! Aktualisiert am 1. Dezember 2023
Den Namen dieser Stadt – Helsingør – richtig zu schreiben, ist für deutsche Tastaturen gar nicht einfach. Und obwohl eigentlich jeder kulturell Gebildete das Städtchen an der Nordostspitze Dänemarks kennen sollte, hat uns Helsingör (deutsche Schreibweise) komplett überrascht und verzaubert. Wir stellen euch unseren Geheimtipp für Dänemark mit Kindern vor.
Wer mit Kindern nach Dänemark reist, der sucht wohl vor allem Entspannung in einem der typischen hyggeligen Ferienhäuser, die sich an der Nordseeküste in die Dünen kuscheln. Strand, baden, Eis essen und vielleicht noch windsurfen – das ist klassischer Dänemark-Urlaub mit Kindern.
Inhalt
Dänemark mit Kindern: warum nicht mal an der Riviera?
Genauso kannte ich Dänemark aus meiner eigenen Kindheit. Hierhin führte uns nach der Wende 1990 nämlich unsere erste West-Reise. Die dramatische Nordseeküste, die weite, menschenleere Dünenlandschaft, das (für unsere Verhältnisse) luxuriöse Ferienhaus, die gigantischen Eisportionen – für uns DDR-Kinder fortan der Inbegriff von Urlaub, wie er sein sollte.
Dass Dänemark noch viel mehr bietet als diesen Familienurlaubs-Klassiker, haben wir 28 Jahre später bei einem Besuch an der dänischen Riviera gelernt. Die erstreckt sich an der Ostküste der Insel Seeland (bzw. Sjælland, noch so ein dänischer Spezialbuchstabe) mit Blick auf das gegenüberliegende Schweden. Dazwischen dümpelt sanft die Ostsee im geschützten Öresund, kinderfreundlich flach und wenig spektakulär.
Breite Strände, steile Klippen und weite Dünen sucht man hier (meist) vergebens. Die Ufer der Ostsee sind eher von schnuckeligen Sommerhäusern gesäumt, deren wohlhabende Bewohner aus der Hauptstadt am Wochenende oder in den Ferien herkommen und Zeit in Familie genießen.
Ganz im Norden der dänischen Riviera liegt das Ferienörtchen Gilleleje, wo auch wir während unserer Reise gewohnt haben. Natürlich in einem sehr hyggeligen dänischen Ferienhäuschen.
In die Ostsee hüpft man dabei auch, aber eher mal schnell vom eigenen Steg aus. Danach läuft man im Bademantel zurück über die Uferpromenade nach Hause und wärmt sich mit einer Tasse Tee wieder auf – sehr hyggelig!
Auf Seeland, der größten und am dichtesten besiedelten dänischen Insel, warten neben der Hauptstadt Kopenhagen aber durchaus einige Highlights für Familien. Statt grandioser, weiter Natur sind es hier eher wunderschöne Küstenstädtchen, verschlafene Hafendörfer, Märchenschlösser von (echten!) Königen und moderne Kunst von Weltniveau, die auch Kindern Spaß macht.
Wenn ihr also in Dänemark nicht einfach nur zwei Wochen am Strand liegen oder windsurfen wollt, wenn ihr schöne Radtouren, gemütliche Stadtbummel und spannende Museumsbesuche machen wollt, dann ist Nordseeland an der dänischen Riviera perfekt.
Unsere Familientipps für Helsingör und Umgebung
Helsingör (nicht zu verwechseln mit dem nahe gelegenen Helsinge oder dem schwedischen Counterpart Helsingborg) spielt mit seinen knapp 50.000 Einwohnern die zweite Geige neben der nur 50 km entfernten Hauptstadt Kopenhagen. Aber die Helsingörer (?) lassen sich nicht lumpen – sie haben neuerdings eine ganze Reihe an Attraktionen zu bieten.
Der bekannteste “Einwohner” der Stadt ist rein fiktiv. Warum sein Erschaffer Shakespeare ihn überhaupt hierher versetzt hat, weiß niemand so genau. Trotzdem begegnet man dem dänischen Prinzen Hamlet (“Es ist was faul im Staate Dänemark…”) in Helsingör an jeder Ecke.
Schloss Kronborg: Weltkulturerbe
Auch an der Innenwand der Festungsmauer von Schloss Kronborg prangt Shakespeare, der seinen Teil zum Weltruhm von Helsingör definitiv beigetragen hat. Das UNESCO-anerkannte Schloss, das eher wie eine Trutzburg über dem Hafen von Helsingör thront, bietet aber auch ohne den englischen Dramatiker genug Drama.
Da richten sich drohende Reihen von Kanonen auf das schwedische Ufer, das hier nur 4 km entfernt ist. Hufgetrappel und Befehle ertönen am Eingang hinter dem breiten Burggraben (nicht erschrecken!), schwarze Piratensegel können jederzeit am Horizont auftauchen und die Mauern des dreistöckigen Schlosses sehen von außen wenig einladend aus.
Bis zum 19. Jahrhundert mussten alle Schiffe, die den Öresund passierten, in Helsingör eine Art Maut bezahlen. Die Ära des Sundzolls machte die Stadt zu einer der reichsten in Dänemark. Das Schloss von König Frederik II. war so groß und mächtig, dass es für Shakespeare eine naheliegende Wahl der Location für ein Königsdrama darstellte.
Im weiten Schlosshof steht heute verloren ein sehr bescheidener Springbrunnen – dezentes Mahnmal für einen wesentlich größeren und unglaublich prunkvollen Vorgänger, den die feindlichen Schweden bei einer ihrer Eroberungen raubten und zu Kanonenkugeln einschmolzen. (Später waren sie viel netter, als die Skandinavier gegen Hitlerdeutschland zusammenhielten und tausende jüdische Flüchtlinge aus dem besetzten Dänemark über den Öresund geschmuggelt wurden; daran erinnert das Denkmal vor dem Bahnhof.)
Die dänische Geschichte und die Geschichten um die dänischen Könige und Königinnen sind lang und spannend – auch für Kinder!
Wenn ihr also wissen wollt, wie ein Leibarzt beinahe selbst König geworden wäre und wie grausam er am Ende dafür hingerichtet wurde, dann bucht unbedingt eine Führung durch die vielen, originalgetreu eingerichteten Säle und Zimmer, durch die Kasematten und hinauf auf den Turm.
Eintritt: je nach Saison 90 DKK bzw. 140 DKK/Erwachsene, Kinder sind frei (bis 18 Jahre!)
Öffnungszeiten: täglich außer Weihnachten und Silvester 11 bis 16 Uhr, im Sommer 10 bis 17:30 Uhr; letzter Einlass 30 Minuten vor der Schließzeit
Tipp: Auf dem Schlossgelände gibt es kostenfreies WiFi. Mit eurem Smartphone könnt ihr über die QR-Codes an diversen Stellen Erklärungen anhören – quasi ein Audioguide für die Generation 2.0.
Tipp 2: Wenn ihr danach noch ins Schifffahrtsmuseum geht, bekommt ihr mit dem Schloss-Ticket 20 Prozent Rabatt.
Kulturværftet: kindertaugliche Kunst am Hafen
Wenn euch nach so viel Geschichte noch nicht der Kopf dröhnt, könnt ihr direkt am Hafen eine weitere Portion Wissen und Eindrücke aufnehmen – nun allerdings ganz modern.
Mit direktem Blick auf die Fähren und Schiffe, die hier nach Schweden und sonstwohin ablegen – Dänemark ist mit der Maersk-Reederei ein Big Player in der globalen Seefahrt, und Helsingör ist seit Jahrhunderten einer der wichtigsten dänischen Häfen – wartet seit 2010 die Kulturwerft (dänisch: “Kulturværftet”).
Helsingörs kulturelles Zentrum wurde auf dem Gelände der ehemaligen Schiffswerft (ach nee…) errichtet und versammelt hier das Werftmuseum, das Schifffahrtsmuseum, die beeindruckende Stadtbibliothek und einen hippen Street Food Court.
Die weiten Flächen mit Blick auf die ankernden Schiffe und coole Kunstwerke wie zum Beispiel den “Meeresjungen” (Havdreng) bieten für eine Entspannungspause genug Platz und Luft, bevor es weitergeht zur nächsten Attraktion: hinunter ins Schifffahrtsmuseum.
M/S Museet for Søfart: das coolste Schifffahrtsmuseum der Welt
Ja, genau: Man läuft nach unten, wenn man dieses Museum betreten will. Nachdem ihr euch über die 94 weißen Bänke und Poller* rund um die beiden Löcher gewundert habt, die früher als Trockendock dienten und heute das Schifffahrtsmuseum beherbergen, steigt ihr entweder die Treppe zum Museumscafé hinab oder ihr rollt euren Buggy über die Zickzack-Rampe zum Eingang des Museums hinunter.
In sieben Metern Tiefe führt euch dann die Ausstellung zur Schifffahrt Dänemarks rund um das Trockendock, bei Bedarf auch quer hinüber, wenn es zwischendurch mal schneller gehen soll.
Aber schnell, schnell will hier eigentlich niemand durch – so viele spannende Ausstellungsstücke zeigt das Museum. Ob das die Andenken der dänischen Matrosen sind, die sie ihren Müttern und Frauen aus der Ferne mitbrachten, oder die coole Tätowiermaschine, an der wir uns direkt versuchen mussten, ob es der realistisch schiefe und laute Gang durch ein Unterdeck ist, über dem bedrohlich die Torpedos und Minen hängen – es gibt wahnsinnig viel zu sehen.
Ich fand den Bereich der heutigen Seefahrt am spannendsten. Wer weiß denn schon, wie viele Waren tatsächlich in einen Seecontainer hineinpassen, wo die Frachtschiffe überall hinfahren und was das alles kostet??
Und die Weltwundertochter? Die erlebte (nachdem sie ein echtes Seefahrertattoo bekommen hatte) im sehr schicken Souvenirshop ihr persönliches Highlight ;-)
* Die weißen Poller stellen einen Code im Morse-Alphabet dar. (Start fürs Buchstabieren ist direkt gegenüber dem Eingang zum Schloss.) Dann morst mal los!
Eintritt: 110 DKK/Erwachsene, Kinder sind frei (bis 18 Jahre!), Familienkarte: 200 DKK
Öffnungszeiten: täglich außer rund um Weihnachten und Silvester Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr, im Sommer bis 18 Uhr
Tipp: Das dazugehörige Café hat draußen entspannte Sitzecken, Bilderbücher und leckere kleine Mahlzeiten; das Pommes-freie Kinderessen können wir sehr empfehlen!
Bummel durch Helsingör
Das Beste zum Schluss – aber ihr könnt natürlich auch vor eurem Hafenbesuch in Ruhe durch die kleinen Gassen von Helsingörs Altstadt bummeln oder, noch besser, den Hafen in euren Stadtbummel durch Helsingör einbauen.
Wenn ihr mit dem Zug am sehr hübschen Neorenaissance-Bahnhof (siehe oben) ankommt, seid ihr sowieso am perfekten Ausgangspunkt für einen netten Spaziergang. Der führt euch durch die Gamle Færgestræde mit Häusern aus dem 15. Jahrhundert (!), vorbei an der 800 Jahre alten St Olai Kirche und dem Karmeliterkloster bald wieder zum Hafen zurück.
Vergesst nicht, unterwegs ein leckeres Lakritz-Eis zu essen! Und nehmt euch genug Zeit für die schönen Wandbilder, auf denen die Geschichte von Helsingör auch ohne Stadtführer sehr kindgerecht erklärt wird. Den einen oder anderen Spielplatz passiert ihr ebenfalls – nur so nebenbei.
Tipp: Ihr könnt euch gar nicht verlaufen, wenn ihr den blauen Punkten auf dem Boden folgt – die markieren den “Elsinore Walk”, der euch an allen interessanten Punkten von Helsingör entlangführt. Das Booklet zum Rundgang gibt es in der Tourist Information am Bahnhof und in allen Museen.
Extra-Tipp: ein Abstecher nach Louisiana!
Ihr habt noch nicht genug von Helsingör und moderner Kunst? Dann haben wir hier noch ein absolutes Highlight in Kurztrip-Entfernung für euch: Gerade mal 10 km sind es von Helsingör ins Louisiana Museum of Modern Art im Örtchen Humlebaek.
Der Name dieses Kunstmuseums mit einem riesigen Skulpturenpark ist überhaupt gar nicht Programm. Er stammt ganz schlicht vom Vorbesitzer der alten Villa, der sie nach seinen drei Ehefrauen benannt hatte (und die hießen angeblich alle Louise!).
Heute beherbergen die Villa und das angeschlossene moderne Gebäude einen echten Schatz an Werken moderner Künstler: von Picasso und Giacometti bis hin zu …. Yayoi Kusama!
Selbst die 4-jährige Weltwundertochter war von einem erhaschten Blick durch die Tür von Kusamas “Gleaming Lights of the Souls” so fasziniert, dass sie sich bereitwillig in die Warteschlange einreihte. Und als es endlich soweit war und wir staunend in der glitzernden Dunkelheit standen… Waaaahnsinn!
(Für das nicht optimale Foto muss ich mich entschuldigen. Aber wenn man nur eine Minute Zeit hat und gleichzeitig staunen, fotografieren, filmen und die Tochter vom verbotenen Planschen in der Wasserfläche am Boden abhalten will, muss man Prioritäten setzen!)
Eintritt: 125 DKK/Erwachsene, Kinder sind frei (natürlich auch bis 18 Jahre)
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11 bis 22 Uhr, am Wochenende 11 bis 18 Uhr
Tipp: Das Ticket könnt ihr schon zu Hause oder im Ferienhaus kaufen und dann auf dem Smartphone vorzeigen; keine Sorge, es ist ein Jahr lang gültig.
Tipp 2: Im Park des Museums lässt es sich herrlich picknicken, was viele Dänen auch gern tun, selbst wenn das Mitbringen von Essen eigentlich nicht gestattet ist…
Offenlegung: Unser Besuch in Helsingör war Teil einer Einladung von NOVASOL Deutschland. Es ist kein Geld geflossen und wir haben uns zu keiner Berichterstattung verpflichtet. Unsere Begeisterung für Helsingör ist absolut echt ;-)
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[…] Jenny von den Weltwunderern war im Übrigen ebenfalls in der Ecke unterwegs. Ihr Dänemark Geheimtipp für Familien lautet: Helsingør Da ärgere ich mich dann mal umso mehr, dass wir das Städtchen verpasst […]
Ja. Eine schöne Gegend. Besonders mit den vielen besoffenen schweden um die Mittagszeit. Von dort aus mal die küste weiter hochfahren. Gilleleye und dann noch bis tisvilde strand. Lohnt sich wirklich!!
Danke für den Bericht wir fahren morgen hin
Liebe Jenny,
Das sieht ja wirklich nach einem sehr hübschen Städtchen aus – und ein Schifffahrtsmuseum kommt bei meinem Junior ohnehin gut an. Kommt auf die Liste, wenn es mal nach Dänemark geht.
Liebe Grüße
Gela
Dieses Museum auf jeden Fall – denn da kann man sich ja sogar tätowieren lassen! ;-)
Wir haben so lange so dicht bei gewohnt und den Gegenübertritt nicht geschafft. Das sollten und werden wir ändern. LG