seid, hätten wir in Tokyo ganz knapp unseren Rückflug nach Deutschland verpasst. Da war aber nicht der Sohnemann schuld. Wir hatten das falsche Zugticket zum Flughafen gebucht und standen dann in der Straßenbahn (!), die geschlagene 2 Stunden durch die Gegend getuckert ist.
Ich kann es gar nicht mehr genau sagen, aber wir haben nur ein paar Minuten vor der Schließung des Check-Ins den Flughafen erreicht. Mein Freund war völlig fertig mit den Nerven, ich bin in solchen Situationen immer erstaunlich entspannt :D Hat ja auch am Ende noch geklappt. Eine Frau kam uns schon entgegen, die uns gesucht hat (Japaner sind so nett).
Viele Grüße
Christin
Es gibt eine Straßenbahn in Tokio? Zum Flughafen?? (Frag nicht, wie knapp wir unseren Rückflug in Haneda erwischt haben… Straßenbahn war es zwar nicht, aber wir haben ewig nach dem richtigen Zug gesucht – auf dem größten Bahnhof Tokios, Shinagawa. Wo kein Angestellter Englisch spricht…)
Köstliche Anekdoten, und so wahre Tipps, liebe Jenny! Vielen Dank dafür. Musste mehrfach schmunzeln und an die eigenen durchwachten Flugnächte und durchweichten Wechselklamotten denken. Lieben Gruß Gela