Es gibt keine Kängurus in Neuseeland, oder doch? Wallabys sind knuddelig und süß, haben aber genau wie die puscheligen Possums in Neuseeland nichts zu suchen. Auf der Südinsel, wo die Plage mit am schlimmsten wütet, könnt ihr Wallabys in Waimate dennoch streicheln und füttern – verrückt!
Kängurus und Wallabys (das sind die kleineren Varianten der hüpfenden Beuteltiere) erwartet man in Neuseeland eher nicht zu sehen – es sei denn, man hat bei der Reisevorbereitung nicht aufgepasst und sich den Australien-Reiseführer durchgelesen.
Im Örtchen Waimate auf der Südinsel sieht es anders aus: Hier kann und soll man zahme, von Hand aufgezogene verwaiste Wallabys gern füttern und streicheln. Das ist besonders für Familien mit kleineren Kindern eine tolle Sache, denn Neuseelands Tierwelt ist ja ansonsten nicht so zum Anfassen und Kuscheln geeignet.
Inhalt
Wallabys: die neue Plage in Neuseeland
Beim Wandern in Canterbury und Otago wunderten wir uns hin und wieder über Warnschilder: Wer ein Wallaby gesehen habe, der soll es sofort beim DOC oder einer anderen Behörde melden! Wir hätten ganz gern ein Wallaby gesehen, denn die sind echt niedlich…
Das fand wohl auch der neuseeländische Gouverneur George Grey. Er führte 1912 Wallabys auf Kawau Island ein, wo sein Anwesen lag. Fünf verschiedene Wallaby-Arten sollten den Zoo in seinem Anwesen bewohnen. (Derselbe Grey führte auch das Possum in Neuseeland ein. Ein echter Vordenker.)
Drei dieser Wallaby-Arten verbreiteten sich postwendend von der Insel auf das neuseeländische Festland, wo sie auf hervorragende Bedingungen trafen: Das Klima ist mild, es gibt reichlich Futter und null Raubtiere.
Nun bedrohen die süßen Beuteltiere Neuseelands einzigartige Natur, weil sie alle jungen Pflanzentriebe abfressen. Seit 2018 haben sie dem Possum den Rang als schlimmster nationaler Plagegeist abgelaufen. Der Schaden, den sie verursachen, ist ähnlich hoch. Heute gibt es fest etablierte Wallaby-Populationen in Rotorua am Lake Tarawera und eben in Süd-Canterbury rund um Waimate.
Um Wallabys abzuschießen und zu vergiften, geben Farmer in Neuseeland viel Geld aus. Die geschickten, schnellen und scheuen Tiere sind nämlich viel schwerer zu fangen und zu töten als Possums. Um ein Wallaby aufzuspüren, braucht man eigentlich militärische Überwachungstechnik, zumindest aber Helikopter und viel Gift.
Ersatzweise sind gut trainierte Hunde die beste Waffe der neuseeländischen Farmer, aber angesichts des riesigen Verbreitungsgebietes der Wallabys können die nicht viel ausrichten – die Hochlandebenen von Canterbury und Otago sind viel zu weitläufig.
So viel zur Einstimmung, damit ihr wisst, wie ungewöhnlich ein Zoo mit zahmen Wallabys in Waimate ist!
Wallabys in Waimate streicheln
In Waimate, einem kleinen Ort ein Stück landeinwärts vom SH 1, zwischen Timaru und Oamaru an der Ostküste der Südinsel, leben Wallabys bequem und geschützt, während sie ringsherum gejagt und vergiftet werden.
Hier, im EnkledooVeryKorna Wallaby Park, leben geschätzte 40 kleine und große Wallabys in weitläufigen Gehegen, kuscheln sich in gemütliche Hütten und werden liebevoll umsorgt. Seit 1977 werden verwaiste Jungtiere hier von Hand aufgepäppelt, 2001 öffnete Gwen, die Besitzerin, die Gehege für Besucher. Die übernehmen nun gern das Füttern und dürfen die Wallabys sogar streicheln.
Wir waren neugierig und haben es ausprobiert.
Unsere Jüngste war total verliebt in die Wallabys, die man wirklich alle füttern und streicheln konnte – auch die Jungtiere, die gemütlich in Stoffbeuteln in einer Ecke hingen und faulenzten. Von Gehege zu Gehege waren wir frei, uns jedem Wallaby zu nähern und ihm Futter aus der Hand anzubieten. Mit diesem “Incentive” ließen sich alle bereitwillig streicheln – sie hätten auch weghopsen können, wenn wir sie genervt hätten.
Der EnkleDooVery Korna Wallaby Park: unsere Erfahrung
Etwas abseits der Stadt liegt das Gelände des Wallaby Park mit dem unaussprechlichen Namen, der beim Einparken schon so richtig typisch neuseeländisch wirkt: Alles ist hier selbst gemacht, verrückte Fundstücke stehen herum und in einer Voliere quakt ein Kakadu. Vor dem Haus, in dem die Besitzerin Gwen lebt, reihen sich zahllose Gummistiefel und Gummi-Crocs auf – wozu sind die wohl?
Wir betreten das Haus und stehen mitten in einem Wohnzimmer; so mutet es jedenfalls an, aber dann entdecken wir einen Tresen, das hier ist wirklich die Anmeldung. Nach zwei, dreimal Rufen kommt dann auch Gwen herbeigeeilt – wobei man bei ihr nicht mehr von Eilen sprechen möchte, sie kann nicht jünger als 80 Jahre alt sein.
Die freundliche Wallaby-Dame legt sofort los: Nachdem unsere Kinder begrüßt wurden und wir den Eintritt bezahlt haben, sollen wir uns alle passende Plastikschuhe auswählen, denn mit unseren Straßenschuhen schleppen wir vielleicht Keime zu den Wallabys. Händewaschen muss auch sein und wird geprüft – die Tierchen sind empfindlicher, als man es von Schädlingen erwarten würde…
Die Sicherheitseinweisung, die wir nun erhalten, ist ausführlich und schüchtert uns durchaus ein: Wir lernen, wie wir das Futter präsentieren sollen (und wie nicht!), welche Körperhaltung wir dabei einnehmen müssen, in welcher Reihenfolge wir durch die Gehege gehen (sie sind alle durch Klapptore verbunden), wie wir die Tore öffnen und schließen… Uff, die Hälfte habe ich nach fünf Minuten schon wieder vergessen, fürchte ich.
Mit viel Respekt und drei Tüten voller Wallaby-Futter betreten wir dann das erste von etwa 15 Gehegen, in dem zwei Wallabys hocken. An jedem Tor hängt ein Namensschild, auf dem man etwas über die Eigenart der Bewohner erfährt – die einen mögen Kinder, die anderen sind neugierig oder verfressen… Ein Wallaby ist sogar blind, findet das Futter aber ohne Probleme.
Wir wurden ermahnt, mit den Wallabys nur englisch zu sprechen und ihnen anzukündigen, was wir vorhaben. Das machen wir auch brav und staunen, wie fließend unsere Zehnjährige sich mit den Wallabys unterhält.
Von Gehege zu Gehege laufen wir, rufen die Wallabys, lassen uns das Futter von der Hand schlecken (die einen sabbern ziemlich, die anderen gar nicht), kündigen unsere Streichelabsicht an und sind immer aufs Neue entzückt. Am süßesten sind die Babys, die in ihren DIY-Beuteln kuscheln.
Nach dem zehnten Gehege reicht es dann langsam – wir haben genug gefüttert und gestreichelt, und auch die Wallabys scheinen satt zu sein; wir sind ja nicht die einzigen Besucher hier, auch wenn wir die anderen Grüppchen durch den Gehege-Parcours kaum sehen.
Wir schütten verschämt unser nicht verfüttertes Futter zurück in den großen Sammeleimer, aus dem es kam und schlüpfen zurück in unsere eigenen Schuhe (und fragen uns, ob Gwen all die Schuhe auch regelmäßig reinigt – wir hatten nämlich keine Socken an, es war Sommer!).
Das Wallaby-Watching hat etwa 1,5 Stunden gedauert, jetzt müssen wir langsam weiter zu unserem nächsten Ziel, nach Oamaru.
Das Strahlen in den Augen unserer Kids wird noch eine ganze Weile bleiben – dass wir wilden Tieren in Neuseeland so nahe kommen würden, das hatten wir nicht gedacht!
-> Viele süße Wallaby-Fotos seht ihr auf dem Blog Karl-Reist.de – und dort sieht man auch, wie schön begrünt die Gehege im Frühjahr noch sind.
Tipp: Wallabys in Waimate kostenlos sehen
Psst, Geheimtipp: Ihr könnt Wallabys in Waimate auch kostenlos sehen! Geht dazu einfach in den Victoria Park, wo sich ein Wallaby-Gehege und eine große Vogelvoliere befinden. Füttern oder Streicheln geht hier natürlich nicht.
Für blinde Besucher gibt es hier einen eigenen Duftgarten mit besonders intensiv riechenden Pflanzen – cool, oder? Spannend sind in diesem Park auch die vielen bunt angemalten Waimate Rocks, für die es sogar eine eigene Facebook-Gruppe gibt: Findet ihr einen solchen Stein irgendwo (auch außerhalb des Victoria Parks!), sollt ihr ihn woanders neu verstecken.
Habt ihr schon mal ein Wallaby gestreichelt? Probiert es aus, solange Gwen noch da ist!
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