! Aktualisiert am 5. Juni 2017
Ich bin ja sonst wirklich kein Kontrollfreak – abgesehen davon, dass das Weltwunderkind rechtzeitig in der Schule ankommt, sein Frühstück dabei hat und unsere Rechnungen vor der zweiten Mahnung bezahlt sind, gehe ich doch ziemlich locker an den Alltag heran. Das endet aber, sobald es ans Reisen geht. Mein letztes Vietnam-Vorbereitungs-Posting, kurz vor der Abreise, widme ich also diesem ganz persönlichen Problem der Über-Reisevorbereitung.
Ich gestehe: Ja, ich bin ein Vorbereitungs-Addict!
Zwei Wochen nach Bekanntwerden unseres nächsten Reiseziels kann man mich bereits als Expertin für das jeweilige Land buchen. Im Reisebüro muss man mir nichts mehr über Visa-Bestimmungen erzählen, die Tipps anderer Reisender kann ich bestimmt wertvoll ergänzen und alle Bedenken habe ich garantiert ebenfalls schon gehabt und wieder ad acta gelegt.
Ich liebe es einfach, Informationen zu recherchieren, Landeskunde zu betreiben und die Blogosphäre nach Erfahrungen reisender Familien zu durchstöbern.
Die Sache hat nur einen Haken: Ich weiß zu schnell zu viel.
Daraus folgen drei Dinge:
Zu viel Reisevorbereitung: endlose To-do-Listen
Erstens: Ich weiß, was es an jedem beliebigen Ort unseres Reiseziels theoretisch zu sehen gibt – und setze dann Himmel und Hölle in Bewegung, damit wir nichts davon verpassen. Weigert sich die Familie und will lieber gammeln, angeln oder baden, bekomme ich das Zappeln: Jetzt sind wir schon mal hier, die Kinder könnten so viel lernen, gammeln und baden können wir doch auch zu Hause…
Das ist natürlich gar nicht cool. Ich will meine Familie nicht wie eine nervige Gouvernante von einem kulturellen Höhepunkt zum nächsten zerren.
Wichtigste Aufgabe auf dieser Reise: Ich muss mich entspannen! Vielleicht mal allein losgehen, vielleicht aber auch mal locker lassen und bewusst eine Sehenswürdigkeit verpassen.
Zu gute Reisevorbereitung: ich weiß eh schon alles
Zweitens: Ich weiß über viele Dinge schon vorher so viel, dass ich sie vor Ort gar nicht mehr entdecken muss – Fotos aus allen Blickwinkeln kenne ich schon und Eindrücke habe ich schon von dreißig anderen Reisenden gelesen.
Schwierig, dann unvoreingenommen an eine Sache heranzugehen.
Zweitwichtigste Aufgabe auf dieser Reise: Ich muss sofort aufhören, noch mehr zu recherchieren. Der Reiseführer bleibt in der Tasche, bis wir konkret etwas nachschlagen müssen. Und hin und wieder muss ich versuchen, ganz ohne Checkliste im Kopf aufs Geradewohl loszulaufen und nur zu schauen, zu hören und zu schnuppern…
Die „10 Dinge, die man in XX gesehen haben muss“, habe ich doch im Internet sowieso schon gesehen.
Zu viel Recherche vor der Reise: Angst!!
Drittens, ganz besonders wichtig im aktuellen Fall: Ich habe so viel über die Tücken und Gefahren gelesen und kenne schon so viele Abzock-Tricks und Sicherheitstipps, dass ich so langsam das Gefühl bekomme, dass Vietnam vielleicht doch nicht die beste Idee für eine Reise mit Kindern war…?
Aufgabe für mich: Aufhören, nach „Scams“ und Touristenfallen zu scannen. Auf das Gute in den Menschen vertrauen und darauf, dass wir schon klarkommen werden. Wie wir ja bis jetzt immer klargekommen sind. Gut vorbereitet sind wir ja.
Vor der Vietnam-Reise: das wünsche ich mir
Mein kleines, privates Wunschprogramm ganz ohne Reiseführer sieht so aus:
- Ich möchte den Kindern Tempel und Moscheen aller möglichen Religionen zeigen und mit ihnen viele kleine Details entdecken.
- Ich möchte die Tempelanlage von Angkor Wat sehen und aufs Geradewohl durch die Ruinen streifen.
- Ich möchte möglichst viele verschiedene Dinge in Straßenrestaurants essen (allerdings keine Affen oder Hunde, bitte!), vietnamesischen Kaffee trinken und die Menschen bei ihrem Tun beobachten.
- Ich möchte mich trauen, Motorroller zu fahren, eine Schlange anfassen und ein gegrilltes Insekt essen, und ich möchte ein paar Worte auf Vietnamesisch sagen können.
Das sollte doch zu schaffen sein – ohne allzu viel Stress und Recherche.
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Ganz ehrlich, es ist überhaupt nicht schlimm! Ich schreibe ewig vorher auch Listen und informiere mich gründlich über das Land, es gibt mir nicht nur ein Gefühl von Sicherheit, sondern ich kann mich besser auf das “Fremde” einlassen. Außerdem finde ich es ganz gut, sich vorher zu informieren, damit man sich nicht ganz so daneben benimmt. Ich hatte eine Freundin die mit ihrem Freund nach Thailand gereist ist und nicht verstanden hat warum alle Menschen sie so komisch anschauen, bis ihr jemand gesteckt hat, dass es sehr unhöflich und ungewöhnlich ist, in der Öffentlichkeit seinen Partner zu küssen oder Händchen zu halten. Wenn man solche kleine Feinheiten kennt, fühlt man sich einfach wohler und zollt seinem Gastland ein bisschen Respekt. Deswegen eine gute Sache sich vorher zu informieren! :) Ich wollte auch im Februar nach Vietnam
Viele Grüße
Hallo Sarah, wenn du weiterliest, siehst du, dass wir bereits in Vietnam waren – und nicht sicher sind, ob wir das Land als Reiseziel guten Gewissens weiterempfehlen können. Aber wenn du sowieso hin willst, bist du ja durch meine Posts gut vorbereitet und wir wünschen dir viel Spaß!
Das schaffst du ganz bestimmt! Ich wünsche dir einen wunderschönen Urlaub und das ihr unendlich viele, nicht im Reiseführer stehende und wunderbare Erlebnisse haben werdet. :-)
Ich hoffe auch auf ein paar Berichte aus Ankor Wat, den vielleicht komme ich im Dezember auch dortin!
Liebe Grüße
Christina
dann liegt “erstens” wohl in der familie …