Ein Roadtrip im E-Auto ist auch heute noch ein ziemlich exotisches Unterfangen. Glaubten wir jedenfalls, als wir die Reaktionen auf unsere Urlaubspläne hörten. Allen Unkenrufen zum Trotz hat unser Urlaub im E-Auto in Kroatien und Slowenien prima geklappt – und war sicher nicht unser letzter!
Offenlegung: Dieser Beitrag enthält einen bezahlten Link zu idealo.de (markiert mit *). Unsere Meinung bleibt davon unberührt, wir haben die gesamte Reise selbst bezahlt.
Im Sommer 2023 sind wir als Familie in einem gemieteten E-Auto (einem Polestar 2) für zwei Wochen durch den Norden Kroatiens und durch Slowenien gefahren.
Vorher hat man uns Angst gemacht: Ob wir denn “da unten” genügend Ladestationen finden würden? Was, wenn unser Ferienhaus keine Ladesäule hätte? (Hatte es nicht.) Was, wenn wir unterwegs ohne Strom liegen bleiben? Oder wenn das E-Auto einfach anfängt zu brennen?? (Diese unlöschbar brennenden E-Autos scheinen eine speziell deutsche Horrorvorstellung zu sein…)
Wagemutig, wie wir sind, haben wir trotzdem den Mietvertrag unterschrieben – das E-Auto war nicht teurer als ein Verbrenner (was für ein Unterschied zu den Vorjahren!). Wir luden uns diverse Lade-Apps herunter, studierten die verschiedenen Ladekabel im Kofferraum (haben wir nicht gebraucht) und dann fuhren wir los.
Wir können schon mal spoilern: Keine einzige der geraunten Befürchtungen zu unserem Urlaub mit E-Auto ist eingetreten. Im Gegenteil: Wir fanden unseren Roadtrip im E-Auto so cool, dass wir jetzt nach Möglichkeit nur noch “Stromer” fahren. It’s the future, baby!
Inhalt
Im E-Auto nach Kroatien und Slowenien: Unsere Strecke
Ihr spielt auch mit dem Gedanken, im E-Auto nach Kroatien zu fahren? Dann wollt ihr es vielleicht so wie wir machen: Wir mögen es generell nicht, den gesamten Tag im Auto zu verbringen. Deshalb legen wir auf längeren Strecken gern eine Zwischenübernachtung ein. So haben wir es auch diesmal gemacht – auch, weil wir uns einen Sicherheitspuffer lassen wollten, falls das Laden unterwegs länger dauern würde als gedacht.
Etappe 1: Dresden – Prag – Wien
Etappe 1 führte uns von Dresden über Prag nach Wien – etwa 450 km, für die wir (mit Stau rund um Prag…) etwa 6 Stunden brauchten. Da wir mit nur 75 % Ladung starteten, haben wir kurz hinter Prag 20 Minuten Ladepause an einer Schnell-Ladesäule von Ionity gemacht.
Laut Google Maps (diese App hilft E-Auto-Fahrenden, indem sie direkt ausrechnet, wie weit man mit seiner Ladung noch kommt und wo man idealerweise auftanken sollte) hätten wir vor Wien noch einmal laden sollen, um nicht komplett leer in die Stadt zu rollen. Da wir aber auf der österreichischen Autobahn immer schön gleichmäßig 120 km/h gefahren waren, war unsere Batterie am Ende noch bei knapp 30 %.
Geladen haben wir daher erst am nächsten Morgen an einem großen Shoppingzentrum, während wir draußen in der Sonne frühstückten.
Etappe 2: Wien – Zagreb – Novi Vinodolski
Von Wien zu unserem Ferienhaus bei Selce waren es noch einmal knapp 500 km. Auf dieser recht bergigen Strecke mussten wir ebenfalls nur einmal nachladen. Das haben wir in Zagreb gemacht, während wir im benachbarten Lidl unseren Lebensmitteleinkauf für die nächsten Tage machten.
Wichtig war uns hier, dass wir mit genügend Reserve in der Batterie ankommen, denn im Umkreis unserer Unterkunft gab es weit und breit keine Ladesäule (und auch keine Tankstelle).
Von unserem Dorf Breze zur nächsten Ladesäule in Rijeka waren es 57 km – aber das heißt nicht, dass wir da täglich hinpendeln mussten. Genauso wenig, wie man täglich Benzin auftanken muss, braucht es täglich Strom, wenn man nur kürzere Tagesfahrten macht.
Also haben wir in 5 Tagen in Kroatien nur dreimal nachgeladen, wenn wir längere Ausflüge gemacht haben.
-> Hier findet ihr einen ausführlichen Reise-Guide für Kroatien*
Novi Vinodolski – Bovec (Soca-Tal) – Stara Fuzina (Lake Bohinj)
Auch in Slowenien hatten wir keine Schwierigkeiten, unser E-Auto nach Bedarf zu laden. Die Versorgung mit Ladesäulen ist im abgelegenen Soca-Tal zwar nicht unbedingt dicht – es gibt quasi nur eine Ladesäule auf dem Spar-Parkplatz in Bovec -, aber für unsere Bedürfnisse hat es genügt.
Denn, wie gesagt: Man braucht ja nicht täglich eine Ladesäule.
-> Slowenien ist übrigens ein wunderschönes Reiseziel!
2 Tage Rückfahrt: Stara Fuzina – Linz – Dresden
Auch die Rückfahrt haben wir der Bequemlichkeit halber wieder in 2 Etappen aufgeteilt: Zuerst ging es vom Lake Bohinj – unserer letzten Station in Slowenien – mit einer Ladepause (weil es in Bohinj keine Ladesäule gab) über 350 km nach Linz. Und am nächsten Tag fuhren wir von Linz über Prag nach Hause, wobei wir einmal morgens in Linz und einmal in Prag nachgeladen haben. Alles sehr entspannt!
Unter 20 % ist die Batterie unseres Polestar 2 während der gesamten Reise nicht gefallen. Und meine anfängliche Reichweitenangst hat sich schon nach einigen Tagen in Luft aufgelöst, als mir klar wurde, wie albern das ist.
Urlaub mit E-Auto: (wie) geht das?
Reisen im E-Auto ist ungewohnt und anders – man hat viele Fragen und muss sich erst “reinfuchsen”, wie das mit dem Laden unterwegs funktioniert. Aber das war für uns kein Grund, nicht mit dem E-Auto nach Kroatien zu fahren.
Sobald wir uns an das Fahren im E-Auto gewöhnt hatten – immer mal nach Ladesäulen schauen und überlegen, ob es schon Sinn machen würde, hier eine Toiletten-/Kaffeepause einzulegen, während man ein wenig nachlädt – machte es richtig Spaß.
Seid ihr schon mal mit einem E-Auto gefahren? Ihr werdet es lieben.
Ein E-Auto ist nicht nur viel leiser als ein Verbrenner (was vor allem auf der Autobahn deutlich wird – man kann sich leise unterhalten!), es zieht auch viel schneller, was Überholvorgänge viel, viel sicherer und (für mich) angstfreier macht.
Und: Rekuperation!! Anstatt zu bremsen, lässt man einfach das Gaspedal los. Dabei lädt sich das Auto von selbst wieder auf und das Fahren wird unglaublich viel angenehmer.
Welche E-Autos eignen sich für längere Reisen?
Wir haben seit 2018 kein eigenes Auto mehr und wollen das auch gern so belassen – wir sind also keine E-Auto-Besitzer, sondern mieten eines, wenn wir eins brauchen. Der Vorteil: Wir können gezielt schauen, welches E-Auto für unsere Zwecke gerade am besten passt.
Die wichtigste Frage beim E-Auto ist ja die Reichweite – und die sollte für längere Reisen nicht allzu niedrig sein, denn man will ja nicht ständig unterwegs anhalten und nachladen müssen.
Dass man mit einem E-Auto keine längeren Fahrten machen kann, ist ja schon ziemlich lange Quatsch. Klar gibt es kleine Stadtflitzer wie den Renault Zoe, die mit einer Ladung nur 180 km weit kommen. Aber jede Autovermietung bietet heute Fahrzeuge mit Reichweiten zwischen 500 und 700 km an – und damit kommt man schon ein gutes Stück voran.
Wichtig: Die Angaben der Hersteller zu den Reichweiten sind meistens etwas geschönt. Wie weit man tatsächlich mit dem E-Auto kommt, hängt stark von der Tagestemperatur, der Beladung, der Nutzung von Heizung oder Klimaanlage, den Steigungen und natürlich auch vom Tempo ab, das ihr drauf habt.
Das E-Auto zeigt euch zum Glück ständig selbst an, wie weit ihr mit dem aktuellen Batterieladestand noch kommt. Da kann man dann auch nachjustieren – z.B. auf der Autobahn das Tempo drosseln, die Klimaanlage runterregeln oder in den Rekuperations-Modus wechseln.
Wir hatten einen Polestar 2 (von Volvo) gemietet, der eine Batteriekapazität von 69 kWh und damit eine theoretische Reichweite von ca. 500 km hat. Die haben wir allerdings nie ausgereizt.
Der weitere Vorteil am Polestar 2 ist seine Geräumigkeit – in den Kofferraum passte unser Gepäck locker rein. Als Bonus hat der Polestar 2 noch einen “Frunk”: ein kleines Extra-Fach unter der Motorhaube, wo ja kein Motor mehr ist.
Wie lange dauert das Strom-Tanken unterwegs?
Gerüchte über ewige Ladezeiten halten viele davon ab, sich ein E-Auto für längere Strecken zu mieten. Wie soll man damit in den Urlaub kommen? Ist kein Problem, sagen wir jetzt – denn einmal Aufladen dauert nicht viel länger, als man für die Toiletten- und Kaffeepause ohnehin braucht.
Die Ladezeit eines E-Autos hängt von zwei Faktoren ab:
- maximale Ladeleistung (kW)
- Batteriekapazität (kWh)
Die Kapazität geteilt durch die Ladeleistung des Autos ergibt die ungefähre Ladedauer in Stunden. In der Praxis dauert der Ladevorgang dann meist noch etwas länger, denn die Ladeleistung sinkt, je voller die Batterie wird. Ab 70 % wird es deutlich langsamer und für die letzten 10 % braucht das Auto ewig.
Wir haben unterwegs immer versucht, Ladestationen mit möglichst hoher Ladekapazität zu wählen – 350 kW sind Premium, waren für unseren Polestar 2 aber viel zu viel. (Das ist von E-Auto zu E-Auto verschieden.) 150 kW waren für unsere Bedürfnisse top, 50 kW gerade noch okay.
Denn: Je niedriger die Ladekapazität, desto länger dauert es, bis die Batterie wieder voll ist. Aber je niedriger die Ladekapazität, desto günstiger ist auch der Strom!
Wo kann man unterwegs das E-Auto laden?
An einer Tankstelle natürlich – haha! Okay, so einfach ist es nicht. Erstens gibt es lange nicht an jeder Benzin-Tankstelle auch Ladesäulen (noch nicht einmal an den Autobahnen!). Und zweitens stehen Ladesäulen auch überall sonst in der Landschaft herum.
Hier haben wir unser E-Auto meistens “aufgetankt”:
- Tankstellen im Umkreis großer Städte (vor allem Shell ist hier gut ausgestattet)
- Parkplätze an Einkaufszentren – hier kann man dann gleich einen Einkauf machen oder etwas essen gehen, während das Auto auflädt
- Parkplätze an Supermärkten, vor allem Lidl und Spar – Vorteil siehe oben
- Ladesäulen in Tiefgaragen oder auf öffentlichen Parkplätzen – großer Vorteil, denn während des Ladens muss man hier kein Parkticket ziehen, perfekt in teuren Innenstädten!
Einmal haben wir kostenlos geladen auf dem Kundenparkplatz von Porsche in Zagreb (vielen Dank!) und in Linz konnten wir unser E-Auto auf dem Hotelparkplatz aufladen – allerdings nicht über Nacht, das hätte man nämlich anmelden müssen. Hätten wir ja gemacht, wenn das Hotel in seiner Beschreibung darauf hingewiesen hätte, dass es eine (!) Ladesäule hat…
Diese Beschreibung zeigt bereits, dass Ladestationen für E-Autos sehr unterschiedlich aussehen können. Anders als bei einer Benzin-Tankstelle kann man vorher nie wissen, was man bekommt: Wird es ein Dach gegen Sonne und Regen geben? Wird man sich die Ladezeit sinnvoll vertreiben können?
Mit ein wenig E-Auto-Erfahrung sucht man sich die nächste Ladestation dann nicht nur nach Ladekapazität aus, sondern auch nach der passenden Umgebung.
Kann man eine Ladestation reservieren?
So unterschiedlich sie ausgestattet sind, eines haben alle Ladesäulen gemein: Man kann sie (bis dato) nicht reservieren oder einen Zeitslot buchen. Zwar zeigen die Lade-Apps an, ob eine Säule aktuell frei oder besetzt ist. Aber wenn man dann ankommt, kann sich das schon geändert haben.
Wenn man eine Ladestation mit nur einer Säule auswählt oder einfach gerade viel los ist (z. B. an Autobahn-Raststätten), muss man mit Pech also warten – aber nicht mehr als maximal 20 Minuten. Das ist übrigens auch der Grund, warum man nie mit komplett leerem Akku oder extrem knappem Zeitplan eine Ladesäule ansteuern sollte!
Ist Reisen im E-Auto günstiger als im Verbrenner?
Jein. Das Problem bei dieser Frage: Jeder Ladesäulenbetreiber legt andere Preise und Bezahlmodelle fest, es gibt einen regelrechten Tarifdschungel.
Wenn man das E-Auto auf Reisen immer an Schnellladestationen mit Gleichstrom (DC) auflädt, ist das wahrscheinlich teurer, als wenn man ein vergleichbares Auto mit Verbrennungsmotor betankt. Lädt man dagegen mit Wechselstrom (AC) und weniger Kapazität, werden die Kosten für das E-Auto niedriger sein.
Dank zahlreicher Apps (auch Google Maps!) kann man in Ruhe vergleichen, welche Ladestation in der Umgebung wie viel kostet. Es lohnt sich immer, vorher einen Kostenvergleich zu machen.
Was kostet es, ein E-Auto aufzuladen?
An normalen Ladesäulen kostet der Strom zwischen 25 und 40 Cent/kWh, an Schnellladesäulen 35 bis 50 Cent. Eine teure Ausnahme ist Ionity – hier kostet das Expressladen stattliche 79 Cent, geht aber auch superschnell.
Fährt man einen Polestar, hat man Glück: Diese Automarke hat mit Ionity einen Deal. Mit der Polestar-App zahlt man für das Expressladen nur die Hälfte! (Hat uns niemand gesagt, als wir unseren Polestar 2 gemietet haben…)
Bezahlt wird übrigens ebenfalls sehr unterschiedlich: Bei einigen Anbietern geht es per App (z. B. Ionity), bei anderen kauft man eine Ladekarte (z. B. EnBW) oder zahlt einfach per Kreditkarte.
Unsere Erfahrungen: 5 Lektionen zum Reisen im E-Auto
- Lange Etappen gut planen: Schaut euch vor dem Start im Auto eure Strecke an und überlegt, wo ihr einen Lade-Zwischenstopp machen wollt (kann man dort Kaffee trinken, schon mal einkaufen, gibt es mehrere Ladesäulen?). Google Maps empfiehlt nicht immer die beste Option, mitdenken macht sich bezahlt.
- Google Maps nutzen: Es ist schon angeklungen, dass Google Maps für Reisen im E-Auto perfekt mitdenkt. Andere Lade-Apps braucht man da fast gar nicht; auf Google Maps seht ihr fast alle verfügbaren Ladesäulen samt Ladekapazität und Belegung.
- Apps, Apps, Apps! Dennoch lohnt es sich, im Vorhinein die Apps der häufigsten Lade-Anbieter an eurem Reiseziel herunterzuladen und evtl. eine Ladekarte zu kaufen – dann ladet ihr dort günstiger. Gerade für den Polestar 2 ist die Polestar-App ein Muss, weil ihr damit 50% Rabatt bei Ionity bekommt.
- Immer einen Schirm dabei haben: Die meisten Ladesäulen stehen stiefmütterlich vernachlässigt unter freiem Himmel an abgelegenen Ecken von Parkplätzen. Wer im strömenden Regen oder sengender Sonne auch nur fünf Minuten mit der Ladesäule hantieren muss, freut sich über einen Schirm.
- Keine Reichweitenangst! Die Angst davor, mit leerer Batterie liegenzubleiben, ist wirklich albern – lasst euch von angeblichen Erfahrungsberichten auf Auto-Bild nicht verunsichern! Wer vorausschauend fährt und nicht die mongolische Steppe durchqueren will, wird in Europa nie ein Problem haben, sein E-Auto rechtzeitig nachzuladen.
Wir sind beileibe keine E-Auto-Experten, aber jetzt sind wir immerhin begeisterte E-Auto-Fahrer! Habt ihr Fragen zum Reisen im E-Auto, dann stellt sie uns gern!
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[…] Grundsätzlich finde ich, dass man überall mit dem E-Auto hinfahren kann. Wenn man sich die Liste anschaut, sieht man aber, dass es schon Länder gibt, die bei der Lade-Infrastruktur noch eher nicht ganz so weit sind. In ganz Kroatien gibt es zum Beispiel nur knapp über 1000 Ladepunkte. Das ist definitiv sehr wenig und gerade auf den vielen Inseln könnte es da problematisch werden. Unsere Reisebloggerkollegin Jenny von den Weltwunderern hat es allerdings gewagt und ist mit ihrer Familie mit dem E-Auto durch Slowenien und Kroatien gereist. Hier findet ihr ihre Tipps. […]