! Aktualisiert am 14. Oktober 2024
Istanbul haben wir ohne Kinder, anlässlich eines runden Geburtstags bereist. Die Stadt am Bosporus zwischen Europa und Asien hat uns begeistert: Hier verraten wir euch 3 Istanbul-Geheimtipps, die wir entdeckt haben.
Inhalt
Gibt es echte Geheimtipps in Istanbul?
Jedes Jahr kommen um die acht Millionen Besucher nach Istanbul; die meisten davon sind Deutsche. Davon konnten wir uns direkt überzeugen, da unser schickes nettes kleines Hotel in Steinwurf-Weite von der Blauen Moschee lag – einer der Hauptattraktionen Istanbuls.
In Reiseführern und Magazinen liest man viel von “Geheimtipps”, die man nicht verpassen sollte. Die inhärente Paradoxie des “The Beach”-Problems ist klar: Was einmal als Geheimtipp herausposaunt wurde, kann keiner mehr sein, wenn alle daran teilhaben wollen.
In Istanbul gibt es einige solcher faulen Eier: Am meisten (und traurigsten) stach für uns die “Basilica Cistern” heraus. Tief unter der Erde liegt unter antiken Säulenbögen ein stiller See, in dem ein paar Karpfen ihre Bahnen ziehen und ansonsten außer ein paar Tropfen nichts zu hören ist.
So beschreibt es zum Beispiel das Reisemagazin des Spiegel online. Haha, kann ich da nur sagen!
Wenn man die sich windende Warteschlange vor dem Eingang der Zisterne überwunden hat, tappt man mit zusammengekniffenen Augen durch das Blitzlichtgewitter der hunderten von Amateurfotografen, die an den drei eigens ausgewiesenen schönsten Säulenbogen-Stellen ihr (natürlich misslungenes – kann denn kein Mensch einen Fotoapparat bedienen??) Erinnerungsfoto schießen und dann auf dem Rundgang weiterhetzen, weil sie vor der Schließzeit noch die nächste Attraktion abhaken müssen.
Das ist wirklich schade, denn hier unten könnte es echt schaurig-schön sein!
Istanbul-Geheimtipp Nr. 1: einfach drauflos schlendern
Dass man bei einer Städtereise die Hauptattraktionen ganz oben auf die Agenda setzt, ist klar. Wir wagten es trotzdem, die “Big Three” – Aya Sofya, Blaue Moschee aka Sultan Ahmet Camii und Topkapı-Palast – hintenan zu stellen und gingen bei herrlichstem Frühlingswetter erst einmal aufs Geradewohl los. Per Tram, Bus und Fähre ist das in Istanbul ganz einfach und mit der “Istanbulkart” auch gar nicht teuer.
So gelangten wir in den asiatischen Teil der Stadt (nach Üsküdar) und mäanderten dann, wieder per Fähre, über das Goldene Horn zurück in den Westen bis in den Stadtteil Eyüp. Dass wir hier ohne Stadtplan umherirrten, war nicht ganz freiwillig (der Lonely Planet Istanbul lässt in der Hinsicht leider zu wünschen übrig!), hatte aber den Reiz, dass wir uns mit drei Wörtern Türkisch bei alten Leutchen und freundlichen Busfahrern durchfragen mussten. Hände und Füße funktionieren hier wesentlich besser als Englisch!
Wir entdeckten spannende Märkte, auf denen es wesentlich interessantere Dinge zu kaufen gab als die immer gleichen Lederjacken und Teeservices, die man im Grand Bazaar sehen konnte – zum Beispiel gebratene Schafsköpfe oder riesige Haufen von Türkischem Honig.
Wir tranken türkischen Kaffee und aßen leckere “Balık ekmek” direkt am Bosporus-Ufer, hoch über dem Goldenen Horn oder auch im Gülhane-Park direkt hinter den Palastmauern des Topkapı; ganz ohne Touristenmassen und entsprechende Preise. Und wir sahen eine Menge interessanter Gassen und Gässchen samt ihrer Bewohner. Spannend!
Übrigens: Wer den ganzen Tag lang per Bus, Tram und Fähre zwischen den Kontinenten unterwegs ist, der braucht unbedingt hin und wieder eine Stärkung. Dafür gibt es hier am Straßenstand (neben Esskastanien und gerösteten Maiskolben) den gesündesten Snack, der je an Touristen verkauft wurde: frisch gepressten Granatapfelsaft. Lecker!
Istanbul-Geheimtipp Nr. 2: Moscheen!
Wer nach Istanbul kommt, der muss Moscheen mögen. Neben der Blauen Moschee, durch die sich Tag für Tag hunderte (oder tausende?) Besucher schieben, gibt es in Istanbul schätzungsweise 500 weitere Gebetshäuser, die teilweise nicht weniger beeindruckend sind – jedes auf seine Weise.
Die Moscheen, die wir durch zielloses Herumlaufen und gezieltes Suchen abseits der Touristenpfade fanden, konnten wir in aller Ruhe entdecken und genießen. Fast alle sind für Besucher offen, wenn nicht gerade Gebetszeit ist.
Wer nicht vom Duft hunderter bloßgelegter Socken in der Blauen Moschee umgehauen werden will, der kann zum Beispiel in der stillen Atik Valide Camii in Üsküdar, aber auch in der riesigen Yeni Camii am wuseligen Fährterminal in Eminönü in aller Ruhe die Mosaike und Kalligrafien an den imposanten Kuppeln bewundern.
Spannend fanden wir es auch, die heilige Atmosphäre zusammen mit einer Menge an “echten” Besuchern zu erleben: Die Eyüp Sultan Camii ist für Muslime immerhin fast so heilig wie die Kaaba in Mekka!
Istanbul-Geheimtipp Nummer 3: die Stadtmauer
Die besten Dinge entdeckt man in der Regel per Zufall. So auch hier: Eigentlich hatten wir die (auch für Atheisten) faszinierenden und wirklich schönen Mosaike in der uralten Chora-Kirche (“Kariye Müzesi”) anschauen wollen. Die ehemalige Kirche liegt mitten im ansonsten echt unscheinbaren (und vor allem durch seine Masse an Brautkleider-Läden herausstechenden) Stadtviertel Fatih.
Als wir hier nach der richtigen Bushaltestelle suchten, fiel uns die Theodosianische Stadtmauer ins Auge, deren gut erhaltene Ruinen sich über mehrere Kilometer quer über die ganze Halbinsel vom Goldenen Horn bis ans Marmara-Meer ziehen.
Ein paar neugierige Erkundungen später fanden wir tatsächlich eine Aufstiegsmöglichkeit: eine Treppe ganz ohne Geländer, die hinauf auf die etwa 15 (?) Meter hohe Mauer führte – ebenfalls komplett ohne Geländer und nur teilweise restauriert. Einige der Treppen, die zu höheren Absätzen führen, sind gerade einmal handbreit und wecken Erinnerungen an mexikanische Tempel wie Tical.
Definitiv nichts für Höhenängstliche!
Diese Mauer hätte ich mit dem Weltwundersohn sicherlich NICHT bestiegen; oder höchstens mit einem Klettergurt. Ein paar türkische Jungs, die fröhlich auf den steilen Wänden herumkletterten, beruhigten mein ängstliches Mutterherz nicht gerade. Städtetrips ohne Kinder sind eben doch auch mal ganz gut!
Ohne Angst im Nacken konnten wir hier oben einen absoluten Wahnsinnsblick auf ganz Istanbul genießen – wirklich 360° Panorama, noch besser als im “Café Pierre Loti” in Eyüp oder auf der Aussichtsterrasse des Topkapı-Palastes.
Unsere Empfehlung für Istanbul lautet daher: Besucht auf jeden Fall die “Big Three”, aber verpasst auf keinen Fall die kleineren Juwelen! Das Leben in den Stadtvierteln, die vielen unbekannteren Moscheen und vor allem die Aussicht von der Stadtmauer in Fatih sind die wahren Highlights von Istanbul.
Istanbul-Tipps von anderen (Familien-) Reisebloggern
Die Istanbul-Kenner schlechthin sind Gabi Tröger und Michael Bussmann, die auf ihrem Blog Hierdadort.de viele Istanbul-Geheimtipps verraten. Ihr Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag sollte unbedingt in eurem Gepäck sein, wenn ihr nach Istanbul fahrt:
- Schweden-Blogger Hartmut von 4aufeinenstreich.se war mit zwei kleinen Kindern in Istanbul unterwegs
- Dani von butterflyfish.de erkundete Istanbul fast eine Woche lang mit ihrer Tochter
- Sabine von Geckofootsteps.de stapfte mit ihrem Sohn im Winter durch Istanbul
- Sabrina von Lets-find-tiggy.com hat ihr Baby durch Istanbul getragen
- Britta vom Looping Magazin ging ohne Kinder, aber mit Guide auf Tour
- Eva von Hidden Gem entdeckte die versteckten Seiten der Stadt allein
- Eva von Patotra.com führt euch durchs touristische Pflichtprogramm
- … und Heike von Kölnformat hat einen ungewöhnlichen Hoteltipp in einem nicht-touristischen Stadtteil für euch
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[…] von Weltwunderer empfiehlt ein paar […]
Wir waren letztes Wochenende in Istanbul, allerdings mit Kind. Leider konnten wir die Stadtmauer nicht besichtigen und das zeigt einfach, dass ich wieder hin muss ;-)
Ich schliesse mich Dir an, dass Istanbul soviel mehr ist als nur die Altstadt. Wir waren in den Stadtteilen Ortaköy und Nisantasi unterwegs. In Ortaköy die leckeren Kartoffeln (kumpir) gegessen und in Nisantasi wunderbare Gassen und Cafes entdeckt.
Danke für die Erinnerung beim Lesen Deines Textes!
LG, Gordana
[…] einen Wahnsinns-Blick aufs goldene Horn, man kann auch bei Gözleme, Tee und Shisha prima chillen. Schwindelfreie marschieren auf der Stadtmauer. Danke für den Tipp, liebe […]
Hört sich toll an und ich würde am Liebsten sofort ins Flugzeug steigen. Hab auch schon für dieses Jahr über ein Wochenende ohne kids in Istanbul nachgedacht. Du hast das jetzt noch verstärkt. Danke für Deine Geheimtipps. Liebe Grüße, Nadine